In luftiger Höhe

Las Fuentes und die Montaña de Tejina

Bei dieser Wanderung gibt es gleich drei Highlights: einen perfekten Aussichtsberg, ein einsames Dorf und eine wilde Schlucht mit dem berühmten Namen Niágara. Die Montaña de Tejina bietet einen perfekten Rundblick über die Westküste. Auf alten Pfaden steigt man bergan, und das Panorama wird mit jedem Schritt schöner.

Achtung: Dies ist kein offizieller Wanderweg. Besonders der Abschnitt in der Schlucht ist nichts für Ungeübte. Bitte die Hinweise im Text beachten.

Der Weiler Las Fuentes liegt auf einem Bergsattel in rund 1000m Höhe oberhalb von Tejina de Isora. Seit 1973 ist das Dorf offiziell verlassen, obwohl diese Gegend früher als die Kornkammer von Isora galt. Hinweise darauf sind die ausgedehnten Terrassenfelder und zahlreichen Dreschplätze, Trocken- und Ziegelöfen. Der Hauptgrund für die Ansiedlung Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Wasserquellen, daher rührt auch der Name des Dorfs. Der Überlieferung nach lebten im Jahr 1930 noch 200 Menschen hier oben. Die Felder wurden mit dem System des „Jable“ genutzt. Dieses helle, poröse Vulkangestein wird auf die Felder eingebracht und schützt vor Verdunstung. Doch der Trockenfeldbau rentierte sich nicht mehr, die Siedlung war für die moderne Zeit zu abgeschieden, und es gab andere Arbeitsmöglichkeiten in der Küstenzone.

Heute ist Las Fuentes im Prinzip unbewohnt, doch einige Bauern kommen in den letzten Jahren wieder hier herauf, um ihre Felder zu bestellen. Sie haben sich in den alten Stein- und Ziegelhäusern bescheiden eingerichtet und verbringen auch mal das Wochenende hier mit der Familie. Getreide wird heute nicht mehr angebaut, aber man sieht Kartoffeln, Gemüse und Mais. Ob das Dorf zum Nationalen Kulturgut erklärt wird, ist noch offen, der Verwaltungsprozess ist noch nicht abgeschlossen.

Die „Asociación de Los Manatiales de Las Fuentes“ (Vereinigung der Wasserquellen von Las Fuentes) erreichte nach Jahre langen Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung, dass eine feste Straße dort hinauf gebaut wurde. Seit 2017 verbindet nun eine steile, aber sichere Betonpiste den Ort Tejina mit Las Fuentes. Sie ist 4,4 km lang und der einzige Verbindungsweg zum Dorf.

Die Naturfreunde Teneriffas (Asociación Tinerfeña de Amigos de la Naturaleza, ATAN) prangern an, dass die Piste mit ihrer Trasse die Landschaft schädigt und den Zugang von immer mehr Menschen erleichtert, mit den damit verbundenen Gefahren. Die Zeit wird zeigen, ob sie zur Wiederbelebung der Landwirtschaft, als Touristenattraktion oder für den Bau wunderschöner Landhäuser mit Aussicht zu überhöhten Preisen dient.

Wer in Las Fuentes wandern will, muss seinem Auto diese Piste und die endlosen steilen Kurven zumuten. In Las Fuentes selbst gibt es beiderseits der Piste ausreichend Parkmöglichkeiten.
Der erste Teil der Wanderung führt auf die Montaña de Tejina, einem Naturschutzgebiet. Dazu geht man an der Straße bis zum niedrigsten Punkt zurück. Dort befindet sich ein kleines Holzkreuz, und genau hier beginnt der Aufstieg zur Ermita de San Pedro.

Er ist am Anfang etwas unwegsam und steil, aber nicht zu verfehlen. Danach geht man längs einer Mauer aufwärts, rund 40 Höhenmeter. Nach etwa 15 Minuten kommt man zur Kapelle, die nichts zu bieten hat außer der perfekten Aussicht über das Dorf.

Es lohnt sich, hinter der Kapelle noch 10 Minuten weiter zu gehen, fast eben, bis zur zweiten Erhebung des Bergs. Dort steht eine Steinsäule als Vermessungspunkt. Man geht parallel zu einer Mauer und muss sie an einer Stelle überqueren. 20 Meter hinter der Säule hat man einen unvergleichlichen Panoramablick über die gesamte Westküste der Insel, von Los Gigantes bis hinunter nach Las Américas, und gegenüber in der Ferne sieht man die Insel La Gomera.

Danach geht es zurück ins Dorf und auf der „Hauptstraße“ geradeaus weiter. Man sieht schon, dass der Weg nach den letzten Häusern in einen steinigen Pfad übergeht und immer steiler wird. Es sind nun anstrengende 170 Höhenmeter in praller Sonne. Dass es sich um einen sehr alten Weg handelt, erkennt man an den Steinmauern rechts und links. Er wurde schon im 19. Jahrhundert angelegt und führt bis ganz hinauf in die Cañadas. Doch so weit soll es heute nicht gehen. Ein Stück des Wegs gehört auch zum offiziellen Wanderweg PR TF-70.2.

Auf 1180 m Höhe liegt ein einsames Haus, die Casa de Los Poleos. Ganz so einsam ist es doch nicht, denn wahrscheinlich wird man hier von bellenden Hunden begrüßt, zum Glück hinter einem Zaun. Vielleicht ist auch der Hundebesitzer selbst anwesend. Der Name Poleo kommt von einer Minze-Pflanze (mentha pulegium), aus der ein sehr aromatischer und verdauungsfördernder Tee zubereitet werden kann. Im Frühjahr findet man hier im Gebüsch zahlreiche dieser Pflanzen, deren blaue Blüten man leicht erkennen kann. Den Menta-Poleo Tee gibt es auch überall zu kaufen.
Nun darf man hier aber nicht mehr weiter aufwärts gehen.

Etwa 20 m unterhalb des Hauses überqueren einige Wasserleitungen den Weg und ein gemauerter Kanal. Dort muss man über die Leitungen und den Kanal ein kleines Stück hinunter klettern. Die Stelle ist schwierig zu finden, aber dann entdeckt man einen Pfad, der leicht bergab zu einer braunen Verebnung führt, diese ist von oben gut erkennbar.

Dahinter beginnt dann ein gut erkennbarer Wanderpfad hinunter in die Niágara-Schlucht. Sie hat auch noch einen anderen Namen: Barranco La Guaría. Dort sieht man schon einen Dreschplatz und einige Höhlen. 10 Minuten später ist man unten im Tal, wo man sich etwas durch Gebüsch quälen muss.

Nun wird es schwierig. Direkt unterhalb der Höhlen übersteigt man eine verrostete Wasserleitung, und danach geht es im Bachbett weiter.

Es ist ein bisschen beschwerlich, zu dem Dreschplatz hinüber zu kommen. Es handelt sich um die Era de Carafuga, deren Besonderheit es ist, unten im Talgrund zu liegen. Denn meist wurden die Tennen auf Bergsätteln oder an windigen Stellen gebaut, denn mit dem Wind wollte man ja die Spreu vom Korn trennen. Auf jeden Fall wäre hier ein sehr einsamer und ruhiger Platz für eine Rast.
ACHTUNG: Der folgende Abschnitt ist kein Weg und kein Pfad. Man klettert direkt im Bachbett über kleine und große Felsbrocken hinunter. Sie sind glatt abgeschliffen, also fließt hier wirklich ab und zu Wasser. Sollte dies der Fall sein, kann man diesen Abschnitt nicht gehen! Das Klettern erfordert Zeit, denn manchmal geht es nur durch Hinsetzen und Rutschen. Rund 200 m muss man sich durchs Bachbett quälen.

Dort wo der Bachlauf deutlich nach links knickt, heißt es aufgepasst. Links oberhalb befindet sich eine Felswand. Unterhalb dieser Felswand beginnt wieder ein Pfad, den man aber nur findet, wenn man allerhand Gebüsch durchdringt. An der Felswand entdeckt man auch eine Steinmauer, vermutlich ein ehemaliger Ziegenstall. Genau dort ist der Pfad. Er führt zuerst an der Felswand entlang und dann ziemlich eben am Hang entlang. Ganz allmählich befindet man sich hoch oberhalb des Talgrunds. Hinter einer charakteristischen Felsnase biegt der Pfad nach links. Dann hat man auch schon wieder einen Blick auf die Montaña de Tejina.

Ein klein bisschen geht es noch aufwärts und über einen Sattel. Danach kann man den Weg zu den oberen Häusern von Las Fuentes nicht mehr verfehlen. Auf einem kleinen Abstecher nach rechts entdeckt man noch einen sehr gut erhaltenen Dreschplatz.

Zu guter Letzt kann man noch über die Frage nachdenken, warum diese Schlucht Barranco de Niágara heißt. Hat sie etwas mit den berühmten Wasserfällen in Nordamerika zu tun? Gibt es hier auch einen großen Wasserfall? Auf beide Fragen heißt die Antwort mit Sicherheit nein. Der Name stammt aus der Guanchensprache. In der Tat gibt es ganz in der Nähe eine parallel verlaufende Schlucht mit dem Namen Tágara, und man kann noch viele andere Ortsbezeichnungen auf der Insel finden mit dem Segment gara, das eindeutig zur Spreche der Ureinwohner gehört. Auch in der Niágara-Schlucht wurden archäologische Fundstätten entdeckt.

Entfernung: 4,8 km
Gehzeit: 3 Std.
Höchster Punkt: 985 m, tiefster Punkt 1185 m
Karte:

Bemerkung: Die Wanderung ist im Sommer nicht zu empfehlen. Es gibt praktisch keinen Schatten, und die beiden Aufstiege sind steil. Die Schlucht ist nachmittags ein Brutofen. Die Wege sind steinig.
Wer sich den Abstieg in die Schlucht und das Klettern im Bachbett nicht zutraut, kann auf der Betonpiste vom Wasserbecken wieder hinunter gehen nach Las Fuentes.

Anfahrt: Von der Autobahn hinauf nach Tejina und die TF-82 an der großen Kreuzung überqueren, diese Straße weiter durch den Ort. Am Ende des Ortes verläuft die Straße durch eine Schlucht, danach zweigt links und steil die Calle Zaragoza ab. Am Ende beginnt die Betonpiste.

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Hier kannst du ganz individuell übernachten. Küste und Berge sind nicht weit.

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Hier ist eine Wanderung in die Tágara-Schlucht, die im hübschen Ort Chirche beginnt, ebenfalls in der Gemeinde Guía de Isora: Wildnis bequem.


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