Im wilden Wald

Zerstörung und Wiederaufbau.

Nicht jede Wanderung führt durch eine Traumlandschaft. Was beim größten Waldbrand in der Geschichte Teneriffas passiert ist, kann man von weitem nicht erahnen. Man muss schon einmal dort herumlaufen, wo die Waldarbeiter versuchen, die Schäden zu begrenzen und den Wald so gut es geht wieder in einen natürlichen Zustand zurückzuführen. Das bedeutet Arbeit, die auch nach Jahren noch nicht abgeschlossen ist.

In den Bergen von Tacoronte bis La Orotava hat es den Wald im August 2023 schlimm erwischt. Einige Zonen wurden verschont, wie Inseln in einem Feuermeer. Dort geht man noch durch den üppigen Monteverde, den grünen Mischwald. Aber nur wenig daneben ist alles schwarz. Auf dieser kleinen Rundwanderung kann man den herrlichen Wald erleben, genau wie die katastrophale Zerstörung.

Die Wanderung ist einfach und ohne große Steigungen, aber man geht zum Teil auf Forstwegen, die durch schwere Räumfahrzeuge übel zugerichtet wurden.

Man startet an der Pista El Rayo, die von La Esperanza auf den zentralen Höhenrücken führt, beginnend im Ortsteil Las Erillas. Anfahrt siehe Karte unten. Etwa 1 km nach Ende der Asphaltstraße liegt rechts der Piste eine Lichtung, wo man das Auto abstellen kann.

Zunächst geht man genau gegenüber, auf der linken Seite, auf einem Wanderweg in den Wald hinein, der gleich nach rechts dreht und etwas bergauf führt. Dort sind, wie man an den Spuren sieht, auch viele Mountainbiker unterwegs. Der Weg biegt nach 400 m nach rechts und trifft 150 m weiter wieder auf die Piste. Dort befindet sich der Zaun einer großen Finca, die dem Cabildo gehört.

Genau gegenüber geht man in einen schmalen Pfad hinein (nicht auf der Piste). Er führt zwischen viel Gebüsch auf die flache Erhebung der Montaña El Cerro zu. Dort sieht man auch einige Erdbeerbäume. Ihre leuchtenden Früchte sind essbar, aber geschmacklos. Wenn sie vertrocknet sind, schmecken sie bitter. Nach 200 m steht man am Rand des Kiefernbestandes und geht nach rechts. Es ist ein wunderschöner, ebener, aber teilweise recht wilder Weg. Man muss über umgestürzte Bäume klettern oder sich unten durch ducken.

Nun geht es im Gegenuhrzeigersinn rund um die Montaña El Cerro, bis man nach etwa 1 km zu einer auffälligen Weggabelung kommt. Dort nimmt man den rechten Weg, der gleich danach aus dem Wald herausführt und auf die Pista El Cerro trifft.

Diese biegt nach rechts wieder in den Wald hinein und geht leicht abwärts. Nach 300 m trifft man auf die Pista La Herradura. Hier beginnt nun die Zone, in der umfangreiche Waldarbeiten stattfinden. Riesige Holzstapel liegen am Weg, und Berge von Ästen sind auf beiden Seiten noch zu beseitigen. Da fast alle Bäume hier nachhaltig geschädigt sind, muss man verhindern, dass diese auf die Piste stürzen und sie blockieren könnten. Dazu wird beiderseits ein Streifen von jeweils 35 m Breite abgeholzt. Viel Arbeit und viel Holz!

Wie man erkennt, ist das Holz im Innern noch nicht verbrannt, trotzdem waren die Bäume nicht mehr zu retten, denn der Brand hat zu lange gedauert und dadurch auch den Wurzelbereich und die gesamte Bodenstruktur zerstört. Die Bäume können kein Wasser mehr aufnehmen und würden über kurz oder lang absterben. Durch den Kahlschlag wird versucht zu retten, was noch geht.

In den 1950er und 60er Jahren wurde auf Teneriffa massiv aufgeforstet. Auf 2000 ha Fläche pflanzte man die Pinus radiata, die kalifornische Kiefer, die schnell wächst und schnell Holz liefert. Und man pflanzte sie hier im feuchten Monteverde, damit sie noch besser wächst. Doch das Holz dieser Bäume konnte nie genutzt werden. Sie wuchsen unter schlechten Bedingungen, denn sie wurden viel zu dicht gepflanzt mit wenig Raum für die Wurzeln. Sie sind auch nicht windbeständig, mehrere Stürme (1996, 2002, 2006, 2010) zerstörten 850 ha. Deshalb verfolgt das Landwirtschaftsministerium schon seit vielen Jahren einen Plan zum nachhaltigen Wiederaufbau des Waldes mit heimischen Arten und der kanarischen Kiefer. Dann kam der Waldbrand von 2023, der weitere 400 ha des Kiefernbestandes zunichte machte.

In der anderen Richtung führt die Pista La Herradura bergab, in einer weiten Rechts- und wieder Linkskurve, in einer traurigen Landschaft. 600 m weiter unten trifft sie auf die Pista Cuatro Veredas. Dort hat die Forstverwaltung eine Hinweistafel aufgestellt, die nicht nur um Verständnis für diese umfangreichen Arbeiten bittet, sondern auch viele Details erklärt.

Dort geht es spitzwinklig nach rechts und weiter durch das riesige Gebiet, mit dem es die Waldarbeiter zu tun haben. Wenn sie fertig sind, muss danach auch der Fahrweg wieder hergestellt werden, den die schweren Fahrzeuge kräftig zerstört haben.

Später geht es durch ein Gebiet, in dem die Baumstämme zersägt wurden, dort liegen riesige Berge von Sägespänen. Bauern, die sich vom Cabildo eine Erlaubnis holen, können dort kostenlos Material sammeln, das sich hervorragend als Streu für Felder und Gärten eignet.

Inzwischen ist es die Pista La Esperanza, auf der auch der Fernwanderweg GR 131 verläuft. Nachdem die Piste wieder im Hochwald verläuft, steht rechts am Weg in einer Kurve ein Wegweiser, der den GR 131 anzeigt. 10 m links daneben geht ein Pfad in den Wald hinein, markiert mit einem rot-weißen Kreuz (für den GR 131) und einem gelb-weißen Streifen. Dort geht es kurz etwas steiler bergauf, und danach ganz bequem durch einen herrlichen, schattigen Mischwald aus Lorbeer und Baumheide nach und nach aufwärts.

Oben trifft der Pfad wieder auf einen breiterer Weg, die Pista La Herradura, sie kommt nach links 5 Minuten später am Parkplatz wieder heraus.

Entfernung: 4,9 km
Gehzeit: 2,5 Std.
Höchster Punkt: 1190 m, tiefster Punkt 1055 m
Einstufung: C2*R (Erklärung siehe hier)

Karte:

Solange die Waldarbeiten andauern, kann man auf der braunen Pista La Herradura zurück gehen und kommt dann nicht durch das Gebiet der Waldarbeiten. Ganz kurz ist die Umrundung der Montaña El Cerro und der direkte Rückweg auf der Pista El Rayo, auch mit Kindern gut möglich.

Karte Anfahrt:

Die Anfahrt erfolgt über La Esperanza. Im Ortsteil Las Erillas fährt man am kleinen Kreisverkehr den Camino de Madroño hinauf. Wo der Asphalt endet, beginnt die Pista El Rayo.

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Eine schöne Runde weiter unten im Wald von Tacoronte findest du hier: Märchenwald (I).



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2 Gedanken zu “Im wilden Wald

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