Die rote Tomate vom Baum

Im Dezember schmecken sie am besten! Erntezeit für Baumtomaten. Wer sie einmal probiert hat, wird sie lieben. Ihr Geschmack ist einzigartig und exotisch, aber leider bekommt man sie nicht so oft angeboten. Sie sind Obst und Gemüse zugleich.

Tamarillos sind ganz außergewöhnliche Früchte. Von weitem könnte man sie mit Tomaten verwechseln, und das sind sie eigentlich auch. Solanum betaceum gehört zur Familie der Solanaceae, der Nachtschattengewächse, genau so wie die Tomate oder die Kartoffel. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Baumtomate, wie der Name schon sagt, die Frucht eines Baumes ist. Und wie die Tomate kann man sie roh oder gekocht verzehren.
Es gibt zwei Sorten von Baumtomaten. Die ursprüngliche ist die kleine, orangefarbene. Sie ist von länglicher Form und etwas süßer als die rote, welche mehr an eine Tomate erinnert und etwas herber schmeckt.



Die Baumtomate stammt ursprünglich aus den südamerikanischen Anden, deshalb heißt sich auch Andentomate oder Bergtomate. In Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien ist sie zuhause und ein fester Bestandteil des einheimischen Speiseplans. Die beiden letzten Länder exportieren auch geringe Mengen. Die größten Mengen der „verlorenen Frucht der Inkas“ kommen aber heute aus einer ganz anderen Ecke der Welt. Das Land mit dem größten Export von Baumtomaten ist Neuseeland. Ende des 19. Jahrhundert kam sie über Asien nach Neuseeland, und in den 1920er Jahren züchtete ein Gärtner in Auckland die rote, runde und größere Sorte, die ab etwa 1930 kommerziell vermarktet wurde. Obwohl der Name Tamarillo sehr spanisch klingt, ist er eine rein neuseeländische Erfindung. Um die Baumtomate nicht mit der normalen Tomate zu verwechseln und um mehr Aufmerksamkeit der Kunden zu erzeugen, hat der New Zealand Tree Tomato Promotions Council einfach beschlossen, sie umzubenennen. Da das Wort Tamarillo sowohl in Maori als auch in Spanisch gut klingt, heißt sie seit 1. Februar 1967 ganz offiziell so.

Der Boom kam in den 1970er Jahren, als der Anbau in den warm-feuchten Küstengebieten der neuseeländischen Nordinsel stark ausgedehnt wurde. Größter Abnehmer der Baumtomaten waren zunächst die USA, in Europa sah man sie nur selten und nur in Feinkostläden waren sie zu kaufen. In Neuseeland fand die Baumtomate ein ideales Klima vor. Sie liebt Temperaturen zwischen 13 und 24 Grad, Niederschlagsmengen von 600 bis 1500 mm im Jahr und einen feuchten und nährstoffreichen Boden. In den Anden gedeiht sie in 800 bis 3000 m Höhe, in Neuseeland nahe der Küste, und in Teneriffa findet sie ihre Lieblingsbedingungen im feuchten Norden zwischen 400 und 700 m Meereshöhe. Auf die Kanaren kam die Baumtomate im Gepäck von Auswandern, die aus Süd- und Mittelamerika zurückkehrten.

Man kann die Baumtomaten leicht aus den Samen ziehen, wenn man diese zuerst im Schatten trocknet und vom Fruchtfleisch befreit. Wenn der Keimling vier Blättchen hat und 3-5cm groß ist, kann er in einen Topf, nach zwei Monaten oder mit 20 cm Höhe kann das Bäumchen schon im Freien in ein möglichst tiefes und gut gedüngtes Loch gesetzt werden. Es darf vor und nach dem Auspflanzen nicht austrocknen. Der Baum wächst sehr schnell, schon im nächsten Jahr ist er zwei Meter hoch und blüht. Es ist ratsam, den Baum von Anfang an gut an einem starken Stock festzubinden, denn er ist sehr windempfindlich und bricht leicht ab. Als Urwaldbaum fühlt er sich am wohlsten zwischen anderen Bäumen, die ihm Schatten und Windschutz spenden. Theoretisch kann man auch von einem Bäumchen in einem großen Topf schon Früchte ernten. In Deutschland kann er aber nicht im Freien überwintern, und auch im Gewächshaus sollte die Temperatur nicht unter 12º sinken.



Die Blüten sind klein, aber sehr hübsch. Sie sind weiß bis rosa und sehen aus wie kleine Glöckchen. Das Blühverhalten ist seltsam. Der Stamm des Baums ist grau und hat eine weiche Rinde, von ihm zweigen immer drei Hauptäste ab, an einem der drei bilden sich die primären Blütenstände, aus denen drei bis fünf Früchte entstehen. Von den drei Hauptästen zweigen jeweils zwei weitere Äste ab, von denen aber nur einer fruchtbildend ist, der andere treibt Blätter und wird ein fruchtloser Zweig. So entsteht dann mit 6, 12 oder 24 Verzweigungen die Baumkrone, die sehr breit und hoch werden kann. In normalen Kulturen lässt man den Baum aber nicht höher als drei oder vier Meter werden. Nach der Ernte kann man ihn stark zurückschneiden, wobei die drei Hauptäste bis zur ersten Verzweigung erhalten bleiben müssen. Er treibt schnell wieder aus und blüht noch im selben Jahr. Das Zurückschneiden ist auch deshalb ratsam, da die Äste unter der Last der Früchte sehr leicht abbrechen, was man auch beim Pflücken berücksichtigen muss.

Baumtomaten haben einen ganz eigenen Geschmack. Die roten Früchte „Red“ sind leicht bitter, aber sehr aromatisch, sie sind groß und rund. Die beiden länglichen, orangenen Sorten „Gold“ und „Amber“ sind kaum zu unterscheiden. Sie haben etwas festeres Fruchtfleisch, und besonders die Sorte „Amber“ ist deutlich süßer als die beiden anderen. Die Schale ist immer ungenießbar. Deshalb schneidet man die Früchte am besten auf und beißt rein. Wenn sie sehr reif sind, kann man sie auch mit einem Löffel von der Schale trennen. Reif sind sie, wenn sie ganz leicht auf Druck nachgeben, eine intensive, gleichmäßige Färbung aufweisen und der Stiel gelb ist. Überreife Früchte erkennt man an einer runzeligen Haut.
Kaum eine Frucht ist so vielseitig verwendbar wie die Baumtomate. Sie macht sich gut zusammen mit Avocados und Nüssen im Salat, im Müsli, als Garnitur (dazu quer durchschneiden!) auf einer Käseplatte oder auf dem Brot, auch mit einer Prise Salz. Die Schale lässt sich leicht abziehen, wenn man sie kreuzweise einschneidet und 3 Minuten in kochendes Wasser legt. Danach kann man sie pürrieren, mit Apfelmus vermischen oder Fleisch damit marinieren. Im Mixer mit etwas Wasser zu Saft verarbeiten, oder mit Milch. In Saucen passt sie perfekt zu Tomaten, mit Chillies, Zwiebeln oder roten Paprika. Zu Huhn oder Fisch, mit Zimt und Ingwer, Baumtomatenscheiben mit Kräuterbutter, Pizzabelag oder Marmelade, alles ist möglich und immer wieder lecker.
Noch dazu sind Tamarillos sehr gesund. Sie enthalten kein Fett und keine Kalorien, aber viele Vitamine, besonders A, B6 und C, sie sind reich an Kalium und enthalten wichtige Spurenelemente. Im Dezember werden sie hier auf Teneriffa reif, dann sollte man schnell zugreifen, wenn sie irgendwo angeboten werden.

Hier sind noch drei Rezepte:
Einfacher Tamarillo-Dip als Beilage zu Fleisch, Huhn oder Fisch
4 Tamarillos, 1 Zwiebel, 1 TL brauner Zucker
Tamarillo und Zwiebel sehr fein hacken, Zucker dazu geben, mehrere Stunden ruhen lassen.
Tamarillo-Curry mit Huhn und Koriander-Jogurt

10 Tamarillos, 1 große Zwiebel, 6 Knoblauchzehen, ein 2cm-Stück Ingwer, ½ TL Chilliflocken, 1 EL Garam Masala, 2 EL brauner Zucker, 2 EL Tomatenmark, 2 EL Kokosflocken, ½ Dose Kokosmilch.
Zwiebel klein schneiden und in Öl andünsten, Ingwer klein schneiden und dazu geben, Knoblauch pressen und dazugeben. Dann Chilli, Garam, Zucker und Tomatenmark einrühren.
Pürriertes Tamarillo-Fruchtfleisch dazugeben, auf kleiner Flamme 6-8 min kochen. Kokosmilch und Kokosflocken dazugeben und etwas eindicken lassen.
Streifen von Hähnchenbrust in die Sauce legen und köcheln, bis das Fleisch gar ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Griechischen Jogurt mit etwas Salz, Öl und Zitronensaft vermischen, viel frische, gehackte Korianderblätter dazu geben.
Bayrisch-Kanarische Creme mit Tamarillos

1 EL Gofio, 1 EL Gelatine, ½ Tasse heißes Wasser, 100g Zucker, 1 klein gehackte Tamarillo, 1 Tamarillo in Scheiben, 1 TL Zitronensaft, 150 ml Sahne, etwas Puderzucker.
Gofio, Gelatine und Zucker im Wasser auflösen, Zitronensaft und klein gehackte Tamarillo dazu geben. Abkühlen lassen und zwei Stunden in den Kühlschrank stellen, bis die Masse cremig wird. Mit dem Rührgerät schaumig schlagen. In Portionsschalen aufteilen, einen Klacks geschlagener Sahne dazugeben, Tamarillo Scheiben als Garnitur dazu legen und mit Puderzucker bestäuben.
Lust auf noch mehr Obst? Im April ist Mispelzeit, und im September ist Mangozeit.
Artikel-Nr. 0-34-158
Sehr interessanter Artikel. Wir haben so viele baumtomaten, und nun habe ich auch eine Idee was ich damit machen kann. Dankeschön
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