Das Tal der Palmen

Eine grüne Oase

Der schönste Palmenwald Teneriffas liegt versteckt im hintersten Winkel der Anaga-Halbinsel. Auf der sonst eher trockenen Nordseite findet man nicht leicht so einen grünen Winkel. Hier ist ein leichter Spaziergang durch die üppig grüne Natur möglich, oder auch eine kleine Wanderung mit Kletter-Abenteuer.

Von San Andrés fährt man in das Valle del Cercado. Im Dorf muss man auf der Straße, die nach Taganana führt, kurz vor der Brücke links abbiegen, dann geht es noch durch ein Wohngebiet und schließlich hinaus ins Tal. Die 4 km lange Straße wird immer schlechter und schmaler, und die Häuser werden immer weniger. Palmen gibt es vorläufig noch keine zu sehen. Erst wenn man in den hintersten Winkel kommt, sieht man einige, und dann werden es immer mehr. Dort wo die Straße endet, kann man das Auto abstellen. Man befindet sich jetzt auf etwa 200 m Meereshöhe.

Geradeaus weiter beginnt ein Wanderweg, der zuerst über ein paar Felsen hinweg geht, und dann bequem talaufwärts verläuft. Hier sieht man schon im Talgrund eine große Ansammlung von Palmen. Es sind kanarische Dattelpalmen. Die phoenix canariensis ist neben dem Drachenbaum ein wichtiger Symbolbaum der Inseln. Sie gehört zu den Federpalmen (im Gegensatz zu den Fächerpalmen) und ist leicht an zwei Merkmalen erkennbar: Sie hat immer einen unverzweigten, geraden Stamm und dieser hat rhombenförmige Narben, die beim Abfallen der Blätter entstehen. Die kleinen Früchte haben nur ganz wenig Fruchtfleisch, sie sind zwar essbar, werden aber nur als Viehfutter verwendet.

Die kanarische Dattelpalme ist robust und leicht zu pflegen. Weil sie sogar leichte Fröste übersteht, gibt es auch in Mittel- und Westeuropa einige Gebiete, wo sie im Freien den Winter überlebt. Ansonsten wird sie gerne wegen ihrer gleichmäßigen und schönen Wuchsform in Parks und Gärten als Kübelpflanze gehalten. Dabei erreicht sie natürlich nicht ihre beeindruckende Größe von über 20 m, wie man sie hier im Palmental in freier Natur sehen kann. Sie kann bis zu 300 Jahre alt werden und verankert sich auch in den wenig stabilen Hängen der Schluchten, besonders natürlich nahe des Talgrunds, wo es unterirdische Wasserspeicher gibt.

Dass es hier im hintersten Winkel des Valle del Cercado feucht ist, kann man auch im Sommer an der dichten Vegetation erkennen. Neben dem Wanderpfad wächst dichtes Gebüsch, oft muss man Äste zur Seite schieben oder einen großen Schritt über Wurzeln oder Ranken machen. Im Frühjahr plätschert meist ein Bach, in dem die Frösche quaken. Wasser läuft über den Weg, es gibt kleine Wasserfälle und Tümpel mit Wasserlinsen.

Mitten im Dschungel überquert der Weg den Bach und steigt danach etwas an. Von einer auffälligen Felsgruppe hat man einen Blick zurück ins Tal. Dann geht es wieder leicht abwärts, und bei einem rot-grün gestrichenen Haus mit kleinen Feldern davor erreicht man das Ende des Palmenwalds.

Hier gibt es drei Möglichkeiten: Wer einfach nur einen kleinen Spaziergang machen will, kehrt hier um und geht zurück. Wer richtig viel vorhat, kann auf dem Wanderweg weiter bergauf gehen, der rund 500 m höher auf die Anaga-Höhenstraße trifft, wo man auf der anderen Seite nach Taganana hinunter wandern und mit dem Bus nach Santa Cruz zurückfahren könnte.

Aber wie wäre es mit einer kleinen Abenteuer-Runde?

Bei dem rot-grünen Haus gibt es auf der anderen Seite des Bachs ein Gittertor, direkt gegenüber entdeckt man im Gebüsch einen steilen Pfad. Es sieht so aus als sei es keiner, denn er ist erstens ziemlich zugewachsen und zweitens so steil, dass man nur mit Klettern hoch kommt. Nach dem Gebüsch klettert man noch etwa 10 m über die Felsen. Dann findet man tatsächlich wieder etwas, was nach einem Pfad aussieht. Es ist eher ein Ziegenpfad als ein Wanderweg, aber er verläuft dann ziemlich eben nach links am Hang entlang und ist auch wieder gut erkennbar.

In leichtem Auf und Ab und in zwei kleine Taleinschnitte hinein geht man mit wunderschönem Panorama über das Palmental bis zu einer Gruppe von Felsblöcken. Dort ist ein perfekter Platz mit Aussicht für eine kleine Rast.

Danach hält man sich rechts und muss den Abstiegspfad in das andere Seitental ein bisschen suchen. Kurz vor dem Talgrund kann man nach links gehen und kommt zu zuerst zu einem Schuppen mit Ziegenstall und dann zu einem weißen Haus, das man von oben schon gesehen hat. Von dort sucht man sich einen Trampelpfad durchs Gebüsch und kommt wieder hinunter zum Herweg. (siehe Karte, grüner Weg)

Noch etwas mehr Abenteuer gefällig?

Bei dem erwähnten Abstiegspfad in das Seitental geht man unten nicht links, sondern ein kurzes Stück rechts und dann ganz hinunter zu den Palmen. Dort überquert man den Bach und findet auf der anderen Seite wieder einen Ziegenpfad, der nach links am gegenüber liegenden Hang weiter geht. Aber dann verliert sich der Pfad. Vielleicht trifft man auf eine Ziege, die weiß, wo es weiter geht. Aber Ziegen sind eindeutig bessere Kletterer als Zweibeiner. Letzteren bleibt nichts anderes übrig, als irgend eine Lösung zu finden für den Abstieg nach unten. Er ist wild, verwachsen, durch Gebüsch und über Felsen, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ziel sind ein paar Kartoffelfelder und gackernde Hühner. Diese bedeuten das Ende der Wildnis.

Am Rand der Kartoffelfelder (wenn sie abgeerntet sind, können dort auch Kürbisse wachsen) hält man sich links und findet den Weg, den der Bauer zum Arbeiten herauf gehen muss. Er hat seine Felder mit einem kleinen Tor gesichert. Unterhalb des Tors überquert man wieder den Bach. Dort wächst der Papyrus bis in zwei Meter Höhe. An einem verfallenen Gebäude vorbei kommt man dann schnell wieder zurück zur Straße.

Entfernung: 1,7km (gesamter Weg), 1,2km (Spaziergang hin und zurück)
Tiefster Punkt: 200m, höchster Punkt 290m
Zeitbedarf: 1 ½ Std.

Bitte beachten: Die hier beschriebene „Abenteuer“-Runde ist kein offizieller Wanderweg und nichts für Genusswanderer. Bei den steilen Auf- und Abstiegen über Stock und Stein kann man stolpern, stürzen und sich verletzten! Bitte nicht alleine gehen und nur, wenn man es sich zutraut! Der Spaziergang hin und zurück ist problemlos.

Karte: blau = gesamter Weg, grün = kurze Runde

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Auf der anderen Seite des Anaga-Gebirges liegt ein verlassener Weiler namens Las Palmas.


Artikel-Nr. 26-29-214

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