Straßenkunst in La Laguna.
Die Anzeigen über unerwünschte Graffiti und Wandmalereien im öffentlichen Bereich sind in La Laguna dank des Projekts „Freie Mauern“ deutlich weniger geworden. Diese Aktion läuft hier seit einigen Jahren und bietet echten und vermeintlichen Straßenkünstlern die Möglichkeit, sich zu entfalten. An ausgewiesenen Stellen in der Stadt darf jeder, der sich an einige Grundregeln hält, die Mauern bemalen. So wurde nicht nur der Vandalismus eingedämmt, sondern auch eine lebendige Kunstlandschaft geschaffen, die sich laufend erneuert.
Nach den erzielten guten Ergebnissen ist es sogar notwendig geworden, neue freie Räume für die Praxis von Graffiti und urbaner Kunst vorzuschlagen und den Katalog der bestehenden Mauern und Wände zu erweitern, um dieser Praxis einen legalen Raum zu geben. Trotz alledem fordern die Schöpfer dieses Projekts, dass der Weg der Bestrafung nicht aufgegeben werden darf, sofern es sich um nicht genehmigte Sprühaktionen handelt. Schließlich betonen sie die Notwendigkeit, regelmäßige Gespräche vor allem mit Jugendlichen zu führen, um diesen den gesetzlichen Rahmen zu erklären.




Die beiden Direktoren des Projekts sind Erik Verstraete und Ayoze Álvarez. Der erste von ihnen ist ein Stadtkünstler mit einer langen Karriere auf Teneriffa, der unter dem Künstlernamen Erik Air arbeitet. Der zweite ist ein Stadtkunstforscher, der auch eigene künstlerischen Arbeiten auf der Straße entwickelt und als Kulturmanager zuständig für die Nutzung und Verwaltung des Kulturerbes ist.


Bevor das Projekt begann, bereiteten die beiden Künstler es in den Schulen und der Universität vor, informierten über die Folgen illegaler Graffiti und präsentierten die von „Freie Mauern“ vorgeschlagene Alternative. Bei diesen Treffen kamen die Stadtkünstler zu der Erkenntnis, dass der Anteil der an diesem Thema interessierten Jugendlichen nicht einmal 1% erreicht, dass es in der Nähe der Schulen ist, wo sich die Graffiti-Aktivität konzentrierten, und dass der Weg der Angst oder Warnung in den Schulen kontraproduktiv ist. Aus diesem Grund haben sich die Bemühungen des Projekts darauf konzentriert, jungen Menschen auf begrenzte und spielerische Weise die Straßenaktivitäten zu ermöglichen.

Im gesamten Stadtgebiet werden nun freie Mauern und Wände zur Verfügung gestellt. Meist sind es Mauern um ein verlassenes Grundstück, die Außenmauern einer Schule oder anderer Gebäude, die zum großen Teil im Besitz der Gemeinde sind. Dort dürfen Graffiti-Künstler ohne vorherige Genehmigung mit ihren Sprühdosen anrücken und ein Kunstwerk ihrer freien Wahl erschaffen. Sie müssen nur folgende Regeln beachten:

Sie dürfen keine politischen Parolen, keine kommerzielle Werbung, keine persönliche Meinung äußern und keinerlei Diskrimination, egal welcher Art. Sie müssen sich genau an die ausgewiesene Fläche halten und dürfen nicht darüber hinaus malen. Sie dürfen die Wand nicht beschädigen oder dort Gegenstände anbringen. Bevor sie ein neues Werk erschaffen, sollten sie auf ihre Vorgänger Rücksicht nehmen, damit nicht ein Kunstwerk, das erst wenige Tage alt ist, schon wieder übermalt wird.
Auf diese Weise erneuert sich die Wand immer wieder. Plötzlich entdeckt man im Vorbeigehen ein neues Bild und ist überrascht. Oh! Das sah doch neulich noch ganz anders aus! Die Stadt wird lebendig und farbig. Rund 90 Mauern gibt es inzwischen in der Stadt. An diesem Beispiel gegenüber der Stadtkirche La Concepción sieht man, wie sich eine Wand im Laufe der Jahre verändert hat. Eine Seite geht auf die Plaza Dr. Oliveira und misst 2m x 9m, die andere geht um die Ecke in die Straße San Antonio und misst 2m x 13m. Hier ist eine Zone mit besonders viel Fußgängerverkehr.
In einer Seitenstraße der Avenida Trinidad, gleich neben der Straßenbahnhaltestelle, befindet sich eine 40m lange Wand.
Entlang der Avenida de los Menceyes wurde die Wand der Sekundarschule Domingo Perez Minik bemalt.
Eine witzige und bunte Mauer befindet ganz außerhalb der Altstadt in einem Wohngebiet, dort sind es viele kleine Bildchen zum Thema Liebe.







Manche Bilder sind in der Tat einfach nur bunt, andere versuchen einen Inhalt zu vermitteln, der sich allerdings nicht immer bei der ersten Betrachtung erschließt.





„Affen zerstören Maschinen“ ist der Titel einer Wand, die aus der Zusammenarbeit mehrerer Künstler entstanden ist. Dieses um die Ecke gemalte Bild ist ziemlich versteckt in der Calle Catedral zu finden.

Einige Werke sind nicht direkt im Projekt „Freie Mauern“ integriert, sondern sind eigene, größere Projekte von überregional und international bekannten Graffiti-Künstlern, so z.B. dieser Arkadengang in der Calle Barcelona, der Motive aus der Geschichte und Tradition von La Laguna zeigt und zum 18-jährigen Jubiläum der Ernennung der Altstadt zum Weltkulturerbe geschaffen wurde. 45 Studenten haben hier zusammen gearbeitet.









Besonders viele große und großartige Werke findet man längs der Avenida Trinidad, die sich in den letzten Jahren zu einer wahren Kunstmeile gewandet hat.






Zwei Künstlernamen tauchen immer wieder auf. Der eine ist FeoFlip, der aus La Laguna stammt. „Statt Süßigkeiten bat ich meine Mutter um Comics, denn die blieben mir für immer,“ sagt er, und dass er nie die Texte gelesen hat. Er hat die Hefte unter dem Bett versteckt und damit begonnen, den Spiderman abzuzeichnen. Heute ist er weltweit bekannt, besonders für seine skurrilen Motive.





Ein großes Werk von FeoFlip namens „1496 – Freiheit und Eroberung“ ist an der Avenida Trinidad zu sehen.
Matías Mata, der aus Lanzarote stammt und in La Laguna Kunst studierte, ist natürlich auch vertreten. Sein Künstlername ist Sabotaje al Montaje: „Graffiti ist geschenkte Kunst für die Straße.“ Seine riesige Wand in der Calle Malpei wurde kurz vor Beginn der Corona-Krise fertig:


Sein neuestes Werk ist im Stadtteil Gracia zu sehen, wo er viele Jahre gewohnt hat. Es zeigt ein Paar mit offenen Händen und einen Bauern in der Mitte, der sein Land bearbeitet. Das Kunstwerk soll anregen, über lokalen Konsum zum Schutz der Umwelt nachzudenken. Interessanterweise findet sich darin auch eine Mundschutz-Maske.
Auch am alten Busbahnhof von La Laguna haben Künstler spannende Motive geschaffen.




Aber es ist unmöglich, all die Kunstwerke hier zu erwähnen. Sie sind oft ziemlich versteckt in Seitenstraßen oder Hinterhöfen. Wie wäre es mal mit einer Stadterkundung der anderen Art? Am besten zu Fuß. Mit dieser Karte findest du eine Auswahl der wichtigen Punkte.
Hier ist ein Video über die Arbeit der Künstler
Quelle: http://muroslibresproject.com/
Dort gibt es auch noch viele Bilder zu sehen, die heute nicht mehr existieren.
Auch in Los Realejos gibt es Straßenkunst von namhaften Künstlern zu sehen: Farbe macht Schule.
Sehr bekannt ist auch Puerto StreetArt.
Die größte Straßenkunst, nach der Fläche, gibt es in Puertito der Güímar, ebenfalls von Matías Mata: Pflastermaler.
Artikel-Nr. 17-20-205
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