Rundwanderung mit Rundblick

Auf dieser kleinen und bequemen Wanderung genießt man herrliche Ausblicke über Santa Cruz, La Laguna und das bergige Hinterland, aus einer ungewohnten Perspektive. Die Montaña de Guerra ist eigentlich nur ein grüner Hügel, aber in einer fantastischen Lage hoch über der Stadt.

Zunächst etwas über die Natur: Obwohl am Rande des Anaga-Gebirges gelegen, das zu den ältesten Teilen der Insel gehört, ist die Montaña de Guerra einer sehr jungen vulkanischen Phase zuzuordnen, die mit einem Alter von ca. 200 000 Jahren etwa mit dem Entstehen des Teide zusammenfällt. Während die anderen Vulkankegel aus dieser Zeit, die im Stadtgebiet von La Laguna und Santa Cruz liegen, die Vulkane von Taco und Ofra (siehe Titelbild), durch die Bebauung und den Abbau von Gesteinen im Aussehen stark verändert wurden, ist bei diesem Berg noch seine natürliche Morphologie gut erhalten.
Zu diesem Thema gibt es einen extra Artikel über die Montaña de Taco: Der zersägte Berg.
Auf dem Satellitenbild sieht man sehr schön die lineare Anordnung der drei Vulkane, und südlich der Montaña der Guerra den tiefen Barranco de Santos, durch starke Tiefenerosion in den Lavaschichten entstanden.

Auch aus biologischer Sicht ist dieser Berg etwas Besonderes. Er liegt im Regenschatten der letzten Ausläufer des Anaga-Gebirges und deshalb ist es hier viel trockener als beispielsweise im nur wenige Kilometer entfernten Tal von La Jardina oder in La Laguna. Dies ist der Grund dafür, warum man an den Hängen der Montaña der Guerra die typischen Pflanzen der Trockenzonen findet, die sonst nur in viel tieferen Lagen wachsen: den Cardonal (Kandelaberkaktus), den Artemisio (kanarischer Beifuß oder Wermut) und den Tabaiba (ein Wolfsmilchgewächs). Achtung: Bricht man einen Ast des Tabaiba ab, so tritt ein weißer Saft aus, dieser ist giftig! Diese Vegetationsgemeinschaft wird als Cardonal-Tabaibal bezeichnet.


Der Name dieses Berges (Kriegsberg) geht zurück auf die entscheidende Schlacht zwischen den spanischen Eroberern im Jahre 1494, unter Führung von Fernández de Lugo, einige Monate nach der großen Niederlage von La Matanza. In diesem Kampf von „Aguere“ (Name der Guanchen für La Laguna) starb der Guanchenkönig Bencomo. Auf der ebenen Fläche des heutigen Stadtteils La Cuesta waren die Spanier militärisch überlegen und konnten sich einen wichtigen strategischen Zugang zum Inselinnern sichern.
Mehr davon im Artikel Barranco de Santos (I).
Das unterhalb des Bergs liegende Valle Tabares war im Jahr 1949 Schauplatz einer großen Katastrophe, als ein Munitionsdepot explodierte. Die Detonation war so stark, dass große Löcher in den Berg gerissen wurden, die man von der Straße TF-111 aus sehen kann. Der gewaltige Ascheregen verteilte sich auf mehrere Quadratkilometer. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen, es gab 15 Tote.



Wanderung:
Der Rundweg beginnt auf dem Sattel zwischen den Teilorten Valle Tabares und Valle Jiménez, die beide zu La Laguna gehören. Über die TF-111 kommt man dort hinauf und kann das Auto bei der Casa Arturio abstellen.


Etwa 50m weiter an der Straße sieht man rechts einen durch eine Eisenkette abgesperrten Feldweg, in den man abbiegt. Achtung: Hinter der Kette ist noch ein elektrischer Weidezaun, den Grund dafür sieht man etwas später.

Der Weg führt fast horizontal am Hang entlang und steigt weiter oben leicht an. Nach links geht der Blick zu den Häusern von Valle Jiménez, hoch über der steilen Felswand einer Schlucht. Dort drüben gibt es eine andere interessante Wanderung, die hier beschrieben ist: Der Milchmädchenweg. An der Stelle, wo der Weg wieder abwärts geht, hat man schon den ersten Weitblick nach Santa Cruz, bis zum Hafen und dem Auditorio.



Jetzt folgt man aber nicht dem abwärts führenden Weg. Dieser würde nach einigen Serpentinen ziemlich weit unten, in 250m Höhe direkt über dem Barranco de Santos enden. Stattdessen geht man scharf nach rechts und fast parallel zurück, ebenfalls ein recht ebener Weg. Rebhühner flüchten schnatternd und flatternd durchs Gebüsch, Kaninchen hoppeln über den Weg und Falken ziehe ihre Kreise in der Luft. Direkt nachdem man unter der Stromleitung durchgegangen ist, etwa 100m vor dem roten Haus, entdeckt man spitzwinklig nach links abzweigend einen ansteigenden Pfad. Dieser führt etwas steiler hinauf auf den Höhenrücken der Montaña de Guerra.
Oben angekommen geht man geradeaus weiter auf die großen Kandelaberkakteen zu. Von dort sieht man auf der einen Seite nach Santa Cruz, auf der anderen nach La Laguna. Der zunächst noch gut sichtbare Weg senkt sich langsam etwas ab und verliert sich dann im Gebüsch. Bevor es zu steil und gefährlich wird, sollte man umkehren. Tief unten verläuft der Barranco de Santos, darüber der dicht besiedelte Stadtteil La Cuesta von La Laguna, dessen Straßen am Barranco enden.




Für den Rückweg nimmt man jetzt den Weg, der nach links schwingend an der gegenüberliegenden Bergkuppe entlang führt und langsam an Höhe verliert. Hier könnte es sein, dass man großen Tieren begegnet, die sonst auf Teneriffa eher selten anzutreffen sind. Sie sind auch der Grund für den elektrischen Weidezaun.



Auf diesem flachen Bergrücken wurden früher auch Weizen, Gerste und Kichererbsen angebaut, weshalb die natürliche Vegetation von Tabaibas und Cardonales hier verschwunden ist. Man hat eher den Eindruck, auf einer Almwiese zu sein, die im Frühjahr mit vielen Blüten eine herrliche Bienenweide ist.



Der Abstiegsweg mit weiteren schönen Ausblicken führt um die Bergkuppe herum und in mehreren Haarnadelkurven hinunter zu den Häuser von Valle Tabares. Wenn man bei der letzten Serpentine nach links geht, befindet man sich direkt oberhalb des Lochs, das die Explosion des Munitionsdepots gerissen hat. Die letzten 150m auf dem Camino Montaña Guerra führen zurück zur Hauptstraße.
Karte: gelb=Wanderung, blau=Anfahrt TF-111
Entfernung: 3km
Zeit: 1,5 Std
Höhenunterschiede: 370m-440m
Busanfahrt Linie 228, etwa im Zwei-Stunden-Rhythmus
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Einen anderen schönen Aussichtsberg mit Blick über La Laguna findest du hier: Tisch mit Aussicht (III).
Artikel-Nr. 17-5-53