Der Brunnen von Viña Grande.
Mal schnell Wasser holen – so einfach war das früher nicht. Versteckt in den Steilhängen oberhalb von Garachico liegt ein malerischer Brunnen, wo die Einwohner von Genovés sich früher versorgen mussten. Heute ist es ein Spaziergang im Steilhang mit einem ungewohnten Blick auf die tief unten liegende Stadt. Mit einem Krug Wasser auf dem Kopf wäre der Rückweg allerdings weniger erfreulich.

Hier kommt niemand zufällig vorbei. Kein Schild weist den Weg, und kein Reiseführer. Die Quellen „Las Viñitas“ liegen so versteckt, dass nur noch die Alten im Dorf wissen, wo sie sind. Wie so oft auf der Insel, liegen die Wasserquellen an steilen und schlecht zugänglichen Felswänden. Oft hat man besondere Wege dorthin angelegt, und oft mussten die Frauen diese Wege täglich gehen. Wasser holen für das Haus, die Wäsche hinunter zum Brunnen tragen und die gewaschene und feuchte Wäsche wieder hinauf.
Heute kann man den größten Teil des Wegs auf einem kleinen Asphaltsträßchen gehen. Steil ist er trotzdem, aber nicht allzu weit.
Der zweitgrößte Teilort der Gemeinde Garachico ist Genovés, gelegen auf rund 450m Meereshöhe und ohne direkte Straßenverbindung zum Hauptort. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten 30 Jahren stark zurück gegangen, von mehr als 800 auf nur noch 600 Einwohner. Seinen Namen hat der Ort nicht von ungefähr, denn Garachico wurde ja von dem Bankkaufmann Cristóbal de Ponte aus Genua gegründet.

An der TF-82, etwa bei km 4,3 liegt die Arepera La Viñitas. Kurz danach beginnt bei einem kleinen Drachenbaum eine Seitenstraße, die absolut unvermittelt steil bergab geht. Zwischen Gärten und Weinfeldern geht es abwärts. Nach 180m knickt die Straße nach links und nun geht es eben weiter. Man kommt dann zu einem überraschenden Punkt, wo man plötzlich hinunter sieht nach Garachico. Hier endet der Asphalt, und dort wurde eine kleine Ausfahrt mit Steinen gepflastert, damit die Bauern, die hier her müssen, wenden können. Hier beginnt eine steile Piste, die hinunter führt zur Finca La Viña Grande.



Diese Finca gehört heute der Inselregierung, die das Gelände im Sommer 2017 nach einer Gerichtsentscheidung von einem Privatbesitzer kaufen konnte. Das Landgut ist über 20ha groß und umfasst 3,7% des Naturschutzgebiets der Steilhänge von Garachico. Hier gibt es sehr viele schützenswerte Pflanzen und sogar vom Aussterben bedrohte Vogelarten. Bereits in den 1980er Jahren, als die Abgrenzung der Naturräume Teneriffas ausgearbeitet wurde, gab es Pläne, diesen Abhang zum Anbau von einheimischen Heilpflanzen zu nutzen. Das Projekt wurde aber nie verwirklicht.
Die alten Gebäude des tief unten liegenden Bauernhofs sind verfallen. Eine mögliche Nutzung ist nie wieder weiter verfolgt worden. Immerhin hat im Februar 2023 der Cabildo noch einmal 95 000 Euro ausgegeben um die Piste und die Wege zu verbessern und zu sichern. Angelegt wurde die steile Betonpiste bis zum Tor, ebenso wie die Geländer und Rückhaltemauern am Weg bis zum Brunnen.



Direkt neben dem eisernen Tor beginnt ein schmaler Weg am Hang entlang, dort steht auch ein Schild „Las Viñitas“. Man kommt langsam immer näher an die steilen Felswände heran und erreicht nach etwa 300m zuerst ein Wasserbecken, gleich dahinter dann den Brunnen mit mehreren Waschplätzen. An der Mauer entdeckt man eine Inschrift mit nur noch schwer lesbaren Buchstaben: „Gemacht von D M P H in 1880“.
Es handelt sich um eine natürliche Quelle. Etwas weiter hinten sieht man unter den überhängenden Felsen auch einen gemauerten Kanal, in den das Wasser direkt aus den Felsspalten tropft.




Direkt oberhalb des Brunnens verläuft der Hauptkanal für die Wasserversorgung von Icod nach Buenavista. Es ist nicht möglich, dort weiter zu wandern, denn 1. ist es verboten und 2. sehr gefährlich.

Vom Platz vor dem Brunnen kann man die Aussicht bewundern hinunter nach Garachico mit seinem Hafen. Es gibt aber keinen Weg dort bis zur Küste hinunter.
Wer aber überschüssige Energie und Entdeckergeist hat, kann vom eisernen Tor aus hinunter wandern bis zur Finca. Seitlich am Tor gibt es eine Tür für Fußgänger, die offen sein sollte. Die Piste ist mit vielen Zickzack-Kurven gut zu erkennen, es gibt aber nicht viel zu sehen. Und es sind anspruchsvolle 220 Höhenmeter, die man selbstverständlich wieder zurück muss.

Die Bauern, die früher dort unten lebten, mussten das jeden Tag machen, um Wasser zu holen. Und nicht nur das. Sie mussten alles, was sie brauchten, von oben herunter tragen. Auf dem alten Bild erkennt man auch, dass dort einmal Weinberge waren. So haben sie wahrscheinlich den Wein hinauf und das Wasser hinunter getragen.
Auch wer nicht hinunter steigt, braucht für den Rückweg noch etwas Energie, denn der Aufstieg zurück zur Straße ist schweißtreibend genug.
Entfernung: 1,5 km hin und zurück
Gehzeit: 1 Std.
Höchster Punkt: 440 m, tiefster Punkt 370 m, tiefster Punkt an der Finca 155m
Einstufung: A1*L (Erklärung siehe hier)
Karte: (grün = Weg zum Brunnen, orange = Piste zur Finca)

Bemerkung: Es ist nicht ratsam, mit dem Auto dort hinunter zu fahren. Es gibt keine Parkmöglichkeiten und nur eine winzige Stelle zum Wenden.
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Lies auch mehr über die Geschichte von Garachico: Denkwürdiges. Auf der Seite Wasser findest du mehr zum Thema.
Artikel-Nr. 11-068F3C11
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