Das Haus des Kapitäns

Ein Ausflug in die Geschichte.

Eines der schönsten historischen Museen der Insel steht in San Miguel de Abona, ein herrliches altes Haus, in dem man viel über das Leben auf der Insel in früheren Zeiten erfährt. Es werden landwirtschaftliche Techniken gezeigt und die Töpferkunst, die heute noch lebendig ist. Das große Anwesen war auch ein wichtiges Verwaltungszentrum im 19. Jahrhundert. Es ist sicher einen Ausflug wert.

Don Miguel Antonio Teodoro de San José Alfonso Martínez, geboren am 9. November 1780, war der Sohn einer reichen Familie hier aus dem Ort. Sie hatte große Ländereien und Viehherden, und der Sohn lernte von Kindesbeinen an, diesen Reichtum noch zu vergrößern. Er heiratete mit 26 Jahren und bekam mit seiner Frau 12 Kinder, von denen 9 überlebten, so dass auch die Familie immer größer und einflussreicher wurde. Er selbst bekleidete verschiedene Ämter im öffentlichen Leben und war mehrfach Bürgermeister der Gemeinde San Miguel, in den Jahren 1805, 1811, 1812, 1818, 1820, 1824 y 1825. Außerdem wurde er 1821 der ranghöchste Militärkommandant in der Region und war deshalb überall als „El Capitán“ bekannt. Im Dezember 1824 wurde er zum „Leutnant der Provinzialmiliz dieses Regiments von Abona und zum königlichen Bürgermeister dieses Ortes“ ernannt. Er starb im Alter von 74 Jahren.

Die „Casa del Capitán“ ist heute die wichtigste touristische Attraktion im alten Zentrum von San Miguel de Abona. Nach einem Brand im Jahr 1978 lag das Anwesen lange brach, bis es 1998 die Stadtverwaltung erwarb und dort ein Museum für traditionelle Kunst und Techniken einrichtete. Nach einer erneuten Restaurierung wurde das Museum 2005 eröffnet. Es war ein Wohnhaus nach traditioneller kanarischer Architektur und typisch für die reichen Familien im Süden der Insel. Die Gebäude gruppieren sich um zwei Innenhöfe mit Zugang zu den Räumlichkeiten. Es gibt einen Speicher für Lebensmittel, einen Geräteraum und einen Weinkeller. Das Haupthaus hat ein vierseitiges Dach und einen geräumigen Balkon. Für den Bau benutzte man die gängigen Materialien der Gegend, Tea-Holz, behauene Basaltsteine und Tuffblöcke sowie arabische Ziegel.

Über den exakten Zeitpunkt, zu dem das Haus gebaut wurde, gibt es wegen fehlender Unterlagen keine Gewissheit. Es muss wohl Anfang des 19. Jahrhunderts gewesen sein, da Don Miguel schon 1805 zum ersten Mal Bürgermeister war und spätestens zu seiner Hochzeit im Jahr 1807 wohl den Bau eines angemessenen Hauses in Auftrag gegeben haben dürfte.

Einer der Ausstellungsräume ist der Töpferei und vor allem den Töpferinnen gewidmet. Die Herstellung der Tonwaren ist traditionell immer die Aufgabe der Frauen gewesen. Sie tauschten ihre Teller und Krüge gegen andere wertvolle Dinge wie Öl, Zucker oder Kleidung. Hier in San Miguel gab es einmal vier Töpfereien von überregionaler Bedeutung.

Gearbeitet wird hier seit der Guanchenzeit ohne Drehscheibe. Auch heute noch ist hier in der Casa del Capitán eine Werkstatt, und heute wie früher holen die Männer das rote Gestein aus den Bergen. Es wird mit einem eisernen Mörser zerstampft und dann lange gewässert und gesiebt, bis endlich der feine Ton entsteht.

Die fertigen Werkstücke werden vier Stunden lang im Holzofen gebrannt und brauchen 48 Stunden zum Abkühlen. Doch früher gab es nicht immer einen Ofen, dann bedeckte man die Töpfe einfach mit Holz und zündete es an, dabei ging aber viel zu Bruch. Alles, was hier hergestellt wird, ist Handarbeit, es sind immer Einzelstücke. Natürlich gibt es hier auch einen Verkauf und gelegentlich eine Ausstellung. Wenn dich diese Kunst interessiert, dann besuche auch das Töpfereimuseum in Arguayo: Handarbeit.

Ein beliebter und berühmter Mann aus San Miguel war Don Juan Evaristo de San José Bethencourt Alfonso (1847-1913), dessen Lebenswerk hier im Haus geehrt wird. Er war Arzt, Lehrer, Anthropologe, Journalist und vor allem ein liberaler Politiker. Er wird auch als der „letzte kanarische Humanist“ bezeichnet. König Alfonso XIII ehrte ihn persönlich bei seinem Besuch im Jahr 1906 für seine vielfältigen Forschungen.

Im Untergeschoss des Hauses erfährt man etwas über den Tomatenanbau, der der Gemeinde wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Auch dem Kamel als wichtiges Arbeitstier ist eine kleine Ecke gewidmet. Seit dem 17. Jahrhundert war es hier wichtig zum Transport von Steinen, Kartoffeln und später auch von Tomaten, sowie zum Pflügen der Felder und zum Dreschen des Getreides.

Im Besitz des Kapitäns waren natürlich auch ausgedehnte Weinberge. Den großen Weinkeller – nicht wirklich ein Keller – kann man hier besichtigen. Dort steht auch eine beeindruckende Weinpresse.

Viele andere landwirtschaftliche Geräte sind im oberen Hof ausgestellt, z.B. ein Häcksler für Futterrüben. Man kann sich auch ausführlich informieren über die verschiedenen Typen von Mühlen und über die Herstellung von Gofio, sogar einen alten Röstofen gibt es hier noch. Die Hausfrau röstete das Getreide aber einfach über dem Feuer in einer Metallschüssel. Schließlich ist das geröstete Mehl aus Weizen, Gerste oder Mais nicht nur ein traditionelles Erbe der Guanchen, sondern auch heute noch ein nicht wegzudenkender Bestandteil der kanarischen Küche.

Rund um den Innenhof hängen Bilder von Bewohnern der Stadt, Bauern, Handwerker oder Musiker, die mit ihrer Arbeit zum Gemeinwohl beitrugen.

Die meisten Informationstafeln im Museum sind auf spanisch, englisch und deutsch. Es ist täglich außer sonntags geöffnet von 8 bis 13.30 h und von 16 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

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Ein anderes, schönes Museum aus der Geschichte der Insel findest du in Adeje: Piraten, Tomaten, Touristen. Schau auch auf der Seite Museen nach, was es sonst noch zu entdecken gibt.

Eine Wanderung auf alten Wegen durch San Miguel de Abona findest du hier: Balkon des Südens.



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