Weltkulturerbe

Das historische La Laguna

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Im Dezember 1999 wurde die Stadt La Laguna von der UNESCO mit dem Titel „Kulturerbe der Menschheit“ ausgezeichnet. 20 Jahre danach feiert man das Ereignis mit vielen Veranstaltungen und erinnert sich an die historischen Werte.

„Jede Schädigung von Kulturgut, gleichgültig welchem Volke es gehört, bedeutet eine Schädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit, weil jedes Volk seinen Beitrag zur Kultur der Welt leistet.“

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So wurde bereits 1954 in der Haager Konvention der Begriff „kulturelles Erbe“ beschrieben. Im „Übereinkommen zum Schutz des Kultur und Naturerbes der Welt“, welches die UNESCO 1972 verabschiedete, wurde das Ziel festgelegt, Zeitzeugen ehemaliger Hochkulturen und einmaliger Naturlandschaften vor Zerstörung zu bewahren.

San Cristóbal de La Laguna ist die einzige Stadt auf den kanarischen Inseln, die diesen Titel der UNESCO trägt, und mit Sicherheit auch verdient hat. In diesen 20 Jahren erlebte sie nicht nur wirtschaftliche, kulturelle und soziale Veränderungen, sondern auch eine Aufwertung ihres Stadtbilds. Es war die 13. spanische Stadt, die zum Welterbe erklärt wurde, und in ihrer Entscheidung schätzte die UNESCO, dass „San Cristóbal de La Laguna die erste unbefestigte spanische Kolonialstadt ist. Ihr Plan war das Modell für die Kolonialstädte Amerikas.“

Der Stadtgrundriss hat in der Tat einen außergewöhnlichen universellen Wert als städtische Konzeption, die aus dem Jahr 1500 stammt. Es war das erste Mal, dass eine Stadt nach einem festgelegten Konzept geplant und gebaut wurde, mit geradlinigen und weitgehend rechtwinklig verlaufenden Straßenzügen, und ohne Befestigungsmauern.

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Eliseo Izquierdo, der offizielle Chronist von La Laguna, erklärt, dass die Stadt erst spät in der Geschichte auftauchte, und andere von der UNESCO ausgezeichneten Städte ein viel längeres historisches Erbe aufzuweisen hätten. Aber der Wert von La Laguna besteht darin, „dass sie in einer historischen Ära sehr tiefgreifender Veränderungen geboren wurde, was im Entwurf der Stadt klar wird, der sich radikal von allen früheren unterscheidet und nicht mehr von Befestigung spricht, sondern als offener Raum, Harmonie, Frieden ohne Grenzen geplant war.“

Das heutige Stadtbild lässt sich gut auf einem Plan aus dem Jahr 1500 erkennen, und der Vergleich mit dem Luftbild zeigt, dass es praktisch unverändert erhalten geblieben ist. Auf dem Plan erkennt man auch die ehemalige „Lagune“, einen flachen See, von dem die Stadt ihren Namen hat.

(Bilder: Diario de Avisos)

Daran anschließend gab es im Norden der Stadt ein ausgedehntes Feuchtgebiet, das im Zuge der Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts trocken gelegt und bebaut wurde. Der See war weniger als einen Meter tief und ist im Sommer immer wieder mal ausgetrocknet. Der Geschichtsprofessor Melchor Padillo  zeigt eine Fotomontage, auf der man sieht, wie der See heute etwa aussehen würde.

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(loquelaspiedrascuentan.blogspot.com)

Die Tatsache, dass eine Stadt systematisch geplant und nach einem festen Schema konstruiert wurde, war im 16. Jahrhundert etwas völlig Neues. Der Schachbrettgrundriss wurde als Prototyp in alle Länder Mittel- und Südamerikas exportiert, Havanna, Lima oder Quito sind nur einige Beispiele dazu.

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Doch nicht nur der städtebauliche Aspekt ist einzigartig. Der Chronist betont, dass La Laguna „Zeugnis ablegt von einem Austausch von Einflüssen zwischen der europäischen und spanisch-portugiesischen Kultur ihrer Bewohner und der amerikanischen Kultur, mit der sie aus menschlicher, kultureller und sozioökonomischer Sicht eine ständige Verbindung unterhalten hat.“ Keine andere Stadt hatte so intensive Beziehungen zu den spanischen Kolonien in Amerika.

Das moderne La Laguna hat sich verändert. Früher sprach man über eine traurige und stille Stadt ohne Leben, eine alte Dame, die sich nicht mehr viel bewegt. Heute ist La Laguna eine lebendige Stadt mit einer bedeutenden Universität und jungen Menschen, die kulturelle Vielfalt in das öffentliche Leben einbringen. Sehr geholfen hat dabei die Umwandlung der schmalen Gassen in Fußgängerzonen, die mit ihren zahlreichen Cafés und Kneipen einen beliebten Treffpunkt aller sozialer Schichten bilden. Dort gibt es Umzüge und Straßentheater, immer im Bezug zum historischen Rahmen und mitten zwischen den gut erhaltenen, prachtvollen Häusern aus vergangenen Jahrhunderten. Der neue Bürgermeister von La Laguna hat versprochen, die Fußgängerzonen noch weiter auszubauen und den Plan Especial de Protección aus dem Jahr 2005 neu zu überarbeiten.

Die detailreiche historische Karte stammt von Leonardo Torriani. Er war ein italienischer Ingenieur, Topograf, Stadtplaner und Militärarchitekt, der 1587 nach Teneriffa kam und zahlreiche Karten und Pläne angefertigt hatte. Durch sein Werk können sich heutige Generationen ein genaues Bild machen über das Aussehen der Städte vor 500 Jahren. 1588 zeichnete er den Stadtplan von La Laguna und schreibt: „Die Häuser sind niedrig und düster; aber von weitem, von der Höhe eines benachbarten Berges aus gesehen, sieht die ganze Stadt gut aus, weil die Straßen gerade sind, die Häuser voller Bäume sind und die Lagune angenehm ist. Hier residieren die Justiz und der Rat, die reichen Adligen und Kaufleute von Spanien, Frankreich, Flandern, England und Portugal; unter ihnen und den Inselbewohnern gibt es sehr reiche Menschen“.

Basierend auf Torrianis Standplan wurde an der Universität La Laguna eine 3D-Rekontruktion entwickelt. In einem Video kann man über die damalige Stadt hinwegfliegen:

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Die breite Straße, die vom Universitätscampus über den Kolumbusplatz in die Altstadt führt, wurde im Dezember 2018 umbenannt in Avenida Leonardo Torriani. Dessen Stadtkarte war auch ein wichtiges Argument und Bestandteil des Antrags, den die Stadt 1987 bei der UNESCO einreichte.

Während der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum gab es in der Stadt zahlreiche Aktionen, die an die besondere Geschichte von Aguere erinnern sollten. Aguere war der Name dieses Gebiets in der Zeit vor der spanischen Eroberung, als bereits die Guanchen hier siedelten, und er bedeutete „großes Wasser“.


Chronologie:

28.12.1987: Der Stadtrat von La Laguna beschließt einstimmig, bei der UNESCO einen Antrag auf Erklärung der historischen Stadt zum Weltkulturerbe zu stellen.

1988-1995: Die Stadt entwickelt Studien zur Vorbereitung des Dossiers, das der UNESCO vorzulegen ist.

24.05.1995: Die kanarische Regierung fordert die Regierung Spaniens auf, La Laguna in die spanische Richtliste aufzunehmen.

24.07.1998: Der Cabildo von Teneriffa zeigt seine Unterstützung für die Kandidatur von La Laguna.

15.03.1999: Der Stadtrat von La Laguna stimmt der Genehmigung und Einreichung des Dossiers bei der UNESCO zu.

10.05.1999: Es wird eine Erweiterung des Antragsgebiets beschlossen und es werden die notwendigen Dokumente an die zuständigen Verwaltungen weitergereicht.

11.07.1999: Das Komitee für Weltkulturerbe tagt in Paris und stimmt der Eintragung von La Laguna zu.

02.12.1999: Das Komitee für Weltkulturerbe beschließt in Marrakech endgültig, San Cristóbal de La Laguna in die Liste der Städte als Weltkulturerbe aufzunehmen.


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Hier ist ein wunderschöner historischer Stadtplan zum Herunterladen: https://www.turismodelalaguna.com/wp-content/uploads/2015/01/Callejero-La-Laguna-c.pdf

Wenn du nicht selbst hingehen kannst, dann besichtige das herrliche Kolumbushaus in 3D:

Sehr zu empfehlen und direkt an der Plaza del Adelantado: Das Hotel Laguna Nivaria.


Im Gebiet der ehemaligen Lagune verläuft heute die schönste Palmenallee Teneriffas: Der lange Weg.

Das Haus der Familie Lercaro beheimatet heute das historische Museum, dessen Besuch sich sehr lohnt. Hier ist eine Geschichte dazu: Das Gespenst von La Laguna.

Traditionen werden lebendig, wenn an Fronleichnam Drachen, Teufel, schräge Vögel durch die Gassen ziehen.

Und auch die Geschichte der Teufelsmauer ist spannend.

Hervorragende Ausblicke über die Stadt genießt man von der Mesa Mota: Tisch mit Aussicht.

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Hier findest du alle Artikel von La Laguna.


Artikel-Nr. 17-16-157

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