Ganz weit draußen

Die Leuchttürme Teneriffas

Die Provinz Santa Cruz de Tenerife verfügt über 13 Leuchttürme, 7 davon auf Teneriffa. Leuchttürme an den Küsten waren schon immer für allerlei Geschichten gut. Ihre Funktion als Orientierung für Seeleute wurde auf die Literatur und das Kino übertragen, und um die abgelegenen Orte ranken sich viele Geheimnisse und Legenden. Dennoch erfüllen diese Bauwerke trotz der technologischen Fortschritte weiterhin eine grundlegende Funktion für die Navigation.

Einige davon sind schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb. Heute sind nur noch drei Personen zur technischen Überwachung notwendig, die der Hafenbehörde untersteht. Früher war es üblich, dass ein Leuchtturmwärter im Turm selbst wohnte, heute ist nur noch einer der 13 bewohnt, nämlich der von San Cristóbal auf La Gomera. Alle anderen werden von modernen Computersystemen gesteuert und nur einmal pro Woche überprüft.

Der älteste der sieben Leuchttürme Teneriffas ist gleichzeitig der am weitesten abgelegene, er ist sogar der drittälteste von ganz Spanien. In 247m Meereshöhe steht das beeindruckende Gebäude des Leuchtturms von Anaga auf einer Flanke der Montaña Tafada. Von der winzigen Bucht von Roque Bermejo führt ein steiler, 3km langer Fahrweg dort hinauf, von oben ist der Turm nur über zwei mühsame Wanderwege zu erreichen.

Mit dem Bau wurde im Juli 1861 begonnen, seit dem 19. September 1864 ist er ununterbrochen in Betrieb, wenn auch mit ganz unterschiedlicher Technik. Zuerst wurde er mit Olivenöl betrieben, das man an einem zylindrischen Docht aus Baumwolle entzündete. Ab 1932 benützte man Erdöl und Diesel. Das zerfallene Lager mit den Öltanks für 6000 Liter Erdöl und 2000 Liter Diesel ist noch vorhanden. Das Hauptgebäude hatte früher sogar drei Familienwohnungen für den Leuchtturmwärter und die Arbeiter. Bernardo López Balbao, der erste Bewohner von 1864, lebte dort mit seiner Frau und sie bekamen vier Kinder. Im kleinen Ort Roque Bermejo lebten neun Menschen, dort konnten in der flachen Bucht nur kleine Boote anlegen, die mehrmals pro Woche Nachschub bringen mussten. Ein schwieriges Unterfangen, denn an diesem weit ins Meer hinausragenden Punkt herrschen komplizierte Wind- und Strömungsverhältnisse. Das Leben dort im Leuchtturm war einsam, Nebelwolken und Wind waren tägliche Begleiter. Der letzte Leuchtturmwärter, Baudilio Brito, lebte dort mit seiner Frau und zwei Kindern von 1976 bis 1989 und erinnert sich gut an die Tage, an denen das Boot andockte: „Die Bewohner von Roque Bermejo, meist die Frauen, trugen die 25-Liter-Eimer mit Treibstoff achtmal am Tag zum Leuchtturm hinauf, mit Eseln, Pferden, oder auch auf den Schultern. So transportierten sie 200 Liter pro Tag und bekamen dafür 200 Pesetas.“

Der 12m hohe zylindrische Turm ist von einem Balkon umgeben. Heute wird der Leuchtturm automatisch und elektrisch mit Sonnenenergie aus 46 Panelen betrieben. In der Spitze des Turms befindet sich eine Optik, die aus 16 rechteckigen Scheiben von 2,10 m Länge besteht. Die achteckige Laterne mit einem Durchmesser von 1,60 m erzeugt ein weißes Licht mit einer Reichweite von 21 Seemeilen. Sie sendet 2 und 4 Blitze alle 30 Sekunden.

Ein Wanderweg zum Leuchtturm ist hier beschrieben: Einsam und verlassen.

Auf der weit ins Meer hinausragenden Halbinsel von Punta del Hidalgo, fast am nördlichsten Punkt der Insel, steht ein ganz anderer Leuchtturm. Die futuristische, weiße Betonkonstruktion ist 50m hoch und weithin sichtbar. Die senkrecht in den Himmel ragenden Pfeiler bilden einen markanten Kontrast zur schwarzen, wilden Lavaküste rund um die Halbinsel.

Hier gibt es keine Wohnungen, hier muss kein Leuchtturmwärter mehr die 246 Stufen hinauf steigen. Sein Beruf war schon ausgestorben, als der Turm 1994 in Betrieb ging. Sein Licht 16 reicht Seemeilen weit. Auf seiner Spitze richtete man hier einen wichtigen wissenschaftlichen Messpunkt ein für ein Projekt zum Nachweis von Nanopartikeln in der Atmosphäre. Für das Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial steht der Leuchtturm von Punta del Hidalgo in einer ausgezeichneten Lage, an der Nordküste und am Meer, mit minimalen Störungen von der Landoberfläche. Dadurch wird vermieden, dass der Nachweis dieser Partikel durch Schadstoffemissionen beeinträchtigt wird.

Im Sommer 2019 wurde der Turm aufwendig saniert, denn durch die besonders salzhaltige Luft traten Schäden am Beton und Korrosion an den Stahlelementen auf. Von einem Gerüst aus mussten die Wände in Handarbeit mit dem Hammer abgeklopft werden. Die gesamte Struktur bekam auch eine neue Schutzschicht. Das beauftragte Unternehmen MAPEI hat die Arbeiten in einem kurzen Video dokumentiert:

Den Leuchtturm von Puerto de la Cruz kennen die meisten Besucher Teneriffas. Er steht am großen Parkplatz direkt an der Schutzmauer. Es ist eine eigenwillige Konstruktion mit roten, weißen und schwarzen Bauelementen, einem quadratischen Querschnitt und eine spiralförmigen Treppe im Innern. Er ist erst seit 1996 in Betrieb, 2005 wurde er renoviert.

Ob er jemals ein Orientierungspunkt im zukünftigen Meerespark der Stadt sein wird, steht leider immer noch in den Sternen. Es ist nicht abzusehen, wann dieses Mega-Projekt verwirklicht werden kann. Viele Touristen gehen auf der Mauer spazieren und fotografieren den Turm während des spektakulären Sonnenuntergangs, den es hier fast täglich zu sehen gibt. Doch Vorsicht! Der Spaziergang kann bei hohem Wellengang sehr gefährlich sein. Immer wieder werden Menschen an dieser Stelle von den Wellen ins Meer gespült.

Weiter im Westen der Insel kommt man zu einem weniger bekannten, aber nicht weniger sehenswerten Leuchtturm. Auf der Halbinsel von Buenavista del Norte steht versteckt zwischen Bananenplantagen das beeindruckende Bauwerk aus dem Jahr 1990, das aber erst 1997 in Betrieb ging. Es ist damit der jüngste Leuchtturm Teneriffas.

Seine Konstruktion ist bemerkenswert, besonders die frei stehende Spiraltreppe, die bis auf Schwindel erregende 70m Höhe reicht.

Hier kannst du den Leuchtturm von Buenavista aus der Luft sehen:

Entlang der wilden und unbekannten Küste kann man gut wandern, lies hier den Artikel dazu: Isla Baja.

Buenavista del Norte ist die einzige Gemeinde Teneriffas, die über zwei Leuchttürme verfügt. Ganz weit draußen steht auf der zerklüfteten Landzunge Punta de Teno der fotogene Turm in den klassischen Farben rot und weiß.

Die abenteuerliche Fahrt zur Halbinsel ist tagsüber nur noch mit dem Bus möglich, aus Naturschutzgründen, denn diese Zone ist besonders schützenswert und war durch übermäßigen Verkehr gefährdet. Zum Leuchtturm selbst kann man nicht gehen, der Weg ist vorher durch ein Tor versperrt. Aber entlang der Küste kann man schöne Spaziergänge machen, teilweise auch auf Holzbohlenwegen. Hier ist die westlichste Stelle der Insel. Fast immer kann man in der Ferne die Nachbarinsel La Gomera sehen. Und fast immer gibt es hier abends auch besonders schöne Sonnenuntergänge.

Der Bau des Turm wurde schon im Jahr 1889 geplant, er ging aber erst acht Jahre später in Betrieb. Wie viele Leuchttürme der damaligen Zeit bestand er aus einem einstöckigen Gebäude aus behauenem Stein, wobei die Wohnungen klein, aber ausreichend für zwei Angestellte mit ihren jeweiligen Familien waren. Esszimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad waren um einen Hof herum angeordnet, zusätzlich gab es ein Büro, Räume für das Inspektionspersonal, einen Lagerraum und einen Akkumulatorraum. Der Turm, der ganz aus Stein aus einem Steinbruch auf La Gomera errichtet wurde, war 7,62 m hoch. Auf der Spitze des Turms wurde eine achteckige, mit Flachglas geschlossene Laterne mit einem Durchmesser von 1,8 m installiert, die mit einer Kuppel, einer Windrose und einer Wetterfahne abgeschlossen wurde. Die optische Ausrüstung hatte eine Brennweite von 500 mm und war auf einer kreisförmigen Platte montiert, die mit vier Lagern und einer Öllampe mit Doppeldocht versehen war.

Der Leuchtturm wurde von zwei Angestellten betreut, die jeweils vier Monate dort verbrachten und dann zwei Monate Urlaub hatten. Die letzten „Torreros“ José Sánchez Acosta und Antonio Hurtado, die diesem Leuchtturm zugeteilt waren, wurden 1978 Zeuge, wie ein weiterer Betonturm gebaut wurde, um die Höhe seines Signals auf 20 m über dem Boden (59,6 m über dem Meeresspiegel) zu erhöhen.

In dem alten Haus sollte eigentlich ein Museum eingerichtet werden, die Stadt Buenavista hat dies aber nie verwirklicht.

Fast die gleiche Geschichte erzählt der Leuchtturm im äußersten Südwesten der Insel. Studien für die Errichtung eines Leuchtturms in Punta Rasca gab es schon im Jahr 1848, aber die Arbeiten sollten erst 1883 beginnen, 1899 wurde er eingeweiht. Der alte Leuchtturm hatte eine rotierende optische Vorrichtung, die alle 30 Sekunden weiße Blitze einer Öllampe mit zwei Dochten aussendete. 1927 wurden eine neue Optik und eine Acetylenanlage in Betrieb genommen, um eine Reichweite von 15 Meilen zu erreichen. Auch hier baute man 1978 einen neuen Turm, der mit einer optischen Ausrüstung aus rotierenden Tafeln ausgestattet war, deren Blitze eigentlich 28 Meilen weit reichen sollten. Bei der Installation des elektrischen Netzes traten jedoch Probleme auf, und es vergingen mehrere Jahre, bis 1984 beschlossen wurde, den neuen Leuchtturm mit einer Solarpaneelanlage auszustatten.

Der rot-weiß gestrichene Turm ist der südlichste von allen und eine weithin sichtbare Landmarke, er liegt genau in der Einflugschneise des Flughafens. Über einen Wanderweg entlang der Küste kann man von Palm Mar aus dort hin kommen, das Gelände dahinter ist eine wilde und unübersichtliche Lavalandschaft, ein Malpais. Die bis 1978 dort arbeitenden Leuchtturmwärter konnten nur mit kleinen Booten versorgt werden, deshalb gab es dort eine einfache Anlegestelle.

Eine Wanderung zum Leuchtturm von Rasca findest du hier: Schlechtes Land.

Und noch einen dritten Turm im typischen rot-weißen Design gibt es. Es ist der einzige an der Ostküste, auf der Halbinsel von Abona, zwischen den Orten Abadés und El Poris. Das ursprüngliche Leuchtfeuer wurde 1902 entzündet, um die Schifffahrt an der Ostküste zu sichern. Mitte des 20. Jahrhunderts zerfiel die Einrichtung immer mehr und wurde schließlich in den 1970er Jahren aufgegeben, und man baute einen neuen Turm. Die Notwendigkeit, hier einen Orientierungspunkt zu haben, war der Untergang eines Schiffes, das hier einige Jahre zuvor auf die Felsen gelaufen war. Außerdem lag der Lichtstrahl des alten Leuchtturms nur 6,5 m über dem Boden, so dass beschlossen wurde, einen neuen zu bauen, bei dem sich die Lichtquelle in größerer Höhe befand.

Im August 1978 wurde der neue Leuchtturm neben dem alten eröffnet: ebenfalls ein typischer, zylindrischer Betonturm, gekennzeichnet durch horizontale rote und weiße Streifen. Er arbeitet automatisch, ist seit 1998 elektrifiziert und verfügt über ein Fernsteuerungssystem. 2016 wurde er komplett restauriert und neu gestrichen.

Das nicht mehr genutzte alte Gebäude zerfiel immer mehr, illegale Bewohner zogen ein. Schließlich mauerte man Fenster und Türen zu. Bereits 2015 kündigte die damalige Bürgermeisterin von Arico, Elena Fumero, an, „in naher Zeit“ die 550 m² große Immobilie wiederzubeleben. „Es sind Unternehmen an dieser Idee interessiert“, die sie schon seit vielen Jahren in der Schublade hat. Ein kleines Museum für Kunst und Kultur sollte dort entstehen und vielleicht den einen oder anderen Besucher anlocken, denn die Gemeinde Arico ist eine vom großen Tourismus bisher ziemlich vergessene Region. Doch das Projekt wurde ebenfalls vergessen. Vielleicht kommt wieder Bewegung in die Idee, wenn in der nahe gelegenen Geisterstadt von Abadés der gigantische Hotelkomplex verwirklicht wird. Wenn…

Mehr Informationen und einen Wandervorschlag findest du in den Artikeln Sanatorio de Abades und Ein rotes Haus am Meer.

Hier ist eine Übersicht über die sieben Leuchttürme und ihre charakteristischen Eigenschaften:


Einer darf nicht fehlen, genauer gesagt: eine. Denn dieser Leuchtturm ist weiblich, und es gibt nur eine einzige weitere weibliche „farola“ in ganz Spanien. Die „Farola del mar“ steht im Hafen von Santa Cruz und gilt als eines der Symbole Teneriffas.

Ganz weit draußen und ganz weit oben befindet sich auch das Leuchtfeuer von Igueste, das aber in Wirklichkeit nur eine Signalstation war. Eine spannende Wanderung führt dort hin.

Karte der Leuchttürme (rot), Marinas und Häfen (gelb):


Artikel-Nr. 0-48-198

6 Gedanken zu “Ganz weit draußen

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