Handarbeit

Das Töpferei-Museum in Arguayo.

In das kleine Dorf oberhalb von Santiago del Teide kommen keine großen Besucherscharen. Meist sind es Wanderer, die hier ihren Touren beginnen. In dem malerischen Ort lohnt sich aber auch ein Besuch im Museo de la Alfarería, wo die Kunst und die Geschichte der Töpferei zu sehen ist. Und vielleicht findet man ja auch ein kleines und echtes Souvenir zu mitnehmen.

Das Museum „Cha Domitila“ ist in einem traditionellen kanarischen Haus untergebracht. Die Stadtverwaltung von Santiago del Teide kaufte es 1985 von der damaligen Besitzerin Carmen Rodríguez Hernández (Carmela). Zu dem Anwesen gehörte auch ein hundertjähriger Weinberg.

Das Haus war sehr einfach. Um den Innenhof (2) gruppierten sich das Schlafzimmer (3), ein Bereich für die Tiere (4) und eine Küche (5). Der Innenhof diente als Lagerraum für die Verkaufsstelle, die sich neben dem Haus befand.

Die Nachbarn erinnern sich an die Lastwagen, die mit den Waren aus Icod de los Vinos kamen, oder an die Lastwagen aus Santiago del Teide, die nach dem spanischen Bürgerkrieg Rationierungen zur Verteilung unter der Bevölkerung brachten. Das Haus wurde auch eine Zeit lang der Lehrerin Doña Marina während ihres Aufenthalts in Arguayo zur Verfügung gestellt. Nach dem Krieg diente es als Rastplatz für die Soldaten, die die Schützengräben im Dorf ausgehoben hatten.

Im 19. Jahrhundert und bis in die 1940er Jahre war Arguayo als Dorf mit einer bedeutenden Töpferproduktion bekannt. Praktisch alle Familien im Ort verarbeiteten die Töpferware, die von Arguayo nach Buenavista im Norden oder nach Adeje im Süden gebracht wurde, um sie zu verkaufen oder gegen Grunderzeugnisse wie Fisch, Gofio, Kartoffeln und andere Lebensmittel einzutauschen. Die zerbrechlichen Stücke mussten in großen Körben auf dem Kopf über lange und steinige Wege getragen werden.

Im Gegensatz zu anderen Orten waren in Arguayo bestimmte Frauen für die Herstellung der Töpferwaren zuständig, während andere für den Verkauf oder den Tausch der Waren verantwortlich waren. Der Prozess der Herstellung und insbesondere das Brennen der Stücke war sehr lang, was die Töpferinnen selbst daran hinderte, sie zu verkaufen.

Aus der statistischen Erhebung von Francisco Escolar y Serrano aus dem Jahr 1802 geht hervor, dass von den 802 Einwohnern der gesamten Gemeinde 15 Frauen waren, die als Töpferinnen arbeiteten. Hier wie überall in der traditionellen kanarischen Töpferei waren Frauen waren die Hauptfiguren in diesem Handwerk. In Arguayo wurden sie zwar von ihren Ehemännern oder Söhnen bei der Beschaffung und dem Transport der Rohstoffe unterstützt, aber der gesamte Prozess wurde von den Frauen selbst durchgeführt.

Die in Arguayo hergestellten Stücke sind das Ergebnis einer jahrhundertelangen Tradition und Entwicklung, ein gut erhaltenes Erbe der Guanchenkultur, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Es handelt sich um eine einfache Töpferware, die jedoch von großer Qualität ist. Kennzeichnend ist, dass hier ohne Töpferscheibe gearbeitet wird, und die Schärftechnik angewandt wird, bei der der Ton in Form von Strängen auf eine Unterlage aufgetragen wird.

Das Brennen der Stücke wird in einem holzbefeuerten Einkammerofen gemacht, eine Technik, die erst nach der spanischen Eroberung eingeführt wurde. Der Ofen muss eine Temperatur von 800 ºC erreichen, der Brennvorgang dauert mehr als einen Tag. In der Zeit der Ureinwohner wurde das Steingut im Freien gebrannt, was zu vielen Brüchen und weniger haltbaren Stücken führte. Früher wie heute werden natürliche Farbstoffe verwendet, die aus dem Gestein der Umgebung gewonnen werden.

Dass hier in der Gegend tatsächlich Guanchen lebten, belegen die Felszeichnungen auf einem Stein, der hierher ins Museum gebracht wurde. Man sieht wie überall Gravuren mit geometrischen Elementen. Dieser Stein, der etwa 100-150 kg wiegen soll, verweist auch auf einen traditionellen Brauch in der ländlichen Welt, der von den Guanchen übernommen wurde: das Heben von Steinen. Viele Männer kamen zu ihm, um ihn zu heben und ihre Kräfte zu messen. Das hier ausgestellte Exemplar ist beim Transport zerbrochen und wurde wieder zusammengesetzt:

Auf dem Berg der Stein der Tapferen, neben dem Camino de Chasna, in der Nähe von Montaña de la Corredera, gegenüber Montaña del Cascajo, um dreizehn Uhr und zwanzig Minuten am 21. Februar 1997 (…) wird der so genannte „Stein der Tapferen“, der offenbar vor weniger als 10 Jahren von einem Bagger in sieben Teile zerbrochen wurde, entfernt und beim ethnografischen Museum in Arguayo deponiert, um ihn für die Geschichte von Santiago del Teide zu bewahren.“

Arguayo beherbergt einen große Vielfalt an archäologischen Fundstätten in der Umgebung. Nach der Eroberung verzögerte die Isolation dieser Region die fremde Überformung und bewahrte das Erbe der Guanchen deutlicher als in anderen Gebieten der Insel. Die Funde belegen die Anwesenheit der Ureinwohner und zeigen Keramikstücke, die davon zeugen, wie z.B. die Gánigos (Behälter aus Lehm) und Schnitzereien mit halbkugelförmigen und runden Böden.

Ab 1940 ging die Töpferproduktion zurück und endete in den 1950er Jahren. Doch Arguayo ist ein Beispiel für das Überleben der traditionellen Töpferkunst, die zu einem Identitätsmerkmal dieses Dorfes geworden ist. Die Töpferinnen haben ihr Wissen weitergegeben. Die letzten Verkäuferinnen, Cenobia und Micaela, arbeiteten mit dem Arguayo-Kollektiv zusammen, um die Rettung dieses angestammten Erbes in die Tat umzusetzen. Schon 1998 wurde das Museum in die Vorschlagsliste der UNESCO für das Weltkulturerbe aufgenommen. Eine Entscheidung steht noch aus.

Das Museum ist geöffnet Dienstag bis Samstag 10-13 Uhr und 16-19 Uhr, Sonntag 10-14 Uhr, Montag geschlossen. Der Eintritt ist frei. Es gibt wenige, aber schöne Einzelstücke zu kaufen, garantiert handgemacht und keine billige Touristenware.

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Ein anderes Zentrum der Töpferkunst findest du in San Miguel de Abona: Das Haus des Kapitäns. Ganz in der Nähe, an der Küste in Puerto Santiago, kannst du noch ein anderes traditionelles Museum besuchen, das Fischermuseum. Schau auch auf der Seite Museen nach, was es sonst noch zu entdecken gibt.



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3 Gedanken zu “Handarbeit

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