Studium der Wissenschaften.
Die Wurzeln der heutigen Universität von La Laguna finden sich im alten Kloster San Agustín, wo die erste Oberschule der Kanaren gegründet wurde. Das „Instituto de Canarias Cabrera Pinto“ ist heute ein Museum mit einer Fülle von Exponaten aus der Welt der Wissenschaft. In den schönen Mauern des Klosters entdeckt man staunend, wie die Forscher früher arbeiteten und erfährt allerhand interessante Dinge aus dem Bereich der Naturwissenschaften.

Carlos IV schuf schon 1792 die erste Literarische Universität in La Laguna. Sie arbeitete aber erst ab 1817 unter dem Namen Universität von San Fernando und befand sich im Jesuitenkolleg in der gleichnamigen Straße. 1821 wurde sie in das geräumigere Kloster der Augustinermönche verlegt, welche die Gebäude 1836 ganz an die Universität übergaben. Doch schon zehn Jahre später wurde sie durch königliches Dekret wieder aufgelöst und ersetzt durch das „Instituto de Segunda Enseñanza de Canarias“. Diese weiterbildende Schule war damals die einzige der Kanaren, wo man das Abitur ablegen konnte. Sie war einfach als „Instituto de Canarias“ bekannt.


Die Augustinerkirche selbst ist im Prinzip wesentlich älter, es gab sie als einfaches Bauwerk schon Mitte des 16. Jahrhunderts. Doch durch viele und wiederholte Umbauten gab es im Laufe der Zeit so große bauliche Mängel, dass die Kirche ab 1765 komplett neu errichtet werden musste. Das große Unglück kam am 4. Juni 1964, als ein Feuer die Kirche völlig zerstörte. Ein halbes Jahrhundert lang waren nur noch Ruinen übrig. 2022 sollte der Wiederaufbau beginnen, doch der Plan musste mehrfach geändert werden. Erst im Juni 2024, 60 Jahre nach dem tragischen Brand, konnten die Arbeiten beginnen. Mehr über die Kirche, die seit 1983 Nationales Kulturgut ist, siehst du in diesem Video:

Auf dem schönen Vorplatz der Kirche mit Palmen und einem alten Drachenbaum stehen zwei Denkmäler. Links sieht man die Büste von Adolfo Cabrera Pinto, der von 1901 bis 1905 Direktor des Instituts war. Er trug wesentlich zum Aufbau und zur Ausstattung der Schule bei, und deshalb ist sie heute nach ihm benannt. Rechts steht die des Physikers Blas Cabrera Felipe, Professor für Elektrizität und Magnetismus an der Universität, der „Vater der spanischen Physik“. Er gilt als einer der größten Wissenschaftler Spaniens und wurde später Rektor der Zentraluniversität in Madrid. Er arbeitete mit den berühmten Physikern seiner Zeit zusammen und war u.a. mit Albert Einstein befreundet. Interessanterweise wurde der Stein, auf dem die Büste steht, von seinem Enkel entworfen. Dort sind seltene Erde enthalten, chemische Elemente aus dem Periodensystem, das Blas Cabrera maßgeblich weiterentwickelt hatte.



Geht man durch das Tor hinein, kommt man zuerst in den wunderschönen und gut erhaltenen Kreuzgang des Klosters, ein herrliches Beispiel der kanarischen Renaissance aus dem 16. Jahrhundert. Der Umgang wird getragen von roten Steinsäulen, rund um einen Garten mit üppiger Vegetation. Palmen, Kamelien, Lorbeer- und Orangenbäume wachsen hier dicht an dicht. Ein kleines Wetterhäuschen erinnert daran, dass hier 1865 die erste meteorologische Station der Kanaren errichtet wurde.







Der zweite Innenhof ist wesentlich schlichter. Dort stehen in der Mitte nur einige Zypressen. Er ist wegen der Bauarbeiten zur Zeit nicht zugänglich. Die unteren Nebenräume sind modern eingerichtet, dort finden wechselnde Kunstausstellungen statt.






Die Naturwissenschaften entdeckt man im oberen Stockwerk, in der Sala Blas Cabrera Felipe. Dort zeigen rund 800 Objekte die Entwicklung der Wissenschaft und Technik in den letzten zweihundert Jahren. Die Fülle der Fachbereiche ist überwältigend: Mechanik, Elektrotechnik, Magnetismus, Chemie und Physik der Flüssigkeiten, Dampfmaschinen, Optik und Photographie, Messverfahren und Meteorologie, Astronomie, Landwirtschaft.





Wer sich für die Geschichte der Naturwissenschaften interessiert, muss sich hier richtig viel Zeit nehmen. Man entdeckt die Magdeburger Halbkugeln, die Archimedische Schraube, die Lokomotive „Rocket“ von Stephenson, das Newton-Prisma oder einige mechanische Modelle des berühmten Ingenieurs Agustín de Betancourt aus Puerto de la Cruz (Lies dazu den Artikel: Von Teneriffa nach Russland).





Naturwissenschaftlich Interessierte können auch mehr in die Arbeit von Blas Cabrera Felipe (1878-1945) eintauchen: Er stellte die so genannte Cabrera-Kurve auf, ein Gesetz, das die Variationen der magnetischen Momente von Atomen der Eisenfamilie im Periodensystem der Elemente beschreibt. Er modifizierte auch das Curie-Weiss-Gesetz, das die magnetische Suszeptibilität eines ferromagnetischen Materials im paramagnetischen Bereich jenseits des Curie-Punkts beschreibt, und leitete eine Gleichung zur Beschreibung des magnetischen Moments des Atoms ab, die den Einfluss der Temperatur berücksichtigt.
Ein kleines Kabinett nebenan ist Anatael Cabrera Díaz gewidmet (1869-1943). Er war ebenfalls ein vielseitiger Naturwissenschaftler und hat dem Museum eine halbe Million Insekten hinterlassen. Der kleine Raum huldigt aber seinem Interesse für die Anthropologie und Archäologie. Dort sieht man einen Teil der über 900 Museumsstücke aus der Zeit der Ureinwohner der Kanaren, allerlei Töpfe, Mahlsteine, Knochen und Schädel. Das spektakulärste Objekt ist sicher die Guanchenmumie.




Eine riesige Sammlung von Tierpräparaten findet man in der Sala Agustín Cabrera Díaz (1878-1961). Dies ist der Hörsaal, in dem er 40 Jahre lang seine Vorlesungen hielt.



Der Eingang liegt direkt unter dem Turm, zu dem eine Wendeltreppe hinauf führt, man kann ihn aber nicht besteigen. Dort wird man erst einmal von zwei Sauriern begrüßt, die allerdings nur aus Pappe sind.



Auch hier ist die Vielfalt der Objekte unüberschaubar. Muscheln, Insekten, Reptilien, Vögel, Fische, Säugetiere,… Hinzu kommen didaktische Modelle und einige Mineralien oder Kristalle.
Dieser Teil des Museum dürfte auch für Kinder spannend sein. Wie sieht ein Huhn von innen aus? Was sind die Unterschiede im Skelett einer Katze und eines Kaninchens? Warum ist der Kugelfisch so rund? Ist es ein Löwen- oder ein Leopardenbaby?



Und wer sich etwas mehr Zeit nimmt, erfährt einiges über die Technik und die Geschichte der Tierpräparation.

Ein Schnelldurchgang in dieser immensen Sammlung des Instituts ist jedenfalls nicht empfehlenswert. Zu vielfältig und zu detailliert sind die Ausstellungsobjekte. Man kann durchaus auch mehrfach hierher kommen und sich jedes Mal ein anderes Thema vornehmen.
Der Eintritt ins Museum ist frei. Es ist geöffnet von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 20 Uhr, am Wochenende nur vormittags.
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Weiterführende Informationen: https://www.museocabrerapinto.es/
In La Laguna bietet auch das Museum für Wissenschaft und Kosmos spannende Aktionen, sogar zum Selbermachen: Unterhaltsames Wissen. Im Artikel Weltkulturerbe erfährst du mehr über die Stadt La Laguna.
Schau auch auf der Seite Museen nach, was es sonst noch alles gibt.
Artikel-Nr. 17-0A261E6B
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Pingback: Von Teneriffa nach Russland | Mein Teneriffa - Mi Tenerife
Hallo,
ich war da letztes Jahr mehr oder weniger zufällig drin und fand es wirklich gut.
Ein schöner Ort und wirklich einen Besuch wert.
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