Löcher im Fels

Die „Bunker“, betonierte Zeugnisse der Geschichte

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An mehreren Stellen der Insel findet man heute noch Verteidigungsanlagen, die während des 2. Weltkriegs errichtet wurden, um eine Invasion abzuwehren. Wandert man zu diesen Anlagen, dann geht man auch auf Zeitreise in ein düsteres Kapitel der jüngeren Geschichte.

Die geschichtlichen Zusammenhänge findest du in einem separaten Artikel: Vom Krieg verschont erzählt, was im II. Weltkrieg mit Teneriffa hätte passieren können.

Der Bunker von Santa Úrsula

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An dieser Stelle der Insel würde man wohl kaum eine Verteidigungsanlage aus dem II. Weltkrieg vermuten. Aber die Stelle ist ein hervorragender Ausguck über einen großen Teil der Nordküste. Direkt am Steilabbruch des Plateaus von La Quinta thront dieses Bauwerk, das von oben kaum zu sehen ist. Das Monstrum aus Beton wird heute hier als „Búnker“ bezeichnet, was aber nicht mit dem deutschen Sprachgebrauch dieses Worts übereinstimmt.

Der Fußweg zum Bunker erfordert Aufmerksamkeit, ein Straucheln ist zu vermeiden! 160m weiter unten tobt das Meer! Den herrlichen Ausblick in Richtung Puerto de la Cruz sollte man nur im Stehen genießen!

Der Bunker besteht aus zwei Stockwerken. Über zwei schmale Treppenabgänge kommt man in das untere und kann im Innern in das obere Stockwerk hinaufklettern. Dort bewundert man durch die Schießscharten hinaus das Küstenpanorama. Innen bewundert man vielleicht auch die vielfältigen Graffiti. Leider liegt dort auch eine Menge Müll herum.

Weg:
Man fährt in La Quinta so weit wie möglich hinunter in Richtung Meer. Die Straßenführung ist ein wenig kompliziert, weil es viele Sackgassen gibt.

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In der Nähe des Mirador de Santa Ursula sind Straßen und Gehwege angelegt, aber es gibt noch keine Bebauung (und wird es vielleicht auch nie geben). Theoretisch kommt man über die Calle El Moralillo in die Calle La Gangorra, aber Straßenschilder wird man vielleicht keine sehen. Etwa 100m vor dem Mirador La Quinta, noch vor dem Geländer, beginnt ein Fußweg durchs Gebüsch, der zum Bunker führt. Parkmöglichkeiten gibt es genug.

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Zeit: 15 min
Entfernung: 100 m

Aktualisierung März 2023

Seit vielen Jahren gibt es schon Pläne, diesen Bunker zu einem Aussichtspunkt auszubauen, zusammen mit vielen anderen hervorragenden Punkte in der Gegend. Nun wurde der Sonderplan Costa Acentejo verabschiedet der den Umbau und die Wiederherstellung dieses „Kulturerbes“ ermöglicht.

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Direkt vor der Steilküste liegt eine sensationelle Unterwasserwelt.

Auf dem Weg zum Bunker kommt man unterhalb des städtischen Schwimmbads an einer kuriosen Sehenswürdigkeit vorbei, die in einem anderen Artikel beschrieben ist: Die Riesin von Santa Ursula.


Die Bunker von San Andrés

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Direkt beim Strand von Las Teresitas kann man am Steilabhang hinter dem Parkplatz einen alten Bunker entdecken. Er ist abgerutscht und hängt etwas schief in der Landschaft, man sieht nur noch das Gemäuer und ein Fenster.

Aber auf dem schmalen Felsrücken an Anfang des Strandes, der stellenweise nur zwei Meter breit ist, findet man weitere Anlagen.

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Auf der Karte von Google Earth sieht man noch einen Teil des abgerissenen „Mamotreto“. (Davon erzählt Die unendliche Geschichte.)

Auf den Felsgrat kommt bequem man über einen Weg von der Rückseite her. Dort oben, mit Ausblick über den Strand und das „Mamotreto“, befindet sich eine Abwehrstellung für Kanonen und eine Bunkeranlage mit Schießscharte. Beide sind tief in den Fels hineingebaut. Wer eine Taschenlampe dabei hat, kann in die Höhlengänge hinunter steigen. Beim zweiten Bunker ist der unterirdische Gang mehr als 10m lang.

Dort oben, mit Ausblick über den Strand und die Parkhausruine des „Mamotreto“, befindet sich eine Abwehrstellung für Kanonen und eine Bunkeranlage mit Schießscharte. Beide sind tief in den Fels hineingebaut. Wer eine Taschenlampe dabei hat, kann in die Höhlengänge hinunter steigen. Beim zweiten Bunker ist der unterirdische Gang mehr als 10m lang.

Hier wurde im Jahr 1940 eine Kanone installiert, die es heute an einer ganz anderen Stelle der Insel zu sehen gibt. Sie wurde 1920 in Spanien gebaut und war zuerst auf dem Flottenkreuzer Galicia montiert, bevor sie im Jahr 1940 zur Verteidigung Teneriffas hierher gebracht wurde.

Technische Daten: Gewicht: 8738 kg, Länge: 7,26 m, Kaliber 152,4 mm, max. Reichweite: 2600m, Gewicht des Projektils: 45,36 kg, Abschussgeschwindigkeit: 3276 km/h, Häufigkeit: 4 Schüsse pro Minute.

Die Kanone steht nun im kleinen Dorf Santa Barbara bei Icod de los Vinos, unterhalb der Dorfkirche.

In San Andrés kann man noch eine schöne kleine Wanderung machen zu den hoch über dem Ort gelegenen Bunkeranlagen, vor allem wegen den herrliche Aussichten, die man dabei hat. Nur mit Mühe und wenn man genau weiß wo, kann man die Bauwerke von unten erkennen.

„Auf feindliche Schiffe, die näher als 600m an die Küste kommen, ist das Feuer zu eröffnen.“ So lautete die „Dienstanweisung“ an die Soldaten, die sich dort oben in den Felsen verschanzt hatten. Von diesem Punkt aus, hoch über San Andrés, konnte man alles sehen, was sich draußen auf dem Meer bewegte.

Schon beim Aufstieg hat man ein herrliches Panorama über den Ort San Andrés und den Strand von Las Teresitas. Der Weg ist leicht zu finden und bequem zu laufen, in mehreren Kurven steigt man gemächlich hinauf zum Sattel. Dort oben geht der Blick dann in die andere Richtung, über den Hafen und die Stadt Santa Cruz. Weit in der Ferne steht der Teide.

Vor dem Eingang zum Bunker wurde der Weg und der Hang mit einer Mauer und vielen Drahtgittern gesichert, denn direkt unterhalb verläuft die Autobahn. Es ist nicht ratsam, hinter dem Zaun weiter zu klettern, das wäre lebensgefährlich.

Aber man kann in den Tunnel hineingehen, wenn man eine Taschenlampe dabei hat, denn es ist dort stockfinster. Der Schacht geht zuerst senkrecht in den Berg hinein und biegt dann rechtwinklig ab. Dort drinnen sind einige winzige Zimmerchen mit „Fenstern“, in die nie das Tageslicht dringt. Dort mussten die Soldaten hausen. Am Ende des Tunnels gehen einige Treppen nach oben und unten in die eigentlichen „Bunker“.

Leider sind die Schießschlitze mit Metallplatten verschlossen, so dass dieser Ausblick jetzt leider nicht mehr möglich ist:ausblick

Weg:
Vom Zentrum in San Andrés geht man die Calle El Cercado hinauf, nach ca. 300m biegt man scharf links ab in die Pista Militar, von dieser zweigt ein Schotterweg ab, der nicht zu verfehlen ist. Oben auf dem Sattel geht man geradeaus weiter.san-andres-1

Zeit: ca. 75 min hin und zurück
Entfernung: 2,2 km
Höchster Punkt: 200m

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Die Abwehrstellungen von Los Morriscos

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Zur Verteidigung der Küstenlinie rund um Santa Cruz und des Hafens wurden auf einem schmalen Plateau im Süden der Hauptstadt im Jahre 1941 neue Anlagen gebaut und mit (nicht mehr ganz neuen) Kanonen ausgestattet. 1959 wurden alle Installationen abgebaut, danach diente das Gelände nur noch als militärischer Übungsplatz. Heute ist es frei zugänglich.

Zuerst geht man nach links oben, wo direkt unter der Stützmauer der Autobahn in einem Barranco mehrere Ruinen und „Höhlenwohnungen“ zu finden sind. Man erkennt noch die gekachelten Räume, die vermutlich Küche oder Baderäume waren. Ein schmaler Tunnel mit Fensteröffnungen führt unter dem überhängenden Felsen entlang. Die betonierte Treppe ist mit Bäumen und Bougainvillea überwuchert.

Weiter unten auf der Verebnung sieht man die gemauerten, runden Vertiefungen, in denen die Abwehrgeschütze montiert waren. Dazu gehörte jeweils ein Labyrinth von unterirdischen Gängen und Aufenthaltsräumen. Wer sich traut, dort hineinzuklettern, sollte eine Taschenlampe dabei haben.

Etwas oberhalb findet man die betonierte Grundfläche eines größeren Gebäudes. Geht man noch ein Stück weiter, kann man die Aussicht auf die Ölraffinerie von Santa Cruz genießen. Die Küste selbst ist unzugänglich.

Ein Küstenspaziergang der etwas anderen Art!

Weg:
Von Süden kommend, verlässt man die Autobahn an der Abzweigung der TF-2, Los Morriscos ist ausgeschildert. Von Santa Cruz kommend, nimmt man die Ausfahrt Los Morriscos. In dem langgezogenen Ort fährt man längs der oberen Häuserzeile ganz nach hinten bis zur Wendeplatte. Dort beginnt ein Fußweg.los-morriscos-weg

Zeit: 60 min
Entfernung: ca. 500m

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Die Höhlen von El Pulpito

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Der kleine Berg genau gegenüber des Flughafens sieht auf den ersten Blick aus wie all die anderen üppig grün bewachsenen Hügel in der Gegend von Los Rodeos. Aber zwischen Eukalyptus, Gebüsch und Unkraut versteckt sich ein unterirdisches Tunnelsystem von 1400 m², das im II. Weltkrieg als Munitions- und Treibstofflager gebaut wurde.

Nachdem die Besitzer enteignet wurden, gehörte das Gelände damals der Luftwaffe, die als Vorsorge für eine Blockade der Alliierten hier ein Lager bauen ließ. Während des Baus sind an einem Tag 11 von 15 Arbeitern ums Leben gekommen, als es zu einem Erdrutsch kam. Trotz dieses Vorfalls wurde die Konstruktion beendet. Doch die unterirdischen Gänge und Räume wurden niemals benutzt. Das Werk besteht aus verschiedenen parallelen Tunnels, die über einen 97m langen Zugangsstollen erreicht wurden. Es gibt Aufenthaltsräume und einen Lüftungsschacht. Der Boden ist aus Beton, die Wände und Gewölbe sind mit Ziegelsteinen ausgemauert, um sie vom anstehenden Gestein zu trennen und Einbrüchen vorzubeugen.

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Anfang der 90er Jahre ging der Besitz dann an die Landstreitkräfte, die schließlich auf Grund des geringen Nutzens 1994 offiziell die Anlage vom öffentlichen Interesse freistellte, und die Grundstücke konnten an die Erben der ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden. Die insgesamt 14 Parzellen haben einen sehr unterschiedlichen Wert, da es sich teils um landwirtschaftliches Nutzland, teils um Naturschutzgebiete handelt.

An den Stränden südlich von Candelaria gibt es noch mehrere kleine Bunker. Auf dieser Wanderung kommst du daran vorbei: Schwarze Küste.

Insgesamt 87 solcher Bunker sind auf Teneriffa dokumentiert, 50 davon im Süden. An den flachen Stränden von El Médano und La Tejita findet man noch einige. Sie werden auch „Nidos“ (Nester) genannt. An den leicht vom Meer aus zugänglichen Stränden befürchtete man am ehesten eine feindliche Invasion. Die Nidos waren aber nicht dazu gedacht, die Schiffe abzuwehren, sondern nur als Lager für Artillerie. Selbst mitten in Los Cristianos gibt es noch so ein Nido und sogar eine Calle El Nido.

Hier kannst du alle geschichtlichen Zusammenhänge nachlesen im Artikel: Vom Krieg verschont.


Artikel-Nr. 0-13-48

Ein Gedanke zu “Löcher im Fels

  1. Sehr interessant, herzlichen Dank! Wir kommen seit über 30 Jahren her und fahren oft über die Insel, aber das war uns neu.

    Christel Rowold

    Puerto Santiago

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