1001 Nacht

Gemalte Phantasie.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser Satz gilt ganz bestimmt für die phantasievollen Bilder von Hossein Ghavaedy. Er ist ein begabter Künstler, der immer wieder auf Teneriffa seine Werke präsentiert. Mit der Insel verbindet ihn eine ganz persönliche Geschichte, und das Wasser rund um die Insel kommt in vielen seiner Gemälde vor.

Städte und Häuser, deren Lichter sich im Wasser spiegeln, sind eines seiner Lieblingsmotive. Es sind Gebäude aus 1001 Nacht, so bunt wie die Häuser auf Teneriffa, und so geheimnisvoll wie in einem Märchen.

Seine Stadtansichten oder seine Menschen und Tiere entstehen immer in starken Spannungsfeldern – zwischen statischer Gestalt und dynamisch fließender Bewegung, zwischen strahlenden und schimmernden Farbtönen und abgründig finsteren Schatten, zwischen klassisch geschultem Realismus und erotisch geladener Phantasie, zwischen formenreicher Natur und mythenreicher Kultur, kurzum: zwischen Leib und Seele. Dies war auch der Titel seiner Ausstellung in Kunstzentrum La Ranilla in Puerto de la Cruz.

Hossein malt auf Leinwand oder Papier und hat keine Scheu vor üppigen Farben. Von seinen Bildern wird man magisch angezogen, und man muss hinschauen, genau hinschauen. Dann entdeckt man eine Fülle von Details, ausgeführt mit winzigen Pinselstrichen. Und dann entdeckt man erstaunt die vielen kleinen Elemente aus Papier, aufgeklebt und eingegliedert in die phantastische Welt aus 1001 Nacht. In jedem Fenster der Gebäude hängt ein anderer Vorhang, jeder Fisch im Wasser hat sein eigenes Gesicht.

Ein ganz charakteristisches Element ist immer wieder die Sonne oder der Mond als Symbole des Lichts.

Der Mond zaubert über Garachico und dem Teide eine Phantasielandschaft.

Hossein ist ein ruhiger Mensch. Man könnte sagen, dass sein zurückhaltendes und freundliches Wesen viele Hinweise auf die Lebenserfahrung dieses Mannes gibt, der die Natur und eine gesunde Lebensweise, Yoga, Tanz, Musik und alle künstlerischen Ausdrucksformen liebt, die mit dem Wesen des Menschen verbunden sind, und der auch mit über 60 Jahren noch nicht daran denkt, seine geliebte Arbeit aufzugeben.

Hossein Ghavaedy stammt aus Teheran. Er war Offizier der Luftwaffe und diente zwischen 1977 und 1980 als Militärpilot. Als 1981 der erste Golfkrieg zwischen Iran und Irak begann, flüchtete er nach Europa, genauer gesagt nach Madrid, wo er sein Studium der Bildenden Künste an verschiedenen privaten Fakultäten begann. Das Schicksal führte ihn nach Frankfurt am Main, wo er als politisch Verfolgter Asyl bekam und sich das Überleben als Taxifahrer und mit anderen Jobs sicherte. Von 1996 bis 1999 studierte er an der Fakultät Städel unter der Leitung von Nicole Van den Plaas und Bernhard Jäger. Er ist Mitglied des Bundes Bildender Künstler. Schon damals zeigte er seine Werke auf verschiedenen Ausstellungen in Deutschland und Italien.

Das Schicksal führte ihn auch auf die Kanaren. Ein Freund lud ihn ein nach Gran Canaria und er kam mit einem One-Way-Ticket. Auf Fuerteventura arbeitete er als Animateur in einem Hotel. Aber zum Verkaufen von Bildern bot die Insel zu wenige Möglichkeiten. So kam er 2001 nach Teneriffa. Auf der Promenade am Lago Martiánez in Puerto de la Cruz begann er, Portraits von Touristen zu zeichnen. Für die Darstellung menschlicher Formen hatte er schon immer eine besondere Begabung. Hier eine Reihe von Aktzeichnungen.

Seine traumhafte Vision, seine ungehemmte und kühne Annäherung an den menschlichen Akt sowie seine Ausdrucksfähigkeit in der Malerei sind wirklich umwerfend, seine Stärke in der Farbe und die Vielfalt der Techniken, die er in seinen Werken mit absoluter Freiheit und Meisterschaft einsetzt.

Am Strand von La Tejita bei El Médano zeichnete er Menschen, die im Sand liegen. Und dort lernte er beim Kite-Surfing auch eine Frau aus La Laguna kennen. Er lud sie ein zu seiner Ausstellung nach Santa Cruz, sie kam,… und sie heiratete ihn. Seitdem ist Teneriffa seine zweite Heimat, oder seine dritte, vierte. 2005 wurde sein Sohn geboren.

Auf Teneriffa gibt es immer wieder Ausstellungen. 2018 und 2021 im Espacio Artesano La Ranilla in Puerto de la Cruz, 2024 in Los Cristianos und Tacoronte. Für den Kulturverein von Los Realejos entwarf er ein Plakat mit der Kirche San Agustín.

Hossein arbeitet in einem winzigen Studio in Tigaiga, Los Realejos. Er lebt mitten in seiner Arbeit. Er lebt ohne Stress, zeichnet und malt, wann es ihm danach ist. Er ist Maler mit Leib und Seele. Er studierte zwar 2011 auch an der Escuela de Artes Fernando Estévez in Santa Cruz die Kunst der Plastik, aber es war nicht sein Favorit. Ein kleines Selbstportrait steht in seinem Vorgarten.

Der Verkauf seiner Bilder ermöglicht ihm ein bescheidenes Leben auf einer Finca, er ist damit zufrieden. Wer ein Bild von ihm zuhause hat, weiß, dass es ein Einzelstück ist, dass jedes Bild seine eigene Geschichte hat, die man selbst weiter erzählen kann und die jeden Betrachter in die Phantasiewelt von 1001 Nacht entführt.

Schau die ganze Phantasiewelt auf seiner Website an: https://hghavaedy.wordpress.com.


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