Messerscharf

Ein scharfer Schnitt in der Landschaft.

Zwischen den mittleren Höhen auf der Ostseite der Insel und der Küste gibt es viele tiefe Schluchten und nur wenige Wege. Die Landwirtschaft ist zum großen Teil aufgegeben, die Fincas sind steinig und vertrocknet. Nicht unbedingt eine erholsame Gegend zum Wandern. Aber die Schluchten sind imposant. Eine davon ist der Barranco del Cuchillo, der wie ein Schnitt mit dem Messer die Felsen teilt.

Er liegt zwischen zwei größeren und längeren Schluchten, beginnt aber erst auf ca. 450 m Meereshöhe. Die Kraft der Erosion hat hier einen besonders harten Einschnitt erzeugt. Fließendes Wasser? In der heute so trockenen Landschaft kann man sich kaum vorstellen, dass das Wasser wie ein Messer die Basaltgesteine durchschneidet. Doch die Erosion hatte Jahrtausende Zeit.

Man beginnt die Wanderung am besten am Friedhof von Fasnia, wo es immer Parkplätze gibt. Gegenüber des Eingangs geht man am Kreisel in die kleine Straße. Dort ist auch der Wanderweg TF-263 zum Barranco de Herques ausgeschildert. Nach 250m geht man unterhalb des Sportplatzes geradeaus und bergauf. Oben biegt man rechts ab und sieht wieder einen Wanderwegweiser. 50 m weiter unten befindet man sich schon im Barranco del Cuchillo.

Von hier aus kann man nach links in die Schlucht einsteigen, wo es immer im Bachbett entlang sanft aufwärts geht. Doch bald kommt eine kleine Kletterstelle, die man aber leicht überwinden kann. Danach geht es ohne Schwierigkeiten immer am Grund der Schlucht weiter, auf Schotter und zwischen viel Katzenschwanzgras. Interessant sind die bizarren Felsformationen auf beiden Seiten.

Insgesamt kann man etwa 500 m in die Schlucht hineingehen. Dann kommt man unterhalb der Brücke der TF-28 zu einer steilen Felswand, wo es nicht mehr weiter geht. Hier wandert man nun zurück bis zum Weg.

Man könnte noch ein paar Meter unterhalb im Barranco weiter gehen, aber dann kommt ein 5 m hoher Sprung. Dort sollte man nicht hinunter klettern, denn ohne entsprechende Ausrüstung gibt es keinen Weg zurück!

Auf der anderen Seite des Tals geht man 100 m weiter nach rechts in Richtung auf die Finca Casas del Camino Real, ein herrliches, luxuriöses Landhaus in dieser unwirtlichen Landschaft. Hier herrscht absolute Ruhe und Einsamkeit.

Man geht links um das Anwesen herum und trifft auf einen Pfad längs einer alten Kanals. Parallel zu diesem Kanal geht man nun auf einem Höhenrücken immer mit Blicken nach rechts in die Schlucht. Hier sieht man, wie tief das Messer in das Gestein eingedrungen ist. Eine Schlucht der Meisterklasse.

400 m unterhalb der Finca kommt man an einem nicht mehr benutzten Wasserbecken vorbei.

Spätestens hier sollte man sich überlegen, ob man den weiteren Abstieg wagt. Weiter unten muss man in die Schlucht hinabsteigen, was sehr abenteuerlich ist. Wem das zu gefährlich erscheint, muss zurückkehren und wieder hinauf steigen!

Nach dem Wasserbecken geht es immer am Rand der Schlucht entlang. 400 m weiter unter steigt man über verlassene Ackerterrassen abwärts. Danach wird die Sache spannend. Etwa 700 m unterhalb des Wasserbeckens muss man sich einen Abstieg in die Schlucht suchen. Dieser ist nicht einfach zu finden! Aber es gibt einen Pfad durch Felsen und Gebüsch, der im Zickzack bis in den Grund der Schlucht führt. Es ist die einzige Stelle, an der man die Schlucht kreuzen kann!!! Ein kurzes Stück weiter unten öffnet sich ein riesiges Loch unter einer senkrechten Felswand. Dort ist die Schlucht noch viel breiter und tiefer und nicht mehr zu durchqueren.

Unten im Talgrund findet man etwa 50 m abwärts auf der anderen Seite einen Aufstiegspfad, der genauso undeutlich ist. Es ist alles sehr wild und steil hier! Das Ziel ist ein 30 m höher gelegenes Wasserbecken, ebenfalls unbenutzt.

Oberhalb dieses Beckens trifft man auf einen breiteren, deutlichen Weg. Dies ist der Camino del Cuchillo. Er ist einer der alten Wege, die in direkter Linie von Fasnia hinunter zur Küste führten. Auf ihm wurden die landwirtschaftlichen Produkte der mittleren Höhen in den Hafen von Los Roques transportiert, von wo aus Boote nach Santa Cruz fuhren, bevor es die heutige Straße TF-28 gab. Andere Handelswege, die so genannten Caminos Reales, verbanden die Orte von Fasnia, Arico und San Miguel de Abona. Aber an die Küste zu kommen, war ein besonderes und schwieriges Unterfangen.

Der Weg ist nun einfach, aber man hat noch einen Aufstieg von 150 Höhenmetern vor sich. Der Weg ist jetzt eine breite, wenn auch etwas steile Piste. Immer wieder kommt man an Feldern vorbei, die offensichtlich bebaut werden. Man sieht Bewässerungsanlagen oder gut gepflegte Flächen mit Picón, dem hellen Granulat aus Bimsstein, das zur Wasserspeicherung auf den Feldern ausgebracht wird. Gegenüber hat man einen Blick auf die Montaña de Fasnia oder hinunter zu den Windkraftanlagen von Arico.

Die Piste macht eine steile S-Kurve nach rechts, 500 m weiter kommt man direkt am Friedhof von Fasnia wieder heraus.

Entfernung: 4,7 km
Gehzeit: 4 Std.
Höchster Punkt: 433 m, tiefster Punkt 194 m
Einstufung: C3****WWRG (Erklärung siehe hier)

Karte:

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Hier auf der Ostseite gibt es noch mehr Schluchten zu entdecken: Barranco de Añavingo, Ans Ende der Welt, Auf in die Berge!, Nutzlos und sinnlos.



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