Der Podenco

Wehe, wenn er losgelassen! Spazieren gehen im Stadtpark ist nicht seine Art, er will rennen und rennen und noch mehr rennen. Dann ist er in seinem Element. Zuhause ist ein Podenco ein verschmuster und sehr kinderlieber Mitbewohner. Er fügt sich in jede Familie ein, brummt nicht, bellt nicht, beißt nicht, obwohl er auf den ersten Blick etwas Furcht erregend aussieht.

Die Podencos sind Jagdhunde antiker Herkunft. Es gibt heute mehrere Rassen im gesamten Mittelmeerraum. Man glaubt, dass der Ursprung dieser modernen Rassen im alten Ägypten liegt (insbesondere die Tesem-Rasse) und dass die Hunde von den Phöniziern entlang der Mittelmeerküste verbreitet wurden. Ihr Aussehen erinnert ein wenig an einen Schakal oder das Bild des ägyptischen Gottes Anubis. Ganz charakteristisch ist seine schlanke, knochige Körperform und die stehenden Ohren, die durch das kurzhaarige Fell noch größer erscheinen. Es ist rotbraun oder dunkelbraun, oft auch mit weißen Flecken.

Die in Portugal sowie im spanischen Galicien übliche Schreibweise lautet Podengo. Zum Namen Podenco bzw. Podengo gehört immer noch eine weitere Bezeichnung, die die regionale Herkunft der jeweiligen Rasse angibt, beispielsweise Podenco Canario oder Podengo Português. Insbesondere der ca. 70 cm große Podenco Ibicenco von den Balearen sowie der Kelb tal-Fenek von Malta werden oft als direkte Nachfahren der antiken Rasse betrachtet, letzterer wird sogar offiziell als „Pharaonenhund“ bezeichnet.
Mehrere genetische Studien kamen zu dem Schluss, dass entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass der Podenco eine Art primitiver Hund ist, der vor etwa 3000 Jahren aus dem Nahen Osten eingeführt wurde, diese Hunde tatsächlich eine enge genetische Verwandtschaft mit dem Rest der europäischen Jagdhunde haben und nicht „primitiver“ sind als die meisten von ihnen.
Der Dachverband der Hundezüchter FCI (Fédération Cynologique Internacionale) ordnet sie der Sektion „Urtyphunde zur jagdlichen Verwendung“ zu.




Podencos werden oft mit Windhunden verwechselt, gehören aber laut Klassifizierung des FCI nicht zu dieser Rasse. Trotzdem werden sie in den meisten Ländern Europas von den Clubs für Windhunde betreut und können am Windhundsport teilnehmen.
Den Podenco zeichnet eine ausgezeichnete Sinneswahrnehmung aus. Sein Sehvermögen, sein Geruch und sein Gehör machen ihn zu einem der effektivsten Jagdhunde, wenn es darum geht, die Beute aufzuspüren. Sie werden ausschließlich zur Jagd auf Kaninchen gezüchtet. Die Hunde suchen sich ihre Aufgaben nach Belieben selbst aus: Manche stöbern eher im Gebüsch, andere umstellen die Büsche und stellen, was herausrennt. Eine Meute besteht in der Regel aus einem Rüden und bis zu zehn Hündinnen. Die Hunde arbeiten in der Regel konfliktfrei zusammen, Streitigkeiten um die Beute werden selten beobachtet. Sie jagen und fangen die Beute selbständig und bringen diese oft lebend zu ihrem Besitzer zurück: Sie jagen „mit weichem Maul“.

Wie die Hunde auf die Kanarischen Inseln gekommen sind, ist unklar. Aber offenbar waren sie schon da, bevor die ersten Siedler hier her kamen. Die Geschichte, dass der Name „Canarias“ vom lateinischen Wort für Hund, „canis“, kommt, wird immer wieder erzählt. Ob sie wahr ist, weiß niemand. Als die ersten europäischen Entdecker auf den Inseln landeten, fanden sie sehr viele wilde Hunde vor. Plinius der Ältere beschreibt die Reise des mauretanischen Königs Juba II im Jahr 40 n.Chr. auf die Inseln und erwähnt dabei die Hunde. Aber in seinem Text sind Mastiffs erwähnt, gedrungene, schwere Hütehunde mit rundem Kopf und kleinen, hängenden Ohren. Die Kapläne von Bethencourt, die später die Stadt Betancuria gründeten, beobachteten, dass die Hunde der Inseln recht klein waren.
Aber es gibt noch andere Theorien. Eine verbindet den Namen der Kanaren mit einigen Dörfern in der afrikanischen Atlasregion, die Canarii genannt werden. Und eine weitere Theorie schreibt den Ursprung des Namens der Canna, einem Schilfrohr zu, das hier häufig wächst. Der Historiker José Juan Jiménez behauptet, er gehe auf die „cannis marinus“ zurück, ein „Seehund“, eine große Mönchsrobbe, die in den kanarischen Gewässern lebt. Sicher ist nur, dass auch die Guanchen schon Hunde hatten, aber welche Art es war, ist nicht überliefert. Sicher ist außerdem, dass die Inseln ihren Namen nicht von den Kanarienvögeln haben, sondern umgekehrt.



Überall in den Wäldern der Insel kann man heute auf Jäger treffen, die auf Kaninchenjagd gehen. Sie transportieren ihre Hunde in Gitterkäfigen auf den Pickups. Natürlich haben sie auch Waffen dabei, die aber selten eingesetzt werden, denn die Jagd mit dem Gewehr ist zeitlich sehr eingeschränkt und wird von vielen Jägern abgelehnt. Die Hunde spüren die Kaninchen im Gebüsch oder in ihrem Bau auf. Es werden zu ihrer Unterstützung auch noch Frettchen eingesetzt, die die Hasen aus den verzweigten Gängen heraus trieben. Die Ausbeute ist oft mager und reicht gerade mal für die Familie. Dann gibt es am Sonntag ein „conejo al salmorejo“, Kaninchen in Kräutersauce.



Die Besitzer von Podencos kommen immer wieder ins Schwärmen, wenn sie ihre Hunde beobachten, wie sie mit eleganten, weiten Sprüngen durch Gelände rasen. Man könnte meinen, sie würden schweben. Sie werden einfach nicht müde und können Stunden lang laufen. Dabei entfernen sie sich oft weit vom Standort des Besitzers. Und wenn dieser dann schneller als der Hund müde wird, kommt es leider oft dazu, dass der Hund in dem unübersichtlichen Gelände zurückgelassen wird und verwildert.
Deshalb kann man beim Wandern durchaus gelegentlich auf wilde Podencos treffen. Doch man braucht keine Angst haben. Sie sind scheu und wenn sie doch einmal näher kommen auch ganz lieb. Ein Podenco greift niemals an.
Im Artikel Jagdfieber erfährst du alles über die Kaninchenjagd.
Ein schönes Gedicht über Podencos und Windhunde findest du hier: Die zwei Karnickel.
Artikel-Nr. 0-38-166
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