Gut versteckt und geschützt

Man fragt sich, ob dieses idyllische Dorf in Griechenland sein könnte, oder vielleicht in Sizilien, Malta, oder sonst irgendwo im Mittelmeer. Nein, es ist tatsächlich hier auf Teneriffa, nicht weit von der Hauptstadt, aber trotzdem ganz schön abseits. Das alte Fischerdörfchen El Varadero findet man jedenfalls nicht zufällig, es liegt versteckt an einem steilen Abhang zwischen Santa Cruz und Candelaria.
Im Oktober 2015 wurden der ehemalige Bürgermeister von El Rosario und zwei weitere Lokalpolitiker verurteilt zu jeweils sieben Jahren Ausschluss von jeglichen öffentlichen Ämtern. Sie hatten versucht, mit dem „Plan Especial de El Varadero“ ein touristisches Bauprojekt in einer Umweltschutzzone zu verwirklichen und ignorierten damit den übergeordneten Flächennutzungsplan der Insel PIOT (Plan Insular de Ordenación del Territorio).

Dieser weist im Bereich von El Varadero ausdrücklich die drei Schutzgebiete Schluchten, Küsten und Abhänge aus, in denen nicht gebaut werden darf. So bleibt zum Glück dieses wunderschöne Dorf so erhalten wie es früher war.





Es ist nicht ganz einfach, dort hin zu kommen. An den beiden Ausfahrten „Barranco Hondo“ und „Tabaiba“ der TF-1 stehen zwar kleine Schilder nach El Varadero, aber an der schmalen Straße, die zwischen diesen Ausfahrten direkt neben der Autobahn verläuft, sucht man einen weiteren Hinweis vergeblich. Irgendwo da muss eine Straße hinuntergehen. Man muss auf zwei weiße runde Steinblöcke zwischen viel Katzenschwanzgras achten. Ein paar Meter weiter sind zwei weitere weiße Steinblöcke. Dort geht es los mit der etwas abenteuerlichen Abfahrt.

Steil und schmal geht es hinunter Richtung Meer, man sollte sich nicht von der herrlichen Aussicht auf die Hochhäuser von Tabaiba ablenken lassen. Das Teersträßchen endet in einer wilden Schotterfläche, die als Parkplatz genutzt wird. Das Dorf kann man von hier aus nur zu Fuß erkunden.

Verwinkelte Treppenwege führen zwischen genau so verwinkelt gebauten, weißen Häusern hinunter zur winzigen Plaza San Pablo und weiter zum kurzen, steinigen Strand, an dem früher die Fischerboote an Land gezogen wurden.







Daher kommt auch der Name des Ortes (varar = An Land ziehen). Dort steht auch ein kleiner Heiligenschrein, in dem die Jungfrau von Candelaria verehrt wird.





Die abenteuerlich in die Felsen und übereinander gebauten Häuser sind heute hauptsächlich Ferien- oder Wochenendwohnungen. Im Sommer füllen sich die wenigen Stege, über die man ins Wasser steigen kann, vor allem an Wochenenden mit Badegästen aus der Umgebung. Ein betonierter Weg führt direkt am Wasser entlang.






Einen anderen kleinen „Stadtteil“ erkundet man ein Stück südlich des ersten. Hier sind viele kleine Winkel und romantische Ecken zu entdecken und immer wieder ergibt sich zwischendurch ein überraschender Blick aufs blaue Meer.










Zu der überraschenden Idylle und Einsamkeit kommt noch eine überraschende Natursehenswürdigkeit dazu, die noch viel versteckter liegt als das Dörfchen selber. Etwa 100m oberhalb des Dorfes liegt ein natürlicher Felsbogen aus Lavagestein, eine zerbrechliche Brücke, in Jahrtausenden von der Erosion herausgearbeitet – und in tausend Jahren wahrscheinlich wieder verschwunden.
Von weitem ist das Wunder kaum zu entdecken. Es befindet sich am nördlichen Rand der Felswand oberhalb der alten Ackerterrassen. Um dorthin zu kommen, ist ein bisschen Kletterei notwendig. Zunächst muss man den steinigen Strand überqueren und auf der anderen Seite den Weg zwischen den Häusern hinaufgehen, bis man zu dem kleinen Schiffsmodell kommt.




Genau dort beginnt ein Pfad , der sich links haltend oberhalb der Häuser dem Barranco nähert. Man geht also am Barranco entlang und links der Terrassen nach oben, und überquert nach etwa 50m eine dieser Terrassen. Spätestens dann sieht man die steinerne Brücke in einem kleinen Einschnitt der Felswand.





Es ist möglich, unter dem Tor hindurch und auf die Hochfläche hinauf zu klettern. Von oben bietet sich ein schöner Blick über das Dorf El Varadero und die Küste Richtung Candelaria.
Entfernung: 300m
Höhenunterschied: 50m
Hier kannst du mal unter dem Bogen hindurchfliegen:
Sowohl das abseits gelegene Dorf als auch die Felsbrücke sind versteckte Juwelen auf der so vielseitigen Insel Teneriffa.

Am 3. Dezember 2021 krachten riesige Steinblöcke von der Felswand herunter und zerstörten einige Häuser. Verletzt wurde zum Glück niemand, aber mehrere Familien waren betroffen. Für die meisten waren es „nur“ Wochenendhäuschen. Nur eine Person hatte ihren ständigen Wohnsitz dort und bekam von der Stadtverwaltung ein Hilfsangebot für einen vorübergehenden Mietvertrag.
Anfahrt:
Weg zum Felsbogen:
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Den größten Basaltbogen Teneriffas findest du im Barranco de la Linde: Hart wie Stein. Einen ganz anderen natürlichen Felsbogen gibt es hier: Die Brücke von Tajao. Und ein riesiges Loch im Berg ist oberhalb von Los Gigantes: El Bujero.
Ein paar Kilometer weiter nördlich liegt versteckt am Steilhang ein ähnliches malerisches Dorf, Boca Cangrejo: Im Abseits (III).
Artikel-Nr. 7-3-49
Danke für den wundervollen Tipp. Wir sind im Februar 2023 wieder auf der Insel und ich werde den Ausflug auf meine Ausflugsliste setzen. LG Petra
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