Kulturgut auf dem Abstellplatz

Auf dem Lagerplatz einer Baustoffhandlung vermutet man weder ein Objekt von kulturellem Interesse noch einen historischen Ort. Doch zwischen verrosteten Containern und mobilen Toilettenhäuschen steht eine der am besten erhaltenen Windmühlen Teneriffas.

Gut erhalten war sie zumindest zu dem Zeitpunkt, als man sie in die Liste der Nationalen Kulturgüter aufnahm, am 18. Dezember 2007. Doch seither geriet sie in Vergessenheit. Unkraut wuchert ringsherum, und der Zahn der Zeit nagt an dem imposanten Gebäude. Zum letzten Mal wurde sie 1974 repariert, aber nun hat niemand mehr Interesse, die Mühle zu pflegen. Man könnte einiges daraus machen, z.B. eine grüne Parkanlage mit Aussichtspunkt und einem kleinen Museum, in dem die Geschichte des Weizenanbaus und der Windmühlen erzählt wird, verbunden mit der entsprechenden touristischen Vermarktung. Doch leider fehlt es der Stadt Santa Cruz sowohl an einer Initiative als auch an den notwendigen finanziellen Mitteln.



Der Baukörper der Windmühle ist neun Meter hoch, mit einem inneren Durchmesser am Boden von vier Meter. Die Basismauern sind 1,2m dick. Von den Windflügeln ist nicht mehr viel übrig, sie hatten einen Radius von sechs Metern. Es muss ein beeindruckender Anblick gewesen sein, wenn die mit Tuch bespannten Flügel sich rauschend drehten und das Rattern der hölzernen Zahnräder und der Mühlsteine zu hören war.
Die zylinderförmige, leicht konische Bauform wurde von den Windmühlen auf der Meseta Kastiliens übernommen, wo seit dem 16. und 17. Jahrhundert mit derselben Technik gearbeitet wurde.

Es gibt einen Zugang am Boden, dort befand sich das Lager und der Schlafplatz des Müllers, genannt „cabuco“. Zu einer zweiten Türe in mittlerer Höhe führt eine doppelte, etwa einen Meter breite Treppe hinauf, die an die Rundung der Mauer angepasst ist. Dort warteten die Kunden, bis sie ihr Mehl mitnehmen konnten. Das Mahlwerk selbst befindet sich in einem dritten Stockwerk, zu dem eine hölzerne Leiter hinauf führt, und ist ebenfalls komplett aus Holz. Über Zahnräder wurde die horizontale Rotation der Windflügel in eine senkrechte übersetzt, die dann den Mahlstein in Bewegung setzte.


Der gesamte Kopf der Windmühle einschließlich des Dachs war drehbar, denn die Windflügel mussten ja nach der Windrichtung ausgerichtet werden. Dazu liegt die Dachkonstruktion auf hölzernen Ringen und konnte unter großem Kraftaufwand mit dem „Ruder“ gedreht werden. Diesen fast 10m langen Balken kann man auf der gegenüberliegenden Seite der Flügelachse sehen.

Man findet die Windmühle direkt an der TF-28 (Carretera General del Sur). Kurz nach dem Kreisverkehr, an dem die TF-293 nach Santa Maria del Mar abzweigt, befindet sich auf der linken Seite die Ferretería Sanchez. Um nicht über das Gelände der Baustoffhandlung gehen zu müssen, kommt man am besten von hinten über die Calle El Molino zur Mühle.






Die hier beschriebene Windmühle ist eine von insgesamt drei, die in Teneriffa noch existieren. Nur zwei Kilometer entfernt steht die Mühle von Barranco Grande, die in einem anderen Artikel beschrieben ist. Die dritte ist leider sehr zerfallen und dient nur noch als Müllabladeplatz, sie steht im Stadtteil von Llano del Moro, ebenfalls in Santa Cruz, hier ein Foto:

Im Januar 2024 hat die Stadtverwaltung einen neuen Versuch angekündigt, die drei Mühlen vor dem kompletten Verfall zu retten. Die Initiative einiger Anwohner der südwestlichen Stadtbezirke aus den 90er Jahren, Comisión Pro Molino, soll reaktiviert werden. Sie hatte damals erreicht, dass die Mühlen zum Nationalen Kulturgut erklärt wurden. Das Problem ist jedoch, dass sich die Grundstücke in Privatbesitz befinden und die Stadt selbst deshalb nicht aktiv werden kann. Es soll mit den Eigentümern verhandelt werden.
Ende Oktober 2025 beschloss der Stadtrat der Hauptstadt einstimmig, die Wiederherstellung, den Schutz und die Aufwertung der drei Windmühlen im Südwesten als historisches, kulturelles und ethnografisches Erbe der Gemeinde in Angriff zu nehmen. Die Vereinbarung konzentriert sich darauf, die Ausarbeitung eines technischen Projekts voranzutreiben, das die endgültige Wiederherstellung der noch erhaltenen Mühlen in Barranco Grande, Llano del Moro und Cuevas Blancas ermöglicht. Zu diesem Zweck wurde beantragt, im nächsten Gemeindehaushalt Mittel bereitzustellen und eine technisch-rechtliche Studie zu erstellen, die eine städtebauliche Abgrenzung dieser auf privaten Grundstücken befindlichen Überreste vorschlägt. Außerdem sollen die notwendigen rechtlichen Mechanismen bereit gestellt werden für die Eingliederung dieser historischen Bauwerke in den öffentlichen Besitz der Gemeinde, was es dem Gemeinderat ermöglichen würde, Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu ergreifen.
Übersicht über die Lage der drei Windmühlen

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Artikel-Nr. 26-0F80F6F7 / 01.11.25
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