Der Teide auf Meereshöhe

Landwirtschaft und wilde Klippen.

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Die Küste zwischen San Juan de la Rambla und Icod de los Vinos gehört sicher nicht zu den touristischen Höhepunkten der Insel. Aber vielleicht ist es gerade deshalb interessant, einmal diesen Landesteil zu durchstreifen. Die Stadt La Guancha hat sogar eigens einen beschilderten Weg angelegt, der durch ein geologisch spannendes Gebiet führt.

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Auf dieser kleinen Rundwanderung entdeckt man nicht nur einen wilden und unbekannten Küstenabschnitt, sondern kommt auch durch viel landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit Gärten und Bananenplantagen. Die hier vorgestellte Strecke verläuft teilweise auf dem offiziellen Rundweg „Der Teide auf Meereshöhe“, der vom Ortsteil Santa Catalina zur Küste hinunter verläuft. Die Route kommt auch durch den alten Dorfkern von Santa Catalina, der etwas abseits der TF-5 liegt. Bei warmem Wetter und ruhigem Seegang ist es auch eine gute Idee, Badesachen in den Rucksack zu packen, denn es gibt herrliche Bademöglichkeiten zwischen den Felsen.

Ein guter Startpunkt für die Wanderung ist bei der T-Gas Tankstelle, etwas unterhalb des Bauernmarkts. Genau gegenüber der Tankstelle kann man das Auto abstellen. (Wenn dort kein Platz ist, gibt es auch 100m weiter unten noch eine Parkmöglichkeit.) Direkt bei dieser Parkbucht beginnt im Gebüsch ein schmaler Pfad, der durch viel Katzenschwanzgras auf einen kleinen Höhenrücken hinauf führt. Dort steht man schon auf einem der alten Lavaströme, von denen später noch die Rede sein wird. Genau auf dem Kamm geht man nach rechts entlang einer Wasserleitung und hat schon gute Ausblicke über die Landschaft in beide Richtungen. Ganz oben kommt man an einem verlassenen Wasserbecken vorbei und trifft auf einen Fahrweg, dem man nach links folgt.

Nach 400m trifft der Weg auf die Hauptstraße (TF-352) nach La Guancha. Diese überquert man und geht weiter auf dem Landwirtschaftsweg, unter einer Wasserleitung hindurch, und zwischen Bananenplantagen ein Tal hinunter. Man kommt direkt an der kleinen Plaza von Santa Catalina raus.

Weg mag, kann noch etwa 100m nach rechts die Calle Real entlang gehen bis zur kleinen Kapelle von Santa Catalina. Es handelt sich allerdings um die im Jahr 1878 neu erbaute Kapelle, die von außen recht schmucklos ist. Davor steht einer der wenigen 100-jährigen Zedernbäume, die man auf Teneriffa noch findet. Im Jahr 1640 hat ein großer Bergsturz oberhalb des Dorfes ein Loch in den Anhang gerissen und die ursprüngliche Kapelle von 1510 zerstört.

Auf dem Luftbild und dem Foto kann man den riesigen Geländeeinschnitt im Hintergrund gut erkennen. In der Calle Real lohnt es sich, auch mal einen Blick in die kleinen Seitengässchen zu werfen.

Von der Plaza aus geht man nun die Calle Real nach links hinauf und hat einen schönen Ausblick Richtung Küste und San Juan de la Rambla. Die Bananenplantagen unterhalb des Dorfes sind die „del marqués“, des „Herzogs“. Obwohl es hier nie einen Herzog gab. Aber die Bauern gaben immer gerne den etwas reicheren Herren einen Spitznamen.

Man geht weiter auf der Calle Real bis zu deren Ende an der Hauptstraße und biegt dort nach rechts ab. Vor dem Bau der Umgehungsstraße der TF-5 war dies die Durchgangsstraße durch den Ort. Nach etwa 400m auf der Hauptstraße biegt man nach der zweiten Rechtskurve links in die kurze Calle Siempreviva ab. Dort kann man nach dem weißen Haus auf einem steilen Pfad zur TF-5 hinunter steigen.

Die Überquerung der TF-5 ist wegen des Verkehrs etwas schwierig. Genau gegenüber beginnt wieder ein Landwirtschaftsweg, auf dem man bald zu einem schönen Aussichtspunkt direkt oberhalb der Steilküste kommt. Nach der Schranke hält man sich rechts und geht unterhalb des runden Wasserbeckens weiter Richtung Küste auf einem Wanderpfad direkt unterhalb der Bananenplantagen.

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Dieser Pfad führt direkt zum Naturschwimmbecken Charco Azul mit einem kleinen Steinstrand. Um dort hinunter zu kommen, muss man allerdings mit äußerster Vorsicht über die Felsen klettern, es gibt keinen angelegten Weg oder Treppe. Geht man ein Stückchen unterhalb der Mauern weiter, ebenfalls mit der notwendigen Vorsicht (!), blickt man von oben in den Charco Verde. Dort steht das Wasser still und leuchtet tiefgrün, weil nur bei Sturm eine größere Welle durch die schmale Felsspalte bis zum Becken vordringen kann. Es ist nicht möglich, dort hinunterzusteigen. Achtung: Die Felsen sind steil und gefährlich, es besteht Absturzgefahr!

Nach dem Genuss dieser Naturschönheiten geht man zurück bis zum Wasserbecken und oberhalb von diesem nach rechts auf dem asfaltierten Fahrweg. Er verläuft an der gut erkennbaren, gelb gestrichenen Finca Charco Verde vorbei, und 500m danach trifft man auf den offiziellen Wanderweg „El Teide a nivel del mar“.

Nach rechts befindet man sich alsbald wieder auf einem alten Lavastrom. Gut erkennbar ist die Steinsäule des geodätischen Messpunkts, dort hat man einen schönen Rundblick. In der Ferne grüßt die Nachbarinsel La Palma.

Zunächst lohnt aber noch ein kurzer Abstecher in Richtung Meer, wenige Meter unterhalb der Steinsäule. Man kann dort auf einen der Lava-Arme hinaus gehen und steht bald oberhalb der wilden Klippen. Ein Stück weiter nach rechts sieht man in einer Bucht eine riesige Höhle, die Cueva del marajo. Sie ist der Ausgang eines unterirdischen Lavatunnels, der durch die Brandung aufgebrochen wurde.

Diese Lavarücken entstanden dadurch, dass nachfolgende Lavaströme von bereits verfestigten blockiert wurden und sich so immer neue Massen aufeinander türmten. Die hier vorkommende Lava ist ein Phonolith (griechisch „Klangstein“), weil sie durch ihre Hohlräume beim Draufschlagen einen Klang produziert. Schon die Guanchen benutzten sie als Lithophon, als Klanginstrument, das in rituellen Tänzen verwendet wurde. Darin eingeschlossen sind oft große oder kleine Brocken von Obsidian, ein schwarzes, sehr dichtes und glasartiges Gestein. Die Guanchen machten aus dem Obsidian Werkzeuge wie Äxte oder Messer, indem sie eine Seite glatt und scharf zuspitzten. Diese Werkzeuge heißen hier tabona. Gerade auf den Lavarücken finden die Archäologen heute noch viele Arbeitsplätze der Guanchen, die so genannten tabonales.

Der Rest des Wegs bis zum Charco del Viento ist klar, es gibt aber mehrere Varianten, am schönsten ist die ganz vorne an den Felsen.Oberhalb des Charco del Viento ist ein Parkplatz, der bei entsprechendem Badewetter immer sehr voll ist. Diese etwas größere Badebucht ist über eine Treppe gut erschlossen. Im linken Teil kann man von einem kleinen steinigen Strand aus auch wunderbar zwischen und unter den Felsen schwimmen.

Die gesamte bizarre Landschaft unterhalb von Santa Catalina, wie auch die Felsen der Landzunge, ist vor etwa 6000 Jahren entstanden, als mehrere Lavaströme von den Flanken des Teide heruntergeflossen sind. Es handelte sich um besonders zähflüssige Lava, die in der Nähe des Meers sich verfestigte und zum Stillstand kam. So konnten nachfolgende Ströme nicht mehr bis zur Küste vordringen und wurden parallel zur Küste nach Westen umgelenkt. Es entstanden mehrere Lavarücken und Becken dazwischen, und deshalb ist der Name „Teide auf Meereshöhe“ durchaus berechtigt. Dieser Küstentyp aus Lavazungen und Buchten ist einzigartig in ganz Teneriffa.

Der Lavakanal ist mit 240m Breite der größte von Teneriffa und sogar einer der größten weltweit. Seine Seitenflanken sind 16m bzw. 23m hoch. Sie wuchsen durch nachfolgende Ströme immer mehr in die Höhe. Die auf der flüssigen Lava schwimmenden, verfestigten Brocken blieben am Rand des Stroms hängen oder fielen über die Flanken hinaus. Später floss ein weiterer Lavastrom durch die Mitte des Beckens und formte einen kleineren Geländerücken. Genau auf diesem verläuft dann später der Rückweg.

Doch zunächst lohnt sich ein weiterer Abstecher zu zwei gewaltigen Brandungshöhlen, ebenfalls ehemalige Lavatunnel. Dazu geht man entlang des Gewächshauses auf der Straße landeinwärts. In diesen Gewächshäusern werden natürlich nicht nur Bananen angebaut, sondern auch alle Sorten von Gemüse.

Am Ende dieses 800m langen Gewächshauses geht man auf dem Fahrweg nach rechts, und nach knapp 300m zwischen den Mauern wieder Richtung Meer. Dort kann man zuerst rechts einen Blick in die Bucht werfen, an deren Ende sich eine Brandungshöhle befindet. Zu einer noch gewaltigeren Höhle kommt man, wenn man nach links an den Mauern entlang weiter geht.

Aber Achtung! Die Wege oberhalb der Buchten sind nicht befestigt. Beim Herumklettern ist äußerste Vorsicht angesagt!

Vom Beginn des Abstechers verläuft der Rückweg nun etwa 300m auf der Straße. Rechts unterhalb liegt das tiefe Becken des inneren Lavastroms, in dem für den landwirtschaftlichen Anbau besonders günstige Bedingungen herrschen, denn das Becken ist gut gegen kalte Winde geschützt.

Bei einem Strommast mit Umspannhäuschen geht man halb rechts entlang einer Wasserleitung einen Weg hinauf, der dann genau auf dem Rücken des Lavastroms verläuft. Er ist teilweise ziemlich mit Katzenschwanzgras zugewachsen. (Mehr darüber gibt es hier: Der Katzenschwanz)

Knapp 80 Höhenmeter weiter oben kommt man direkt an der Tankstelle an der TF-5 wieder heraus.

Entfernung: 7,6 km + Abstecher 1,8 km (hin und zurück)
Höchster Punkt: 185m, tiefster Punkt: 0m
Zeit: ca. 3,5h ohne Badepause

Karte (gelb=Weg, weiß=Abstecher 1, rosa=Abstecher 2):
Sta CatalinaGehe zu Google Map:

Diese Wanderung als pdf und als kmz-Datei für Google-Earth: Schau nach auf der Seite SERVICE und schreib mir eine Mail.


Artikel-Nr. 16-2-92

3 Gedanken zu “Der Teide auf Meereshöhe

  1. Hallo Gerardo
    Toller Bericht von einer tollen Insel. Ich mag die etwas abseits gelegenen Küstenabschnitte, die weniger touristisch sind auch am liebsten.
    Jetzt, nachdem ich das Bild der Bananenstaude gesehen habe, läuft mir prompt schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Die Bananen aus Orotava sind einfach die besten.
    Liebe Grüße – Diane

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