Tschernobyl

Verlassen und vergessen.

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In den 70er Jahren war es ein Juwel im kanarischen Tourismus. Es war das erste Feriendorf Spaniens, ein Modell, das oft kopiert wurde. Heute ist es eine Ruinenstadt, verlassen von der Verwaltung, ohne Strom- und Wasserversorgung, bewohnt von Hausbesetzern und Tauben, voller Müll. 7000 Anwohner der Umgebung leiden unter dem Verfall von Ten Bel.

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Viele der Gebäude des Dorfes sind verlassen. Auf den Straßen sammelt sich Abfall an, es ist dunkel, weil es keine öffentliche Beleuchtung gibt. Die Sportanlagen sind zerstört und niemand nutzt sie. Überall an den Wänden sind Graffitis, Ratten ziehen durchs Dorf, tote Tauben liegen auf den Straßen, und Obdachlose haben die Ferienwohnungen besetzt. Viele Ladenbesitzer haben die Fensterläden geschlossen und sind gegangen. Die übrigen Nachbarn haben Probleme mit der Wasserversorgung. Sie haben auch Angst, denn Raubüberfälle und sogar Morde haben zugenommen. Von dem Paradies, das einmal das wichtigste Touristenzentrum der Kanarischen Inseln war, sind nur noch Reste erhalten. Der ehemalige Aussichtsturm steht wie ein Mahnmal da, weithin sichtbar in der Stadt Costa del Silencio.

Sein Name ist Ten-Bel. Es ist eine Stadt, die in den 80er und 90er Jahren die Krönung des kanarischen Tourismus war. Heute ist es als das „Tschernobyl von Teneriffa“ bekannt, weil es, obwohl dort etwa 7000 Menschen leben, sich in einem Zustand der Verlassenheit befindet. Die Ursache ist einfach: Die Stadt Arona und die Eigentümer sind sich nicht einig. Es fehlt ein Stück Papier.

Ten-Bel ist eine Art Dorf mitten im Nirgendwo, so künstlich wie sein Name, der sich aus den Wörtern Teneriffa (Ten) und Belgien (Bel) zusammensetzt. Der Ortsname gibt bereits eine Vorstellung von den Charakteristika des Ortes: eine Art vorgefertigte Stadt, die von einem belgischen Geschäftsmann gegründet wurde, der für seine Landsleute ein Dorf im Süden der Insel bauen wollte. Postkarten von Ten-Bel zeigen das typische Ferienidyll von Teneriffa.

Viel ist heute nicht mehr davon übrig. Nur in dem bescheidenen Einkaufszentrum neben dem Turm deuten noch ein paar Namen auf die belgische Vergangenheit hin.

Ten-Bel war der Pionier eines Konzepts der „Ferienstadt“, die zwar privat ist, aber als eigenständige Gemeinde fungiert. Eine Formel, die später an der spanischen Küste mit Orten wie Marina d’Or oder Polaris World kopiert wurde. Zwischen den schön angelegten Gärten standen verschiedene Hotelkomplexe von 2 bis 4 Sternen, mit Namen wie Carabela, Eureka, Bellavista, Géminis, Drago, Frontera, Primavera, Maravilla und Alborada. Es gab Brunnen, Sportanlagen, ein Einkaufszentrum, ein riesiges Meerwasserschwimmbecken und eine Salsa-Disco, die ein Wahrzeichen der Insel war. Man konnte kostenlos mit einem Mini-Zug durch die ganze Anlage fahren. Es gab eine Großküche, die täglich 10.000 Essen zubereitete, einen Kindergarten, Spielsalons, Tennisplätze. Es war alles vorhanden, damit die 5.500 Touristen das Dorf nicht verlassen mussten. In der Umgebung gab es ohnehin nichts zu sehen.

600 Arbeitsplätze waren notwendig um die Urlauber zu versorgen, die am Anfang vor allem aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden kamen. Seit Anfang der 90er Jahre machten auch Deutsche und Briten dort Urlaub.

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Das Feriendorf wurde zum Neid des europäischen Tourismus. Was sind die Ursachen für den Niedergang von Ten-Bel? Was ist passiert, damit Ten-Bel, das Paradies der glücklichen Inseln, zu Brachland geworden ist, in dem es tagtäglich um das Überleben geht, in dem die Anwohner kein Trinkwasser mehr haben, und warum ist es als „das Tschernobyl von Teneriffa“ bekannt?

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Es wurde 1963 von Michael Albert Huygens, einem Millionär aus Brüssel, gegründet, der eine Fläche von 500.000 m² kaufte und das Gebiet in eine Sommerkolonie von Belgiern verwandeln wollte. Aber es wurde so schön, dass es bald der modische Ort für Touristen und Einheimische wurde. Die goldenen Jahre von Ten-Bel begannen in den 70er Jahren, drei Jahrzehnte lang stand es an der Spitze des Inseltourismus. Der Niedergang kam zu Beginn des Jahrhunderts. Im Jahr 2002 starb der Gründer Huygens, der das Projekt am Leben erhalten hatte. Das private Dorf kam in die Hände seiner Tochter, die es sofort verkaufte. Von da an zerbrach das Dorf mit acht Wohnkomplexen in mehrere Teile, denn es ging in den Besitz verschiedener Unternehmen über.

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Neue Hotelgesellschaften bauten im heutigen Ort Costa del Silencio bessere und modernere Hotels und Resorts. Ten-Bel wurde altmodisch und die Nachfrage nach Übernachtungen sank. Zeitgleich mit dem Immobilienboom in Spanien entschieden sich die alten Eigentümer für den Verkauf der Ferienwohnungen in Ten-Bel, das war aus wirtschaftlicher Sicht die vernünftigste Option. Die Apartments wurden zu Schnäppchenpreisen verhökert. Während im restlichen Spanien eine Ferienwohnung mit 20 m² für 150.000 Euro verkauft wurden, konnte man in Ten-Bel eine Zweizimmerwohnung für etwas mehr als 20.000 Euro erwerben.

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So wurde Ten-Bel von einem Feriendorf zu einem Wohnort. Das Problem ist, dass die Stadt Arona nicht darauf vorbereitet war, ein neues Stadtviertel zu bekommen. Es entstand eine neue Gemeinde ohne eigenes Rathaus, aber mit mehr als 7000 registrierten Einwohnern. Und sie waren es, die unter der seltsamen administrativen Situation von Ten-Bel litten. Es fehlt das nötige Stück Papier.

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Dann kam die Immobilienkrise. Auf der einen Seite haben die Eigentümer aufgehört zu investieren und Eigentümergemeinschaften gingen in die Insolvenz. Andererseits versichert der Stadtrat von Arona, dass er in Ten-Bel nicht handeln kann, weil es sich um einen privaten Bereich handelt. „Wir können die Urbanisierung wegen eines administrativen Problems nicht fortführen, denn wir haben dort keine Kompetenz. So sind wir seit vielen Jahren mit der Situation im Stillstand. Wir können nicht in das Gebiet eingreifen, weil es privat ist“, heißt es aus dem Amt für Stadtplanung in Arona. Das heißt, weder die Besitzer noch das Rathaus können etwas tun. Das Problem ist seit Jahren das gleiche: Es steht nicht auf dem Papier.

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Dieser Konflikt bedeutet eine verwaltungstechnische Blockade, deren Hauptopfer die Bewohner sind, alle, die dort Ferienwohnungen gekauft haben. Ten-Bel hat kein öffentliches Trinkwasser wie der Rest der Gemeinde. Ein privates Unternehmen, das von den Bewohnern selbst bezahlt wird bietet diese Dienstleistung an. Es gibt bis heute nur einen Wasserzähler, genauso wie damals, als Ten-Bel ein Hotel mit nur einem Eigentümer war. Das bedeutet, dass es manchmal zu ernsthaften Problemen bei der Wasserversorgung kommt. Im Juli 2017 waren 7000 Menschen drei Tage lang ohne Wasser.

Doch das ist nicht das einzige Problem. Es gibt keine Straßenreinigung und keine Müllabfuhr, Abwasserkanäle sind verstopft, Pflanzen überwuchern Gehwege und Asphalt. Die Straße ist voller Schlaglöcher. Die Sportanlagen sind verlassen, Zäune aufgebrochen und beschädigt. Es gibt Dutzende von verlassenen Gebäuden, die zu einer Attraktion für Diebe geworden sind, die alles nehmen, was genutzt werden kann. Sie reißen die Stromleitungen aus, um an die Kupferkabel zu bekommen. Sogar die Straßenschilder wurden abgerissen.

Die Straßen haben keine öffentliche Beleuchtung. Die Dunkelheit in Tschernobyl wird zum perfekten Brutplatz für Verbrechen. Die Anwohner beklagen sich über zunehmende Unsicherheit und Überfälle. Alle Läden haben geschlossen. Das Ten-Bel-Einkaufszentrum ist komplett aufgegeben, das Glas zerbrochen und das Innere ist voller Müll und Farbe. Hausbesetzer und Vagabunden sind dort zu Hause. Es ist nichts mehr übrig außer Ratten, Schmutz und kaputten Bierflaschen auf dem Boden. Ein Feuer zerstörte letztes Jahr einen Teil des Gebäudes, es bleibt nur eine schwarze Brandruine.

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Auch der Kinderspielplatz wurde 2016 von Flammen heimgesucht. Das Feuer entstand aus einem Müllhaufen und wurde durch die Trockenheit der Bäume in der Gegend verschlimmert, die natürlich kein Bewässerungssystem mehr haben. Jetzt ist das Gebiet immer noch verbrannt und der Spielplatz ist unbenutzbar.

Von den verbliebenen Einwohnern fliehen immer mehr in andere Teile von Costa del Silencio, die viel moderner sind und vor allem von der Verwaltung nicht vergessen werden. Die wenigen Händler, die geblieben sind, beschweren sich, dass sie nicht gehen können, „weil es unsere einzige Existenzgrundlage ist, egal wie wenig wir verkaufen. Niemand würde unseren hier Laden übernehmen, zu keinem Preis. Keiner will in Tschernobyl einen Laden“, beschwert sich Santiago, der einen Fotoladen in der Gegend hat.

Die Stadtverwaltung macht die Bewohner dafür verantwortlich, dass sie die Abtretung der Nutzung öffentlicher Flächen noch nicht vorgenommen haben. Die Eigentümer und Nachbarn ihrerseits leugnen dies. „Hier ist ein Zone mit nur 20% Bebauung“, sagt ein Händler in dem Bereich. „Der Rest sind Grünflächen und Gemeinschaftsflächen, wofür die Eigentümer Grundsteuer bezahlen, da sie ein privater Raum sind. Die Stadt Arona verdient damit ein Vermögen. Daher ist sie nicht daran interessiert, die Übertragung des öffentlichen Raums zu unterzeichnen. Denn dann müsste sie in Müllabfuhr, Infrastruktur, Straßenreparatur, Beleuchtung usw. investieren. Und sie sind nicht bereit, einen Cent für Ten-Bel auszugeben, weil es ja andere Bereiche gibt, die heute Touristen anziehen und um die man sich kümmern muss“, sagt ein anderer Kaufmann.

Und was ist mit den Steuern, die die Bewohner von Ten-Bel zahlen? Von Seiten der Stadt Arona hält man sich zu diesem Punkt zurück. Stadtrat Luis Garcia stellte fest, dass „das verschiedene Dinge sind, die man nicht verwechseln darf.“

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Die Anwohner gründeten 2013 eine Plattform namens „Save Ten-Bel“. Sie protestieren, weil sie zwar weiterhin ihre Steuern zahlen, aber nicht die gleichen Grundversorgungen genießen wie der Rest der Stadt. „Im Jahr 2003 wurden 2.200.000 Euro bereit gestellt, um das Gebiet zu reformieren. Kurz darauf kündigte das Rathaus an, dass es ein Projekt im Wert von 1.900.000 Euro durchführen wird. Doch das Geld floss ganz woanders hin, es wurden Straßen in anderen Teilen von Costa del Silencio ausgebessert. „Und wo die restlichen 300.000 Euro geblieben sind, weiß kein Mensch“, sagt einer der Händler, die Mitglieder der Plattform sind.

Der Vorgang wiederholte sich 2008, als von der Europäischen Union ein weiterer Zuschuss kam: „Dieses Geld wurde in den Bau eines Parks investiert, der völlig unnötig war, vor der Tür des ehemaligen Stadtrats für Bauwesen.

Der Stadtrat schwört, dass es sich um eine reine Verwaltungsangelegenheit handelt: „Wir würden uns freuen, wenn wir mit der Sanierung des Gebietes beginnen könnten. Es ist ein schlechtes Image für den Tourismus. Aber es ist eine Eigentumsfrage. Solange wir keine Nutzungsübertragung haben, können wir dort nichts tun“, sagt der Baubürgermeister. Es fehlt eben das nötige Papier.

Die Anwohner organisieren sich inzwischen selbst, kaufen ihr Wasser auf eigene Rechnung und organisieren Trupps von Freiwilligen für die Straßenreinigung.

Hannelore aus Belgien lebt seit 24 Jahren in Costa del Silencio. Eines Tages sagte sie: „Jetzt reicht‘s“. Mit ihrer Tochter begann sie, den Abfall von den Straßen zu holen. Mehrere Anwohnerinnen schlossen sich an, alle sind Ausländerinnen aus Belgien, Italien, Venezuela, Kolumbien. Und alle können den Dreck nicht mehr sehen, den andere hinwerfen und den die Stadtverwaltung nicht wegräumt. Dosen, Kartons, Flaschen und Autoreifen, manchmal auch ein Sofa. Alles wird einfach weggeworfen, auf den Gehwegen oder im Park. Unterstützung kommt von der zuständigen Stadträtin Clari Pérez, die Besen und Eimer zur Verfügung stellt, aber zugibt, dass die Stadt kein Personal dafür hat. „Es macht uns traurig, wenn wir gerade sauber gemacht haben, und eine halbe Stunde später liegt schon wieder Müll da,“ sagt Hannelore. „Liebe Lehrer und Eltern, sprecht mit den jungen Leuten über dieses Thema, und sagt ihnen, dass wir das alles hier freiwillig machen.“

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Die Anwohner überleben in ihrem insularen Tschernobyl. Verkaufen können sie ihre Immobilie nicht mehr. Ihr Schicksal ist abzuwarten, ob in einem der endlosen Treffen zwischen Verwaltung und Eigentümern eine endgültige Lösung gefunden wird. Unterdessen fallen die Wohnungen, die einst von Europa beneidet wurden, auseinander. Das Vorzeige-Feriendorf verrottet vielleicht schneller als die Parteien eine Entscheidung finden werden. Die Stadt Arona wartet schon seit geraumer Zeit auf das „Arbeitspapier“ von Seiten der Privatbesitzer, mit dem „schrittweise die Planung einer Sanierung“ in Angriff genommen werden kann. Bereits im Juli 2018 einigte man sich darauf, und von Seiten der Stadt verlautete, dass „ein großer Teil der Arbeit schon gemacht ist“, obwohl es nur eine topografische Skizze gab. Die privaten Eigentümer lassen sich Zeit…

Nachmittags kommt ab und zu etwas Leben in die Ruinen, dann treffen sich ein paar Rentner neben dem ehemaligen Tennisplatz zum Boule-Spielen. Ansonsten ist Ten-Bel verlassen und vergessen.


Im Oktober 2018 schien ein kleiner Stern am Horizont aufzugehen. Es wurde bekannt, dass ein Hotelunternehmer aus Teneriffa beschlossen hatte, das ehemalige Hotel Alborada, das jetzt den Namen Annapurna trägt, in einen 5-Sterne-Luxus-Wellness-Komplex zu verwandeln. Dahinter steckte angeblich der Tourismuskonzern Banyan Tree Hotel Resorts, mit Sitz in Singapur. 25 Millionen Euro sollten investiert werden, um das 48.000 m² große Anwesen zu modernisieren. Es wurde eine Nutzungsdauer von 35 Jahren angestrebt.

Ein internationales Architektenteam arbeitete daran, das Gebäude mit Luxus-Suiten auszustatten, mit einem tropischen Garten, fünf Restaurants, einem Fitnessstudio, einem Beachclub und dem größten Naturschwimmbecken Europas.

Bei der Stadt freute man sich, dass Ten-Bel endlich wieder „auf der Landkarte der Hotelinvestitionen“ steht. Den Angestellten des Hotels Annapurna steht jedoch eine weitere lange Durststrecke bevor. Anfang des Jahres 2019 wurden 35 Angestellte entlassen, darunter auch zwei Betriebsräte. Die Belegschaft hat im April 2019 schon zum vierten Mal gestreikt, weil ihre Löhne vom März nicht bezahlt wurden. Auch den Februarlohn mussten sie sich erstreiken. Das Unternehmen drohte mit weiteren Entlassungen und hielt die mit dem Betriebsrat geschlossenen Abkommen nicht ein. Laut Aussagen des Abgeordneten der Podemos war das Hotel mit Lohnzahlungen von 500.000 Euro im Rückstand, die Geschäftsleitung streitete das aber ab. Wie es während der Jahre langen Umbauarbeiten weiter gehen sollte, war für die Angestellten ein Rätsel. Sie sollten sich erst einmal fortbilden, denn die zukünftigen Luxus-Urlauber erwarten einen ganz besonderen Service.

Die Werbung spuckte große Töne: In Ten-Bel entsteht „etwas Einzigartiges in der architektonischen Gestaltung, ganz anders als der klassische Betonstein, mit einer Dekoration und einem erstklassigen Service, bei dem die Kunden wie Könige behandelt werden, sobald sie die Rezeption betreten. Es wird ein touristischer Referenzpunkt sein, den es in der derzeitigen Hotelwelt auf den Kanarischen Inseln und in Europa noch nicht gibt“.

Man war gespannt, wann diese Vision Realität sein würde. Doch es ging mehr als schleppend weiter. Vision 2018 und Realität 2023, immerhin ist an dem winzigen Strand eine kleine Badeplattform entstanden:

Der Gemeinderat für Städtebau in Arona, Luis García, hoffte, schon bis Ende des Jahres 2019 einen „Ablaufplan“ für die Rehabilitierung von Ten-Bel auf dem Tisch zu haben. Dazu sollte ein Treffen mit den Eigentümern der Grundstücke stattfinden und ein Entwurf vorgelegt werden. Das Dokument legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Erneuerung der öffentlichen Räume (Straßen, Gehwege, Beleuchtung, Grünflächen) und gab die geschätzte Zeit für ihre Umsetzung an. Die Absicht des Stadtrates war, dass die Arbeit mit der Erneuerung der Kläranlage im alten Park beginnt.

Im April 2021 gingen wieder die 85 Mitarbeiter des Hotelkomplexes Ten-Bel in den Streik. „In zwei Jahren haben wir für sechs Monate keinen Lohn bekommen, und seit 2013 haben wir fünf Geschäftsleitungen erlebt, jede schlimmer als die andere.“ Jetzt waren viele der abhängigen Familien am Ende, konnten ihre Miete oder den Strom nicht mehr bezahlen. Nur durch die Hilfe einiger Läden und Bürger im Ort, sogar mit Nahrungsmitteln, kamen sie mit dem Nötigsten aus.

Das Unternehmen „Ten-Bel Turismo S.L.“ wurde zahlungsunfähig, ebenso wie die „Annapurna“. Schon 2020 wurden einige Mitarbeiter in die Kurzarbeit geführt. Die Gewerkschaft forderte, nun der gesamten Belegschaft die Kurzarbeit zu ermöglichen.

Das belgische Fernsehen berichtete im Februar 2022 wieder einmal über die desolaten Zustände in Ten-Bel. Dort waren seit über einem Monat 4000 Bewohner ohne Strom. Sie hatten alle ihre Nebenkosten pünktlich an den Betreiber Ten-Bel Turismo S.L. bezahlt, dem 51% der Anlage Alborada gehören. Doch dieser stand inzwischen mit 1,8 Millionen Euro in den roten Zahlen und hatte seit Monaten kein Geld mehr an den Stromversorger überwiesen. Dieser stellte den Strom ab, und da es in der Anlage nur einen Transformator und eine Messstelle gibt, waren auch die 49% betroffen, die nicht zu Ten-Bel S.L. gehören.

Die Bewohner schlossen sich zusammen und haben auf eigene Rechnung zwei Dieselgeneratoren in Betrieb genommen. Sie machen einen Höllenlärm und kosten 4500 € pro Woche, Geld, das sie zusätzlich zu den bezahlten Nebenkosten aufbringen müssen.

Anfang 2023 scheint sich wieder mal etwas zu bewegen. Der obere Teil des Einkaufszentrums neben dem Turm ist eine abgesperrte Baustelle. Die Graffiti sind verschwunden, überall wird gebaut und daneben wurden schon Parkplätze asphaltiert.

Dank eines großen, aber unbekannten Geschäftsmannes, der dieses Gebäude gekauft hat, wird es zur Überraschung aller renoviert, und es heißt, dass es ein Mann aus Indien ist, aber dass es fast ein chinesischer Geschäftsmann gekauft hätte. Gerüchten zufolge hat der Geschäftsmann sogar versprochen, den gesamten oberen Teil des Einkaufszentrums zu renovieren, damit es dem neuesten Standard entspricht und sich Touristen und Bewohner in der Gegend wohlfühlen.

Am 4. Januar 2023 kam es zu einem Großbrand direkt oberhalb des Schwimmbeckens. Eine leer stehende Ruine brannte komplett nieder. Vielleicht die schnellste Lösung, neuen Raum für Bauvorhaben zu gewinnen?

Ist es nun gewiss? Das Alborada soll Ende des Jahres seine Pforten öffnen, sobald die bereits begonnene umfassende Renovierung abgeschlossen ist, für die ein amerikanischer Fonds mit Sitz in New York und Miami über die Firma Sparta und ihre Tochtergesellschaft Libra, die seit April 2022 Eigentümer von 58% der Wohnungen (282) ist, 15 Millionen Euro investiert hat. Die verbleibenden 42% (196 Einheiten) befinden sich in den Händen der ansässigen Eigentümer.

In Bezug auf die 45 Angestellten, die unter der vorherigen Eigentümerschaft in den Streik getreten waren, betonte die Geschäftsführerin Correa, dass sich „die Dinge sehr verbessert haben“, und obwohl einige der Angestellten nach dem Brand im alten La Ballena-Gebäude in Kurzarbeit sind, versicherte sie, dass die Angestellten „begeistert sind und hoffen, dass der Komplex wieder zu einem touristischen Juwel wird“.

Stefanos Gabriel, Geschäftsführer von Sparta Properties, erklärte, dass „wir mit dem Betrieb von Alborada sehr zufrieden sind“ und äußerte den Wunsch, neue Investitionen auf Teneriffa zu tätigen. Die Gruppe war seither vor allem in Griechenland aktiv.

Einen Rundgang durch Costa del Silencio findest du in diesem Video:

Gehe zu Google-Map:

Mehr „Lost Places“ findest du auf der Seite Verlassenes.

Lies auch diese Artikel über weitere Ruinen des Tourismus in Teneriffa:
Das Monster von Acorán
Das Skelett (II)
Der Schandfleck


Artikel Nr. 4-3-150

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