Ein feuriges Fest

Die Raketen-Teufel von El Palmar

Es gibt noch einige alte Traditionen, die in den Dörfern der Insel aufrecht gehalten werden und meist mit einem beliebten Fest eine willkommene Abwechslung in das Dorfleben bringen. Musik und Tanz, zu einfachen Rhythmen, ist immer dabei. Aber in El Palmar kommen noch die seltsamen Feuer speienden Teufel dazu. Ein lautes und lustiges Spektakel.

Die Libreas gibt es in vielen Orten Teneriffas. Das Wort bedeutet eigentlich „Livree“, aber auch „Fell“, denn die Personen verstecken ihr Gesicht unter einem Schleier oder einer Maske, um nicht erkannt zu werden.

Die Feier des uralten Baile de las Libreas fällt mit dem Fest der Virgen de la Consolación in El Palmar zusammen. Drei männliche Tanzpaare, von denen die Hälfte als Frauen verkleidet ist, tanzen zu den Klängen des Tajaraste. Der Tajaraste ist eine Musik und ein kollektiver Tanz, der typisch für Teneriffa und La Gomera ist. Er hat einen lebhaften und synkopischen Charakter und wird paarweise zu den Klängen eines Tamburins, einer Trommel und den Chácaras (Rasseln) getanzt. Die Tänzer symbolisieren das Gute, die Figuren des Teufels repräsentieren das Böse. Dieser Tanz diente ursprünglich dazu, jegliches Übel von der Ernte fernzuhalten.

Einige Böllerschüsse kündigen am Abend das Ereignis an. Dann machen sich alle Dorfbewohner auf den Weg zum kleinen Kirchplatz in El Palmar. Man trifft Freunde und Bekannte und stellt den jüngsten Enkel der Nachbarin vor, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Denn hier im Tal liegen die Häuser und kleinen Weiler weit voneinander entfernt. Landwirtschaft ist noch die wichtigste Einnahmequelle, und die Arbeit ist schwer. So ist das Fest eine willkommene Gelegenheit, endlich mal wieder den neuesten Klatsch auszutauschen.

Alle warten gespannt. Man hört Trommeln, die sich langsam nähern. Die Tanzgruppe betritt den Platz, voraus geht der Teufel. Er wird an der Kette geführt von einem Engel, damit er ja nichts Böses anstellt. Danach kommen die Tänzer und die Musiker und machen ihren Runden über die Szene.

Doch dann wird der Teufel losgelassen, schon sprühen die Funken hinter seinem Rücken. Wie der Teufel rennt er los, nahe an den Zuschauern vorbei, die ihn im Rhythmus der Musik anfeuern. Dann kracht und knallt es, und der Teufel macht einen Satz. Nachdem er sich wieder beruhigt hat, verlässt die Truppe wieder den Platz.

Doch es dauert nicht lange, dann nähert sich schon wieder die Musik. Diesmal sind sogar zwei Teufel dabei. Ganz brav sind sie, solange die Tänzer sich mit kleinen Schritten zur Musik bewegen.

Aber wehe, wenn sie losgelassen…! Immer wilder rennen sie umher, und immer schneller wird die Musik. Feuer und Krach bringen sie in die Welt. Kinder heulen verängstigt und Hunde kläffen, wenn er zu nahe kommt. Es stinkt und qualmt gewaltig, wie es sich eben für einen Teufel gehört. Er dreht sich im Kreis, tanzt und rennt, bis er schließlich erschöpft aufgibt. In der Mitte des Platzes fällt er auf die Knie und erntet großem Beifall. Ende des Theaters.

Jetzt ist der Moment gekommen, wo man sich in der Mitte unter den großen indischen Lorbeerbäumen trifft und natürlich auch ein Foto mit dem Teufel macht. Die mutigen Kinder stellen sich zwischen seine Arme, die ängstlichen verstecken sich hinter Mamas Rock.

(Foto: Alfonso Martín)

Nach dem Spektakel öffnen die Häuser ihre Türen für die Besucher. Es wird Gofio serviert, Schafskäse und Kartoffeln, natürlich mit gut gekühltem Vino tinto. Später in der Nacht holt man aus der Kirche die Jungfrau und trägt sie durch das Dorf. Sie soll den Teufel endgültig besänftigen und bis zum nächsten Jahr verbannen.

Das Fest wird immer im September gefeiert. El Palmar liegt in der Gemeinde Buenavista del Norte auf 500 bis 700 m Höhe. Auf der Plaza de la Librea stehen einige Bronzefiguren, die an die alte Tradition erinnern.

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Von El Palmar aus kannst du eine spannende Wanderung in den Nebelwald machen und geheimnisvolle Dinge im Wald entdecken: Monte del Agua 2.

Auch in Icod de los Vinos sind im September die Teufel unterwegs: Der Teufel und die Teufelin.
Und in La Laguna gibt es eine ähnliche Tradition: Drachen, Teufel, schräge Vögel



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4 Gedanken zu “Ein feuriges Fest

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