Alles Banane

Ein Spaziergang durch das Bananenland

Die Küstenzonen zwischen La Orotava und Buenavista del Norte sind gekennzeichnet durch den intensiven Anbau von Bananen. Auch unterhalb des kleinen Dorfes El Guincho bei Garachico konzentriert sich die landwirtschaftliche Nutzung auf diese Monokultur. Dort kann man auf einer bequemen Rundtour das Bananenland kennen lernen und dabei noch kurioses am Wegesrand entdecken.

Man startet am besten im Dorf El Guincho bei der Cafeteria „Oficina V“. Direkt davor gibt es Parkplätze. 20m links der Bar beginnt ein Treppenweg, den man zwischen Häusern hinunter steigt. Unten an der Straße geht es links und gleich danach noch einmal über ein paar Treppen in die Calle Hermanos Ponte Mendez. Zwischen Reihenhäusern kommt man zum Ende der Straße, wo ein Treppenweg hinunter führt zur Playa de la Consolación.

Der Name Strand ist für diese schmale Bucht sicher etwas übertrieben, mehr als fünf Meter grobe Kiesel sind es nicht. Daneben ist noch eine Liegeterrasse. Am Wochenende trifft man vielleicht auf ein paar Dorfbewohner, die diese geheime Ecke kennen.

Auf der anderen Seite geht man den Weg hinauf und hat einen schönen Ausblick in Richtung Garachico mit seiner vorgelagerten Felseninsel. Nach einer Rechtskurve führt ein Fahrweg mitten hinein ins Bananenland. Rechts und links liegen die Plantagen, meist hinter hohen Mauern oder Zäunen. Diese Mauern und die Planen dienen vor allem dem Windschutz, denn die Bananenpflanzen sind sehr windempfindlich. Sie haben nur sehr flache Wurzeln, die nicht mehr als 60cm in den Boden reichen. Man pflanzt vor allem zwei Sorten an. Die „große Zwergin“ hat kräftige, dicke Stämme und fällt nicht so leicht um. Sie wird etwa 3m hoch. Die „kleine Zwergin“ wird nicht ganz so hoch und leichter zu ernten, liefert den höchsten Ertrag, aber die Fruchtstände sind nicht ganz zylindrisch, was etwas höhere Transport- und Verpackungskosten verursacht. Die Ernte ist bei ihr schwieriger, da die Fruchtstände sehr hoch hängen. So ein Fruchtstand kann mehr als 50kg wiegen, und geerntet wird hier von Hand. Gut bewirtschaftete Anlagen können bis zu 60 Tonnen pro ha und Jahr produzieren. Die Sorte Gros-Michel kann acht Meter hoch werden und ist deshalb sehr gefährdet durch starke Winde. Ihr Ertrag ist nur halb so hoch, aber dafür ist sie resistent gegen Nematoden, die größte Ungezieferplage bei den anderen Sorten.

Weiter oben trifft der Fahrweg auf eine Asphaltstraße. Dort befinden sich zwei Landhotels der Luxusklasse. Es sind alte Haciendas der Großgrundbesitzer, die zu traumhaft schönen Unterkünften umgebaut wurden. Die Einfahrt zum Hotel Rural El Patio sieht man gleich als erstes. Hier kann man scharf nach rechts oben abbiegen und kommt zur Kapelle La Consolación, von wo aus man einen schönen Ausblick Richtung Garachico hat.

Man geht zurück und um die Kurve herum, dort liegt das Casa Rural Malpais Trece. Beide Hotels haben wunderschöne Innenhöfe, lauschige Terrassen mit schönen Ausblicken, Blumengärten und Zimmer und Aufenthaltsräume im traditionellen Landhausstil, aber mit allem Komfort. Und ringsherum das grüne Bananenland. Ein perfekter Ort für stille, erholsame Tage.

Lust, gleich zu buchen? Direkt bei booking.com: Hotel Rural El Patio oder Casa Rural Malpais Trece.

Auf der Rückseite der Anlage hält man sich links und biegt nach 100m an einer Kreuzung links ab, nach weiteren 80m rechts und sofort wieder links. Dieser Weg ist mit einer Kette versperrt, die man aber getrost übersteigen kann. Jetzt ist man mittendrin im Bananenland. Hier an der Nordküste Teneriffas liegen die größten Anbaugebiete der Kanaren, auf rund 8000ha (Gran Canaria 6000ha) werden jährlich etwa 300 000 t Bananen produziert, etwa 10% davon werden auf den Kanaren selbst verbraucht, 90% werden exportiert nach Spanien.

Nach einem Rechtsknick und einer weiteren Kreuzung kommt man links wieder zur Küste. Das Meer versteckt sich allerdings hinter Bergen von grober schwarzer Lava. Schwer vorzustellen, dass das gesamte fruchtbare Bananenland ursprünglich einmal ein wildes „Malpais“, ein schlechtes Land war, in dem es nichts als harte, unfruchtbare Lava gab. Irgendjemand hat sogar hier einmal einen Padel-Platz in die Felsen gebaut, er kann von den Hotelgästen benützt werden..

Nun geht es ein ganzes Stück geradeaus entlang der Bananenfelder weiter. Hier in erster Linie am Meer sind die mit Tüchern verstärkten Schutzzäune besonders hoch. Nach der Kurve am Ende ergibt sich plötzlich ein überraschender Blick hinüber zum Ortsteil Playa de San Marco, der zu Icod de los Vinos gehört. Die Grenze der beiden Gemeinden verläuft hier durch das Bananenland. Nach einem weiten Bogen um fast 180º geht man auf ein einzeln stehendes Haus zu. Dort muss man etwas aufpassen. Wo der Fahrweg längs der Plantagen erneut nach rechts schwenkt, beginnt links zwischen den Lavafelsen ein zunächst schlecht erkennbarer Felspfad, der schließlich unterhalb des Hauses vorbeiführt. Der Pfad ist stellenweise etwas unbequem, weil man über die Felsen klettern muss, aber nach etwa 200m erkennt man eine alte Anlegestelle auf einer Halbinsel und darunter ein natürliches Felsentor, durch das die Wellen rauschen. Der Weg zur Anlegestelle, wo meist ein paar Angler ihr Glück versuchen, verläuft genau über dieser Felsbrücke.

Oberhalb der Anlegestelle befindet sich eine Lagerhalle mit einem überdachten Vorplatz, daneben ein malerisches Gärtchen mit Kakteen, kleinen Drachenbäumen und knorrigen Bäumen. Es ist die Zweihäusige Kermesbeere (phytolacca dioica). Wegen ihrer Beeren wird sie oft mit der Meerestraube verwechselt. Die Kermesbeere stammt aus Uruguay und Argentinien, dort ist sie auch eine Symbolpflanze. Ihr Saft ist giftig. Dort wird der Baum auch bella sombra (= schöner Schatten) genannt. Hier ist ein schöner Platz für eine Rast, mit Blick auf Playa San Marco und der gewaltigen Felsküste genau gegenüber. Ein paar Treppen gehen hinunter zu einer ehemalige Terrasse. Aber Vorsicht! Besser oberhalb der Treppe bleiben und nicht zu nah an den Abgrund gehen. Das sieht alles nicht sehr stabil aus dort.

Von der Lagerhalle geht man ein Stück zurück und nach links auf den geraden Fahrweg, zwischen den Mauern und Zäunen hindurch. Dort kommt man an ein paar nicht mehr genutzten und halb verfallenen Wirtschaftsgebäuden vorbei und bewundert die besonders hohen Palmen. Es sind Washingtonien, also Fächerpalmen, weiter oben gibt es auch viele prächtige Exemplare von kanarischen Dattelpalmen.

Oft sieht man die in Plastiksäcke eingepackten Fruchtstände an den Stauden, sie schützen die Früchte von Beschädigungen beim Transport und beschleunigen die Reife, es werden auch Insektizide in den Sack gesprüht. Geerntet werden die Bananen immer grün. Transportiert und gelagert werden sie dann bei einer Temperatur von 13-14° und einer Luftfeuchtigkeit von 90-95%. Man verzögert die Reifung mit Kalinit (Kalialaun), erst kurz vor dem Endverkauf leitet man im Zielgebiet die Reifung bei 18-20º mit Ethylen ein.

Schon gewusst? Die Banane ist die einzige Pflanze ist, die laufen kann. Neben fast jeder Staude beobachtet man ein „Kind“, einen neuen Trieb. Jede Pflanze trägt nur einmal, nach der Ernte wird sie abgeschlagen und der neue Trieb wächst heran, der dann nach 130-180 Tagen wieder Früchte liefert. Man lässt immer nur ein „Kind“ groß werden. Die „Kinder“ wachsen immer längs der Hauptwurzel in eine Richtung, so verlagert sich der Standort der Pflanze mit jeder Saison.

Die Blätter der alten Pflanze lässt man auf der Erde liegen, das verhindert Unkautbewuchs und Verdunstung. Denn die Banane ist eine sehr durstige Pflanze. Sie bekommt an 4 bis 6 Tagen je Woche jeweils etwa 25 Liter Wasser, das sind 100-150 Liter pro Woche, wohlgemerkt für eine einzige Pflanze! Bei der unfassbar großen Anzahl von Bananenstauden, die es hier gibt, kann man den Wasserbedarf schon fast nicht mehr ausrechnen. (Natürlich wurde die Rechnung schon gemacht, sie kommt auf etwa 20 Mio. Liter pro Hektar und Jahr.) Jedenfalls ist der Bananenanbau der größte Wasserverbraucher der Insel. Noch dazu ist die Banane sehr hungrig, sie braucht viel Kalium und Stickstoff, der ideale Dünger ist Guano.

Der Weg führt nun in einem leichten Linksbogen bergauf und biegt nach einem Tor scharf rechts ab. Auch wenn das Tor geschlossen ist, kommt man seitlich daran vorbei. An dem Sträßchen namens Camino La Coronela, das auf der Anhöhe weiter geht, stehen einige Häuser. Daneben beobachtet man große Wasserbecken. Noch einmal gibt es wunderschöne Ausblicke über das Bananenland, bevor man wieder hinauf kommt zur Hauptstraße und ins Dorf.

Entfernung: 4,5 km
Gehzeit: 2 h
geringe Höhenunterschiede

Karte

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Es lohnt sich noch, ein paar hundert Meter weiter durch El Guincho in Richtung Garachico zu fahren. Dort ist ein toller Aussichtspunkt, der aber seit dem Bau des Umgehungstunnels kaum mehr besucht wird. Auf dem etwas zugewachsenen Weg kann man ein Stück hinunter gehen und steht direkt über den Felsen und dem tosenden Meer. Dort ist auch die „kleine Schwester“ der Felseninsel von Garachico.

Schon gewusst? In Spanien unterscheidet man genau zwischen „plátano“und „banana“. Die einheimischen Plátanos, die fast ausschließlich von den Kanaren kommen, sind kleiner, süßer und leicht erkennbar an den kleinen braunen Pünktchen. Die importierten Bananas kommen, in der Reihenfolge der Mengen, aus Costa Rica, Kolumbien, Elfenbeinküste und der französischen Karibik. Beide machen je etwa 50% des spanischen Verbrauchs aus, nämlich jeweils rund 350 000 t, er schwankt seit 30 Jahren kaum.
Die meisten der kanarischen Bananen verlassen die Inseln, nur knapp 50 000 t gehen in den lokalen Verbrauch.

Der Preis ist allerdings sehr verschieden. Auf dem Mercabarna, dem Großmarkt in Barcelona, liegen die Großhandelspreise für Plátanos canarios zwischen 1,05€ und 1,40€ pro Kilo, während die Importbananen mit 0,80€ bis 0,90€ gehandelt werden. Dafür sind die kanarischen Bananen aber deutlich weniger mit Giftstoffen belastet.

Schon gewusst? Hier auf Teneriffa wird auch Bananenwein hergestellt. Ein kleines Unternehmen, Bodegas Platé, hat sich auf diese Marktlücke spezialisiert und stellt seit vielen Jahren das exklusive Getränk her. Fruchtig, trocken oder prickelnd, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt sogar Bananenessig, dünnflüssig, dickflüssig oder mit dem Geschmack anderer Früchte, und eine Süßspeise, ähnlich wie die hier beliebte Quittenmarmelade. Man sollte es mal probiert haben…

Die Idee zu diesem „Projekt“ entstand, weil bei der Produktion von Bananen und der anschließenden Selektion für den Export und den Verkauf tonnenweise Bananen anfallen, die für die Vermarktung ungeeignet sind, weil ihre Schale leicht beschädigt ist, die Größe unzureichend ist oder die losen „Finger“, die bei der Selektion der „Manillas“ mit jeweils 5 Bananen übrig bleiben, meist weggeworfen werden.

Schau mal bei einem Spaziergang in Garachico die verschiedenen Denkmäler an: Denkwürdiges.


Artikel-Nr. 11-2-192

Ein Gedanke zu “Alles Banane

  1. Pingback: Bananenland – Der Weg ist das Ziel

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