Am Ende der Insel
Es ist eine andere Welt, trocken, karg und windig, aber es ist auch eine faszinierende Welt. Im Naturreservat Malpaís de la Rasca entdeckt man das wilde Teneriffa. Dort gibt es viele steinige Wanderwege. Hier sind zwei Vorschläge. Auf dem ersten kommt man nach einer kleinen Bergbesteigung bis zum Leuchtturm und geht an der wilden Küste entlang, und als Zugabe gibt es noch den einzigen Hundefriedhof der Insel. Auf dem zweiten erforscht man das Innere eines Vulkans uns entdeckt eine Menge altes Gerümpel.

Beide Rundwanderungen beginnen im Ort Palm Mar. Das ist ein Ort aus der Retorte. Eng aneinander gebaute Reihenhäuschen, Bungalows, die sich hinter Mauern verstecken, große Appartementanlagen und dazwischen auch einige Bauruinen. Viele Wohnungen wurden hier an sonnenhungrige Nordeuropäer verkauft, denn Sonne gibt es hier genug. Eine Handvoll Läden und Bars gibt es auch, einen kleinen Strand und ein Stück Promenade. 2200 Einwohner hat der Ort, aber es ist ein ruhiger Ort. Es kommt auch achtmal täglich ein Bus vorbei. Aber wer hier wohnt, sollte ein Auto haben.
Große Hotels gibt es nicht, aber eine Vielzahl von Appartements und einige schöne Villen, gut geeignet für Familien oder Freundesgruppen. Diese hier liegen direkt am Rand des Naturreservats, du kannst sie gleich bei Booking.com buchen:





Das Malpais de la Rasca ist seit 1999 Naturreservat und umfasst 3,15km2. Im März 2019 hat die Stadtverwaltung ihr Anliegen, das Schutzgebiet auf 4,75km2 zu vergrößern, dem Inselrat vorgetragen. Drei Jahre später wandte sich der Bürgermeister von Arona noch einmal direkt an die Kanarische Regierung, diesem Antrag endlich stattzugeben. José Julián Mena wies darauf hin, dass das Malpais ein wichtiges ornithologisches Gebiet ist, in dem bis zu 40 Arten nisten und viele Reptilien (z.B. der lagarto moteado, eine große archaische Echsenart). Es gibt auch Überreste der Amaziq-Kultur, der ersten Siedler auf der Insel. Im Februar 2022 hat der Ministerrat dem Antrag zur Erweiterung zugestimmt, die im Westen bis zum Meer reichen wird und im Osten bis zur Hauptstraße.
Während die Organisation der Naturfreunde Teneriffas die Vergrößerung des Schutzgebiets absolut begrüßt und sie als Schutz vor weiterer Zersiedlung sieht, kommt Gegenwind von den Weinbauern, die im Westen riesige Weinfelder angelegt haben. 10% der Weinbaufläche würde verschwinden, ebenso einige Bananen- und Avocadoplantagen. Sie kritisieren auch, dass die Erweiterung im Rahmen eines Dringlichkeitsverfahrens durchgeführt werden soll, ohne die Interessen der Landwirtschaft zu hören.
Wanderung 1


Ganz am Rande der Siedlung verläuft die Calle Cernícalo, die an dem alten, traurigen Castillo beginnt. Man fährt sie nach oben bis sie links abbiegt. Dort gibt es Parkmöglichkeiten, und dort beginnt bei einer Schranke die Wanderung.








Gleich nach der Schranke steigt man nach links auf einem Pfad bergauf und trifft nach 175m auf einen alten Kanal. Kurz oberhalb des Kanals beginnt ein ebener Wanderweg, der nun mehr oder weniger parallel zum Kanal am Hang der Montaña de la Caraba entlang läuft. Hier sieht man die typische Vegetation des schlechten Lands, es sind überwiegend Tabaibas (euphorbia balsamifera) und Cardones (euphorbia canariensis), manche davon sind beeindruckend groß. Auch der Feigenkaktus, higo indio (opuntia dillenii) ist vertreten. Er ist ein Fremdling und gehört eigentlich nicht in diese Naturlandschaft. Der Feigenkaktus wurde aus Mittelamerika eingeführt und steht sogar seit 2013 auf der Liste der invasorischen Arten. Besitz, Transport, Handel und das Auspflanzen in der Natur sind verboten.
Man geht immer direkt auf die Montaña Grande zu, wo man den Aufstiegsweg schon von weitem erkennt. Nach etwa 800m ist zuvor noch ein kleiner Höhenrücken zu durchqueren, dann beginnt der Aufstieg, der nach oben immer steiler wird. Rund 60 Höhenmeter geht es hinauf. Oben auf dem Kamm sieht man auch gleich wieder den Abstiegsweg, aber zuvor lohnt es sich auf jeden Fall, nach rechts bis auf den Gipfel zu gehen.





Dort steht eine Steinsäule als geodätischer Messpunkt, und von dort oben hat man einen herrlichen Rundblick über das Malpaís. Erstaunlicherweise wurde auch dieses schlechte Land früher einmal landwirtschaftlich genutzt. Man sieht von oben regelmäßige, ehemalige Felder und lange Reihen von Steinen, die von den Bauern angehäuft wurden. Dazwischen verlaufen viele ehemalige Kanäle. Unter den heutigen Bedingungen ist eine Nutzung dieses Lands aber bei weitem nicht mehr profitabel.
In der Ferne sieht man Palm Mar, Los Cristianos und in der anderen Richtung die Bananenplantage, ein Wasserbecken und weiter entfernt Las Galletas. Und natürlich den Leuchtturm, das nächste Ziel der Wanderung.
Der Abstieg ist leicht und gut erkennbar, er verläuft in einer S-Kurve aus dem ehemaligen Krater heraus. Unten kommt man zu zwei Reihen landwirtschaftlicher Nutzgebäude, es sind Wohnhäuser der Arbeiter in den Bananenplantagen. Dort biegt man nach rechts auf einem deutlich erkennbaren Pfad ab, und von nun an geht es immer auf den Leuchtturm zum. Bei einer ersten Verzweigung, unterhalb der Montaña Grande, hält man sich leicht links, danach ist das Ziel nicht mehr zu verfehlen.




Der ursprüngliche Leuchtturm wurde 1883 erbaut und ab 1899 benutzt. Man sieht das kleine Türmchen auf dem Dach des Wohngebäudes. Dort lebte der Leuchtturmwärter mit seiner Familie, er musste jeden Abend die große Laterne anzünden. Das Leben in dieser Abgeschiedenheit war nicht einfach. Im Hinterland gab es sogar extra ein Sammelbecken für Wasser und einen Kanal zur Versorgung.






Der heutige rot-weiße Leuchtturm ist 32m hoch und stammt aus dem Jahr 1978. Seit 1984 wird der Leuchtturm mit Sonnenenergie betrieben und alles läuft vollautomatisch ab. Er sendet alle 12 Sekunden drei Lichtblitze aus mit einer Dauer von 0,3s und zwei Pausen von 1,7s. Er hat eine Reichweite von 28 Seemeilen.
Mehr über die Leuchttürme der Insel findest du hier: Ganz weit draußen.
Nun geht es an der Küste weiter. Der Wanderweg führt in leichtem Auf und Ab zwischen den Felsen und manchmal nah an der Brandungszone entlang. Bei Ebbe tauchen hier unzählige Tümpel und Becken auf, in denen man sogar baden könnte, aber das Gelände ist extrem felsig. Wer ein paar kleine Abstecher macht, entdeckt den Charco de las Estrellas mit vielen Seesternen und Seeigeln oder den Charco de la Cueva, wo es Brandungshöhlen gibt. Aber Vorsicht! Es ist nicht ungefährlich, dort herumzuklettern. Nur bei Ebbe und absolut ruhiger Brandung sollte man das machen. Zwischen den scharfkantigen Lavabrocken wächst das Zygophyllum fontanesii, eine extrem salztolerante Pflanze mit vielen kleinen gelben Blüten.




Schau dir diese Landschaft im Video an (leider mit fürchterlicher Musikuntermalung):
Diese Gegend ist auch beliebtes Revier bei Tauchern. Die Unterwasserwelt ist unglaublich reichhaltig, da die Felsen nicht besonders steil ins Meer abfallen. Direkt vor der Küste, keine 100 Meter vom Leuchtturm entfernt, liegt in 45m Tiefe der versunkene Fischkutter „Cita en el mar“, der im Mai 1995 auf ein Riff gelaufen ist. Die Besatzung konnte sich retten. In derselben Zone liegt noch ein weiteres Schiffswrack auf Grund, der 1973 gesunkene Frachter „Condesito“. Beide sind Zeugen dafür, dass sich das „Schlechte Land“ auch unter Wasser fortsetzt.




Mehr über diese faszinierende Küste und über die Zerstörung durch die Menschen findest du hier:
Auf dem weiteren Weg kommt man immer wieder an einfachen Steinhütten vorbei, die man hier „Goros“ nennt. In früheren Zeiten suchten die Menschen hier Schutz, die zum Fang von Fischen und Meeresfrüchten an die Küste kamen und einige Zeit hier lebten. Es gibt zwar auch archäologischen Funde aus prähistorischer Zeit, aber diese Hütten stammen aus dem 19. Jahrhundert.





Genau 1,3km nach dem Leuchtturm kommt man an einer Infotafel vorbei. 100m danach bemerkt man eine charakteristische Mauer. Hier verlässt dieser Wandervorschlag die Küste. Direkt hinter der Mauer biegt man nach rechts ab und 50m weiter, nach einen kleinen Linkskurve, wieder nach rechts. In einem Bogen geht es nun etwa 100m wieder in Richtung auf den Leuchtturm zu, bis ein breiter, aber undeutlicher Weg nach links abzweigt. In der Ferne sieht man ein einzeln stehendes Gebäude, man geht mehr oder weniger gerade darauf zu. Nach 1,6km geht man rechts davon vorbei und trifft dann auf einer weiten Sandfläche wieder auf einen breiteren Fahrweg.
250m weiter befindet sich der Hundefriedhof. Es lohnt sich, ein Stück nach links zu gehen und die vielen Gräber zu besichtigen. Unter Steinhaufen haben hier Herrchen und Frauchen ihre Lieblinge verscharrt, geschmückt mit vertrockneten Blumen, Bildchen und Sprüchen. Ob vielleicht auch ein paar Kätzchen oder Vögelchen unter den Steinen liegen, lässt sich nicht feststellen.







Natürlich ist das alles illegal und von der Gemeinde nicht genehmigt und nicht gern gesehen, aber da das Gelände privat ist, muss es wohl oder übel geduldet werden. Schaden tut es ja niemandem. Immerhin ist es besser, als die toten Tiere einfach in einen Mülleimer zu werfen, was leider oft gemacht wird, denn viele Tierbesitzer können sich die teuren Kosten in einer offiziellen Tierbeseitigungsanlage nicht leisten. Hier im schlechten Land haben sie die Möglichkeit, ihre Lieblinge zu beerdigen.









Nun sind es nur noch wenige Minuten bis zum Startpunkt der Wanderung.
Entfernung: 7,8km
Tiefster Punkt: 5m, höchster Punkt 150m
Gehzeit: 2,5 Std.
Karte:

Hier kannst du noch einmal an der Küste entlang fliegen:
Wanderung 2

Diese Runde beginnt direkt am Eingangstor von Palm Mar, wo hinter einer Schranke nach oben eine Piste beginnt. Nach rechts hat man einen kleinen Ausblick über Palm Mar und nach etwa 200m sieht man links eine weite Ebene mit Weinfeldern. Auf der Piste geht man weitere 300m geradeaus und biegt dann rechtwinklig nach links auf eine andere Piste ab, die weiter an den Weinfeldern entlang führt.
Ein Teil dieser Weinfelder müsste nach der Erweiterung des Schutzgebietes verschwinden.




Nach einer kleine Anhöhe überquert man eine betonierte Fläche und sieht danach schon den alten Vulkan, der einmal als Steinbruch genutzt wurde. Man kann in den Steinbruch hinein gehen, sozusagen ins Innere des Vulkans, wo besonders vielfarbige Lava- und Ascheschichten eine spannende Szenerie bilden.





Danach kommt man an einem alten Lagerhaus vorbei mit allerlei Gerümpel und dahinter zu zwei parallelen Gebäuden. Es sind Wohnungen für die Landarbeiter auf den Weinfeldern. Davor liegen eine Menge verrosteter Geräte und Maschinen.











Nun geht es schräg hinüber zu der neuen Kelter, hinter der weitere Weinfelder liegen. Wenn nicht gerade Weinlese ist, ist das Gebäude aber geschlossen. Durch eine Art „Tor“ wandert man weiter auf der Piste, die in Richtung Leuchtturm führt. Nach rund 400m bemerkt man rechts eine Mauer, wo es in einer leichten Rechtskurve einen Mauerdurchbruch gibt. Dort beginnt ein Wanderpfad, der wieder direkt auf den Fuß der Montaña Grande zu läuft.






Es geht in einem weiten Bogen, immer auf gleicher Höhe, um den Berg herum, vorbei an einem nicht mehr genutzten Wasserbecken und direkt neben einem Kanal aus den hellen Toba-Gestein.
150m danach sollte man ein paar Meter nach rechts oben steigen. Dort gibt es einige Höhlen und ein paar schmale, aber tiefe Einschnitte, geschaffen vom fließenden Wasser. Auch wenn es selten hier regnet – in Jahrhunderten können solche Erosionsrinnen entstehen. Vorsicht, das lockere Geröll ist rutschig!






Auf diesem Pfad, der ein bisschen auf und ab verläuft, geht man weiter am Berg entlang und kommt bald wieder auf eine etwas breitere Piste, die ziemlich gerade auf eine Anhöhe zu läuft. Dort kann man links noch einmal in einen kleinen ehemaligen Steinbruch hinein schauen. Danach sind es noch etwa 500m auf dem schon bekannten Weg zum Ausgangspunkt.
Entfernung: 5,3km
Tiefster Punkt: 35m, höchster Punkt 60m
Gehzeit: 1,5 Std.
Karte:

Karte für beide Routen:

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Hinweis: Es ist nicht ratsam, diese Wanderungen im Sommer und zur Mittagszeit zu machen, denn es gibt nirgends Schatten. Besonders für den Abschnitt an der Küste entlang und über die Montaña Grande ist auch gutes Schuhwerk angeraten.
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Artikel-Nr. 4-5-237
Vielen Dank für die Beschreibung! Wir sind schon zwischen Los Cristianos und Palm Mar gewandert und haben uns auch die Wanderungen östlich von Palm Mar überlegt. Allerdings sind wir heute beim Warten auf der Policia Local mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch gekommen, welches Wunden an Händen und Beinen hatten – sie waren auch beim Leuchtturm vorbei gekommen und danach Nachmittags um vier von vier Kerlen attackiert und ausgeraubt worden. Nachträglich hätten sie herausgefunden, dass die Gegend in der Nähe von El Fraile einen schlechten Ruf punkto Kriminalität haben soll. Es mag ein Einzelfall und Pech gewesen sein, aber nach etwas Googeln sehen wir sicherheitshalber von dieser Wanderung ab.
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Danke für den Hinweis. Ja, El Fraile ist ein „sozialer Brennpunkt“. Andererseits sind das Malpais und der Leuchtturm ziemlich weit davon entfernt.
Es war vielleicht wirklich nur ein Einzelfall und Pech. Gut, dass die Policia davon weiss.
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