Ein Sonntag im Park

Frösche und Prinzessinnen.

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Poetik und Botanik. Kunst und Küche. Man kann viel sehen und erleben im Stadtpark von Santa Cruz. Der Parque García Sanabria ist die grüne Lunge der Stadt und gilt auch inoffiziell als ihr größter botanischer Garten. Ein Spaziergang im Park am Sonntag ist erholsam und entspannend.

Aktualisierungen siehe unten

Auf den ersten Blick entdeckt man sie nicht gleich, die Frösche im Seerosentümpel. Auch die Wasserbecken selbst liegen etwas abseits der Hauptwege, versteckt hinter Bäumen und Gebüsch. Man hört ein „platsch“, und weg ist er. Aber dann entdeckt man einen anderen auf den Seerosenblatt, und dann noch einen, und da, am Rand, ganz viele… Die Mücken tanzen zwischen Sonne und Schatten, das Sonnenlicht spiegelt sich im von Blättern bedeckten Wasser.

Die kleinen Prinzessinnen, die sonntags mit Opa und Oma im Park spazieren gehen, freuen sich, wenn sie einen der kleinen grünen Fröschchen entdecken. Ob Opa ihnen wohl das Märchen von dem Prinzen erzählt?

Früher gab es hier noch Enten und einen schwarzen Schwan. Der Park war sogar fast ein kleiner Zoo mit Affen, Gazellen und Papageien:

Kinder werden sich im Park besonders wohlfühlen. Nicht nur auf dem großen Spielplatz. Zwischen den Kunstwerken und dem Gebüsch gibt es unendlich viele Möglichkeiten zum Verstecken spielen. Und die verschiedenen Springbrunnen sind immer eine Spaß wert. Man kann sich mit den Tauben vergnügen oder nach Schmetterlingen und Wellensittichen Ausschau halten. So wie in diesem Video:

Die etwas älteren Prinzessinnen sitzen abseits auf einer Bank, träumen vor sich hin, lesen ein Buch, oder unterhalten sich mit der Freundin.

Und da sind dann noch die vier Prinzessinnen aus Stein, entlang des Paseo de la Rosaleda, des Rosenwegs. Sie symbolisieren die vier Jahreszeiten.

Hier ein kleines Rätsel: Alle vier Statuen blicken auf einen gemeinsamen Punkt. Wer findet ihn?

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Auch am zentralen Platz freuen sich die sonntäglichen Prinzessinnen an den Wasserspielen und schauen erstaunt zur monumentalen Frauenfigur mit den üppigen Formen.

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Die kolossale Steinskulptur, die von dem Bildhauer Francisco Borges Salas erschaffen wurde, symbolisiert die Fruchtbarkeit. Dieser hat auch das Denkmal in der Mitte des Brunnens mit weiteren Steinreliefen bestückt. Auf einer Seite findet man auch eine Erinnerungstafel an Santiago García Sanabria, der in den 1920er Jahren Bürgermeister von Santa Cruz war. Auf sein Betreiben hin wurde der Park eingerichtet. Schon 1910 hatte der Stadtarchitekt Antonio Pintor einen ersten Plan vorgestellt, nachdem die in Santa Cruz registrierten Ärzte den Bau eine Parks zur Erholung der Bevölkerung vorgeschlagen hatten. Doch die Idee von Pintor wurde zunächst wieder aufgegeben, weil man dachte, dass so eine Anlage nicht mehr in die aktuelle Zeit passen würde. Doch erst unter García Sanabria stellte die Stadt den Zuschuss von 25 000 Pesetas bereit, und nachdem 200 000 Pesetas zusammengekommen waren, konnte der Kauf von Grundstücken beginnen. 1926 wurde der Park offiziell eröffnet. In den folgenden Jahren wurden weitere Elemente hinzugefügt, z.B. die Metallbögen am Rosenweg, die Beleuchtung und die Bewässerungsanlagen. Viele Einwohner von Santa Cruz spendeten Bäume aus ihren Gärten. In der letzten Umbauphase (2004-2006) wurden neue Zonen bepflanzt, wie der Kaktusgarten oder der Rosengarten. Die zweite offizielle Eröffnung fand im Jahr 2006 statt, nach einer Umbauphase von zwei Jahren.

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Einigen anderen Künstlern hat man hier ein Denkmal gesetzt. Darunter Diego Crosa y Costa, auch Crosita genannt. Er war ein beliebter Dichter, Schriftsteller, Karrikaturist und Maler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1910 feierte seine Komödie „Isla adentro“ über die Gewohnheiten der Canarios große Erfolge. Darin beschreibt er die kanarischen Frauen: „Wie dieser gigantische Teide / alle Canarias haben / von außen den Schnee / und das Feuer im Herzen.“ Und zum Thema Liebe dichtete er: „Wenn eine Canaria liebt / den sie weiß zu lieben / vor lauter Liebe sie stirbt / doch auch tot liebt sie weiter.“

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Auch Leonor Pérez, die Mutter des kubanischen Freiheitshelden José Martí, ist hier als Büste zu finden. Sie wurde 1828 in Santa Cruz geboren und wanderte mit 15 Jahren nach Kuba aus. José war ihr einziger Sohn, danach bekam sie noch sieben Töchter. Die kubanische Vereinigung der kanarischen Auswanderer trägt heute noch den Namen von Leonor Pérez.

Aber nicht nur Denkmäler, sondern auch interessante Kunstwerke sind im Park zu finden, z.B. die „vier anthropomorphen Figuren“, das „Katzentor“, die „Raumstele“ oder das Labyrinth „Erinnerung an Borges“.

Diese Kunstwerke wurden bei der 1. Internationalen Ausstellung „Skulpturen für die Straße“ aufgestellt, die im Dezember 1973 und Januar 1974 stattfand. Die Idee der Ausstellung war es, zeitgenössische Kunst zur „Freude des Passanten“ zu zeigen. Leider ist das kleine Museum neben der Blumenuhr, in dem es eine Übersicht über die Kunstwerke gab, inzwischen verwaist und vergammelt.

Auf der angrenzenden Rambla von Santa Cruz findet man noch weitere Werke dieser Ausstellung, z.B. den „Krieger von Goslar“ oder „Exekutierer und Exekutierte“, rote und schwarze doppelte Plastikbälle, die an Bäumen hängen. Interessant sind auch viele architektonische Kleinode, die es entlang der Rambla zu entdecken gibt.

Komfortabel schlafen direkt am Park? Z.B. im Hotel Taburiente oder im Hotel Colon Rambla:

Ein weiteres Kunstwerk findet man in einem hübschen Rondell in Form einer Gartenlaube, das 1942 in den Park aufgenommen wurde. Dort stehen in der Mitte zwei Steinsäulen mit einem Thermometer dazwischen, gekrönt von eine Schildkröte. Ihr Panzer soll das Universum symbolisieren, nach oben rund wie der Himmel und nach unten eben wie die Erde. Ursprünglich befand sich darüber ein Globus aus Eisen mit den zwölf Tierkreiszeichen, der Insel Teneriffa und den entsprechenden Breiten- und Längenkreisen. Doch dieser ist leider dem Vandalismus zum Opfer gefallen und verschwunden.

Es gibt vier Steinbänke in der Laube, eine außen und drei innen, auf denen mit farbigen Kacheln Szenen aus der Geschichte Teneriffas dargestellt sind. Die drei inneren zeigen das tägliche Leben der Guanchen, die Ankunft der Konquistadoren und die Schlacht von Acentejo. Die vierte beschreibt Kultur und Reichtum der Kanaren, darauf sind sogar schon elektrische Leitungen und Funkmasten zu sehen. Die Kacheln wurden von der Künstlerin Lia Tavío aus Puerto de la Cruz entworfen und in Sevilla gefertigt.

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Der Park grenzt südlich an die Rambla, hat die Form eines unregelmäßigen Vierecks und eine Gesamtfläche von 67 000 m². Von den Ecken laufen sternförmig vier breite Flanierwege auf den zentralen, kreisförmigen Platz mit den großen Wasserspielen zu. Man kann auch auf einem spiralförmigen Weg im Kreis spazieren gehen, der gartenbautechnisch sehr abwechslungsreich angelegt ist.

Die Spazierwege sind alle nach bedeutenden Personen Teneriffas benannt:
Agustín León Villaverde (1905-1986), Violinist und Komponist
Domingo López Torres (1910-1937), Dichter Schriftsteller und Maler
Domingo Pérez Minik (1903-1989), Schriftsteller, Schauspieler und Theaterdirektor
Francisco Aguilar y Paz (1905-1997), Rechtsprofessor
Francisco Borges Salas (1901-1994), Bildhauer und Maler
José Blasco Robles (1904-1986), Architekt
Juan Marichal (1922-2010), Autor und Kritiker
Manuel Bonnin Guerín (1898-1993), Musiker, Professor und Komponist
Marcos Guimerá Peraza (1919-2012), Biograph.

Das alte Foto (Quelle: FEDAC) zeigt, wie die freie Fläche vor ihrer Gestaltung als Park ausgesehen hat.

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Darauf erkennt man auch die ehemalige Transformatorenstation, die zur Stromversorgung der neuen Stadtteile gebaut wurde. Man findet sie heute noch versteckt im Gebüsch entlang des spiralförmigen Wegs.

Dieses Bild (Quelle: El Día) zeigt den Zustand des Parks etwa 10 Jahre nach seiner Eröffnung.

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Besonders schön sind der Rosenweg oder der Bambusweg.

Auf der Südostseite befindet sich die berühmte Blumenuhr, die immer farbenprächtig bepflanzt ist. Sie wurde vom dänischen Konsul 1958 gestiftet, die Uhr selbst wurde in der Schweiz bei der Firma Favag hergestellt. Hier ist ein beliebter Treffpunkt. Gleich nebenan kann man sich auch in einem netten Café zur Unterhaltung treffen. Es wurde 2018 umgebaut und 2019 neu eröffnet. Entlang der Straße sieht man hier Palmen mit einem Ring um den Stamm. Dies ist ein Schutz gegen die Ratten, die gerne auf die Bäume klettern, um die Früchte zu naschen.

Ein anderes Lokal, das Strasse Park Café, liegt am oberen Eingang des Parks an der Rambla. Dort gibt es viele Leckereien, die sich von den üblichen bocadillos und papas fritas deutlich abheben. Mit Liebe und Fantasie serviert man hier Tapas, Kleinigkeiten und Gerichte, die man sonst nicht in der Art bekommt. Man sitzt unten in einer schattigen Laube oder oben auf der Terrasse mit Blick in den Park. Wer mit dem Auto kommt, kann sogar den Parkierungs-Service in Anspruch nehmen und sein Auto von einem Angestellten sicher abstellen lassen.

Unbedingt sehenswert sind natürlich die vielen exotischen Pflanzen und Blumen. Völlig zu Recht ist der Parque García Sanabria der eigentliche botanische Garten der Hauptstadt, noch dazu viel größer als der botanische Garten von Puerto de la Cruz, und kostenfrei. An den meisten Bäumen und Pflanzen gibt es auch Schilder mit dem Namen und der Herkunft. Es gibt sogar einen kleinen Kräutergarten. Und wer stachliges mag, kann den Kaktusgarten bewundern.

Im Dezember 2016 wurde der 67 000 m² große Park von der kanarischen Regierung zum Nationalen Kulturgut in der Kategorie Historische Gärten erklärt. Einen ganzen erholsamen Tag kann man dort zubringen. Langweilig wird es nicht. Ein lohnender Ausflug zu einem Ziel, das auf der touristischen Inselkarte fast noch ein weißer Fleck ist. Viel Spaß!

Hier noch ein weiteres schönes Video:

Wer noch auf der Rambla spazieren geht, kommt nach etwa 500m an der alten Stierkampfarena vorbei: Runder Geburtstag.

Beim kleinen Stadtrundgang durch das Barrio de Los Hoteles darf die Plaza de Los patos nicht fehlen: Von Enten und Fröschen. Gleich nebenan, in einer Seitenstraße, gibt es einen tollen Spaß, das Selfie-Museum.


Aktualisierung 17.02.18

Die Stadtverwaltung hat nun einige Massnahmen zur Verbesserung und Neugestaltung des Parks beschlossen. Es soll ein Netz von Trinkwasserleitungen und Wasserzapfstellen eingerichtet werden. Das Holzpflaster einiger Wege soll ausgebessert werden und der Kinderspielplatz, der intensiv genutzt wurde, soll repariert und verschönert werden. Dafür steht ein Budget von 700 000 € zur Verfügung.

Aktualisierung 23.04.18

Leider wird auch dieser Park, der für die Bürger einen Erholungsraum darstellen soll, durch dieselben Bürger immer wieder beschädigt, ja sogar zerstört. Es sind vor allen die Hundebesitzer, die ihre Lieblinge frei durch die frisch angelegten Beete laufen lassen oder auch selbst querbeet gehen, und dadurch die Pflanzen beschädigen. Vandalismus spielt ebenfalls eine große Rolle, insbesondere wenn in der Stadt irgendein fest stattfindet. Man beobachtet auch, dass in der schönen Bambusallee der Bambus abgeschnitten und geklaut wird.

Deshalb überlegt man jetzt in verschiedenen Gremien der Stadtverwaltung, bestimmte Bereiche im Park mit Zäunen zu schützen, um zu verhindern, dass zu viele Menschen abseits der Wege durch die Grünzonen trampeln.

„Die Idee ist, Respekt für unsere Umwelt zu fordern, nicht nur in den Wäldern, sondern auch im städtischen Umfeld, in unseren Parks und Gärten. Jedes Mal, wenn wir einen besonderen Raum haben, müssen wir extra einen Wartungsservice aufrechterhalten. Das ist nicht nur die Aufgabe des Stadtrates, sondern auch der Bürger“, bemerkte Dámaso Arteaga, Stadtrat für Gemeingut und öffentliche Dienste.

Aktualisierung Dezember 2019

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Der Stadtpark ist jetzt noch schöner geworden. Einige Wege wurden neu angelegt. Aber das beste ist der Kinderspielplatz, ein wahrhaftiges Paradies für die Jüngsten. Da gibt es ein 15 m langes Piratenschiff, in dem 50 kleine Piraten Platz haben. Sie können dort auf Schatzsuche gehen und finden alte Fässer, Totenschädel, Piratenflaggen, Fernrohre oder Haifischflossen. Eine Delfinwippe, ein Sandplatz mit Rutschbahn, eine Rennbahn für Autos und viele andere Attraktionen machen den Spielplatz „einfach genial“, wie die Kinder finden. Und auch die Eltern, denn für sie gibt es genügend schattige Bänke. Es ist der größte Spielplatz der Stadt, in den jetzt 300 000 € investiert wurden.

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Eine weitere Einrichtung, die auf Betreiben des Bürgermeisters García Sanabria errichtet wurde, ist die Badeanstalt an der Küste, die heute leider nur noch eine Ruine ist. Lies hier die Geschichte dazu: Strandhotel in der Hauptstadt.

Lust auf noch mehr Kunst? Besuche in San Isidro de Skulpturenpark von Gernot Huber: Kunst und Kaktus. Graffiti-Kunst findest du hier: Freie Mauern, Puerto Street Art, Pflastermaler oder Kunst am Bau.


Artikel-Nr. 26-14-85

4 Gedanken zu “Ein Sonntag im Park

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