Vom Krieg verschont

Teneriffa im II. Weltkrieg

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Der große Krieg kam glücklicherweise nicht in Teneriffa an. Es wurden jedoch Vorbereitungen zur Verteidigung im Falle eines Angriffs getroffen. Was zu befürchten war und was man alles unternahm, ist hier kurz zusammengefasst.

Die Operation Felix

Am 23. Oktober 1940 trafen sich Adolf Hitler und Francisco Franco im französisch-spanischen Grenzort Hendaye im Salonwagen des deutschen Zuges „Erika“. Hitler wollte Franco für sich und für einen Kriegseintritt Spaniens auf der Seite der Achsenmächte gewinnen, war aber nicht erfolgreich. Franco stellte zu hohe Forderungen und wurde danach von Hitler als „marokkanischer Teppichhändler“ bezeichnet. Spanien verhielt sich weiterhin neutral. Kurz danach erschien das „Unternehmen Felix“, ein Plan des deutschen Militärs zur Eroberung des britischen Flottenstützpunkts auf Gibraltar, um die Seeverbindung zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer zu kontrollieren. Die Verbindungen Englands zu seinen Stützpunkten im Mittelmeer wären dadurch erheblich gestört worden. Der Plan wurde detailliert ausgearbeitet, aber als risiko- und verlustreich eingestuft. Außerdem verweigerte Franco seine Zustimmung zu diesem Plan, denn die deutschen Truppen hätten 38 Tage durch Spanien marschieren müssen.

General Ludwig Kübler und der Angriff auf Gibraltar aus dem Comic WW 2.2., Band 2: Operation Felix

Der Plan Pilgrim

Als Reaktion auf den Plan Felix entwickelten die Briten, zunächst unter dem Decknamen Puma, eine Strategie zur Eroberung der kanarischen Inseln. Dieser Plan erhielt später den Decknamen „Plan Pilgrim“ und sah einen Angriff auf die Kanaren vor, für den Fall, dass Gibraltar in die Hände der Deutschen fiele. England hatte nicht nur militärische Interessen, diesen Teil des Atlantiks zu kontrollieren, sondern auch wirtschaftliche, denn namhafte Handelsgesellschaften in London profitierten vom regen Wein- und Bananenhandel mit den Kanaren.

Foto: /blogs.publico.es/strambotic/2016/09/pilgrim-canarias/

Natürlich wurde dieser Plan auch dem spanischen Geheimdienst bekannt, und so schickte General Franco Soldaten, Beton und Abwehrgeschütze auf die Reise, um hier Verteidigungsanlagen zu bauen. Geschützt werden mussten vor allem die Häfen von Puerto de la Luz in Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife.

Zum Glück, sozusagen, nahm der Kriegsverlauf mit dem deutschen Russlandfeldzug eine andere Wendung, und weder Felix noch Pilgrim wurden in die Tat umgesetzt.

Die Verteidigung Teneriffas

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Doch auf Teneriffa und Gran Canaria wurden an strategisch wichtigen Stellen Gefechtsstationen gebaut, die heute im spanischen Sprachgebrauch als „Búnker“ bezeichnet werden. Sie wurden aber nur unzureichend mit Artillerie ausgestattet, die teilweise noch aus dem Kuba-Krieg stammte. Hitler selbst meinte dazu: „Man muss Luftabwehr auf den Flughäfen der Kanaren stationieren und die Stukas dorthin bringen, das ist die einzige Möglichkeit, eine feindliche Invasion abzuwehren.“ Worauf der spanische Außenminister Suñer erregt reagierte: „Wir haben genug qualifizierte Streitkräfte auf dem Archipel, die im geeigneten Moment aus jeder Insel eine Festung machen werden.“
(Foto: Link musste leider entfernt werden)

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Der deutsche Fregattenkapitän Krauss verbrachte zwei Wochen auf den Kanaren und schätzte, dass 144 Jagdflugzeuge zur Abwehr notwendig wären. Stationiert wurden schließlich 25 kleine FIAT-Doppeldecker. Ein Problem war auch der Transport der Artilleriegeschütze zu den an sehr unzugänglichen Punkten errichteten Anlagen. Es fehlte an motorisierten Transportmitteln und an vernünftigen Straßen, so dass die schweren Geschütze teilweise sogar mit Kamelen transportiert werden mussten. Auf allen Inseln zusammen gab es schließlich 11 Torpedo-Geschütze, aber keinen einzigen Kompressor, um sie zu laden. Die spanischen Militärs überreichten Krauss eine Petition mit der Bitte um mehr materielle Unterstützung und beklagten den bedauernswerten Zustand ihrer Ausrüstung und Organisation. Realistisch gesehen wäre es niemals möglich gewesen, die kanarischen Inseln gegen die alliierte Übermacht zu verteidigen, obwohl über 12 000 Mann auf Teneriffa stationiert waren.

Zum Glück ist dieser Fall aber nicht eingetreten, sonst würden wir heute vielleicht Porridge statt Gofio essen. Teneriffa blieb vom Krieg verschont.

Es bleiben uns aber die steinernen Relikte aus dieser Zeit als interessante Wanderziele und herrliche Aussichtspunkte, von denen ich hier einige vorstellen möchte.

Weiter geht‘s im Artikel Löcher im Fels.


Artikel-Nr. 0-12-47

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