Klettern im Barranco de los Arcos

Es gibt eine Menge Schluchten auf Teneriffa. Die wenigsten sind bequem für Fußgänger zugänglich. Manche wurden für Kletterer erschlossen. Wer sich traut, kann ein ganz besonderes Abenteuer erleben. Der Barranco de los Arcos ist nicht besonders tief, aber dafür sehr eng.

Oberhalb von Aguamansa hat sich ein tiefer Riss in der Waldlandschaft gebildet. Dort befindet sich das feuchteste Gebiet der Insel, und auch wenn es gar nicht so oft regnet, im Laufe der Jahrtausende hat das fließende Wasser die harten Vulkanfelsen durchschnitten und ein einzigartiges Landschaftselement geschaffen. Die Schlucht der Bögen ist stellenweise am Grund nur wenige Meter breit. Sie windet sich in engen Kurven etwa 500m lang durchs Gestein. An mehreren Stellen gibt es steile Sprünge mit senkrechten Felswänden. Hier sind Seil und Haken notwendig.

Die Haken sind schon da. An den entscheidenden Punkten haben fleißige Kletterer sie verankert. Seile und Ausrüstung muss man selbst mitbringen. Am besten schließt man sich einem professionellen Veranstalter an, dann kann man auch als Anfänger eine solche Tour machen und sich auf die Erfahrung der Führer verlassen.
Zunächst einmal muss man auf einer ebenen Waldpiste etwa 40 Minuten wandern, die 500m unterhalb des Rastplatzes Ramon Caminero an der TF-21 beginnt in 1540m Höhe beginnt und langsam auf 1640m ansteigt. Dort wo die Piste endet, sieht man schon den gewaltigen Riss im Gelände. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Hang nicht bewaldet und man sieht, wie sich das Wasser ins rötliche Gestein gefressen hat. Hier befindet man sich direkt unterhalb der berühmten „Tarta del Teide“, die in einer Haarnadelkurve an der TF-24 zu sehen ist, 500m weiter oben!






Nun muss man ein Stück hinunter klettern, mitunter etwas steil über Felsen, und auf der anderen Seite wieder etwas hinauf. Den Einstiegspunkt sieht man schon von oben: Die glatte Felswand eines Wasserfalls. Dort beginnt die erste Mutprobe. Der erste Sprung ist mit 18m Höhe auch gleich der höchste der Route. Das untere Ende kann man nicht sehen. Man wundert sich, wie man dort wohl hinunter kommt. Natürlich haben die Führer vorher alles ganz genau erklärt, aber wer es zum ersten Mal macht, wird mit Sicherheit ein gewisses Unbehagen verspüren.





Die Kletterseile werden durch den Haken im Fels gezogen und am Harness befestigt. Die Sicherungsleine gegen den ersten Ausrutscher ebenfalls. Und dann… mit dem Rücken zum Abgrund… langsam nach hinten beugen… nicht nach unten schauen… ein wenig Seil nachgeben… sich voll in den Harness hängen… wieder etwas nachgeben… Schritte an der senkrechten Wand machen… Kraft in die Beine bringen… nicht die Knie beugen… langsam das Seil durch die Hände gleiten lassen…
Nach ein paar Metern weiß man, wie es funktioniert, dann geht es leichter. Zwei, drei Minuten… wenn man unten steht, wundert man sich, wie leicht es war. Nach und nach kommen die Mitkletterer unten an, alle mit einem erleichterten Lächeln im Gesicht.
Unten im Spalt wächst ein wenig Gebüsch. Zwischen den senkrechten Wänden scheint im Sommer nur kurz am Mittag die Sonne herein, im Winter nie. Nach ein paar Metern kommt der nächste Sprung, dieses Mal nur 4m hoch, aber das Loch ist schmal und uneinsehbar. Es besteht die Gefahr, dass man rechts und links mit den Ellbogen am Fels schrammt. Doch mit Vorsicht und Umsicht ist auch dieser Abschnitt schnell geschafft.
Im mittleren Teil ist die Schlucht am spektakulärsten. Das Gestein leuchtet in allen Farben. Eine Windung nach der anderen, ein Bogen, eine Brücke und ein dunkler Gang, den man zwischen den Felsen kaum erkennen kann. Eine fantastische, unwirkliche Welt. Fasziniert bleibt man stehen und blickt in die Höhe, wo der Himmel nur ein paar Meter breit ist.






Immer wieder setzt man sich besser auf den Hintern, um ein paar kurze, aber steilere Passagen zu überwinden. Nicht überall sind Seile notwendig.







Eine Stelle ist etwas kritischer. Am Einstiegspunkt liegt lockeres Geröll und man muss sich erst um einen Felsblock herum hangeln. Gut am Seil festhalten und möglichst nicht ausrutschen! Der nächste Sprung ist weniger kritisch, aber es wartet ein neues Abenteuer. Man merkt es erst, wenn man im Seil hängt und es plötzlich nicht mehr weiter geht. Es ist ein gewaltiger, überhängender Felsblock mit einer Höhle darunter. Mit den Füßen bis an die Kante herantasten, dann loslassen und frei schwebend in der Luft nach unten sinken. Vorsicht! Hier besser nach unten schauen, denn dort liegt ein anderer Felsblock.






So geht es Stufe für Stufe nach unten. Sieben hohe Sprünge und eine ganze Menge Kletterstellen sind zu bewältigen. Der gesamte Höhenunterschied beträgt etwa 200m. Je nach Größe der Gruppe kann der Abstieg mehrere Stunden dauern. Am Ende der Schlucht trifft man auf einen kurzen Wanderpfad und bald darauf auf einen Fahrweg. Dort steht die Hütte Choza Llanos de Chimoche. Hier könnte man nach rechts gehen und auf einer Piste oder einem Wanderweg, vorbei an der Hütte Pedro Gil, hinunter steigen bis zum Picknickplatz La Caldera oder nach Aguamansa. Die Schlucht wird im unteren Teil auch als Barranco Pedro Gil bezeichnet.



Doch üblicherweise geht man auf der Pista Chimoche nach links und trifft oberhalb des Mirador La Bermeja wieder auf die Straße. Mit einer organisierten Tour wird man dort auf ein bereit gestelltes Fahrzeug treffen – und vielleicht auch auf ein paar eisgekühlte Getränke.
Hier noch ein Video:
Karte Übersicht:

Karten Details:


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Ohne Seil und Haken und fast ohne Klettern kannst du diesen Barranco erwandern: Hart wie Stein. Dort kommst du zum größten Felsbogen Teneriffas.
Artikel-Nr. 19-9-191
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