Hoch überm Tal

Auf den Kanälen von Valleseco.

Gleich hinter der Hauptstadt wird es in den Seitentälern ziemlich steil. Fährt man dort hinein, ist man gleich in winzigen Dörfern und Weilern, die nur auf abenteuerlich schmalen Straßen zu erreichen sind. Dort oben verlaufen viele Kanäle, die früher die Hauptstadt mit Wasser versorgten oder es auch heute noch tun. Längs eines solchen Kanals zu wandern ist wenig anstrengend und bietet perfekte Blicke ins Tal. Mehrere Tunnels und ein gigantischer Steinbruch gibt es als Extra.

Dort hinauf zu kommen, kann allerdings etwas anstrengend sein, wenn man es zu Fuß machen muss. Und wenn man mit dem Auto fährt, sind die allerbesten Fahrkünste gefordert. Denn die Straße, die ins Tal von Valleseco hinein führt, am Anfang noch zweispurig, wird bald schmal und danach noch schmaler, richtig steil und richtig kurvig. Gelbe Linien auf beiden Seiten zeigen an: Keine Chance, hier irgendwo zu parken.

Im ersten Gang quält sich das Auto hinauf in der Ortsteil La Cardonera. Kurz bevor der Asphalt endet und die Straße in eine Betonpiste übergeht, steht ein großer indischer Feigenbaum. Ein paar Meter unterhalb gibt es eine kleine freie Fläche, wo vier oder fünf Autos hinpassen. Mit viel Glück findet man dort vormittags einen Stellplatz, wenn einige Bewohner bei der Arbeit in der Stadt sind. Eine weitere Parkmöglichkeit gibt es weiter unten in der Calle Felipa, allerdings hat man dann einen zusätzlichen Anmarsch mit etwa 65 Höhenmetern. Genaue Beschreibung siehe unten.

Weg 1 (Karte grün)

Gleich hinter der Linkskurve unter dem großen Ficus, wo die drei Kreuze stehen, geht man geradeaus weiter auf die Piste nach La Cardonera Alta. Diese ist kurz steil, dann aber etwas ebener. Doch das währt nicht lange. Bis zum Ende der Piste muss man noch ein bisschen schnaufen. Sie endet nach 550m unterhalb eines Metallstegs, über den man hinauf zum Kanal kommen könnte.

Der hier beschriebene Weg geht aber unterhalb des Stegs nach links in einen Wanderpfad über, der nach etwa 100m ebenfalls auf den Kanal trifft. Dort geht man links und immer am Kanal entlang, vorbei an einigen Wasserbecken. Es ist der Canal de Guañaque.

Nach 250m steht man vor dem Eingang des ersten Tunnels. Er ist etwa 100m lang. Obwohl man das Licht am Ende des Tunnels schon sieht, ist es drinnen absolut dunkel. Eine Taschenlampe ist dringend nötig, und eine stabile Kopfbedeckung. Wie üblich sind diese Kanaltunnels etwa 1,70m hoch, es ist ratsam, immer wieder nach oben zu schauen. Das Ende des Kanals ist mit Felsbrocken verschüttet, man muss sich tief bücken und über die Steine klettern, aber es ist zu schaffen. Danach geht es scharf nach rechts.

Die Mühe wird belohnt durch einen ganz überraschenden Ausblick hinunter zum Hafen von Santa Cruz. Man hat den Bergrücken durchquert und befindet sich jetzt im Valle Tahodio. Der weitere Weg ist nicht mehr zu verfehlen. Er verläuft immer direkt neben dem Kanal. Er ist allerdings manchmal ziemlich schmal und es geht daneben ein paar Meter senkrecht in die Tiefe. Man sollte schwindelfrei sein, immer gut auf die Schritte achten, und nach Möglichkeit nicht stolpern.

250m weiter kommt schon der zweite Tunnel, er ist aber kurz und kann ohne Taschenlampe durchquert werden. Je weiter man in das Tal hinein kommt, umso steiler werden die Abhänge. Tief unten liegen ein paar Häuser mit Obst- und Gemüsegärten.

700m nach dem zweiten Tunnel kommt der dritte. Dieser ist besonders interessant, weil er zwei „Fenster“ hat, durch die man senkrecht hinunter schauen kann. Dort ist etwas Vorsicht angebracht. Kurz danach befindet sich unterhalb einer senkrechten Felswand noch ein vierter kurzer Tunnel.

Der Weg geht immer wieder tief in Seitenschluchten hinein und ab und zu über kleine Brücken. Er endet nach 1,7km (am Kanal) an einer großen Kanalbrücke, die nicht überquert werden kann. Über die Brücke verläuft ein Rohr, und deswegen ist die Brücke gesperrt.

Von hier aus geht es zurück bis zu der Stelle, wo man zum ersten Mal auf den Kanal getroffen ist. Vielleicht bemerkt man es beim Rückweg: Der Kanal steigt ganz leicht an, auf 1,4 km etwa um 35m. Es ist eine technische Meisterleistung, in diesem steilen Gelände einen Kanal zu bauen, der über lange Strecken nur 2,5% Steigung bzw. Gefälle hat.

Weg 2 (Karte gelb)

Man geht geradeaus weiter am Kanal entlang und kommt nach 120m zu der Stelle oberhalb des Metallstegs. Dort stehen auf einem Terrassenfeld mehrere Mangobäume. Auf dem wunderschönen Weg neben dem Kanal muss man immer wieder stehen bleiben, um die herrlichen Ausblicke ins Tal und hinunter zu den Häusern zu genießen. Der Weg ist hier einfacher und nicht mehr so gefährlich. Nach etwa 600m kommt man an der berühmten Araukarie von Valleseco vorbei, ein mächtiger Baum, der nicht zu übersehen ist. Die Araukarien stammen mit vielen Unterarten aus dem südlichen Chile und Argentinien, kommen aber auch auf Neuguinea und Neuseeland vor. Sie sind leicht zu erkennen an ihren waagrechten Ästen, die dicht mit schuppig und schraubig angeordneten Blättern besetzt sind.

Der Weg geht weiter am Kanal entlang und biegt alsbald scharf nach links ab. Wieder hat man atemberaubende Ausblicke, fast senkrecht hinunter ins Tal zu den Häusern. An der nächsten Kanalbrücke gibt es eine Überraschung, nämlich den gewaltigen Steinbruch von Valleseco. Man überquert die Brücke und klettert auf der anderen Seite hinunter. Vorsicht, der lockere Schotter ist hier etwas rutschig. Dann kann man unter der Brücke hindurch in den Steinbruch hinein gehen.

Es ist der Steinbruch La Jurada, in dem seit Anfang des 19. Jahrhunderts das rote Gestein abgebaut wurde (toba roja), das beim Bau der Südmole im Hafen von Santa Cruz verwendet wurde. Die ersten Siedler im Tal von Valleseco waren die Steinbrucharbeiter, später war Valleseco ein Wohnort von Hafenarbeitern.

Erstaunt steht man zwischen den senkrechten Felswänden, der Blick geht zum Himmel, und man fragt sich, wie es vor 200 Jahren möglich war, das harte Gestein abzubauen, in schwerer Handarbeit und ohne Maschinen. Und anschließend mussten die Steine hinunter in den Hafen geschleppt werden.

Zum Rückweg nimmt man nun den ebenen Pfad unterhalb der Brücke, an der Felswand entlang. Er dreht bald nach rechts und man hat wieder einen Blick hinaus ins Tal und zum Meer. Der Pfad geht dann etwas schwieriger bergab und kommt bei einem gelben Haus wieder auf die Betonpiste. Ein Künstler hat hier die roten Steine in Gesichter verwandelt. Dann ist es nicht mehr weit bis zu dem großen Ficus.

Entfernungen:
Weg 1 vom Ficus zum Kanal, bis zum Ende und wieder zurück: 4km
Weg 2 am Kanal bis zum Steinbruch und zurück ins Dorf: 1,6km
Gegebenenfalls Anmarsch vom Parkplatz 2: 0,4km einfache Strecke.
Zeitbedarf, ohne Anmarsch und Pausen: 2,5 Std.
Einstufung, beide Wege zusammen: C1**WR (Erklärung siehe hier)

Karte gesamt:

Karte Weg 1:

Karte Weg 2:

Karte Anmarsch:

Bemerkung: Fährt man die Avenida de Anaga hinaus, kann man nicht nach links ins Tal von Valleseco abbiegen. Man muss etwa 150m vorher (!) nach rechts in einen Parkplatz fahren. Von diesem Parkplatz aus kann man dann die Avenida an der Ampel überqueren. Im hinteren Teil des Tals nimmt man dann die schmale und steile Straße hinauf nach La Cardonera. Oberhalb der beschriebenen Stelle beim großen Ficus gibt es keine Parkmöglichkeit mehr. Dort wird es so steil, dass Fahrzeuge ohne Vierradantrieb Schwierigkeiten bekommen.

Der Weg 1 ist zwar eben, aber teilweise sehr schmal und felsig. Es sind gute Stiefel, absolute Trittsicherheit und Vorsicht angesagt! Für die Durchquerung des ersten Tunnels ist eine Taschenlampe und eine Kopfbedeckung notwendig.

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Eine andere Wanderung auf einem Kanal im südlichen Anaga-Gebirge findest du hier: Canal de Chabuco. Über die Wasserversorgung von Santa Cruz findest du hier einen Artikel: Wasser für die Stadt.

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3 Gedanken zu “Hoch überm Tal

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