Wald und Frühjahrsblumen.
Die Berge von Candelaria sind ein weitgehend unbekanntes Wandergebiet. Doch dort oben gibt es beeindruckende Schluchten, schöne Kiefernwälder und eine unberührte Natur mit herrlichen Blumen. Auf in die Berge heißt aber auch, hinauf und wieder hinunter. Ein Spaziergang ist das nicht!

Dieser Wandervorschlag ist eine verkürzte Variante des offiziellen Wanderwegs SL-TF 294, der in Araya beginnt. Sie spart rund 200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, bleibt aber trotzdem eine Herausforderung und ist nichts für Ungeübte. Sie ist aber technisch gesehen einfach.
Zunächst einmal muss man mit dem Auto hinauf fahren zum Picknickplatz von Los Brezos, oberhalb des Dorfes Araya, in 850m Höhe. Die Straße ist schmal, und die Kurven scheinen kein Ende zu nehmen. In Los Brezos kann man das Auto abstellen. Dort ist eine schöne Freizeitanlage mit Tischen, Grillstellen und Kinderspielplatz. Dort steht auch eine winzige Kapelle, die San Isidro gewidmet ist.




Der Name Los Brezos kommt von einem Baum, dem Brezo (Erica arborea), der Baumheide, die zusammen mit der Faya, dem Gagelbaum (Myrica faya) eine eigene Vegetationsstufe bildet, den Fayal-Brezal. Sie ist eine Übergangszone zwischen dem Lorbeerwald und dem Pinienwald. Der Brezo kommt in ganz Europa, dem Mittelmeergebiet und in Ostafrika vor, wird aber meist als Busch oder Heidekraut betrachtet. Nur auf den Kanaren kann er bis zu 15m hoch werden. Er blüht von Februar bis Juni, seine Blüten sind wunderschöne kleine Glöckchen.
Das Holz des Brezo wurde für viele verschiedene Zwecke verwendet, zur Herstellung von Holzkohle, im Kunsthandwerk oder geschnitten als Einstreu für Tiere und sogar, wenn die Zweige frisch sind, als Viehfutter. Zum Grillen ist das duftende Holz auch beliebt, weil es dem Fleisch einen besonderen Geschmack verleiht. Es ist jedoch verboten, den Brezo ohne Genehmigung zu schlagen. Andererseits wurden traditionell auch die Blüten als entzündungshemmendes Mittel verwendet, insbesondere bei Harnwegsbeschwerden und gegen Reizungen durch Insektenstiche.
Die kleinen Blätter werden an Fronleichnam gesammelt und als Hintergrundfläche für die Blumenteppiche ausgestreut, man kann sie auch rösten, um Braun- oder Schwarztöne zu erreichen.
Vom Parkplatz geht man einfach geradeaus weiter den Berg hinauf, der Weg ist mit einer grün-weißen Markierung ausgezeichnet. Er ist steiler, als es an Anfang aussieht, und wird weiter oben auch noch steiniger. Nach 450m kreuzt der Weg eine Piste. Wer es bequemer haben will, geht auf der Piste nach links, sie trifft nach einer Rechtskurve sofort wieder auf den Wanderweg. 200m weiter steht man plötzlich direkt am Abgrund und blickt hinunter in den tiefen Barranco de los Goteros (Vorsicht, Absturzgefahr!)






Der Weg verlässt dann wieder die Piste. Wer es bequemer haben will, geht abermals auf der Piste weiter, die zuerst nach rechts, und dann in einem langen Bogen wieder nach links schwenkt und sich wieder mit dem Wanderweg vereinigt. 100m weiter oben muss man bei einem Zaun aufpassen, dort geht der Wanderweg nach links und kurz danach – mit einer Kette versperrt – wieder bergab.
Nach insgesamt einem Kilometer hat man den größten Teil des Aufstiegs schon geschafft, und nun beginnt der Genuss. Der folgende Abschnitt ist ein herrlicher Pfad, der am Hang entlang hinab und in mehrere Seitentäler hinein verläuft. Hier ist die Natur besonders üppig. Am Weg entdeckt man allerhand Blümchen und Pflanzen, z.B. zwei Meter hohe, gelb blühende Gänsedisteln (Sonchus acaulis). Große Kolonien von weißen Tajinasten bevölkern den Hang, an denen sich die Bienen besonders freuen.








Auch der blau-weiße Tusilago (Pericallis tussilaginis), die „Maiblume“, ist hier in schattigen Ecken zu sehen, aus der man früher einen Hustensaft zubereitete. Der orange leuchtende kalifornische Goldmohn ist im Frühjahr hier zu sehen, er liebt eher die sonnigen Stellen. Gewaltige gelbe Köpfe des Verode (Kleinia nerifolia) stehen am Wegesrand, und winzige Glöckchen verstecken sich im Gras.








Der Weg steigt dann noch einmal steiler hinauf durch den Wald. Oben kommt man plötzlich zu einem runden Dreschplatz, mitten im Wald. Kaum vorstellbar, dass früher hier einmal Getreide gedroschen wurde. Dies ist die höchste Stelle der Wanderung und ein guter Platz für eine Rast. Zwischen den Bäumen hindurch sieht man hinunter bis in die Küstenebene von Güímar und Candelaria.








Der Weg geht dann wieder bergab und erneut in ein üppig grünes Seitental hinein. Danach verläuft er bequem und ganz eben am Hang entlang, bevor es nach und nach wieder etwas steiler bergab geht. Etwa einen Kilometer nach dem Dreschplatz steht man plötzlich wieder am Rand der Schlucht und sieht gegenüber die Felswand, oberhalb derer man hinauf gestiegen war.
Es geht konstant abwärts, bis man 600m weiter unten am Zaun einer Finca wieder einen Ausblick in Richtung Küste hat. Ein alter Wasserkanal zeigt an, dass hier wieder landwirtschaftlich genutztes Gebiet ist. Man befindet sich nun wieder auf 850m Höhe, also gleich hoch wie Los Brezos. Doch es geht noch weitere 200 Höhenmeter hinunter, mehr oder weniger geradeaus, auf einem steinigen und felsigen, aber nicht allzu steilem Pfad.






Man kommt dann zu einem Hochspannungsmast. 50m unterhalb liegen Gemüsegärten, und direkt bei einem Wasserverteiler biegt man spitzwinklig nach links ab, wo ein Pfad hinunter in den Barranco führt. Er kommt an einigen überhängenden Felsen vorbei und geht auf der anderen Talseite wieder aufwärts. Unten sieht man ein Stück des Kanals von Araya. Nach dem kurzen Aufstieg trifft man auf eine betonierte Piste und danach auf eine Straße, auf der man geradeaus weiter geht. Sie trifft 150m weiter auf die Hauptstraße nach Los Brezos. Rechts und links liegen gut angelegte Weinterrassen und Gärten.





Nun muss man leider rund 800m auf dieser Straße bergauf laufen, und man empfindet sie plötzlich viel steiler als mit dem Auto. Nach der Kurve mit den weißen Fässern kommt von rechts auch wieder der markierte Wanderweg von Araya herauf. Weiter oben verlässt der Wanderweg wieder die Straße, und man darf wieder über felsiges Gelände steigen. Noch einmal kreuzt der Wanderweg die Straße, und die letzten 250m sind ganz schön anstrengend. Es ist fast schon eine Erlösung, die allerletzten Stufen zum Picknickplatz zu erklimmen.
Entfernung: 6,3km
Zeitbedarf: 3,5 Std.
tiefster Punkt 605m, höchster Punkt 1075m
Bemerkung: Die Wanderung erfordert Kondition wegen der anhaltenden Auf- und Abstiege. Wer noch mehr machen will, kann den gesamten ausgeschilderten Weg SL-Tf 294 von Araya aus laufen. Er ist 8km lang und beginnt auf 480m Höhe im Dorf Araya.
Karte:


Anfahrt: Von der Autobahnausfahrt Candelaria nach Araya, wie ausgeschildert. In Araya ist mit einem braunen Schild „Monte Los Brezos“ ausgeschildert. An Wochenenden ist der Picknickplatz gut besucht und auf der schmalen Straße könnte erheblicher Verkehr herrschen.
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Im April sind die Goldmohnwiesen von Arafo ein buntes Highlight: Goldene Zeiten.
Wer lieber im Talgrund einer Schlucht wandert, könnte ganz in der Nähe Ans Ende der Welt gehen.
Diese Wanderung als pdf und als kmz für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE oder schreib eine Mail.
Artikel-Nr. 6-5-244
Pingback: Ans Ende der Welt | Mein Teneriffa - Mi Tenerife
tolle Berichte die anspornen zum ausprobieren ♥
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Ich muss Wolfgang recht geben: sehr schöne Berichte, die die Vorfreude für den nächsten Teneriffa Wanderurlaub steigen lassen.
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