Grüner Wald und roter Stein

Eine Route zum Durchatmen.

Das Valle Tahodio auf der Südseite des Anaga-Gebirges, ganz in der Nähe der Hauptstadt, ist ein Wandergebiet, das nicht so oft besucht wird. Es ist ziemlich steil dort, aber die Ausblicke zum Meer sind phantastisch. Die ehemaligen Steinbrüche im oberen Teil des Tals sind ein besonderes Highlight. Und natürlich der bezaubernde Lorbeerwald.

Ganz oben, knapp unterhalb des Pico del Inglés, ist es noch feucht und üppig grün. Aber ein kurzes Stück weiter unten befindet man sich in einer ganz anderen Vegetationszone. Zwei verschiedene Welten kann man auf dieser Wanderung entdecken, die allerdings etwas Kondition erfordert. Auf der hier beschriebenen Route gibt es einen steilen Abstieg und einen steilen Aufstieg. Aber es lohnt sich!

Zum Startpunkt der Tour fährt man von La Laguna in den Stadtteil Jardina und dort der Hauptstraße folgend fast bis zum Ende. Gegenüber der allerletzten Häuser gibt es rechts eine Parkmöglichkeit. 100m weiter unten zweigt nach rechts eine Straße ab, die mit „Valle Tahodio“ beschildert ist. Dort wird man am Ende wieder schwer atmend herauf kommen.

Zunächst geht es auf der Straße noch etwa 280m bergauf bis zu der Stelle, wo der Asphalt endet und die Piste beginnt, die nach links abbiegt. Dort geht man geradeaus durchs Gebüsch und entdeckt einen recht ebenen Wanderweg, der dann hangparallel weiterführt. Zwischen Feigenkakteen, Agaven und duftendem wilden Fenchel geht man bequem weiter und genießt die Ausblicke ins Valle Tahodio. Tief unten sieht man den Stausee, der meist etwas Wasser hat.

Auf dem herrlichen Panoramaweg geht man etwa 700m, bis man zu einer auffälligen, freien, ebenen Fläche kommt. Hier geht man nach links und gleich nach rechts abwärts. 40m weiter muss man erneut aufpassen. ACHTUNG: Wer an einem auffälligen, kahlen Baum oberhalb vorbeikommt, ist falsch. Kurz davor zweigt ein weiterer Wanderweg ab, der direkt unterhalb des Baums weiter geht. Der Einstieg ist schwer zu sehen, und der Weg ist schmal. Aber das ist der richtige!

Danach ist es einfach. Man folgt diesem Weg für weitere 2km, es geht leicht bergab und immer wieder in steile Seitentäler hinein. Es ist ein herrlicher Weg durch den Märchenwald, absolut schattig und feucht, oft muss man über umgestürzte Bäume klettern oder kleine Bäche überqueren, oder sich an den Ästen festhalten, wenn der Weg doch mal etwas rutschig wird. Wer hier einmal innehält und kräftig durchatmet, wird die feuchten Düfte des Nebelwalds bemerken. Oder man hält einmal die Nase ganz dicht an die Baumrinde. Es riecht nach Kräutern und vermodertem Holz und nach Pilzen.

Im letzten Viertel des Weges hat man auch ab und zu einen Ausblick ins Tal und sieht die Piste, auf der man später wieder aufsteigt. Entscheidend ist dann eine Stelle, wo ein mächtiger Felsblock liegt. Dort kommt von oben ein markierter Wanderweg vom Pico del Inglés herunter, und dort zweigt man nach rechts ab.

Es beginnt ein zunächst mäßiger, später sehr steiler Abstieg, der im unteren Teil dann auch aus dem Wald heraus führt. Genau 200 Höhenmeter geht es nun bergab. Das Ziel hat man schon bald vor Augen. Es ist eine auffällige, rote Betonpiste, die sich zwischen Feldern aus dem Tal herauf schlängelt. Auf ihr muss man nun wieder steil aufsteigen und leider gibt es keinen Schatten. Nach drei Haarnadelkurven überquert sie einen Bergrücken und ist danach zum Glück weniger steil. Immer wieder kommt man an einsam gelegenen Fincas oder Ziegenställen vorbei. Unglaublich, wie manche Häuser an den steilen Felswänden oder unter Felsüberhängen kleben.

Und immer wieder hat man beeindruckende Ausblicke ins Valle Tahodio.

Wer hier – zwangsläufig – einmal innehält und durchatmet, spürt Hitze, Trockenheit und Staub. Was für ein Unterschied zum Nebelwald, nur ein kurzes Stück weiter oben!

1,7km nach der tiefsten Stelle steht man erstaunt vor einem riesigen Loch im Berg. Es ist ein ehemaliger Steinbruch, in dem das rote Vulkangestein abgebaut wurde, das hier toba roja genannt wird. Man kann bis zum Fuß der steilen Wände in den Steinbruch hineingehen und schätzen, wie hoch die senkrechten, glatten Felswände sind. Auf drei Seiten ist man von einer rotbraunen Mauer umgeben. Am Himmel drehen die Falken ihre Runden.

Nach einer Weile sieht man vom Weg aus auch auf der anderen Talseite einen Steinbruch, zu dem man aber nicht hingehen kann. Die Piste wird nun leider wieder etwas steiler. Mehrere Haarnadelkurven weiter oben kommt man schnaufend wieder an der Jardina-Straße heraus. Die letzten Meter bis zum Auto, und noch einmal kräftig durchatmen! Außer Atem, aber es hat sich gelohnt!

Entfernung: 6,7km
Höchster Punkt: 780m, tiefster Punkt: 490m
Gehzeit: 3,5 Std.

Karte

Bemerkung: Wer den steilen Abstieg und den heißen Aufstieg scheut, kann auch nur auf dem Waldpfad bis zum großen Felsblock laufen und wieder zurück. Bei feuchtem Boden oder nach einem Regen sollte man diese Wanderung nicht machen. Der Waldweg ist schmal und an vielen Stellen gefährlich rutschig.

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Im unteren Tal von Tahodio kannst du eine Wanderung zum Stausee machen: Der Stausee von Tahodio.

Kurze und lange Touren durch den grünen Wald beginnen am Cruz del Carmen. Hier ist ein Spazierweg, der „Weg der Sinne„.

Diese Wanderung als pdf-Datei und als kmz-Datei für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE oder schreibe eine Mail.


Artikel-Nr. 26-0F8404D0

4 Gedanken zu “Grüner Wald und roter Stein

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