Strandgeschichten

Las Teresitas, früher und heute.

Der schönste Strand im Norden der Insel ist das klare Ziel der Hauptstadtbewohner, wenn es am Wochenende ans Meer gehen soll. Und viele ausländische Besucher wollen dort einmal baden, denn der Strand ist 1300m lang und wirklich wunderschön. Doch das war nicht immer so.

Als Herzog Carl von Württemberg seine Flitterwochen hier verbrachte, war der Strand noch schwarz, steinig und gefährlich. Am 21. Juli 1960 heiratete der Herzog von Württemberg die Prinzessin Diana von Orléans, und auf ihrer Hochzeitsreise verbrachten sie auch einige Tage an diesem Strand auf Teneriffa. Nach Dianas eigenen Worten war es „eine unvergleichlich schöne Ecke“. Das Baden war aber nicht ganz einfach, nur bei Ebbe konnte man über die Steine klettern, wo es dann einen schmalen Streifen Sand gab.

Das junge Paar, 20 und 24 Jahre alt, war fast inkognito auf Teneriffa angekommen. So sehr, dass ein lokaler Journalist, der von dem jüngsten Ereignis ihrer Hochzeit wusste, versuchte, ihre Anwesenheit in diesem Land beim deutschen Konsulat zu bestätigen, und ihm immer gesagt wurde, man wisse nichts. Das war die Anweisung seines Landes, die Privatsphäre des herzöglichen Paars zu wahren. Aber der hartnäckige Journalist wurde schließlich belohnt und bekam ein exklusives Interview in den kleinen Palast, wo Carl und Diana wohnten, zusammen mit einem deutschen Fotografen. Damals war es noch nicht üblich, sich so eisern schützen zu lassen, wie es die heutigen Bodyguards tun, und wenn die Gesprächspartner freundlich und höflich waren, nahm die Annäherung an ihr Haus meist ein gutes Ende. So war es auch bei Martin Herzberg und Vicente Borges, den professionellen Mitarbeitern der Zeitung La Tarde.

Wie Borges in der Veröffentlichung des Interviews berichtet, wurden sie mit großer Herzlichkeit und Höflichkeit empfangen, als er ihnen seinen Wunsch mitteilte, ein Gespräch mit ihnen zu führen. Die Überraschung war groß, als er feststellte, dass die Prinzessin auf die erste Frage von Herrn Herzberg, die er auf Deutsch stellte, in nahezu perfektem Spanisch antwortete. Von diesem Moment an verlief das Gespräch reibungslos und problemlos. Sie erklärten, dass ihre Anwesenheit hier nicht nur mit den Hochzeitsfeierlichkeiten zusammenhänge, sondern auch damit, dass sie das Haus fertig einrichten wollten, und zu diesem Zweck seien auch die Eltern des Herzogs da, die am Vortag angekommen seien und für längere Zeit bleiben würden. Diana war begeistert von dem Wenigen, das sie von Teneriffa gesehen hatte, und das Paar plante, 1961 zurückzukehren, um dort zwei oder drei Monate zu verbringen und die Insel eingehend kennenzulernen. Der Herzog war bereits Jahre zuvor hier gewesen und hatte den Teide gesehen. Sie hatten den Ruf, sehr einfach und leutselig zu sein, und man sagt, dass sie dies auch später immer noch waren.

Ihr „Palast“ am Strand war eher ein bescheidenes Häuschen mit einem kleinen Garten und einer Schotterpiste als Zufahrt. Die einzigen Hinweise auf den Standort des Hauses, die heute noch vorhanden sind, sind die beiden großen indischen Lorbeerbäume am Rande des Parkplatzes – zwischen den Zugängen 7 und 8 – und ein Stück der Brüstung, die das Gebäude vor dem Wellengang der Flut schützte. Weiter hinten sind noch Reste der Mauern zu sehen, die das Gebäude stützten und vor dem Berg schützten, sowie ein Teil der Fußböden der Räume.

Der Strand selbst war ziemlich unzugänglich und wild und durch seine Ausrichtung der vollen Gewalt der Wellen ausgesetzt. Ursprünglich teilten ihn die Anwohner des kleinen Fischerdorfes San Andrés in drei Teile ein. Gleich hinter dem kleinen Friedhof, der heute noch vorhanden ist, lag „Tras la Arena“, denn dort konnte man einem kurzen Stück Sandstrand die Boote an Land ziehen und auch baden. Den mittleren Teil nannten sie „Los Moros“, weil dort ein paar Marokkaner wohnten. In diesem Teil stand dann auch das Häuschen von Herzog Carl. Ganz am Ende liegt der „Barranco de las Teresas“, von dem der ganze Strand heute seinen Namen hat.

Der kleine Sandstrand am Anfang ist schon in den 50er Jahren verschwunden, weil der vulkanische Sand als Baumaterial nach Santa Cruz abtransportiert wurde. Nachdem der knappe Sand abgetragen worden war, erwog die Stadtverwaltung 1953 den Bau eines künstlichen Strandes. Schließlich genehmigte das Bauministerium 1961 den Plan de Ordenación del barrio y costa de San Andrés (Entwicklungsplan für das Stadtviertel und die Küste von San Andrés). Die Ingenieure Popeyo Alonso und Miguel Pintor entwarfen den neuen Strand. 1967 genehmigte ein Ministerialerlass die Arbeiten für seine Umgestaltung. Dies erforderte die Enteignung von Dutzenden von Bauernhöfen für die Verbreiterung um bis zu 80 Meter; Bauernhöfe, auf denen viele Familien von der Landwirtschaft lebten und Bananen, Tomaten, Avocados und Mangos anbauten.

Der Aufbau eines neuen Strandes und die Abdeckung von fast anderthalb Kilometern Länge mit Vulkansand war wegen des Sandmangels auf der Insel zu kostspielig. Deshalb beantragte die Stadtverwaltung ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Pesetas (mehr als 300.000 €). Zuerst mussten 1968 zwei seitliche Wellenbrecher und eine Absperrung ins Meer gebaut werden, um die Erhaltung des neuen weißen Sandes zu gewährleisten. In den ersten sechs Monaten des Jahres 1973 wurden die Steine am Strand durch fünf Millionen Säcke mit hellem Sand (270.000 Tonnen) ersetzt, die mit dem Schiff Gopegui direkt aus der Wüste Sahara importiert wurden. Das war gerade noch möglich, denn in diesem Jahr kämpfte bereits die Frente Polisario für die Befreiung des Gebiets Westsahara von der spanischen Kolonialmacht. Am 15. Juni desselben Jahres wurde der Strand für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und wurde für viele zu einem der schönsten Strände Teneriffas. Anfangs hatten die Menschen Angst, den Sand zu betreten, da sie befürchteten, dass Skorpione, Heuschrecken und rote Ameisen aus der Sahara mit herüber kamen.

Im Jahr 1988, 25 Jahre nach der Eröffnung, wurden weitere 2800 Tonnen Sand aus der Sahara importiert. Dieser Export wurde von vielen Experten als völkerrechtlich illegal eingestuft, da der endgültige politische Status der Westsahara noch ungeklärt war.

In den 80er Jahren erlebte der Strand Las Teresitas einen Boom. Er war der Lieblingsstrand der Einwohner von Santa Cruz, und einer der Gründe dafür ist, dass er in Bezug auf Dienstleistungen und Angebote wuchs. Ein privater Vorschlag führte zur Installation von Wasserrutschen. Sie wurden aber nicht in der Nähe des Meeres installiert, sondern neben dem ständigen Posten des Roten Kreuzes. Zwei Rutschen mit jeweils mehreren Schleifen verliefen parallel zueinander und endeten in einem flachen Becken. Das Gelände war eingezäunt, so dass sich lange Schlangen vor dieser Attraktion bildeten. Einmal rutschen kostete 25 Pesetas, wer sich einen Gutschein für 125 Pesetas kaufte, bekam ein Armband und konnte sich unbegrenzt vergnügen. Allerdings gab es einen gewissen Mangel an Kontrolle und Probleme mit der Sicherheit. Besonders wenn kleinere Kinder unbeaufsichtigt hinein gingen, kam es ab und zu zu Unfällen. Die Rutschen wurden bis Mitte der 1980er Jahre instand gehalten, dann wurden sie entfernt, vor allem, weil ihr Unterhalt zu teuer war. Außerdem kam es langsam außer Mode.

In den 70er und 80er Jahren entstanden auch die „Kioscos“, improvisierte Buden aus Blech und Holz. Sie verkauften Getränke und einfache Speisen an die Badegäste. Zehn solche Häuschen gab es einmal, und jedes hatte einen Namen, wie Sara, Carmelo und Lucas, und natürlich seine Stammkundschaft. Der Stadtverwaltung waren sie schon immer ein Dorn im Auge, denn natürlich waren sie illegal. Aber sie hielten sich Jahrzehnte lang und prägten das traditionelle Bild von Strandvergnügen. Ein „Chiringuito“ gehört einfach dazu. Ohne feste Öffnungszeiten, ohne Steuern zu zahlen, und ohne hygienische Grundausstattung. Immer wieder unternahm die Stadt Versuche, die Buden zu schließen, und immer wieder brachten die Eigentümer Argumente und Dokumente vor, die sie zum Betreiben berechtigten.

Die Entscheidung über die Chiringuitos kam schließlich auf einem anderen, unerbittlichen Weg: dem der Justiz. Eine 2011 von der Naturschutzbehörde (Seprona) der Guardia Civil bei der Staatsanwaltschaft eingereichte Klage wegen der Einleitung von Abwässern wurde schließlich zur Achillesferse der Strandbars. 2016 kam das endgültige Aus und 2018 wurde mit dem Abriss begonnen. Acht neue Kioscos sollten entstehen, exakt geplant und unter Beachtung aller Vorschriften:

Nach all den Widerständen von Seiten der Betreiber, aber auch von den Badegästen, sind am Ende nun doch alle mit den neuen Einrichtungen zufrieden. Alles ist viel schöner, sauberer, moderner. Besonders beliebt sind die Hängematten oder die „balinesischen Betten“. Sie heißen nun Bambú Beach Club, Difrutas, La Isla Beach Gastro Club oder Agüita Salada, und sie sind nicht mehr ganz so billig wie früher. Denn die Betreiber mussten viel investieren und zahlen an die Stadt eine beachtliche Pacht zwischen 18000 € und 39000 € jährlich, je nach Größe. Solarpaneele zur unabhängigen Stromversorgung wurden Pflicht, mindestens zwei Toiletten mit Abwasserbehandlung, und die Musik darf nicht lauter als 63 dB sein.

Leider ist die Öffnungszeit nur bis 21 Uhr genehmigt, aber gerade im Sommer sind die Abende am Strand ja besonders beliebt. Den Lieblingsplatz im Lieblingskiosk sollte man aber im Voraus reservieren (möglich über die Website des Strandes, s.u.).

Die Beliebtheit des Strands stellte während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 die Stadtverwaltung vor ein großes Problem: Am Strand wurde es zu eng, und Kontaktvermeidung war das oberste Ziel. So teilte man den Strand in vier Sektoren ein, zu denen nur eine bestimmte maximale Besucherzahl zugelassen wurde, in Abhängigkeit vom Wasserstand, denn bei Hochwasser ist die nutzbare Fläche natürlich viel kleiner. Der Sektor 1 war reserviert für Personen über 70 Jahre.

Große Schlagzeilen machte im Jahr 2007 der „Fall Teresitas“. Der Bürgermeister von Santa Cruz, Miguel Zerolo und der Stadtrat für Städtebau, Manuel Parejo, wurden wegen illegaler Grundstücksgeschäfte angeklagt. Sie hatten große Teile des öffentlichen Strandbereichs umgewidmet, privatisiert, den steuerlichen Wert auf 19 Millionen Euro festgelegt und das Gelände anschließend an Privatunternehmer für 33 Millionen Euro verkauft. Die beiden Unternehmer Ignacio González und Antonio Plasencia verkauften das Grundstück danach wieder an die Stadt für 52,5 Millionen Euro. 2017 wurden Zerolo und Parejo zu je 7 Jahren Gefängnis verurteilt, auch die beiden Unternehmer und zwei weitere Beamte der Stadt mussten ins Gefängnis und die illegal verdienten Millionen wieder zurückzahlen.

González (inzwischen im Gefängnis verstorben) und Plasencia sind auch die Eigentümer des Unternehmens Inversiones Las Teresitas (ILT), dessen Vorhaben es war, oberhalb des Strandes einen riesigen 12-stöckigen Hotelkomplex zu errichten. Dazu kauften sie im Jahr 2006 einigen Bauern acht Parzellen im Gebiet von Las Huertas ab, verkauften sie anschließend für 92 Millionen Euro an ein anderes Unternehmen, verbuchten aber nur 15 Millionen Euro in den Büchern. Den Unterschied von 77 Millionen Euro steckten sie in die eigene Tasche. Auch dafür wurden sie wegen Steuerhinterziehung angeklagt und verurteilt.

Es gab auch einen Ideenwettbewerb der Stadt, den der französische Architekt Perrault gewann, aber das Projekt wurde nie verwirklicht. Das alte Parkhaus neben dem Friedhof, das nie benutzt wurde, ist nun abgerissen, 2023 wurde eine neue Parkfläche für 300 Autos eröffnet. Die Geschichte dieses Parkhauses ist lang. Lies hier die Unendliche Geschichte darüber.

2024 wurden Änderungen des Raumordnungsplanes von 2005 beschlossen, die es ermöglichen sollen, das Angebot am Strand weiter zu verbessern. Geplant sind eine schönere Promenade, ein Park und Spielplatz, Sporteinrichtungen und möglicherweise sogar an ein Hotel. Im Juni 2025 wurde bekannt gegeben, dass der neue Sonderplan im Jahre 2026 fertig sein würde und dafür eine Investition von 35 Millionen Euro bereit stünde.

Danach konkretisierten sich die Pläne der Stadt, oberhalb des Strandes, auf 26 500 m² städtischem Gelände, einen riesigen 5-Sterne-Hotelkomplex mit 500 Betten zu errichten. Es sei ein wichtiger Motor für die Wirtschaft der Stadt und würde der steigenden Nachfrage an luxuriösen Unterkunftsmöglichkeiten in Santa Cruz gerecht werden. Die Proteste bleiben jedoch nicht aus. Zahlreiche Nachbarschaftsvereinigungen und Naturschützer wendeten sich vehement gegen das Projekt. Am 16. August 2025 tauchten überraschend Sprüche an den Mauern auf wie „Kapital zerstört Küste“ oder „Kein Hotel“.

Das klare Ziel der Hauptstadtbewohner am Wochenende bringt auch ein großes Problem mit sich. Der Strand ist hoffnungslos überlastet. Die vielen Autos finden keinen Platz mehr, und auf der einzigen Zufahrtstraße von Santa Cruz aus bilden sich lange Staus. Um zu verhindern, dass die Badegäste Stunden lang im Auto sitzen, stellte die Stadt Ampeln auf, die die Auslastung der Parkplätze anzeigen. Aber selbst wenn die Ampeln auf grün stehen, ist der Stau vor San Andrés nicht zu vermeiden. Zwischen dem Fischerhafen und San Andrés wurde im Sommer 2024 testweise auch eine Spur der Autobahn exklusiv für Busse und Taxis reserviert, um die Besucher zum Umsteigen auf öffentliche Transportmittel zu motivieren.

Leider hat der schöne neue Parkplatz nur einen Aus- und Eingang, was wiederum zu einem Verkehrschaos geführt hat und die Einrichtung einer zusätzlichen Ampelanlage erforderlich machte.

Eine ganz andere Ampel steht am Anfang des Strands. Sie zeigt in fünf Stufen die UV-Strahlung an und warnt die Badegäste vor Sonnenbrandgefahr.

Alle weiteren Informationen und eine Webcam gibt es auf der Webseite Playa de las Teresitas. Dort kann man auch Freizeitaktivitäten buchen.



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2 Gedanken zu “Strandgeschichten

  1. Pingback: Die unendliche Geschichte | Mein Teneriffa - Mi Tenerife

  2. Klasse Geschichte, vielen lieben Dank Beate Strassacker, Psychotherapie nach Heilpraktiker GesetzWww.beate-Strassacker.deSent from my iPhone 🤗 🐙🐳🐬🐠🐟 🤗

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