Magma

Ein Palast für nichts und niemanden.

Es gab schon lange keine große Show mehr im größten Showpalast der Insel. Das Kongress- und Eventzentrum Magma in Costa Adeje ist seit vielen Jahren eine verlassene Betonburg ohne Funktion und Aufgaben. Es wäre alles da für gigantische Ereignisse und weltberühmte Auftritte, wenn nicht ein miserables Management die Nutzung verhindern würde.

Magma – das Feuer aus der Erde – das Wort suggeriert Kraft, Hitze, Dynamik. Doch die Kraft ist verpufft, die Hitze bleibt drauβen in der Stadt, von Dynamik spürt man nichts mehr.

Mega-Techno-Disco-Events oder Weihnachtskonzerte, Hochzeiten oder Business-Dinners, in den ersten zehn Jahren gab es eine ganze Reihe von hochrangigen Veranstaltungen. Der letzte große Kongress war im Jahr 2015 der International Golf Travel Market. Seither hat in dem kolossalen Showpalast praktisch nichts mehr stattgefunden.

Ein Skandal, der Jahr für Jahr nur noch Geld verschlingt. „Seit unserer letzten Erfahrung im Jahr 2017 haben wir Magma nicht mehr angeboten“, sagt Marcos Albornoz, Direktor der Agentur TenTravel. „Das ist ein Thema, das ich schon seit Jahren fordere. Auf Teneriffa gibt es ein wunderschönes Kongresszentrum, das dreißig Millionen Euro gekostet hat, aber nicht genutzt wird. Wo bleibt da der Ertrag für den Steuerzahler?“

Teneriffa verliert Wettbewerbsfähigkeit, Millionen von Euro und viele Arbeitsplätze durch die Lahmlegung seines wichtigsten Kongresszentrums, das vom Canarias Congress Bureau Tenerife (CCB Tenerife), einer Einrichtung der Kanarischen Regierung, abhängig ist. Nach Zahlen des Tourismusministeriums der Kanarischen Inseln erwirtschaften diese Veranstaltungen jährlich 178 Millionen Euro auf den Kanaren. Die meisten von ihnen gehen jedoch nicht mehr in den Süden Teneriffas, sondern wandern ab nach Gran Canaria, wo Veranstaltungsorte wie Expomeloneras ein Beispiel für spezialisierte Agenturen, das so genannte MICE-Segment, sind und mehr als die Hälfte des Umsatzes für sich verbuchen können. Dies betrifft Hotels, Catering-Unternehmen, Beleuchtung, Tontechnik und vieles mehr. Eine Situation, die leider von allen Beteiligten unter den Teppich gekehrt wird und über die man besser nicht spricht.

Dabei wäre Costa Adeje ein idealer Standort für Messen, Kongresse und Shows von internationalem Rang. Es gibt genügend Hotelkapazität, ein attraktives Freizeitangebot und eine optimale Anbindung an den Flughafen. Auch das Magma steht an einem günstigen Ort, direkt neben der Autobahn, nahe am Busbahnhof, und Parkplätze gibt es genügend.

Der Konzessionär des Magmas selbst, Blue Marketing Events, und sein Geschäftsführer José Chiyah geben an, dass sie jedes Jahr etwa hundert Angebote für Kongresse im Süden einholen. Er behauptet jedoch, dass keines der Unternehmen seine Veranstaltungen in diesem architektonischen Juwel abhalten möchte. Die Agenturen sagen, dass, als das Management 2014 an Blue Marketing übergeben wurde, die Probleme der in letzter Minute überhöhten Preise, der schlechte Zustand des Gebäudes und das Fehlen einer Klimaanlage, ganz zu schweigen von der grundlegenden Dokumentation in Bezug auf die Sicherheit und die zivilrechtliche Haftung, immer wieder auftraten. Schlechtes Management ist ganz offensichtlich der Hauptgrund für die Millionenpleite. Es fehlt an Partnerunternehmen zur Vermarktung, die Ausstattung mit audiovisueller Technik ist mangelhaft und die Personaldecke nicht ausreichend.

Im Jahr 2020 erhielt die Blue Marketing Events 120 000 Euro vom Tourismusministerium als Unterstützung auf Grund der Pandemie. Damals diente der Showpalast zeitweilig als Impfpalast, tausende von Bürgern aus der Region wurden dort geimpft. Doch eine bessere Show fand nicht mehr statt.

Als das spanische Königspaar im November 2005 das Magma Arte y Congresos in Costa Adeje einweihten, war das Gebäude sowohl ein Versprechen als auch ein architektonisches Juwel. Es war von einem der renommiertesten kanarischen Architekten erbaut worden: Fernando Menis.

Geplant war, es im Rahmen einer Verwaltungskonzession zu bewirtschaften. Mit anderen Worten, ein privates Unternehmen würde für den Betrieb verantwortlich sein. All dies mit dem Ziel, den Süden Teneriffas als Reiseziel wettbewerbsfähiger zu machen, mit einem großartigen Konferenzzentrum, in dem Geschäfte im MICE-Segment (Meetings, Incentives, Conferences, and Events) abgehalten werden können.

Das Gebäude selbst gewann mehrere Preise: 2005 der Architekturpreis des offiziellen kanarischen Architektenkollegs, 2007 die Preise Mies van der Rohe und Manuel de Oraá, 2008 der spanische Architekturpreis. Die Tourismuszeitschrift Business Destinations wählte das Magma als „Best Conference Facilities Building in Southern Europe“.

Es ist in der Tat ein großartiges architektonisches Juwel, das Fernando Menis dort geschaffen hat. Er wollte eine Synthese zwischen den beiden beherrschenden Landschaftselementen der Insel schaffen, indem er große gehämmerte Betonblöcke, die an versteinerte Lava erinnern, mit einem wellenförmigen Dach kombinierte, das sich über die Gesteinsfragmente legt und an die Bewegung des Meeres erinnert. Die Wellen entfalten und vervielfältigen sich und hinterlassen Licht- und Lüftungsspalten, die das Gefühl der Leichtigkeit der gewundenen Oberfläche verstärken. Inspiriert von den massiven Konstruktionen von Le Corbusier dienen diese zwölf monolithischen Teile – die wie eine Art neues Stonehenge ringförmig verteilt sind – als Strukturelemente und beherbergen gleichzeitig technische Anlagen, Toiletten und Büros.

Die Wahl der Materialien wurde von der Suche nach einer maximalen Integration des Gebäudes in seine Umgebung bestimmt; um dies zu erreichen, sind alle Betonelemente mit Zuschlagstoffen aus lokalem „Chasnera“-Stein hergestellt, sei es mit der durch Holzschalung erhaltenen Oberfläche oder mit einer raueren, dank der Verwendung einer besonderen Hammertechnik. Das Dach, das aus Pflanzenfaserplatten und behandeltem Zement besteht, um eine ähnliche Farbe wie der örtliche Stein zu erhalten, hat eine Geometrie, die mit Blick auf die akustischen Bedürfnisse entwickelt wurde.

Um die Flexibilität der Nutzung zu fördern, verfügt das Gebäude über drei Zugänge. Der Haupteingang, der sich an der Südfassade befindet, führt in eine breite, tiefe und dunkle Halle mit einer nicht sehr hohen Betondecke, die von tiefen Rissen durchbrochen ist. Dort befindet sich die Rezeption, die Garderobe und ein Café. Carlos Belda, der Direktor der Schule für darstellende Künste, sorgte für eine dramatisch Beleuchtung. Diese Lichtspalten führen in den großen Saal, in dem sich der Raum entspannt. Eine Fläche von 2700 Quadratmetern, die ihre Größe anpassen kann, um Konzerte des Symphonieorchesters oder Theaterstücke unterzubringen oder sich in bis zu zehn Versammlungsräume mit einer mobilen und verstellbaren Ausstattung, bestehend aus Wänden, Ständen, Podesten und Sitzen, aufzuteilen. Auch die obere Halle kann in drei Bereiche unterteilt werden, jeweils mit mehreren Abschnitten für unterschiedliche Zwecke. Rund um das Gebäude führen breite Zufahrtswege für Busse oder Lieferanten. Die Autobahnausfahrt und der Busbahnhof von Costa Adeje befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Die Lähmung des Magmas und dessen Management hat im Januar 2024 den Bürgermeister von Adeje, José Miguel Rodríguez Fraga, dazu veranlasst, sich „dem Unbehagen der Gesellschaft anzuschließen“, was die Verwaltung dieses „architektonisch und funktional so mächtigen Gebäudes“ betrifft. Fraga sagte, dass das Verwaltungsmodell des Magmas „so nicht funktioniert. Es herrscht ein tiefes Unbehagen und ich schließe mich dem an, denn wir haben eine Infrastruktur, die nicht genutzt werden kann und veraltet ist“.

Nach dem Besuch der Regionalrätin für Tourismus, Jessica de León, in seiner Gemeinde, bot der Bürgermeister seine und die Bereitschaft der Stadtverwaltung an, eine Vereinbarung zu treffen, damit es wirklich funktioniert. „Wir sind nicht verrückt danach, es direkt zu verwalten, aber wir wollen, dass es funktioniert. Und dass es für das genutzt wird, wofür es gedacht war. Nicht nur für Kongresse, sondern auch für andere damit verbundene Aktivitäten. Das Gebäude selbst ist ein Wert an sich“.

Ob und wie der derzeitige Vertrag mit Blue Marketing Events aufgelöst werden kann, ist aber noch nicht geklärt. Und die finanziellen Probleme ebenfalls nicht.

Ein kleines Lichtlein gibt es ab und zu: „Candlelight Summer bringt die Magie der Live-Musik an unglaubliche Orte auf Teneriffa.“ So preist die Event-Agentur Fever ihre kleinen Konzerte an, die ab und zu im Magma stattfinden.

Ein Streichquartett spielt Lieder von ABBA oder Queen, umrahmt von ein paar hundert Kerzen. Auch die Vier Jahreszeiten von Vivaldi oder Stücke von anderen Komponisten könnte man in den einstündigen Kammerkonzerten anhören. Insgesamt aber ein mehr als dürftiges Programm für einen Showpalast von internationaler Klasse.

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Ein weiteres kolossales Bauwerk von Fernando Menis findest du in diesem Artikel: Innere Schönheit.



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2 Gedanken zu “Magma

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