Weizenernte in Los Realejos

Im August färbt sich die Landschaft golden. Jetzt ist es Zeit, die Ernte einzubringen. Im Ortsteil Icod El Alto gibt es noch zahlreiche Weizenfelder. Die wenigen Bauern, die sich diesem Anbau widmen, haben jetzt viel zu tun. Sommerferien gibt es nicht für die Weizenbauern. Den Weizen muss man ernten, wenn es warm und trocken ist, und rechtzeitig, bevor der Wind die Körner aus den Ähren schüttelt. Die Bauern sind stolz auf ihr Werk und vor allem darauf, dass sie eine alte landwirtschaftliche Kultur und die damit verbundenen Traditionen aufrecht erhalten.

Seit Jahrhunderten wird in den mittleren Höhen der Insel Getreide angebaut. Früher auch im Westen und Süden der Insel, doch dort ist es zu trocken und die Erträge sind so niedrig, dass sich der Anbau heutzutage nicht mehr lohnt. Im Norden dagegen, zwischen Los Realejos und La Guancha, finden sich noch viele Weizenfelder in Höhen zwischen 600 und 800 m. Los Realejos produziert mehr als 50 % des Getreides der Insel, und von den 120 Landwirten des Nordens, die Mitglied der ACETE (Getreidevereinigung von Teneriffa) sind, gehören 90 zu dieser Gemeinde, die meisten sind aus Icod El Alto, das wegen der Vorherrschaft dieses Getreides auch Icod de los Trigos genannt wird.
Keiner der Bauern beschäftigt sich ausschließlich mit dem Weizenanbau. Das würde sich nicht auszahlen, der ein Hektar Weizen bringt einen Erlös von gerade mal 300 Euro. Mit einem Hektar Kartoffeln könnte man 3000 Euro verdienen. Subventionen gibt es keine. Nur durch konsequenten Fruchtwechsel zwischen Kartoffeln und Getreide können sich die Bauern deshalb über Wasser halten. Die meisten bauen auch noch Mais, Tomaten oder Gemüse an oder haben ein paar Ziegen. Dieser Fruchtwechsel ist entscheidend für den Erfolg, denn so wird der Boden nicht zu sehr beansprucht und die Schädlinge breiten sich nicht so stark aus, weil sie den Jahreszyklus ihrer Entwicklung nicht abschließen können. Auf diese Weise wird auch der Einsatz vieler Pflanzenschutzmittel vermieden. Die hier angebauten alten Getreidesorten – einige davon einzigartig auf der Welt – haben lange Halme und werden 150 bis 180 cm hoch, produzieren aber trotzdem genug Korn. Die vorherrschende Sorte „barbilla“ liefert auch kräftiges und deshalb bei den Bauern beliebtes Stroh.




Im September, nach der Getreideernte, säte man üblicherweise Kartoffeln. Doch es ist schwieriger geworden. Seit vielen Jahren regnet es zu wenig im Herbst. Man muss mit der Aussaat bis Januar warten, und das bringt die Abfolge der Früchte durcheinander.
Der Cabildo stellt der Getreidevereinigung die Maschinen zur Bodenbearbeitung, zum Transport und zur Verpackung des Getreides zur Verfügung. Die Ernte jedoch erfolgt größtenteils von Hand. Die Felder sind in der Regel zu klein, um große Erntemaschinen einzusetzen. Geschnitten wird ganz traditionell mit der Sichel. Auch gedroschen wird oft noch nach der alten Methode mit Pferden und einem Schlitten. Sieh hier ein kurzes Video dazu an:
Die Vermarktung der Körner erfolgt ausschließlich lokal. Die nächste Gofio-Mühle freut sich über frische Ware und erzeugt das kanarische Grundnahrungsmittel schlechthin: Den Gofio, ein herzhaftes, sehr feines Mehl aus gerösteten Getreidekörnen.




Auf dem kleinen Dorfplatz in Icod El Alto ist der Arbeit der Getreidebauern sogar ein Wandgemälde gewidmet, erstellt von dem berühmten Graffiti-Meister Matias Mata.

In Icod El Alto gibt es einen Tag, auf den sich das ganze Dorf freut: die traditionelle Ernte. Es ist der zweite Sonntag im August, und die Bauern erinnern sich auf den Feldern daran, wie das Getreide in der Vergangenheit geerntet wurde. Diese mühsame Arbeit ist auch eine ethnografische Rettung der traditionellen Kultur Teneriffas.
An diesem Tag versammelt sich das ganze Dorf, unabhängig davon, ob die Menschen in der Landwirtschaft tätig sind oder nicht. Das Mähen ist ein Fest, und es ist Nostalgie, eine Reise in die Vergangenheit von mehr als 500 Jahren. Die „fiesta del trigo“ ist ein sehr schöner und fröhlicher Tag, an dem natürlich auch gefeiert wird. Und natürlich gibt es das, was aus Weizen gemacht wird. Es gibt süßen Gofio, der kräftig mit Wein heruntergespült wird.




Gehe zu Google Map:
Von Icod El Alto kannst du hinunter wandern bis nach Los Realejos: Abgründe.
Oder hinauf zur geheimnisvollen Quelle von Pedro: Maria und die Außerirdische.
Besuche auch mal das Landwirtschaftsmuseum Im Getreideland.
Artikel-Nr. 21-10-202
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