La Farola del Mar
Dies ist der Titel eines bekannten Volkslieds auf Teneriffa. Jeder hat die Melodie schon einmal gehört und, weil sie so eingängig ist, auch mitgesungen. Das Lied sagt nicht viel aus über das Licht im Hafen, das rund 90 Jahre lang ankommenden Schiffen den Weg gewiesen hat. Der kleine Leuchtturm ist heute noch da, aber er lebt nicht mehr. Das Lied aber lebt weiter im Kulturgut der Insel.
Das Lied hat im Prinzip immer zwei Strophen mit zwei unterschiedlichen Melodien. Der Ohrwurm ist diejenige der ersten Strophe.
Esta noche no alumbra, la farola del mar
Esta noche no alumbra, por que no tiene gas
Por que no tiene gas, por que no tiene gas
Esta noche no alumbra, la farola del mar.
Tiene mi Santa Crucera de nieve, de nieve y rosas la cara
Tiene mi Santa Crucera de nieve, de nieve y rosas la cara
La nieve es la del Teide y las rosas, y las rosas la Orotava
Y las rosas la Orotava, de nieve, de nieve y rosas la cara
Es gibt viele Varianten des Lieds, weil die Folkloregruppen in der dritten Strophe oft eigene Texte anfügen, manchmal auch aus aktuellen Anlass, oder einfach aus Spaß. Die Melodie der ersten Strophe wird dann wiederholt.
Hier kannst du ein Beispiel anhören:
Wann das Lied zum ersten Mal gesungen wurde, ist nicht überliefert. Der Autor war jedenfalls Veremundo Perera Felipe (1891-1944), und vermutlich lautete der Originaltext etwas anders:
Esta noche no alumbra, la farola del mar.
Si esta noche no alumbra, mañana alumbrará.

Es gibt nur zwei Leuchttürme in ganz Spanien mit einem weiblichen Artikel: La Farola de Santa Cruz und La Farola de Málaga. Alle anderen sind männlich: El Faro. Und unsere Farola im Hafen von Santa Cruz ist der einzige Leuchtturm, der mehrmals umgezogen ist.
Heute steht er direkt am Fährterminal zwischen den Anlegestellen der Gesellschaften Armas und Fred Olsen. Direkt daneben befindet sich das ehemalige Wartehäuschen für Schiffspassagiere, ein Pavillon auf acht eisernen Pfosten, mit schönen schmiedeeisernen Verzierungen. Es stammt aus dem Jahr 1913 und wurde in den Werkstätten der Stiftung Juan Miró in Sevilla hergestellt.



Für heutige Verhältnisse ist die Farola ein eher unscheinbares Türmchen von 6,3m Höhe, das auf einem steinernen Sockel steht. Das Licht selbst ist in 10,5m Höhe über dem Meer. Es war der erste Leuchtturm, der auf den Kanaren installiert wurde. Seine Laterne, die Optik, die Servicekammer und die Maschinen, die in Paris von Henry Lepaute hergestellt wurden, kamen im Mai 1862 im Hafen von Santa Cruz de Tenerife an und wurden erstmals am 31. Dezember 1863 in Betrieb genommen. Zwei Jahre zuvor hatte man allerdings schon ein anderes Leuchtsignal an der Südmole installiert, aber ohne Turm.



(Bilder: amigos25julio.com)
Dieser Leuchtturm sechster Ordnung wurde von Beginn an als wichtiger Bezugspunkt für die Navigation geschätzt und diente den Seeleuten als sichere Hilfe. Er besteht aus einer sechseckigen Holzkonstruktion, montiert an einem zentralen Pfosten, der davor der Mast eines Segelschiffes war. Im Innern führt eine enge und steile Wendeltreppe hinauf zu einer Tür, die den Ausgang zum umlaufenden Balkon ermöglicht. Dieser ist durch ein Bronzegeländer geschützt. Das Dach ist mit einer kupfernen Kuppel bedeckt, auf der Spitze befinden sich eine Wetterfahne, die Windrose und ein Blitzableiter.

Die optische Vorrichtung strahlte einen Blitz aus weißem, starkem Licht aus, der unter günstigen Umständen 9 Seemeilen weit reichte und alle 3 Sekunden bei Dunkelheit einen Lichtblitz von 1,5 Sekunden Dauer erzeugte. Zu Beginn wurde die Laterne von einer Maris-Lampe mit einem zylindrischen Baumwolldocht, umgeben von einem Glasrohr, beleuchtet und mit kaltgepresstem Olivenöl als Brennstoff betrieben. Im Jahr 1932 stellte man um auf Dieselöl und erzeugte so eine viel größere Lichtleistung und eine Reichweite von 16 Meilen. Es wurde auch mit gasförmigem Brennstoff experimentiert, aber wegen seiner Gefährlichkeit beim Transport wurde er durch Acetylen ersetzt. Während dieser Umstellungsphase auf Gas muss wohl auch das Lied entstanden sein:
„Heute Nacht scheint sie nicht // die Farola del Mar // heute Nacht scheint sie nicht // weil sie kein Gas hat.“
Mit der Ankunft des elektrischen Stroms in Santa Cruz (1897) wurde sie mit einem Mechanismus ausgestattet, um rötliche Blitze mit einer Reichweite von acht Meilen zu erhalten; im folgenden Jahr, als sich herausstellte, dass sie aufgrund des hellen Hintergrunds der Stadt vom Meer aus nicht sichtbar war, kehrte sie zu ihrer ursprünglichen Beleuchtung zurück.
Heutzutage wird das Blinken der Optik mit einer Glühbirne erreicht, die an einem Motor angebracht ist, der ein Zahnrad mit einem Untersetzungsgetriebe dreht, das abwechselnd einen Stromkreis öffnet und schließt, so dass es sich aus- und einschaltet. Das Lichtsignal wird aber nicht mehr von Schiffen zur Navigation verwendet, sondern ist eher ein urbanes Element, das zum historischen Erbe der Hafenstadt gehört, ein nostalgisches Bild des alten Santa Cruz in einem modernen Hafen.


Die zahlreichen Erweiterungen im Hafen veränderten die ursprünglichen Kaianlagen, an denen die Laterne 1863 installiert worden war. So musste sie insgesamt vier Mal Stück für Stück abgebaut und dann an einem neuen Ort aufgestellt werden. Am 30. Juni 1954, nach fast 90 Jahren in Funktion, sollte die Farola per Ministerialerlass an ihrem ursprünglichen Standort abgebaut werden. Eine Gruppe von Anwohnern und Liebhabern von ihr organisierten ein großes Abschiedsfest, was sich als echtes Ereignis herausstellte. Die emotionale Veranstaltung, an der viele Bürger teilnahmen, um die Stimmung auf der Insel wiederzugeben, wurde von der Hafenbehörde in Zusammenarbeit mit der Stadt Santa Cruz, dem Radio Club Tenerife, der Chormesse von Teneriffa und der Peña Weyler organisiert. Genau um Mitternacht sollte der beliebte Laternenmast ausgeschaltet werden, unter Anwesenheit aller öffentlichen Vertreter, Generalkapitän, Zivilgouverneur, Präsident des Inselrates und Bürgermeister. Eine Stunde zuvor begann Radio Club mit der Übertragung der Ereignisse, die Tausende von Menschen dazu veranlassten, sich am Dock und in der Umgebung zu versammeln, um sich zu verabschieden.
Als Generalkapitän Miguel Rodrigo Martinez das Licht ausschaltete, brachten die Bürger ihre Gefühle zum Ausdruck und sangen:
„Esta noche no alumbra // la Farola del Mar // esta noche no alumbra // la apagó el General.“
„Heute Nacht scheint sie nicht // die Farola del Mar // heute Nacht scheint sie nicht // der General hat sie ausgeschaltet.“
„Ya en el muelle no alumbra // la farola del mar // pues como era chiquita // la mandaron quitar.“
„An der Mole scheint sie nicht mehr // die Farola del Mar // weil sie doch so klein war // haben sie sie weggeschickt.“

Zum Abschluss gab es ein Feuerwerk. Die Auswirkungen dieses emotionalen Akts waren immerhin so groß, dass die emblematische Laterne nicht verschrottet wurde, sondern in den Lagerhallen aufbewahrt wurde, die der Bauausschuss des Hafens vor dem Nautischen Klub hat, um ihr komplettes Verschwinden zu verhindern.
Am 20. Dezember 1984, nach dreißig Jahren im Lager, wurde die Farola del Mar wieder elegant und stolz im Garten am Eingang des Kais vor der Plaza de España aufgestellt, zusammen mit anderen historischen Elementen des Hafens (Lokomotive, Dampfkran und Propeller des Kreuzfahrtschiffes Canarias). Wieder gab es ein großes Fest, und die berühmte Musikgruppe Los Sabandeños präsentierte ihre neueste Komposition, „Farola de Santa Cruz“.
Im Jahr 1991 zwang eine weitere Änderung der Hafeninfrastruktur sie erneut in den Ruhestand, bis sie am 30. April 1994 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas erneut ihr majestätisches Bild zeigen konnte, direkt neben dem Wartehäuschen.

Als man im Jahr 2009 mit Auffüllarbeiten zwischen dem Ribera-Dock und dem Süd-Dock 12.000 Quadratmeter neues Land gewann für das Pre-Boarding und die Passagierbewegungen der Reedereien Armas und Fred Olsen, musste die Farola, zusammen mit dem Wartehäuschen, noch einmal umziehen. Ihr endgültiger Ort ist nun genau zwischen den Parkplätzen zur Einschiffung der beiden Fähren. Ein eher trauriger Ort, denn kaum einer der Reisenden bemerkt dort das bescheidene Türmchen mit einer so glorreichen Vergangenheit.
Zahlreiche Gedichte und Lobgesänge über die Farola del Mar sind inzwischen geschrieben und unzählige Varianten des Lieds gesungen worden. Das Licht im Hafen ist Kulturgut geworden.
Und hier die Noten:
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Gleich neben der Farola befindet sich in der Hafenmauer auch die Einschlagstelle einer Kanonenkugel, als Admiral Nelson am 25. Juli 1797 die Insel erobern wollte und erfolgreich zurückgeschlagen wurde. Mehr davor erfährst du im Artikel Die Heldentat.
Einen Artikel über alle Leuchttürme der Insel findest du hier: Ganz weit draussen.
Artikel-Nr. 26-25-177
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