Friedhof mit Aussicht

Ein ungewöhnliches Schmuckstück

Vielleicht ist er einer der schönsten. Sicher einer der modernsten. Hübsch gestaltet ist er auf jeden Fall. Nirgendwo gibt es einen Friedhof mit besserer Aussicht als in La Guancha. Palmen, den Blick zum Teide und über das Meer, die Verstorbenen können das nicht mehr sehen, aber über so ein Ambiente freuen sich die Angehörigen der Toten.

Die Wahl unserer letzten Ruhestätte liegt oft nicht in unserer eigenen Hand. Wir hoffen, dass es ein schöner Ort sein wird, der für unsere Angehörigen zugänglich ist und die nötige Ruhe bietet, die er verdient. Der Friedhof von El Roque in La Guancha erfüllt diese Anforderungen. Er liegt in einer ländlichen Umgebung, in der man Ruhe und Frieden atmet, integriert in die Landschaft, und mit genügend Komfort für die Besucher, die die Gänge betreten und Blumen dort ablegen.

San Roque, der Heilige Rochus, ist der Schutzpatron der Kranken und der Haustiere, sein Festtag wird jedes Jahr am 16. August gefeiert. Der religiösen Überlieferung zufolge zeichnete er sich durch sein Engagement für die Ärmsten der Armen aus, insbesondere für diejenigen, die im 16. Jahrhundert an der Pest erkrankten. Das Bild zeigt ihn – wie auf vielen anderen Darstellungen auch – mit einer Wunde am Bein und einem Hund, der diese leckt. Dadurch wurde San Roque, der selbst die Pest hatte, auf wundersame Weise wieder geheilt. San Roque wird in vielen Kirchengemeinden Spaniens verehrt.

Nach zehn langen Jahren wurde der Bau des Friedhofs 2007 abgeschlossen, und er wurde zum zweiten Friedhof der Gemeinde. Der erste, der kircheneigene Friedhof San Pedro, war lange Zeit ein Ort für private Bestattungen, bis eine Vereinbarung mit der Kirche die Nutzung als städtischer Friedhof ermöglichte. Doch er wurde zu eng und konnte nicht erweitert werden.

Heute decken beide Friedhöfe den Bedarf einer Bevölkerung, die, wie die Bürgermeisterin Elena Luis erinnert, „eine hohe Sterblichkeitsrate hat, weil unsere Bevölkerung sehr alt ist“. La Guancha hat etwa 5500 Einwohner, 20% sind über 65 Jahre alt.

Der große Parkplatz für mehr als 200 Autos bietet tolle Ausblicke über die Nordküste und nach Süden zum Teide. Dahinter erheben sich in mehreren Terrassen die Mauern des Friedhofs, die aus Natursteinen gefertigt wurden. Erst wenn man zwischen die Mauern geht, bemerkt man, dass dort die Grabnischen sind. Es sind 252 Stück, verteilt auf vier Module in unterschiedlichen Höhen.

Die außergewöhnliche architektonische Struktur hebt sich ab von den sonst eher traurig gestalteten Friedhöfen in anderen Orten. Auf der obersten Terrasse steht die Trauerhalle mit einer Krypta. Von dort aus überblickt man die ganze Anlage.

Bemerkenswert ist die Konstruktion der unteren Ebene, wo neben einer Gartenanlage zwei runde Baukörper stehen, in denen rund um eine Palme weitere 140 Gräber sind. Das ganze Gelände umfasst 12 000 m², und der Friedhof ist so einer der größten der Insel. Die Gemeinde La Guancha hat genug Platz für die Anforderungen der Zukunft.

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Auch in Garachico wird am 16. August ein Fest zu Ehren von San Roque veranstaltet. Von 1601 bis 1606 wurde die Stadt von einer fürchterlichen Pest-Epidemie heimgesucht, die aber ganz plötzlich wieder aufhörte. Dieses Wunder wird auch dem Heiligen Rochus zugeschrieben, und das wird jedes Jahr gefeiert.

Eine Rundwanderung oberhalb von La Guancha, auf den Spuren des Wassers, findest du hier: Geschichten von Wald und Wasser.


Artikel Nr. 16-4-228

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