Unterwegs im Steilhang von Los Realejos.
Achtung! Siehe Aktualisierung unten.

Direkt hinter der Stadt Los Realejos liegt ein gewaltiger Bergrücken, die Ladera Tigaiga, dicht bewaldet und meistens von Wolken verhüllt. Es ist eine wenig bekannte Wandergegend, die aber herrliche Wege bietet, ganz ebene Sonntagsspaziergänge oder auch richtig anstrengende Bergwanderungen.

Es ist eine der feuchtesten und nebligsten Ecken Teneriffas, und das ist sicher der Grund, warum dort wenige Wanderer unterwegs sind. Man trifft kaum auf Touristen, auch weil entweder die Anfahrt zu kompliziert ist, oder die Wege zu lang sind. Vom tiefen Barranco de la Calera oder von Icod el Alto kann man von 500m bis auf 2000m Höhe ansteigen, dabei geht es lange und anhaltend bergauf, und genau so viel wieder abwärts. Hier sind einige Wandervorschläge für jeden Geschmack, mit oder ohne Steilaufstiege.

Allerdings ist dazu ein Auto notwendig, denn die Anfahrt zum Startpunkt auf 1180m Höhe ist mit dem Bus nicht zu machen. Beim Picknickplatz Chanajiga oberhalb des Stadtteils Las Llanadas beginnen viele Wege. Einige führen mehr oder weniger hangparallel bis hinüber nach Aguamansa, andere steigen hinauf bis zur Waldgrenze im Nationalpark. Die hier vorgestellte Rundwanderung ist eine Mischung aus spannenden Waldpfaden und bequemen Wanderwegen. Varianten, Abkürzungen und Anfahrt siehe unten.
Rundwanderung
Das Auto stellt man direkt am Picknickplatz Chanajiga ab, dort gibt es, wenn es nicht gerade am Sonntag Nachmittag ist, immer genügend Parkplätze. Am besten fährt man die 100m auf der Schotterstraße bis ganz zum Ende. Links oberhalb des Parkplatzes stehen viele Tische und Feuerstellen verstreut im Wald. Dort geht man die wenigen Stufen hinauf, dann beginnt ein Wanderweg, der nach und nach immer schmaler und ausgetretener wird, zwischen Buschwald bergan steigt und an einem Wasserbecken vorbeiführt. Er trifft nach 10 Minuten auf einen etwas breiteren ehemaligen Fahrweg, auf dem man nach rechts weiter geht. Nach einer Links- und einer Rechtskurve lässt man eine Abzweigung links unbeachtet (Hier schneller Rückweg, siehe Karte) und geht in einer weiteren Kurve auf ein verfallenes Haus zu.





Gleich dahinter kommt man zu einem Wasserstollen. Der Eingang in den Berg ist mit einer Gittertür verschlossen. Dort beginnt ein „sendero turístico“. Es ist ein wunderschöner Bergpfad, der sich durch duftenden Kiefernwald den Hang hinauf schlängelt. Auf den Bäumen hängen massenweise Bartflechten, ein Anzeichen dafür, dass hier an den allermeisten Tagen im Jahr dichte Wolken hängen. Der Pfad kreuzt etwa 15 Minuten nach der Galería einen Fahrweg.




Wer jetzt schon völlig außer Puste ist, kann auf diesem Fahrweg rechts weiter gehen bis zur Choza Viera y Clavijo, siehe unten, Abkürzung 1. Wer schon wieder zurück will, kann nach links gehen, zweimal links abbiegen, und kommt zurück zum Picknickplatz.
Der Wanderpfad steigt nun weiter durch den Wald und manchmal ziemlich steil bergauf. Er ist nicht zu verfehlen. Nach insgesamt etwa einer Stunde, gerechnet ab Picknickplatz, hat man die Kammhöhe erreicht. Für die wohlverdiente Pause geht man aber noch etwa 200m weiter bergauf, nach links auf dem breiten Fahrweg. Nach zwei Kurven kommt man zur Choza Piedra de los Pastores, nur ein Tisch mit einem Dach darüber, aber ein perfekter Platz für eine Rast.




Zwischen den Bäumen hindurch hat man – keine Wolken vorausgesetzt – einen herrlichen Blick über das Orotava-Tal und bis hinüber zum zentralen Bergrücken der Insel und zum Observatorium von Izaña.

Hier stand einmal der berühmte Naturforscher Telesforo Bravo und sagte: „Von Tigaiga bis Tamaide, vom Meer bis zum Gipfel, das alles hier ist meins.“ Ihm sind die grundlegenden Forschungen darüber zu verdanken, dass das Tal von La Orotava durch einen gigantischen Erdrutsch entstanden ist. Einen Artikel über Telesforo Bravo gibt es hier: Der Mann, der den Steinen zuhörte.

Direkt oberhalb des Rastplatzes würde der weitere Aufstieg Richtung Teide beginnen, noch mehr als 2000m höher, aber diese Wanderung geht von nun an nur noch bergab. Das Ziel ist gut ausgeschildert: El Asomadero, 3,4km. Der mit „0.4.0“ (siehe unten) beschilderte Weg ist breit, aber mitunter doch etwas rutschig, und die nächsten drei Kilometer gehen ganz schön auf die Oberschenkel. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke kann man in einer scharfen Rechtskurve nach rechts gehen und kommt nach 50m zur Choza Viera y Clavijo. Hier kommt die Abkürzung 1 von unten herauf.


Die steinerne Schutzhütte ist ein kühler, schattiger, feuchter Ort. Im Innern gibt es einen Kamin und einen alten Holztisch, wahrscheinlich wird man aber eine kleine Pause im Freien bevorzugen – es sei denn, es regnet. Die Hütte hat ihren Namen nach dem berühmten Botaniker José de Viera y Clavijo, der aus Los Realejos stammt, hier gibt es einen Artikel dazu: Die Hochzeiten der Pflanzen.
Der Weg geht nun, wie gehabt, weiter abwärts. An einem breiten Platz, der sich Corral quemado nennt, könnte man rechts ganz bequem in etwa 45 Minuten nach Chanajiga zurück gehen, immer im Schatten und neben einem Wasserrohr. (Abkürzung 2, Camino Pino Llorón)
50m links von Corral quemado folgt man weiter dem Weg „0.4.0“, der nach rechts abzweigt, weiter unten heißt er auch „Vereda de los Junquillos“. Er kreuzt zweimal den Fahrweg und führt dann auf diesem weiter bis zum Aussichtspunkt El Asomadero mit einem weithin sichtbaren Antennen- und Sendemast.




Hier ist einer der besten Aussichtspunkte über das gesamte Orotava-Tal. In der Ferne geht der Blick an der Nordküste entlang bis ins Anaga-Gebirge, man sieht den zentralen Bergrücken mit dem Observatorium, und natürlich auch den Teide. Vorausgesetzt,… das Wetter spielt mit. Denn wie man auch auf der Schautafel lesen kann, sieht man hier allzu oft nur… Nebel. Doch bei guter Sicht ist der Blick fantastisch.





Von El Asomadero geht man 200m wieder zurück und folgt dann dem ausgeschilderten TF-40 Richtung Chanajiga. Es ist ein wunderschöner Waldweg, der zunächst etwas bergab geht. Er trifft kurz vor der Schutzhütte Risco Miguel automatisch wieder auf den Weg der Abkürzung 2, den Camino Pino Llorón. Immer wieder gibt es schöne Blicke ins Tal. 900m danach zeigt ein Wegweiser nach Chanajiga (1,4km) rechts den Berg hinauf. Hier beginnt wieder ein Wanderpfad durch den Wald. Nur die Faulen oder Erschöpften sollten auf dem Fahrweg geradeaus weiter gehen (Abkürzung 3), allen anderen ist der Wanderweg sehr zu empfehlen. Er steigt zwar noch einmal kräftig an und verläuft etwa 50m oberhalb des Fahrwegs, aber es ist ein wieder ein herrlicher Weg durch einen Märchenwald mit alten Kiefern, bemoosten Steinen und gewaltigen Wurzeln.




Am Ende geht es dann wieder steil nach unten, und man kommt direkt am Kinderspielplatz von Chanajiga wieder heraus.






Karten:





Wer es ganz bequem haben will, geht zuerst die Abkürzung 3 bis Corral Quemado, dann nach El Asomadero und auf dem TF-40 zurück.
Im Sommer sollte man die Wanderung am späten Nachmittag machen, dann ist es im Steilhang schön schattig. Im Winter geht man am besten vormittags, dann ist es dort schön sonnig. Wenn es keinen Nebel hat! Unbedingt auf einen wolkenlosen Tag achten!
Höhenunterschiede: Chanajiga 1185m, Piedra del Pastor 1596m, El Asomadero 1093m
Gehzeit: (für die gesamte, grüne Variante) ca. 4 Std.
Anfahrt:


Von Los Realejos auf der TF-326, bei km 5,8 ist die Abzweigung nach Las Llanadas und Chanajiga ausgeschildert. Nach dem Ort Las Llanadas folgt man weiter der Asfaltstraße, die immer schmaler wird. Es ist schlecht möglich, für diese Wanderungen mit dem Bus anzureisen. Die Linie 330 fährt zwar etwa stündlich nach Las Llanadas, aber von dort müsste man noch etwa 4km auf der Straße bergauf laufen.
Der Weg „0.4.0“ ist die größte Herausforderung für Wanderer (besser gesagt: Extremsportler) auf Teneriffa. Er beginnt auf Meereshöhe an der Playa Socorro, führt auf fast 4000m, und wieder zurück. Für den Hin- und Rückweg sind 52,8 km zu bewältigen. José David Lutzardo aus Teneriffa schaffte es im Juli 2020 in schlappen 6 Stunden und 19 Minuten, aber schon im November 2020 stellte Pau Capell aus Katalonien einen neuen Rekord auf. Er brauchte 5 Minuten weniger.
Gehe zu Google Map:
Diese Route als pdf und kmz-Datei für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE und schreib mir eine Mail.
Etwa 500 m unterhalb von El Asomadero versteckt sich im Wald die Quelle von Pedro, ein geheimnisvoller Ort. Lies die Geschichte dazu: Maria und die Außerirdische.
Andere spannende und schattige Waldwege findest du hier: Märchenwald (I), Märchenwald (II).
Aktualisierung Juli 2022
Nach dem verheerenden Waldbrand im Juli 2022 sind der Picknickplatz Chanajiga und alle Wege in der Ladera Tigaiga bis auf weiteres gesperrt und nicht begehbar.
Artikel-Nr. 21-8-175
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