Der Botaniker Wolfredo Wildpret.
„Bildung ist das wichtigste Werkzeug gegen die Zerstörung der Umwelt.“ So sieht Wolfredo Wilpret seine Aufgabe, sein Lebenswerk. Von ganzem Herzen setzte er sich unermüdlich für die Erhaltung und Erforschung der Natur ein. Wildpret ist emeritierter Professor für Botanik an der Universität La Laguna, seine Heimat ist Teneriffa.

Im August 2020 ehrte ihn die Stadtverwaltung von El Rosario, wo er seit 30 Jahren lebt, ganz besonders und benannte eine Straße nach ihm: Calle Catedrático Wolfredo Wilpret. Bei vielen Gelegenheiten hatte er immer wieder seine Liebe zu den natürlichen und botanischen Werten von El Rosario unter Beweis gestellt, indem er die hiesigen Schätze der Natur hervorhob und auf den verschiedensten internationalen Bühnen die Merkmale eines auf den Kanarischen Inseln einzigartigen Waldes in direkter Nähe zum städtischen Zentrum von La Esperanza bekannt machte, der Bosque del Adelantado.



Sein Engagement für die Erhaltung der biologischen Vielfalt der Kanarischen Inseln ist weithin bekannt. Zu den weiteren Ehrungen und Auszeichnungen, die ihm zuteil wurden, gehören der Forschungs- und Innovationspreis der Kanarischen Inseln (2011), die Ehrendoktorwürde der Leibniz-Universität Hannover (2003) und der César-Manrique-Umweltpreis der Kanarischen Regierung (1988). Die Liste der vielen anderen Preise und Auszeichnungen ist lang.
Die Liste seine Publikationen ist ebenfalls lang: „Zierpflanzen im historischen Zentrum von La Laguna“ (2005), „Meerespflanzen der Kanarischen Inseln“ (2003), „Historische Bäume der Kanaren“ (2001), „Natur und Geschichte im Schutzgebiet Montaña Roja“ (1996), um nur einige zu nennen. Als Co-Autor ist er auch in einem deutschsprachigen Naturführer vertreten (Pott/Hüppe/Wildpret: Die Kanarischen Inseln – Natur- und Kulturlandschaften, Ulmer-Verlag).



Wolfredo Wildpret de la Torre wurde am 16. September 1933 in Santa Cruz geboren. Sein Vater war der Deutsche Luis Wildpret, Professor an der nicht mehr existierenden Höheren Handelsschule Santa Cruz. Er wohnte gleich neben dem Parque García Sanabria, in der Calle La Palma. Jeden Tag ging er auf dem Weg zur Deutschen Schule durch den Park. „Für mich war es kein Park zum Spielen,“ erinnert er sich, „ich lebte im Park, es war ein Ort zum Beobachten und Studieren.“ (Lies dazu den Artikel Ein Sonntag im Park)

Die Verbindung zur Natur hat Tradition in seiner Familie. Sein Urgroßvater stammte aus der Schweiz und war bis 1893 Obergärtner im Botanischen Garten von Puerto de la Cruz. Sein Großvater baute eine wunderschöne Badeanstalt an der Playa Martiánez, den Thermal Palace, und war später Direktor des Hotels Taoro und verantwortlich für die wunderschönen Parkanlagen.
Schon mit 16 Jahren half Wildpret dem genialen schwedischen Botaniker Sventenius bei dessen Studien im Botanischen Garten von Puerto und in der Natur Teneriffas. Er machte seinen Studienabschluss an der Complutense-Universität Madrid und erhielt dort 1958 einen Doktortitel in Pharmazie erhielt. Dort nahm er auch seine Lehrtätigkeit auf und war gleichzeitig Stipendiat am Botanischen Institut Cavanilles des Spanischen Nationalen Forschungsrats. Diese Ausbildung wurde Mitte der 1950er Jahre intensiviert, als Wildpret die Möglichkeit hatte, ein Stipendium der deutschen Regierung unter der Leitung des renommierten Botanikers Reinhold Tüxen zu genießen. Wildpret gilt heute als einer der herausragendsten Botaniker Europas.
Er war Gründungsmitglied und erster Präsident der Naturfreunde Teneriffas ATAN (Asociación Tinerfeña Amigos de la Naturaleza) und gerade für seine Heimatinsel hat er sich immer vehement für den Naturschutz eingesetzt. Er vertrat eine entschiedene Position gegen den Bau des Hafens von Granadilla, der die Unterwasserwiesen gefährdet, ein für die Erhaltung der biologischen Vielfalt an den Küsten der Kanarischen Inseln grundlegendes Ökosystem. Der Schutz gefährdeter Pflanzenarten war immer eines seiner Hauptanliegen. Dabei machte er sich nicht immer Freunde: „Niemand sollte auf die Spitze des Teide steigen.“



Die Bezeichnung „wildpretii“ taucht bei einigen Pflanzennamen auf. Am bekanntesten ist sicher „Wildprets Natternkopf“, Echium wildpretii, die rote Tajinaste im Teide Nationalpark. (Hier findest du einen Artikel darüber: Die Kerzen des Teide) Die Bezeichnung „wildpretii“ erhielt die Pflanze aber zu Ehren von Hermann Wildpret, dem Urgroßvater. Es beschrieb und katalogisierte Ende des 19. Jahrhunderts tausende von Pflanzen der Kanaren und pflanzte viele im Botanischen Garten von Puerto de la Cruz. Eine Unterart der Gänsedistel, die ausschließlich auf La Gomera vorkommt, trägt ebenfalls den Beinamen: Sonchus wildpretii.
Die Karriere des Forschers ist eng mit der Universität von La Laguna verbunden. Als er 1960 in seine Heimat Teneriffa zurückkehrte, war er an der Gründung der Abteilung für Biowissenschaften an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität La Laguna beteiligt. In vielen Bereichen seines Fachgebiets hat er entscheidende Beiträge geleistet, etwa bei der Kartierung von Pflanzengemeinschaften oder der Umwelterziehung.

Er baute das Herbarium „Tenerife Ciencias“ an der ULL auf, eine Sammlung und Datenbank von 113 000 Exemplaren der kanarischen Flora. Ein Schatz, der weitgehend unbekannt ist. „Aus einem einfachen Grund,“ sagt Wildpret, „denn leider war die Politik der Hochschule noch nie darauf ausgerichtet, die Bürger wissen zu lassen, was wir mit den öffentlichen Geldern tun, die uns unterstützen.“
36 Jahre lang war er in La Laguna Professor, bis er 2003 in den Ruhestand ging. Auch auf dem Campus Anchieta der Universität La Laguna gibt es seit 2009 eine Straße, die seinem Namen trägt. Ein unscheinbares Wohn- und Geschäftshaus in der Calle Castillo in Santa Cruz ist ebenfalls nach ihm benannt.
Wildpret sieht die Welt heute realistisch und pragmatisch: „Nachhaltige Entwicklung ist eine große Utopie, der wir Aufmerksamkeit schenken müssen, denn der Fortschritt ist eine Utopie. Wem gehört der Planet? Den Menschen, den Ökosystemen vielleicht? Nein, die Welt gehört denen, die den Markt beherrschen. Der Klimawandel ist ein wohlstandsförderndes Element, denn dank dieses Wandels entstehen neue Lebensgewohnheiten und große Erfindungen sowie industrielle und wissenschaftliche Entwicklungen von enormer Bedeutung. Aber wir sind dabei, die Biosphäre umzugestalten, und merken dabei nicht, dass wir in naher Zukunft Selbstmord begehen. Warum schaffen wir so viele Dinge gegen die Natur, die uns ernährt und uns das Leben schenkt? Wir treiben das menschliche Zeitalter voran – doch was bringt es, Häuser, Infrastrukturen, Straßen und Häfen zu bauen, die nutzlos sind?“
Der erste namhafte Naturforscher Teneriffas war José de Viera y Clavijo, er war auch ein Dichter: Lies nach im Artikel Die Hochzeiten der Pflanzen.
Andere berühmte Persönlichkeiten der Insel findest du auf der Seite PERSÖNLICHES.
Artikel-Nr. 7-6-249