Unterm schwarzen Fels

Ein Rundweg in Roque Negro.

Roque Negro ist ein kleiner Weiler mit 90 Einwohnern im oberen Tal von Afur. Verstreute Bauernhöfe sind nur über schmale Pisten an steilen Hängen zu erreichen. Landwirtschaft unter Extrembedingungen. Und darüber der faszinierende Nebelwald. Auf dieser kleinen Rundwanderung kann man alles erleben. Ein bisschen Kondition ist aber erforderlich.

Im Anaga zu wandern bedeutet meistens, dass es steil nach oben oder nach unten geht, und bei Rundwanderungen beides. Diese hier ist nicht besonders lang, man kann sich für die steilen Aufstiege gemütlich Zeit lassen und die herrlichen Aussichten genießen.

Oberhalb des Dorfes erhebt sich ein gewaltiger schwarzer Brocken mit einer steilen, nach Norden ausgerichteten, senkrechten Felswand. Es ist der 741m hohe Roque Negro, er hat dem Dorf seinen Namen gegeben und ist einer von mehreren herausstechenden Landschaftsmerkmalen im nördlichen Anaga. Aber in Wirklichkeit ist er gar nicht schwarz, sondern besteht aus recht hellem Tuffgestein. Die dunkle Farbe rührt von Flechten her, die an der feuchten, den Regenwolken ausgelieferten Nordwand das Gestein bedecken. Immer kommt der Wind aus Norden, und fast immer verfangen sich die Wolken an diesem massiven Hindernis.

An der Straße nach Afur gibt es im Weiler Roque Negro ein paar Parkplätze, und dort liegt auch die kleine Kirche des Dorfes, sie wurde 1950 erbaut und ist der Jungfrau Fátima gewidmet. Nur zweimal im Monat, am 1. und 3. Samstag, gibt es hier einen Gottesdienst, zu dem extra der Pfarrer aus Santa Cruz angereist kommt. Er ist ja auch noch für die Dörfer Afur, Taborno, Casas de La Cumbre und Catalanes zuständig.

Vor 20 Jahren hatte Roque Negro noch 160 Einwohner. Die meisten sind abgewandert, aber es gibt immerhin noch eine Grundschule, einen Gesundheitsposten und einen kleinen Sportplatz. Er ist komplett mit einem Netz umgeben, denn wenn hier ein Ball hinausfliegt, dann fliegt er weit hinunter.

Auch die Wanderung geht zunächst einmal weit bergab. Geht man über den kleinen Dorfplatz nach hinten und links zwischen Häusern durch (nicht rechts nach unten!), entdeckt man einen steilen Treppenweg ins Tal. Der Blick geht hinüber zum Roque de Taborno und auf der anderen Seite zu der scharfen Bergkette mit den Roques, so heißen hier die kegelförmigen Türme, die in Jahrmillionen von der Erosion herauspräpariert wurden. Das Anaga ist mit 2 Millionen Jahren der älteste Teil der Insel Teneriffa. Anaga bedeutet Turm in der Sprache der Guanchen.

Zwischen malerischen Häuschen führt die Treppe steil hinunter und weiter unten am Hang entlang ins Tal, wo man zu den alten Waschplätzen kommt.

Vom Ort Roque Negro und dem gegenüber liegenden Weiler La Porquera mussten die Frauen die Wäsche hier herunter tragen, waschen und wieder hinauf tragen. Die Waschplätze waren aber traditionell nicht nur ein Ort schwerer Arbeit, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, wo man sich alle Neuigkeiten aus der Gegend erzählen konnte. Gleich daneben beginnt auch ein wichtiger Wasserstollen, der quer durch den Berg hinüber führt zum Ort Catalanes und das Wasser bis nach Santa Cruz transportiert.

An dieser Stelle könnte man gegenüber der Waschplätze wieder zur Straße hinauf steigen, wenn man nur einen kleinen Rundweg machen möchte (siehe Karte, gelbe Route). Dieser Weg wird mit 1500m Länge angegeben, Gehzeit 1 ½ Stunden.

Die größere Runde beginnt nun rechts der Waschplätze, wo ein paar Stufen hinunter gehen. Auf der anderen Seite des Tälchens geht es dann aber kräftig bergauf. Der Pfad ist richtig steil. Man stelle sich vor, einen Korb feuchter Wäsche auf dem Kopf zu haben!

Rund 80 Höhenmeter weiter oben trifft man auf eine betonierte Piste, wo man kurz nach rechts zu einem tollen Aussichtspunkt gehen kann. Ein perfekter Platz für eine Erholungspause.

Danach geht es auf der Straße durch den Weiler La Porquera ein bisschen weiter bergauf. Hinter der höchsten stelle senkt sie sich am Hang entlang etwas ab und steigt dann in mehreren Serpentinen hinauf zur Hauptstraße, wo man direkt an einer Bushaltestelle herauskommt. Fünfmal am Tag (sonntags nur dreimal) kommt hier der Bus von Afur nach La Laguna vorbei.

Man geht nach rechts, wo kurz hinter der Kurve in einer Lücke der Mauer ein Aufstiegsweg beginnt, der mit „Degollada de las Hijas“ ausgeschildert ist. Nun stehen weitere beschwerliche 80 Höhenmeter an, aber zum Glück geht es bald in den schattigen Wald hinein. Nach etwa 400m oder etwa 15 min Gehzeit darf man eine Abzweigung nach links nicht verpassen. Dort beginnt hinter einem kleinen Felsblock ein schmaler, zunächst ebener Waldweg. Er führt bald in eine Schlucht hinein und dann in leichtem Auf und Ab am Hang entlang. Hier ist es sehr angenehm zu gehen, immer im schattigen, dichten Lorbeerwald. Meist ist es feucht hier und nach längerem Regen auch rutschig. An einigen Stellen ist Vorsicht angesagt.

20 Minuten folgt man diesem Pfad, dann kommt man aus dem Wald heraus und zu einer schönen Aussichtsplatte. In der Ferne sieht man den Roque de Taborno, wenn er nicht gerade von Wolken verhüllt ist.

Man folgt weiter dem Weg, der nach ein paar Treppenstufen an einer Betonpiste endet. Dort geht man nach rechts auf den Roque Negro zu, der von dieser Seite gar nicht mehr so schwarz aussieht. Nach einer Linkskurve bleibt man auf einem Weg rechts am Hang und folgt dem Schild „Casa Azul“. Das blaue Haus ist aber Privatbesitz, eine traumhafte Ferienwohnung.

Kurz davor zweigt nach rechts der „Sendero Roque Negro“ ab, der ein paar Meter aufsteigt und dann oberhalb des blauen Hauses am Hang weiter geht. 100m weiter geht es dann nach links steil hinunter, und man kommt direkt bei der Kirche von Roque Negro heraus.

Entfernung: 3,9 km
Gehzeit: 2,5 Std.
Tiefster Punkt: 455m, Höchster Punkt: 665m
Einstufung: B3**WBR (Erklärung siehe hier)

Karte (gelb = kurze Variante):

Bemerkung: Die beiden Aufstiegswege sind steil und überwiegend ohne Schatten.

Gehe zu Google Map:

Genau gegenüber von Roque Negro kannst du auf der Südseite des Bergkamms im Ort Catalanes ein Stück auf dem erwähnten Wasserkanal gehen: Canal de Chabuco. Eine ähnliche Wanderung findest du jenseits des Roque de Taborno im Dorf Los Batanes: Der Flachswanderweg.



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2 Gedanken zu “Unterm schwarzen Fels

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