La Casona

San Pedro einmal anders

Der Aussichtspunkt San Pedro bei Los Realejos ist ein beliebter Ausgangspunkt für eine Küstenwanderung. Die meisten Wanderer laufen von hier bis nach Puerto de la Cruz. Die unterhalb gelegene Halbinsel ist dagegen wenig besucht und bietet ebenfalls spektakuläre Küstenblicke. Das alte Herrenhaus La Casona und ein Strand mit Wasserfall sind interessante Abstecher.

La Casona (roter Weg)

Das herrschaftliche Anwesen unterhalb des Aussichtspunkts ist das wichtigste und älteste aller Herrenhäuser an der Küste von Los Realejos. Es wurde schon im Jahr 1541 von dem portugiesischen Händler Hernando de Castro erbaut. Er diente der spanischen Krone während der Eroberung Teneriffas und bekam zur Belohnung bei der Landverteilung dieses bevorzugte Gut. In der Folgezeit wurde das Haus immer weiter ausgebaut. Es war umgeben von großen und üppigen Gärten, man konnte hier das Wasser aus der Quelle nutzen, die ganz hinten in der Schlucht entsprang. Man kann dort hin gehen, aber heute ist es nur noch ein kleines Rinnsal.

Es gab hier nicht nur das massive Wohngebäude mit schönen Holzfenstern, heute herausstechend gelb angemalt, sondern auch Weinpressen, Lagerräume und eine Mühle. Am Anfang war es das Zuckerrohr, dann der Weinbau, und später die Bananen, die den Besitzern große Reichtümer bescherten (Lies zum Thema Zucker den Artikel Die Zuckerinsel.)

Unterhalb des ehemaligen Eingangsportals kann man auch die Steintröge sehen, wo die Waschfrauen die herrschaftlichen Kleider waschen mussten. Das Wasser diente anschließend noch zur Bewässerung des Gartens.

Illustre Persönlichkeiten waren hier zu Gast, Sabino Berthelot, Jules Leclercq oder der berühmte Dichter und Naturforscher José de Viera y Clavijo. (Mehr über ihn in: Die Hochzeiten der Pflanzen) Einer der schönsten Sprüche über dieses Anwesen stammt von dem Astronomen Jean Mascar (1910): Ein Paradies, das bis zu den Wellen des Meeres reicht.
Künstler wie J.J. Williams und Marianne North hielten die Reize von Rambla del Castro in ihren Notizbüchern und Gemälden fest, und Fotografen wie Marcos Baeza und Jordao da Luz Perestrello aus Madeira porträtierten die Insel und veröffentlichten ihre ersten Postkarten von der Insel.

1935 gründete Rodrigo de Júsar y Castro ein Erbgut, in dem alle Besitztümer zusammengeführt wurden, darunter auch die ertragreichen Ländereien von La Rambla, weiter westlich an der Küste.

Das Gebiet in der Schlucht von Castro ist heute ein Landschaftsschutzgebiet, dort wächst einer der schönsten natürlichen Palmenwälder der Insel.

Aber die Rambla de Castro erlebte ihren schlimmsten Alptraum zu Beginn der 1970er Jahre mit der Umsetzung eines exzessiven Stadtentwicklungsprojekts, das den natürlichen Raum beinahe irreparabel zerstörte. Der Loro Parque kündigte zu einem Zeitpunkt, als sein Gelände durch den Ausbau der Straße Punta Brava bedroht war, die Verlegung seiner Einrichtungen nach Rambla de Castro an. Doch das war nicht das Schlimmste.

Am 15. November 1972 meldeten sich zwei Immobiliengesellschaften im Rathaus von Los Realejos und erklärten, dass sie das in dieser Gemeinde gelegene Grundstück mit der Bezeichnung Rambla de Castro und alle dazugehörigen Rechte erworben hätten, darunter auch das Projekt für einen Bebauungsplan. Tropicana Playa sollte das Projekt heißen.

Das 104.201 Meter große Grundstück wurde in drei große Bereiche aufgeteilt: Eine Grünanlage mit einem Hotel auf den Klippen mit einer Fläche von 47.000 Quadratmetern, mit zwei Tennisplätzen und Schwimmbädern, zu der auch das Herrenhaus und ein Wasserlauf mit vielen Palmen und einem Wegenetz gehören. Das zweite Grundstück wäre für Wohnungen vorgesehen und würde eine Fläche von 25.000 Quadratmetern einnehmen, die sich im Nordosten des Grundstücks in der Nähe des Meeres befindet. Da das Gelände abschüssig ist, würde der gestaffelte Bau einen perfekten Aussichtspunkt mit Blick auf das Meer bilden, während ein Drittel für Bungalows vorgesehen ist, die auf den ehemaligen Bananenterrassen errichtet werden sollten.

Dieses Projekt kam zum Glück vor allem wegen der weltweiten Ölkrise von 1973 zum Stillstand.

Der Wasserfall am Strand (grüner Weg)

Die Playa de Castro ist der einzige Strand, an dem man gleich dreimal kostenlos baden kann. Zuerst im Meer. Am besten sucht man sich den Abschnitt mit dem meisten Sand. Danach kann man sich unter den Wasserfall stellen und eine erfrischende Süßwasserdusche nehmen. Der Wasserfall befindet sich ganz links am Strandende. Bei Flut und starkem Wellengang ist es schwierig, dort hin zu kommen. Das dritte Bad erlebt man erst, wenn man schweißgebadet wieder oben ankommt.

Der Weg zum Strand ist leicht zu finden. Von der Casona ein kleines Stück auf dem gepflasterten Weg weiter nach unten, dann nach links über einige Treppen und eine Holzbrücke, danach wieder nach links. Die Playa de Castro ist ausgeschildert. Man kommt an einem dreieckigen Wasserbecken vorbei. Ein paar Hinweise auf diverse Gefahren kann man getrost ignorieren. Bei trockenem Wetter stellt der Weg kein Problem dar, er ist mit Treppen und Geländern gesichert. Beim Abstieg sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man das alles auch wieder hinauf muss. Von La Casona aus sind es 70 Höhenmeter, der Aussichtspunkt San Pedro liegt auf 125 m Höhe.

Kurz bevor man unten ankommt, überquert man auf einer Holzbrücke einen kleinen Wasserfall, der über üppig grün bewachsene Felsen plätschert. Bei Ebbe ist der Strand sehr breit und flach, zwischen den Felsen, wo der kleine Bach herunterläuft, können auch Kinder gefahrlos spielen. Bei Ebbe kann man auch bequem über den Strand nach links gehen, wo man sich hinter einem Felsblock unter den Wasserfall stellen kann. Bei Flut wird es ein bisschen schwieriger, weil die Wellen dann bis zu den Steinen reichen.

Wer nicht links zum Strand hinunter klettern will, kann auch das kleine Fortín de San Fernando mit Kanonen besichtigen, ebenfalls ein beliebter Aussichtspunkt.

Hier ist noch ein Video von denWasserfällen:

Die Kapelle San Pedro

Direkt unterhalb des Aussichtspunkts liegt die Kapelle San Pedro. Der Eigentümer der Hacienda de Castro stiftete sie Anfang des 17. Jahrhunderts. Schon hundert Jahre davor gab es hier eine alte Einsiedelei, erbaut von Francisco Ruiz aus der „Pferdeschlucht“, die heute Barranco Ruiz heißt. Sie wurde aber durch einen Erdrutsch Ende des 16. Jahrhunderts zerstört.

Die Architektur ist sehr einfach, aber im Inneren gibt es eine Decke im Mudéjar-Stil und schöne Wandmalereien. Das Altarbild zeigt den Heiligen Petrus und erinnert wegen seines Ausdrucks, der Haltung, der Komposition und Farbgebung an die Arbeiten der Werkstätten Sevillas in dieser Epoche.

Ende Juni wird hier das Fest zu Ehren des Apostels Petrus gefeiert und die Kapelle mit Blumen und Früchten dekoriert. Nur mit viel Glück ist die Kapelle sonst offen. Ein Ausblick von der Terrasse entschädigt für den entgangenen Kunstgenuss.

Die Wanderung (weißer Weg)

Von der Kapelle aus folgt man dem Weg nach unten und kommt nach einer scharfen Rechtskurve zur Finca San Pedro, einem schönen Landhotel inmitten der Bananenplantagen. Geradeaus geht es auf einen Wanderpfad mit Geländer hinunter zum Herrenhaus La Casona.

Bei der Finca San Pedro beginnt ein gepflasterter Weg nach links, zunächst etwas steiler, an den Mauern der Casona entlang, bis man einen Ausblick auf die Küste hat. Am besten verlässt man dann den Weg nach rechts und folgt dem Trampelpfad direkt an der Steilküste.

De gut sichtbare Pavillon oberhalb des Wegs gehört zu einem privaten Anwesen. Dort beginnt der Sendero El Guindaste, auf dem man, mit Geländern gesichert, hinunter gehen kann zu einer ehemaligen Anlegestelle. Nur bei ruhiger See konnten früher die Boote hier an Land gezogen werden (guindar = hieven), denn davor gibt es eine Menge gefährlicher Felsen. Meist sitzt dort auch ein Angler, der sein Glück versucht.

Durch einen Mini-Tunnel kommt man in die Urbanización La Rambla. Dort gibt es einige luxuriöse Villen direkt an den Klippen, alle hinter hohen Mauern versteckt, und ein paar bescheidenere Reihenhäuser.

Auf der Straße geht man dann geradeaus hinauf, zwischen den Bananenplantagen hindurch. Man kommt noch einmal an einem alten Anwesen vorbei, das aber dem Verfall preisgegeben ist.

Kurz vor der Unterführung unter der TF-5 biegt man nach links auf den alten Camino Real ab und geht wieder hinauf zum Aussichtspunkt San Pedro.

Man kann die Wanderung jederzeit mit einem Spaziergang durch das Landschaftsschutzgebiet Rambla del Castro erweitern.

Gehe zu Google Map:

Eine andere Wanderung durch Bananenplantagen findest du hier: Alles Banane.


Artikel-Nr. 21-11-229

Ein Gedanke zu “La Casona

  1. Pingback: La Casona – Der Weg ist das Ziel

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s