Namensforschung.
Tenerife gibt es nicht nur einmal. Viele Orte auf der Welt teilen mit unserer Insel diesen Namen, wenn auch in unterschiedlicher Schreibweise. Eine spannende Weltreise führt uns zu großen und kleinen Orten rund um den Globus und zu überraschenden Details.

In den meisten Fällen waren es wohl Auswanderer, die dem Ort ihrer neuen Heimat den vertrauten Namen ihrer alten gegeben haben. Und überraschend oft haben Berge den Namen Tenerife bekommen. Aber es gibt auch ungeklärte Fälle.

Man muss gar nicht so weit reisen, um außerhalb von Teneriffa wieder auf den Namen Tenerife zu treffen. Die zweithöchste Erhebung der Nachbarinsel El Hierro trägt den Namen Pico de Tenerife (1253m). Es ist ein unscheinbarer flacher Hügel und hat so ganz und gar nichts von einem „Pico“.

Einen weiteren Pico de Tenerife, auch Pico Teneriffe geschrieben, gibt es auf der anderen Seite des Atlantiks, auf der Insel Barbados. Es ist aber nur ein unzugänglicher Felsen an der Nordostküste der Insel, knapp 100m hoch, an einer besonders malerischen Steilküste. Wie die Einheimischen behaupten, heißt er deshalb so, weil Teneriffa das nächste Land ist, wenn man von hier aus genau nach Osten geht. Was aber nicht zutrifft, denn Barbados liegt auf 13ºN, und das wäre bei Afrika bereits weit südlich der Kapverdischen Inseln. Eher wahrscheinlich ist, dass Auswanderer aus Teneriffa diesen Felsen so bezeichnet hatten.

Den nächsten Pic a Tenerife findet man in Kanada, im Nationalpark Gros Morne auf Neufundland. Er ist 545m hoch und hat seinen Namen angeblich von James Cook im Jahr 1767 bekommen.
Auf der anderen Seite Nordamerikas, im Staat Washington, liegt in der Gebirgskette der Kaskaden ein imposanter Mount Teneriffe. Er ist immerhin 1459m hoch und ein beliebtes Wandergebiet. Er ist dicht bewaldet und oft von Wolken umgeben.



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Am anderen Ende der Welt findet man einen Berg mit dem gleichen Namen. Mount Teneriffe ist eine herausragende Granitformation von 444m Höhe im australischen Bundesstaat Victoria, ebenfalls beliebt bei Bergsteigern. Seine Entstehung liegt ca. 360 Millionen Jahre zurück, er ist also viel älter als die Insel Teneriffa.
Noch mehr Spuren findet man – natürlich aus historischen Gründen – auf dem Kontinent Südamerika. Auch dort gibt es Berge, die den Namen der Insel tragen.

Cerro Tenerife ist eine Gebirgskette im Westen von Venezuela, im Staat Merida, ein Ausläufer der Anden, der bis auf 2500m ansteigt. Dabei darf noch ein kleiner Bach nicht fehlen, die Quebrada Tenerife in dieser Gebirgskette. Er führt nicht einmal das ganze Jahr Wasser.
Cerro Tenerife oder Monte Tenerife ist auch ein beeindruckender Berg von 1650m Höhe im chilenischen Patagonien. Er befindet sich im Nationalpark Torres del Paine. Hier weiß man, dass ein Auswanderer aus Teneriffa, Ernesto Casasola, Ende des 19. Jahrhunderts dem Berg seinen Namen gegeben hat, weil er ihn an den Teide erinnerte. In der Tat ist es ein perfekter Kegelberg, aber kein Vulkan. Interessanterweise liegt er in der Provinz „Letzte Hoffnung“. Er wurde 1931 das erste Mal bestiegen und gilt unter den Bergsteigern als eine Art „Schulungsberg“, weil der Aufstieg im Sommer nicht schwer ist und die Annäherung kein Problem darstellt. Im Westen gibt es auch einen kleinen Gletscher, auf dem die Bergsteiger üben können.


Doch nicht nur Berge tragen den Namen Teneriffas.
In der Provinz Magdalena im Norden Kolumbiens heißt ein ganzer Landkreis mit rund 15000 Einwohnern Tenerife. Er ist von großer historischer Bedeutung. Seine Hauptstadt ist La Villa de San Sebastián de Tenerife, deren Name auf einen spanischen Brauch zurückgeht, bei dem bei der Gründung oder Eroberung eines Ortes der Name des Heiligen vergeben wurde, den die Kirche an diesem Tag feierte. Gegründet wurde Tenerife durch den von den Kanaren stammenden Kapitän Francisco Henríquez am 20. Januar 1536. Der Ort wuchs schnell heran und wurde zu einem wichtigen lokalen Landwirtschafts- und Handelszentrum in einem fruchtbaren Tal mit heißem und feuchtem Klima. Alexander von Humboldt verweilte dort drei Tage. Der große Simón Bolívar hatte hier nicht nur eine Geliebte, sondern rief im Jahre 1812 hier die erste Unabhängigkeitserklärung gegen die Spanier aus. Natürlich gibt es dort ein Denkmal von ihm, denn Bolívars Vorfahren stammten aus Teneriffa. Tenerife wurde im März 2019 für drei Monate zur Katastrophenzone erklärt, nachdem ein Sturm verheerende Zerstörungen angerichtet hatte. Die Einwohner von Tenerife nennt man dort übrigens Tenerifanos oder Tenerifenses. (Ein Denkmal von Simon Bolívar steht übrigens auch in Garachico: Denkwürdiges.)



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In der Dominikanischen Republik findet man den Namen Tenerife in einem Stadtteil der Hauptstadt Santo Domingo. Der Ort wurde am 18. Februar 1685 gegründet, nachdem der spanische König Carlos II mehreren Familien aus Teneriffa die Ausreise genehmigt hatte, und so nannten sie ihre neue Heimat San Carlos de Tenerife. Es war eine Siedlung außerhalb der Stadtmauern und bis Anfang des 20. Jahrhunderts nur ein unbedeutendes Dorf, bevor es durch das Wachstum der Stadt zum einem Stadtteil wurde.
Einen weiteren Vorort mit dem Namen Tenerife oder Teneriffe findet sich ganz am anderen Ende der Erde, in der Stadt Brisbane in Australien. Einer der ersten Landbesitzer in der Gegend war ehemalige schottische Marinekapitän James Gibbon. Er kaufte dort 48 Hektar Land und nannte sein Anwesen „Teneriffe“, angeblich, weil der Ort ihn an den Teide-Vulkan erinnerte. Welches Verhältnis er tatsächlich zu Teneriffa hatte, ist unklar, und einen Berg, der nur annähernd so aussieht wie der Teide, gibt es dort überhaupt nicht. Aber von seinem Hügel aus konnte er die ganze Landschaft überblicken. Teneriffe ist ein bevorzugter Luxus-Wohnort mit schönen Spazierwegen am Fluss. Gleich neben dem Teneriffe Park steht das Teneriffe House, ein vornehmes, weitläufiges Anwesen, das James Gibbon 1909 erbauen ließ. HabitusLiving, Portal für Luxusimmobilien, erklärte es 2019 zum Haus des Jahres, Adresse: Teneriffe House, 37 Teneriffe Drive, Teneriffe, QLD 4005, Australia.


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So ist Teneriffa – rund um die Welt – immer ein schöner Ort zum Leben.
Ja sogar außerhalb dieser Erde hat Teneriffa Spuren hinterlassen. Lies hier die genau so spannenden Artikel dazu:
Teneriffa und der Mond, Teneriffa und die Sterne, Teneriffa und die Sonne
Ein Kuriosum noch zum Schluss: Das Wort Tenerife als Nachname von Personen kommt auf den Kanaren nicht vor, aber auf den Balearen. Man vermutet, dass Ende des 15. Jahrhunderts einige Guanchen-Sklaven nach Ibiza verkauft wurden, wo heute noch 40 Personen Tenerife heißen. Noch bemerkenswerter ist es, dass auf den Philippinen heute noch mehr als 3000 Personen den Nachnamen Tenerife tragen. Hier ist der Zusammenhang klar: Einige Mönche aus Teneriffa machten sich auf den Weg über Mexiko zu den Philippinen und tauften dort die Einheimischen mit christlichen Namen, oder Namen aus ihrer Herkunft. Noch kurioser – und ungeklärt – ist die Tatsache, dass das zweithäufigste Vorkommen des Nachnamens Tenerife in Saudi-Arabien liegt, mit 160 Personen.
Quelle für Bilder: *1) Wikipedia, *2) Diario de Avisos, *3) Peakery.com, *4) habitusliving.com, *5) Andeshandbook.org
Artikel-Nr. 0-53-225
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Tolle Recherche!!! Vielen Dank
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Sehr interessant… Danke für den schönen Bericht…
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Viel arbeit und ausserordentlich informativ- Danke cornelia
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