Alles, was vier Beine hat

Auf dem Viehmarkt von Los Realejos.

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Es geht rund, auf dem alljährlichen Viehmarkt. Nicht nur Pferde laufen hier im Kreis. Rund um die Insel machen sich die Bauern schon am frühen Morgen auf den Weg, um hier stolz ihren Besitz zu zeigen. Kühe, Ochsen, Ziegen, Pferde, Esel, Hunde,… alles, was vier Beine hat.

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Jedes Jahr findet am Tag vor der großen Romería in Los Realejos der Viehmarkt statt. Es handelt sich um die größte Viehausstellung Teneriffas, bei der Bauern und Züchter verschiedene Rassen und Typen präsentieren. Gekauft und verkauft wird wenig, aber die Experten lernen sich kennen und tauschen Informationen aus.

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Sachkundiges Publikum begutachtet die Kälber, neugierige Besucher wundern sich über die großen Ziegenherden, und so manches Kind streichelt vielleicht zum ersten Mal einen friedlichen Stier. Den Pferdebesitzern sieht man ihren Stolz an, wenn sie auf ihrem Ross und dem typischen kanarischen Sattel ihren Bekannten zuwinken oder sich von Fremden fotografieren lassen. Sie haben ihr Tier natürlich gestriegelt und geschmückt.

Ob Pferd oder Esel sich in all dem Rummel genau so wohl fühlen?

Mehr als 1200 Köpfe und viermal so viel Beine sollen es sein. Die Ziegen sind deutlich in der Mehrzahl mit rund 1000 Stück. Rund 200 Kühe, Kälber, Ochsen und Stiere, dazu eine stattliche Anzahl Pferde, und eine Handvoll Esel und Jagdhunde.

Ab 10 Uhr morgens strömen die Besucher auf das Ausstellungsgelände, die Finca El Llano am Stadtrand von Realejo Alto. Parkplätze gibt es keine mehr. Die Hauptstraße ist gesperrt, dort stehen die Lastwagen, mit denen die Tiere transportiert wurden, und weiter unten Kioske für den Hunger und den Durst und Stände mit allerlei süßen oder unnützen Kleinigkeiten. Gefeiert wird den ganzen Tag lang und unter lauter Musikbeschallung, natürlich sind es die bekannten kanarischen Volkslieder.

Zu Schauen gibt es eine ganze Menge. Natürlich ist die Pferdedressur oder Pferdeartistik ein beliebter Anziehungspunkt. Aber das Pferd war früher das wichtigste Nutztier der Bauern und transportierte Weinfässer, Getreidesäcke oder Kiefernnadeln.

Es ist auch interessant, einmal zu sehen, wie in früheren Zeiten Getreide gedroschen wurde. Das Anlegen des Geschirrs ist nicht ganz einfach, sie sollen einen Schlitten hinter sich herziehen, auf dem ein Mann balanciert und die Tiere dirigiert, die dann im Kreis über das Getreide traben. Die Pferde sind zuerst noch etwas widerspenstig. Doch wenn sie erst mal in Schwung sind, dann macht das Surfen auf dem Stroh richtig Spaß.

Auf diesen beiden Wanderungen kommst du an originalen, uralten Dreschplätzen vorbei: Rund um den Berg, Balkon des Südens.

Ein paar Meter weiter zeigt der Hufschmied seine Kunst. Er kommt schon ins Schwitzen neben dem kleinen Ofen, wo ein elektrisch betriebenes Gebläse die Glut anheizt.

Das Feld, das hier zu Demonstrationszwecken umgepflügt werden soll, ist allerdings ein bisschen klein und wird im Laufe des Vormittags wohl mehrfach gepflügt werden.

Die Ziegen wirbeln gewaltig Staub auf, wenn ihr Hirte sie mit lautem ay ay ay und ah ah ah vorbeitreibt. 100 bis 150 Tiere umfasst üblicherweise eine Herde. Sie stellt ein kleines Vermögen für den Besitzer dar, denn eine gute Milchziege kann durchaus einen Wert von mehr als 200 € haben.

Auch die beliebten und typischen Jagdhunde kann man hier sehen, die Podencos. Es sind Hunde mit feinem Geruchssinn und gutem Gehör, sie sehen weit und scharf und können ausdauernd laufen, was sie auch unbedingt wollen. Obwohl sie auf den ersten Blick etwas Furcht erregend aussehen, sind sie ausgesprochen lieb und überhaupt nicht aggressiv. Sie freunden sich mit jedem Fremden an, und Kinder kann man unbesorgt mit ihnen spielen lassen.

Hier gibt es mehr über die Podencos: Er läuft und läuft.

Auf dem freien asfaltierten Platz, der sonst als Parkplatz dient, gibt es eine besondere Attraktion: Der „arrastre“, das Säckeziehen oder der Wettlauf der Kühe. Zwei Kühe müssen einen mit schweren Säcken beladenen Schlitten ziehen. Die Strecke ist nicht besonders lang, einmal um das Fass herum. Die besten schaffen es in 20 Sekunden. Doch so manches gehörnte Paar bockt gewaltig oder rennt sonstwo hin, dann muss der „Jockey“ seine ganze Kunst zeigen. Er darf die Tiere nicht berühren, sondern nur mit einer Rute dirigieren. Applaus ist ihm auf jeden Fall sicher, wenn er ins Ziel kommt.

Natürlich ist auch für die Kleinen gesorgt. In einem gesonderten Bereich gibt es „Menudo Ganado“, ein Wortspiel, das man mit „Was für Viecher!“ oder „Kleinvieh“ übersetzen könnte. Dort gibt es den Streichelzoo oder das Ponyreiten. Und für die ganz kleinen tut‘s auch ein gesatteltes Schaf.

So haben Groß und Klein ihren Spaß. Nicht nur die Straßen von Realejo Alto füllen sich, auch in den Kneipen geht es rund. Wer bis zum Nachmittag durchhält, kann dann noch das „Asfaltrennen“ bestaunen. Wer bis in die Nacht durchhält, kann gleich am nächsten Morgen weiter feiern. Denn am Sonntag geht man – selbstverständlich in Volkstracht – zur großen Romería.

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Viehmarkt und Romería finden in Los Realejos immer am letzten Wochenende im Mai statt. Lies hier den Artikel zum großen und bunten Umzug: Volksfest. Im Juli findet im Ecomuseo von El Tanque immer das Dreschfest statt. Lies hier den Artikel zum Museum: Im Getreideland.

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Einen ganz anderen Markt kannst du jederzeit besuchen: Die große Markthalle von Santa Cruz. Dort gibt es Alles, was aus dem Wasser kommt.


Artikel-Nr. 21-4-107

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