Heiße Tage gibt es öfter mal im Sommer, und öfter im Süden als im Norden. Im August ist es nicht selten, dass eine heiße Luftmasse den Weg von Afrika herüber findet. Dann heizen sich die nach Süden ausgerichteten Täler auf wie ein Kessel, und über die zentrale Bergkette fegt ein Föhnsturm.
Drei Beispiele:
August 2016
Am 5. August war der heißeste Tag des Jahres 2016. Die Hitze kam über Nacht.
Schwer vorzustellen, dass es schon lange vor Sonnenaufgang wärmer ist als am Abend zuvor. Doch genau dies ist in der Nacht vom 4. auf den 5.8. passiert.Es war schon angekündigt, dass sich eine neue Calima-Welle im Anrollen befindet. Dass sie so plötzlich kam und noch dazu bei Nacht, war ungewöhnlich.
Der Abend des 4. August war im Orotava-Tal angenehm mild, bei 20° und Windstille konnte man noch gemütlich draußen sitzen, die Temperatur ging nur unmerklich zurück. Die Luftfeuchtigkeit war mit 85-90% wie üblich sehr hoch.
Am nächsten Morgen dann die große Überraschung: Man öffnet die Türe und es trifft einen der Schlag. Die Temperatur ist auf 36° gestiegen. Ein heißer Wind fegt über das Gelände, Plastikstühle fegen durch den Garten, die großen Blumentöpfe werden umgeweht und so manche Antenne wird verdreht. Jetzt ist er da, der Calima-Sturm.Im Laufe des Tages steigen die Temperaturen noch weiter. Zum ersten Mal seit der Wetterdatenaufzeichnung werden in Los Realejos über 41° verzeichnet, eine sonst eher kühl-feuchte Ecke. Das ist für den Norden der Insel wirklich ungewöhnlich. Die Luftfeuchtigkeit sinkt auf 20°. Pflanzen vertrocknen innerhalb kurzer Zeit, besonders die mit weichen Blättern bekommen braune Spitzen. Da hilft auch sofortiges Gießen nicht mehr.
Auch andere Orte auf den kanarischen Inseln verzeichnen Rekorde, besonders Puerto de las Nieves am Ausgang des Tals von Agaete auf Gran Canaria, mit 43,8° und nur noch 13% Luftfeuchtigkeit, direkt am Meer!
Die Ursache: Eine heiße, trockene Luftmasse aus Mauretanien strömt über die Inseln. Während die unteren Luftschichten auf Grund der niedrigen Meerwassertemperatur noch relativ kühl bleiben, trifft es vor allen die Höhenlagen über 1000m. Die Luft steigt auf der Ost- und Südseite der Insel auf, überquert die 2000m hohe Bergkette und fällt auf der anderen Seite im Norden wieder herab. Dabei erwärmt sie sich weiter. Ein Effekt, den man bei allen Gebirgen als Föhn bezeichnet.
Im Laufe des Nachmittags lässt der Sturm nach und die Temperatur sinkt bis zum Abend auf 38°. Es bleibt aber auch in den folgenden Tagen mit Werten um 35° noch sehr heiß. Erst vier Tage später werden wieder Werte unter 30° registriert.
August 2020
Eine weiterer ungewöhnlicher Hitzetag traf die Insel im August 2020. Zum ersten Mal musste von der AEMET die Warnstufe rot ausgerufen werden. Am 26. August stiegen die Werte an einzelnen Punkten der Insel auf über 35º. An der Nordküste waren die Werte noch 10º niedriger. Im Orotavatal hielt sich bei einer Luftfeuchtigkeit von 88% bis zum Mittag eine dichte Nebelbank.
Der nächste Tag wurde dann noch heftiger. Den Rekord erhielt Güímar mit 43,5º, und sogar im kühlen La Laguna wurden die 40º überschritten. Aber schon einen Tag später war es vorbei. Eine Hitzewelle wurde es nicht.
August 2021
In diesem Sommer kann man wieder von einer Hitzewelle reden. Eine Hitzewelle wird offiziell so definiert:
An mindestens drei aufeinander folgenden Tagen müssen an mindestens 10% der Messstationen des betroffenen Gebiets die Maximaltemperaturen über dem Perzentil 95 des langjährigen Mittels liegen.

Diese Kriterien sind nicht so leicht zu erfüllen, aber von 15. bis 18. August 2021 war es wieder der Fall. Wieder wurde die Warnstufe rot für den Süden von Gran Canaria und Teneriffa und den Westen von La Palma ausgerufen. Und es kam heftiger als je zuvor, als Auswahl einige Orte (nur auf Teneriffa):
Wieder kam die Luft aus Osten, verbunden mit starken Windböen. Am Flughafen Teneriffa Süd konnten einige Flugzeuge nicht landen und mussten umgeleitet werden. Im Westen von La Palma entfachte der Wind einen Waldbrand, der viele Häuser und landwirtschaftliche Flächen zerstörte. Jemand hatte eine Zigarettenkippe aus dem Auto geworfen!

Auch die nächtlichen Minimaltemperaturen lagen vielerorts deutlich über 30º, selbst auf der Nordseite der Insel. Die heißeste Nacht aller Zeiten erlebte Puntagorda im Nordwesten La Palmas mit einem Minimum von 37,6º.
Diese Hitzewelle vom August 2021 hat auch die letzte große „in den Schatten“ gestellt, sie war von 25. bis 27. Juni 2012, aber „nur“ mit Maximalwerten von 39º. In den letzten 45 Jahren registrierte man 37 solche Hitzewellen. Davon 13 von 1976 bis 1995, aber 24 von 1996 bis 2015. Abel López, Geographieprofessor an der Universität La Laguna, sagt: „Es sieht alles danach aus, dass wir uns an solche Episoden gewöhnen müssen, die immer häufiger vorkommen und immer heftiger werden.“
Mehr über heiße Luft findest du hier: Der Atem Afrikas.
Artikel-Nr. 0-3-11
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