Ein Loch im Basalt

La Puente.

Direkt neben der Autobahn an der Ostküste liegt versteckt in einer Schlucht ein gewaltiges Felsentor aus Basalt. Er ist nicht der größte Felsbogen der Insel, aber er ist sehr massiv und ein Wunder der Natur, denn auch in dieser trockenen Gegend konnte das fließende Wasser in Jahrtausenden so ein Bauwerk erschaffen.
Direkt am Wasser haben sich die Menschen eine kleine Idylle erschaffen, an die Felsen geklebte Häuschen in den verschlafenen Orten Chimaje und La Puente.

Der Weg zum Felsbogen ist kein Spaziergang und keine Wanderung! Es ist eine Klettertour durch sehr unwegsames Gelände. Es ist staubig hier, sonnig, windig und stachlig. Wer zum Felsbogen will, muss gut zu Fuß sein und darf keine Angst haben, über Stock und Stein zu klettern und sich den Weg selbst zu suchen.

Im Straßenbogen der Avenida Litoral de Agache im Dorf Chimaje kann man das Auto abstellen. Dort überquert eine Wasserleitung das Tal, und dort gibt es einen kleinen Tunnel unter der Autobahn. Man geht durch den Tunnel und steht danach im Talgrund einer Schlucht mit glatten, schwarzen Felsen. Gleich 5 Meter danach sucht man sich nach rechts einen Aufstieg zwischen den Felsen, dann entdeckt man oben einen Pfad, der oberhalb der Autobahn weiter geht, immer unter einer Stromleitung entlang.

Dort wo von links ein breiter, weißer Weg herunterkommt (= Rückweg) geht man geradeaus weiter und sucht sich einen möglichst bequemen Abstieg hinunter zur Autobahn. Dann muss man etwa 200 m direkt neben der Leitplanke weiter gehen. Der Barranco de La Puente ist dann nicht zu übersehen. Dort hat man auch schon einen Blick auf das Loch im Basalt, die Naturbrücke, die sich aber nur schwer aus dem schwarzen Basaltgestein hervorhebt.

Dann muss man nach links den Abhang hinaufklettern, was hier einfacher ist, als es auf den ersten Blick aussieht. Oben geht man fast eben weiter in Richtung Felsbogen und muss noch ein bisschen über Felsen steigen. Dann kann man ohne Probleme über den Felsbogen gehen. Er ist breit, und wenn man oben steht, bemerkt man überhaupt nicht, dass darunter so ein großes Loch ist.

Das ganze Ausmaß der Brücke sieht man erst, wenn man auf der anderen Seite nach rechts hinunter klettert. Achtung: Das ist nicht einfach! Man muss wirklich klettern und man sollte sehr vorsichtig sein, denn bei einem Sturz gibt es hier keine Hilfe!

Die Spannweite des Bogens dürfte etwa 10 m betragen, er ist etwa 4 m breit und 2 m dick. Unten im Bach sieht man wieder die vom Wasser glatt geschliffenen, grauen Felsen.

Danach geht man oben an der Brücke nach links und sucht sich einen Aufstieg am gegenüber liegenden Hang. Hier gibt es tatsächlich vom Menschen erbaute Mauern, mit denen vor Jahrhunderten Ackerterrassen gebaut wurden, ein Zeugnis dafür, dass es selbst in dieser unwirtlichen Gegend Landwirtschaft gab.

Man hält sich dann immer links und sucht irgendeinen Pfad zwischen den Ackerterrassen, tendenziell aufwärts, so lange, bis man weiter oben auf einen breiteren Fahrweg triff. Dort geht man auf den Mast einer Stromleitung zu und kurz davor auf dem weißen Weg nach unten. Dieser trifft wieder auf den Pfad vom Hinweg.

Danach klettert man aber nicht wieder hinunter zum Tunnel, sondern geht direkt neben der Leitplanke der Autobahn über den Tunnel hinweg. 100 m weiter geht der Weg nach rechts unten, und man kommt in eine andere Schlucht. Dort folgt man dem Bachbett und entdeckt einen anderen Tunnel unter der Autobahn.

Auf der anderen Seite noch ein Stück im Bachbett, dann ist man wieder an der Straße.

Entfernung: 2 km
Zeitbedarf: 1 Std. 15 min.
Höchster Punkt: 70 m, tiefster Punkt 4 m
Einstufung: A1***WWRSG (Erklärung siehe hier)


Die kleinen Dörfer an der Küste sind durchaus auch einen Besuch und einen Spaziergang wert. Nur wenige Besucher kennen Teneriffa, so wie es hier ist.

Im Dorf Chimaje sind die Häuser an die Felsen geklebt. Eine „Promenade“ führt entlang der Felsküste von Haus zu Haus. Es gibt einen steinigen Strand, aber wer schwimmen will, geht besser über eine Leiter ins Wasser. Unter der Woche ist meist niemand zuhause, denn hier sind alles Wochenendwohnungen. Viel Luxus gibt es aber nicht. Das Naturschwimmbecken ist nur ein paar Quadratmeter groß. Leider liegt es ein bisschen zu hoch und füllt sich nur bei Sturm…

Am Parkplatz haben sich die Bewohner ein kleines „Veranstaltungszentrum“ eingerichtet. Hier gibt es Tische und Bänke im Schatten und eine Grillstelle. Wer hier mit der Familie feiern will, hängt einfach einen Zettel an die Schnur: „Reserviert am 14. Dezember für Maria.“

Ein bisschen mehr Komfort gibt es 500 m weiter im Dorf La Puente. Selbst gezimmerte Bänke auf einer Halbinsel und einen Mini-Strand, ebenfalls steinig. Und viele Lebensweisheiten.

Warum dieses Dorf La Puente heißt, ist rätselhaft, denn eine richtige Brücke gibt es hier nicht. Aber hier mündet der Barranco La Puente, und dort gibt es ja die Naturbrücke aus Basalt.

Erstaunlich ist auch, warum es La Puente heißt, denn das Wort puente ist im Spanischen eigentlich männlich. So eine Geschlechtsumwandlung gibt es öfters, z.B. bei mar, color, fin, linde, azúcar. Im Fall der Brücke ist es kein Einzelfall. Sprachwissenschaftler können etwa 11 Millionen Namen und Ortsnamen in Spanien aufzählen, in denen „La Puente“ vorkommt.

Erstaunlich ist es umso mehr, denn das Wort stammt von dem lateinischen Wort pons, das männlich ist. Aber im Mittelalter wurde es im spanischen Sprachgebrauch plötzlich weiblich, ebenso in Portugal, Galizien und Rumänien. Niemand weiß warum. Das „Diccionario de autoridades“ registriert im Jahr 1737 das Wort puente als zweigeschlechtlich. Auch die „Real Academia de la Lengua“ führt es 1919 noch so. Seit 1992 erscheint es in den offiziellen Wörterbüchern nur noch als männliches Wort, mit dem Vermerk, dass die weibliche Form ein veralteter Gebrauch sei.

Erstaunlich, dass es ausgerechnet hier an der Ostküste Teneriffas noch so ein altertümlich benanntes Dorf gibt.

Interessant sind auch die Sprüche auf den aus Paletten gezimmerten Sitzbänken (mit freier Übersetzung):

La felicidad se respira al pie del mar. – Am Fuß des Meeres atmet man das Glück.
Agua salada, alma lavada. – Salziges Wasser, saubere Seele.
Para todo mal, el mar, para todo bien, también. – Für alles schlechte, das Meer, für alles Gute, auch.
The ocean is my medicine. – Der Ozean ist meine Medizin.
Si el ruido del mar supera el de los pensamientos, estás en el mejor lugar. – Wenn das Geräusch des Meeres stärker ist als das der Gedanken, bist du am besten Ort.

Karte:

Gehe zu Google Map:

Diese Route als pdf und kmz-Datei für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE und schreib eine Mail.

Hier findest du weitere Felsbögen: Die Brücke von Tajao, Hart wie Stein, Das große Loch, Im Abseits (I)



Entdecke mehr von Mein Teneriffa - Mi Tenerife

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

3 Gedanken zu “Ein Loch im Basalt

  1. Pingback: Hart wie Stein | Mein Teneriffa - Mi Tenerife

  2. Pingback: Die Brücke von Tajao | Mein Teneriffa - Mi Tenerife

  3. Pingback: Felswände | Mein Teneriffa - Mi Tenerife

Hinterlasse einen Kommentar