Die Höhlen von Chimiche
Einmal in die Unterwelt eintauchen, in einem Labyrinth aus zauberhaften Formen und Farben spazieren gehen, unwirkliche Stille spüren. Das Höhlensystem von Chimiche ist eine bizarre Welt für sich, weit abseits der Touristenströme, und deshalb – zum Glück – noch ziemlich unberührt und unbekannt.

Man traut sich vorsichtig in einen der Gänge, er endet an einer schwarzen Wand. Man taucht in den nächsten ein und entdeckt einen Seitengang. Man findet eine Verzweigung, geht ein Stück hinein und sieht erstaunt ein Licht am Ende des Tunnels. Nur der Sand knirscht unter den Schuhen, wenn man stehen bleibt, hört man nichts. Wieder ein rundes Loch, am Ende eine Lawine von Steinblöcken. Der nächste Gang mit rotbraunen Wänden und blaugrauem Kies am Boden. Immer wieder öffnet sich ein neuer Weg durch das Labyrinth. Schwarze Finsternis und verwirrende Lichtflecken.







Die Räume sind weit und viele Meter hoch. An den Decken erkennt man Spuren menschlicher Arbeit, denn diese Gänge sind nicht natürlichen Ursprungs. Es ist das verzweigte Stollensystem eines verlassenen Bergbaus. Hier wurde das helle Vulkangestein abgebaut, das hier toba volcánica heißt. Es ist ein poröser, leichter Tuff aus Asche und kleinen Steinchen, die bei einem pyroklastischen Vulkanausbruch herabgeregnet sind und sich verfestigt haben. Er wird manchmal auch als tosca blanca bezeichnet und ist vor allem typisch für den Südosten Teneriffas. Weil dieses Gestein so leicht zu bearbeiten ist, aber gleichzeitig auch fest, wird es gerne als Baumaterial benützt. Man sieht diese Steine überall vor allem an Mauern und älteren Häusern. Für moderne Bauten taugen sie auf Grund ihrer geringen Stabilität aber nicht. An vielen Stellen haben die Menschen Höhlen in den Fels geschlagen und als Wohnungen oder Ställe genutzt.
Im Fall der Höhlen von Chimiche ist es aber nicht die Nutzung als Wohnungen oder als Bausteine, sondern hier wurde das Material herausgeholt und anschließend zerkleinert. Man fertigte daraus den jable, einen groben, hellen Sand, der vorzugsweise dazu dient, Felder abzudecken. Auf vielen landwirtschaftlich genutzten Flächen im Süden der Insel sieht man eine weiße Schicht aus kleinen Steinchen. Sie schützt den Boden vor Winderosion und in den Poren wird die spärlich vorhandene Feuchtigkeit gespeichert.





Das Wort jable leitet sich von den französischen sable = Sand ab. Auf den östlichen kanarischen Inseln bezeichnet das Wort den feinen Sand an der Küste, der durch den Zerfall von Muschelschalen entstanden ist.
Es ist spannend, in diese unterirdische Welt einzudringen, wo das Gestein nach jeder Kurve, hinter jedem Fels in anderen Farben leuchtet, wenn die Sonne in die Höhlen scheint. Von der Straße aus kann man durch den ehemaligen Tagebau gehen und kommt zu einer Felswand, wo man die Eingänge der Stollen findet (Karte: lila Stecke). Sie verzweigen sich im Innern und manche davon führen quer durch den Berg. Am besten nimmt man den letzten und geht ganz bis zum Ende des Lochs, wo man nach etwa 100m wieder ans Tageslicht kommt. Dort kann man wieder entlang der Felswand gehen und in einige andere Stollen hinein klettern (Karte: blaue Strecke). Manche Eingänge sind etwas unbequem, weil viele Felsbrocken davor liegen.





Leider liegt dort auch sehr viel Müll herum, der früher dort entsorgt wurde. Mit ein paar großen Steinen am Beginn des Wegs an der Hauptstraße hat man versucht, dieses Problem etwas einzuschränken.


Karte:

Ungefähr bei km 66,5 auf der TF-28 gibt es eine Parkmöglichkeit am Straßenrand. Dort ist auf der südlichen Straßenseite ein Berg aus weiß-grauem Sand, auf dem Kinder ganz gerne “Schlitten“ fahren. Klettert man hinauf, hat man einen Blick in die Tagebaugrube und hinüber zum Dorf El Rio. Steigt man auf der nördlichen Straßenseite einen der Trampelpfade hinauf, blickt man in den anderen Tagebau und sieht rechts dahinter die Felswand, wo die Höhleneingänge sind.




Das spannende Abenteuer in der Unterwelt kann man durchaus auch mit Kindern machen (Alter 10-15), als Alternative zu den üblichen Touristenattraktionen. Wenn sie etwas „geländegängig“ sind, werden sie ihren Spaß hier haben.

Zeitbedarf: 1 bis 2 Stunden
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Ganz in der Nähe gibt es anderes Abenteuer zu entdecken, den Staudamm von El Rio: Nutzlos und sinnlos.
Artikel-Nr. 12-8-215
Danke und wieder habe ich ein neues Ziel für einen Wochenendausflug gefunden.
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Danke fürs Zeigen und die interessante Recherche dazu!
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