Legal, illegal, ganz egal.
Völlig unkontrolliert wächst auf landwirtschaftlichem Boden in der Gemeinde Arona eine Stadt, und niemand kann sie stoppen. Weder die Staatsanwaltschaft noch Absperrungen oder die verhängten Bußgelder konnten die Entwicklung von Lomo Negro verhindern. Von Bretterbuden bis zu Villen mit Garten und Pool, alles ist schon vorhanden. Aber nicht legal.

Lomo Negro hat keinen Sheriff, der es kontrolliert, aber sicherlich gibt es jemanden, der mit der illegalen Erschließung dieses Landes gute Geschäfte macht. Auf 8 Millionen Euro werden die Gewinne geschätzt. Dieses Gebiet hat alle Elemente, die es mit dem Wachstum des Wilden Westens in den besten Westernfilmen vergleichbar macht. Es ist eine Stadt, die zumindest in den letzten zehn Jahren im Schatten des Viertels El Fraile in Arona unkontrolliert gewachsen ist. Auf ländlichem Grund, der unter landwirtschaftlichem Schutz steht. Das bedeutet, dass es nach geltendem Recht unter keinen Umständen zu Wohnzwecken genutzt werden darf, weder durch feste noch durch abnehmbare Bauten. Es darf auch nicht mit grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser oder Strom versorgt werden.

Dennoch gibt es in dem Gebiet Wohnungen, feste und bewegliche, einen Baumarkt und sogar ein kleines Grundstück für Feste, währenddessen die Anwohner eine mehr als komplizierte Legalisierung anstreben. Erstens wegen der Lage des Grundstücks und der Klassifizierung des Bodens. Zweitens, weil Lomo Negro Gegenstand einer gerichtlichen Untersuchung ist, nachdem es auf Antrag der Stadtverwaltung von Arona von der Kanarischen Agentur für den Schutz der natürlichen Umwelt (Acpmn) angezeigt wurde, als José Julián Mena Bürgermeister und Leopoldo Díaz Gemeinderat für Stadtplanung war. Es handelt sich um eine Situation, die, wie die Gerichte sagen werden, an das Strafrecht grenzt oder darüber hinausgeht.
Diese drei Luftaufnahmen zeigen ausdrucksvoll die Entwicklung.

2015

2019

2023
(Quelle: Diario de Avisos)
Etwa um das Jahr 2012 begann die Entwicklung. 2014 waren es eine Handvoll Häuser, und niemand dachte sich etwas dabei. Der Modus Operandi, der das Wachstum dieser illegalen Stadt möglich gemacht hat, ist nicht kompliziert. Das Grundstück, insgesamt 15 ha groß, wird in Parzellen von 10.000 Quadratmetern unterteilt, das ist die gesetzlich zulässige Höchstgrenze. Die Käufer erhalten aber keine bestimmte Fläche, sondern nur einen prozentualen Anteil an der Parzelle.




Dies gilt für den notariellen Prozess und die Einträge ins Grundbuch. In der Praxis ist das gesamte Gebiet in solche Parzellen unterteilt, die zum Verkauf stehen und gekauft werden, um darauf eine Wohnung zu bauen. In Immobilienkanälen haben Verkäufer ganz bewusst diese Grundstücke für Wohnungsbauzwecke angeboten, obwohl sie in landwirtschaftlich geschütztem Gebiet liegen. Und die Käufer sind entweder auf das günstige Angebot hereingefallen oder haben ganz bewusst die Risiken in Kauf genommen.
Welche Möglichkeiten der Legalisierung gibt es in einem Gebiet, in dem man eigentlich nicht bauen kann? Erstens ganz einfach über die Verjährung der Verstöße, denn zum Zeitpunkt der Einleitung eines Verwaltungsverfahrens steht einfach nicht mehr genug Zeit zur Verfügung, oder zweitens über den allgemeinen Bodennutzungsplan. In beiden Fällen stellt sich immer die Frage, ob das, was de facto falsch ist, nachträglich legalisiert werden soll. Ob das jemals möglich ist, bleibt offen, denn im Dezember 2023 hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.

Am 5. Juli 2023 teilte der damals amtierende Minister für den ökologischen Übergang, José Antonio Valbuena, mit, dass sein Ministerium die Staatsanwaltschaft über die Entwicklung dieser Stadt mit einer Gesamtfläche von 150.000 Quadratmetern informiert habe. Dies nach mehr als einem Jahrzehnt unkontrollierter Entwicklung. Für Valbuena ist jedoch klar, dass diejenigen, die auf solchen Grundstücken gebaut haben, unter keinen Umständen eine Legalisierung erhalten werden. So erklärte seine Abteilung, dass „Personen, die ohne Genehmigung bauen, sich in einem Strafverfahren als Angeklagte wiederfinden können, die eines Verbrechens gegen die Flächennutzungsplanung beschuldigt werden, das mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden kann“.
Von Seiten der Umweltschutzagentur wird bekräftigt, dass „derzeit bereits Strafverfahren gegen viele der Eigentümer laufen, die ihre Häuser dort gebaut oder eingerichtet haben“. Diese Grundstücke können nach dem kanarischen Bodengesetz vom Rathaus mindestens 20 Jahre lang nicht als städtisch eingestuft zu werden. Stadtplanungsinstrumente können Grundstücke, die auf dem Lande liegen und einen irregulären Prozess der städtebaulichen Unterteilung durchlaufen haben, erst nach Ablauf dieser Frist neu einstufen.

Trotzdem gab es im letzten Wahlkampf jedoch Parteien, die zu den Bewohnern von Lomo Negro gingen und ihnen versprachen, dass sie sich des Problems annehmen und eine praktikable Lösung anbieten würden, die allerdings nach Ansicht von Experten mehr als kompliziert ist. Mehr als zweihundert Familien erhofften sich im Juli 2023 eine solche „praktikable“ Lösung, sprich eine Legalisierung. Was aus städtebaulicher Sicht eine Katastrophe ist, könnte auch für die Bewohner zu einem Drama werden.
In der Tat wird dies eine der heißesten „Kartoffeln“ sein, mit denen sich die neue Bürgermeisterin von Arona, Fátima Lemes, auseinandersetzen muss. In ihrem Team hat sie nämlich im Bereich der Stadtplanung einen ehemaligen Stadtrat von Más por Arona, Luis García, unter dessen Leitung zwischen 2015 und 2019 eine Situation, die jetzt Dutzende von Anwohnern bedroht, nicht aufgehalten wurde.



Abgesehen von der Inanspruchnahme von landwirtschaftlich geschützten Flächen für Wohnzwecke verursachen die Unterteilung, der Bau und die Errichtung von Wohngebäuden vielfältige Umweltschäden, die von der illegalen Abfallentsorgung bis zur Zerstörung der einheimischen Flora und dem Fehlen grundlegender Dienstleistungen reichen. Selbst auf der Luftaufnahme in Google Maps kann man die Müllhalden der Umgebung sehen.




Dies veranlasste die frühere Stadtverwaltung, sich mit der Umweltschutzagentur zu treffen und mit ihr Informationen und Daten auszutauschen, bis die Acpmn das Gebiet umzäunte und versiegelte, was jedoch nichts nützte. Die Absperrung konnte weder die Bauträger noch die Käufer aufhalten und wurde zerstört, wogegen ebenfalls wieder eine Klage eingereicht wurde. Ein Geldstrafe von 150.000 Euro wurde ausgesprochen. Doch die Bautätigkeit geht unvermindert weiter.

Mit Sicherheit spekuliert man auf die lahmen Verwaltungs- und Gerichtsprozesse und hofft auf die Lösung Nummer eins: die Verjährung der illegalen Tätigkeiten. Ganz erstaunlich ist, dass es schon 250 Einwohner schafften, ganz offiziell ihren Wohnsitz in der Calle Lomo Negro anzumelden und damit als in der Gemeinde ansässig registriert sind. Keiner weiß, wie das zusammen passt.
Genauso verwunderlich ist es, dass bereits vor dem Jahr 2015 schon ein Dutzend Häuser einen Wasseranschluss hatten. Keiner weiß, wie das ging, denn offiziell ist es verboten. Das Wasser kommt offenbar von dem öffentlichen Unternehmen Balsas de Tenerife (Balten), das der Inselregierung gehört. Ebenfalls ein pikanter Skandal, auch damit wird sich nach einer Anzeige im Mai 2023 die Staatsanwaltschaft beschäftigen müssen.
Trotz allem finden sich weiterhin auf den Immobilienportalen im Internet die Schnäppchen. Für 70 000 € wird dieses Grundstück angeboten, …

…mit einem traumhaften Text:
GELEGENHEIT! Viele von uns sehnen sich danach, das Haus zu bauen, in dem unsere Kinder aufwachsen und in dem wir unsere Familie gründen werden… Nun, hier haben wir den idealen Platz. Die Gegend ist ruhig, sicher, still und von kleinen Gebäuden umgeben. Eine Investition für eine Ortschaft in vollem Wachstum. Das Grundstück ist geräumig, komfortabel und gut erschlossen und liegt zwischen Palm-Mar und Las Galletas. Es handelt sich um ein rustikales Grundstück, leicht zugänglich, ideal für den Bau von Holzhäusern in Fertigbauweise – funktional und wirtschaftlich – sowie für die Nutzung des Geländes, um Räume zu schaffen, die Sie mit Ihrer Familie genießen können. Zögern Sie nicht, konsultieren Sie die Bedingungen und wagen Sie es, in ein Stück Glück und Träume zu investieren…
Einige Besitzer haben wohl kalte Füße bekommen und wollen nun schnell ihre Parzelle für 70 000 € verkaufen, obwohl sie nur 39 000 € bezahlt haben. Oder sie haben von Anfang an spekuliert. Wer hier Geld investiert hat und fleißig an seinem Häuschen bastelt, gehört nicht zu den Ärmsten.

Egal wie es ausgeht, an die Stadt werden früher oder später weitere Forderungen gestellt werden nach ausreichender Infrastruktur, Wege, Stromleitungen, Abfallentsorgung, Kinderspielplätze usw. Dies jedoch ohne vorherige Planungsmöglichkeiten und ohne ausreichend Platz. Inzwischen versorgen sich viele Häuser über Solarpanele mit Strom und kaufen das Wasser bei einem Lieferanten, der samstags mit dem Tankwagen vorbeikommt. Ordentliche Briefkästen sind auch schon vorhanden, und eine perfekte Straßenbeleuchtung. Kurioserweise werden auch einige Immobilien schon als Ferienwohnungen vermietet. Ob legal oder illegal ist ganz egal.
Am 20. Juli 2024 protestierten mehr als 300 Anwohner von Lomo Negro vor dem Kulturzentrum in Los Cristianos gegen die bereits eingeleiteten Maßnahmen. Sie würden nicht nur ihr ganzes investiertes Geld verlieren, sondern auch ihr neu aufgebautes Leben, sollten ihre Häuser hier abgerissen werden. Sie erwarten von den Verwaltungen eine Legalisierung oder wenigstens eine Amnestie, so lange bis diese durchgeführt werden kann. „Wir sind keine Verbrecher, wir sind Eigentümer.“ „ Wir arbeiten, bezahlen Steuern und Müllgebühren.“

Doch wie kann es sein, dass die Stadtverwaltung Grundsteuer kassiert für ein Gebiet, das überhaupt nicht bebaut werden darf? Warum stellt die Stadt Wohnsitzbescheinigungen aus für Wohnungen, die es gar nicht geben darf? Wer hat die Genehmigungen für Strom- und Wasseranschlüsse erteilt? Da wird noch ein Berg von Fragen zu klären sein.
Trotz aller Proteste erhielten zwischen Juli und September 2024 rund 20 Familien einen Räumungsbefehl. Sie müssen innerhalb weniger Wochen ihre Häuser verlassen und den Originalzustand wieder herstellen. Sollten sie dies nicht tun, werden die Verwaltungsbehörden mit Gewalt agieren.
Was heute in Lomo Negro passiert, hat Anfang der 90er Jahre im benachbarten Ort El Fraile genauso begonnen. Aus den illegalen Hütten wurde der hässlichste Hinterhof von Arona mit traurigen, dunklen Wohnblocks und vergitterten Fenstern, vergessen von der Stadtverwaltung. Gewalt und Drogen an jeder Straßenecke, einer der größten sozialen Brennpunkte der Insel.


Wildes Wachstum im Wilden Westen. Was wird aus Lomo Negro?
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Artikel-Nr. 04-02634571
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