Der Stausee von Tahodio

Wandern im abgeschiedenen Tal

Direkt am Rand der Hauptstadt kann man tief in das Anaga-Gebirge hinein wandern. Dort ist die Landschaft trocken und heiß und ziemlich steil. Wer sich vor langen Aufstiegen fürchtet, ist mit dieser kurzen Tour gut beraten. Sie kommt am Stausee von Tahodio vorbei, keine 5km vom Stadtzentrum entfernt und selbst für die Einwohner von Santa Cruz ein ziemlich unbekannter Ort.

Der Stausee, auch bekannt als Charca de Tahodio, wurde gebaut, um Wasser für die Bewässerung der Bananenplantagen im Tal und der kleinen Gemüsegärten an den Ufern der Schlucht zu speichern. Er liegt auf 250m Meereshöhe etwa in der Mitte des Tals von Tahodio, das im Anaga-Hafenbecken von Santa Cruz ins Meer mündet.

Das von dem Architekten Antonio Pintor y Ocete entworfene Projekt wurde im Jahr 1914 begonnen. Zwei Jahre später war bereits ein 14 Kilometer langes Aquädukt in Betrieb, das bis nach Hoya Fría reichte, wofür acht Brücken, ein 145 Meter langer Tunnel und 33 Einlaufstutzen gebaut werden mussten. Der damalige Verwalter der Wassergesellschaft war der beliebte – einige sagen, der beste – Bürgermeister García Sanabria von Santa Cruz, der viel für seine Stadt getan hat (Unter anderem den schönen Stadtpark im Zentrum: Ein Sonntag im Park). Die Wassergesellschaft hatte 302 Aktionäre, 37 davon waren Bauern, die anderen Händler und Staatsbedienstete.

Durch die Kriegssituation in Europa verzögerte sich die Ankunft der für die Fortsetzung der Arbeiten erforderlichen Maschinen, und der Bau musste 1917 unterbrochen werden, bis er schließlich drei Jahre später wieder aufgenommen wurde. Der Staudamm wurde dann 1926 fertig gestellt. In den 12 Jahren Bauzeit waren mehr als 400 Arbeiter beschäftigt waren, von denen viele schwer verletzt wurden. 1930 ertrank ein junger Mann im See.

Die Staumauer ist 170 Meter lang, 44 Meter hoch, 39 Meter breit an der Basis und 3 Meter am Kamm. Das ursprüngliche Fassungsvermögen der Staumauer betrug 900.000 Kubikmeter, aber heute beträgt es nicht mehr als 400.000 Kubikmeter, da sich viel Schlamm am Grund angesammelt hat. Heute ist um den Damm herum ein ganzes Ökosystem entstanden, in dem man neben der lokalen Flora auch Wasservögel beobachten kann. Reiher und Enten sind hier ziemlich ungestört und fühlen sich wohl.

Der Name Tahodio kommt aus der Guanchensprache und bedeutet so viel wie blubbern oder sprudeln. Wer im Winter oder nach einer längeren Regenperiode kommt, kann den Stausee ganz voll erleben und wird viele Bäche und Wasserfälle sehen, die ihn füllen. Aber meist ist der Wasserspiegel ziemlich niedrig. Schon seit 1706 wird die Stadt aus dieser Gegend mit Wasser versorgt. Viele Kanäle führen aus diesem Tal und den benachbarten in die Hauptstadt.

Das Tal von Tahodio ist heute ein Stadtteil von Santa Cruz, mit knapp 100 Einwohnern, die überwiegend im Talgrund entlang der 3,5km langen Straße wohnen, die vom Barrio de la Alegría in das Tal hinein führt.

2017 gab es eine von der Partei Podemos initiierte Anfrage an den Inselrat betreffend die Sicherheit des hundert Jahre alten Bauwerks. Es sollte dringend festgestellt werden, dass es keine Beschädigungen gibt, die einen möglichen Bruch des Damms zur Folge haben könnten. Denn unten im Tal liegen nicht nur die Häuser. Eine Überschwemmung könnte auch die Schulen in Barrio de la Alegría gefährden und sogar die Hafenanlagen erreichen.

Bei dem gewaltigen Tropensturm, der im Oktober 2014 über Santa Cruz hereinbrach, lief der Stausee sogar über. Damals stand die Stadt unter Wasser, aber hier gab es zum Glück keine größeren Schäden.

Wanderung

Der Startpunkt der Wanderung liegt ganz am Ende der Talstraße, wo ein Schild die Weiterfahrt nur noch für Anwohner erlaubt. Dort geht es gleich auf der Piste etwas steiler hinauf, vorbei am dem roten Haus mit der Nummer 42. Danach sieht man schon die Staumauer. Man geht auf der recht steinigen Piste in einer Kurve weiter bergauf und kommt nach etwa 15 Minuten zum Staudamm.

Oberhalb des Sees geht es nun ganz eben weiter. Nach 300 Metern geht der Weg in ein kleines Tälchen hinein und macht dort eine scharfe Linksbiegung. Genau dort muss man geradeaus ins Gebüsch hinein gehen, etwas schwierig zu sehen, und entdeckt dort dann einen Pfad, der sofort steil bergan steigt.

Nun beginnt ein ziemlich anstrengender Aufstieg über 120 Höhenmeter, in gemächlichem Tempo in 25 Minuten zu schaffen. An mehreren Stellen ist es hier richtig steil. Er endet an einem gut erkennbaren Grat mit Felszacken, wo man einen Blick in das weiter oben liegende Tal hat. Genau gegenüber steht ein 560m hoher, markanter Felsturm, es ist der Roque Lombarda.

Nach rechts, an einer Felswand entlang, geht es dann zur Belohnung ganz eben weiter. Der Wanderweg verläuft auf einem Kanal und ist an einigen Stellen mit einem Halteseil gesichert. Unten im Tal sieht man die letzten Häuser mit Obst- und Gemüsegärten. Im weiteren Verlauf des Wegs kommt man direkt an anderen, einsam gelegenen Häuschen vorbei. Das grüne Haus ist besonders hübsch. Es ist eine Idylle, die man weiter unten vielleicht nicht vermutet hätte.

Dann wird es noch einmal spannend, denn man kommt unterhalb von gewaltigen roten Felswänden vorbei und einer unter den Felsen in die Wand hinein gebauten Hütte.

Man bleibt immer auf der gleichen Höhe oberhalb der Häuser, bis sich der Weg gut erkennbar der Piste im Tal nähert, etwa 20 Minuten nach dem Felsgrat. Dort ist eine kleine Holzbrücke. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Die weiter unten beschriebene Verlängerung (Karte blau), oder den direkten Rückweg auf der Piste im Tal.

Der Rückweg ist ebenfalls spannend und dauert nicht mehr als 25 Minuten. Man kommt im Talgrund vorbei an den Häusern, die man von oben gesehen hat, einem kleinen Dreschplatz und schließlich in eine enge Schlucht. Oben in den Steilwänden erkennt man einige Felsüberhänge, die schon von den Guanchen als Wohn- und Begräbnisstätten genutzt wurden. Hier im Tal hat man zahlreiche Fundstellen als Beweis dafür entdeckt.

Nachdem sich die Schlucht wieder öffnet, sieht man schon den Stausee und kommt bald wieder zurück zur Staumauer. Es gibt die Möglichkeit, über die Mauer zur anderen Talseite zu gehen. Das Betreten des Staudamms ist offiziell verboten, ein Schild weist deutlich darauf hin. Wer sich daran hält, geht auf demselben Weg zurück. Wer sich traut, über den Damm zu gehen – es ist völlig ungefährlich – findet auf der anderen Seite einen steilen Pfad hinunter zu dem weißen Wasserhaus und von dort entlang einer Wasserleitung eine Piste hinunter bis zur Straße.

Entfernung: 5,1 km
Tiefster Punkt: 200m, höchster Punkt 400m
Gehzeit: 2 Stunden

Karte

Verlängerung

Dort wo der Kanalweg sich der Piste nähert, etwa 20 m vor der Holzbrücke, geht man nach rechts oben und kommt wieder auf einen Weg, der in ein Seitental hinein führt. An der ersten Rechtsbiegung geht man nach oben und kommt wiederum oberhalb von Häusern vorbei. Weiter geht es immer am Hang entlang, bis man nach insgesamt 750m automatisch wieder auf die Piste trifft. Sie ist übrigens die einzige Zufahrtsmöglichkeit zu diesen Ansiedlungen und kommt von ganz oben, aus dem Stadtteil Jardina von La Laguna. Zurück geht es auf dieser Piste wie oben beschrieben.

Entfernung: 1,2 km
Höhenunterschied: 50m
Gehzeit: 30 min.

Karte Verlängerung

Anfahrt

Man kann die Wanderung direkt in Barrio de la Alegría beginnen, bis dort hin fahren die Buslinien 905 und 911. Dann muss man aber mehr als 3km auf der Straße in das Tal hinein laufen. Wer mit dem Auto kommt, fährt am Weiler Cueva Prieta vorbei, bis es nicht mehr weiter geht, auf der Straße, die später zu einer Betonpiste wird. Dort wo ein Schild darauf hinweist, dass es nur noch für Anwohner weiter geht, kann man das Auto abstellen. Hier zweigt auch ein kleiner Feldweg nach links ab, auf dem man später zurück kommt.

In diesem Video erlebst du den Weg vom Nebelwald hinunter ins Tal und siehst, wie es ist, wenn dort richtig viel Wasser fließt:

Gehe zu Google Map:

Im oberen Tal von Tahodio, mit Aussicht auf den Staudamm, verläuft diese Wanderung: Grüner Wald und roter Stein.

Diese Route als pdf und kmz-Datei für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE und schreib eine Mail.


3 Gedanken zu “Der Stausee von Tahodio

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