Phantastische Aussichten

Auf einsamen Höhen.

Die Hochflächen der Teno-Halbinsel sind ein einsames und abgelegenes Wandergebiet. Dort kann man ohne große Steigungen zu perfekten Aussichtspunkten kommen. Der Teide, die grünen Schluchten von Masca, die Felsen von Los Gigantes und die Nachbarinseln La Gomera und La Palma – nirgendwo sonst bekommt man alles auf einmal.

Die hier vorgestellte Rundwanderung ist keine von den üblichen Touren. Sie ist – bis auf einen kurzen steilen Abstieg – überwiegend bequem und bietet herrliche Ausblicke in alle Richtungen. Vorausgesetzt, das Wetter macht mit!

Von Buenavista del Norte fährt man über El Palmar hinauf nach Teno Alto. Die schmale und kurvige Straße wurde vor einigen Jahren asphaltiert und gut ausgebaut. Trotzdem ist hier Vorsicht angesagt, es gibt einige unübersichtliche Kurven. Sie endet im Dorf El Bailadero, das nur aus einer Handvoll Häuser besteht. Diesen Namen findet man häufiger auf Teneriffa. Er kommt nicht etwa von bailar (=tanzen) sondern von balar (=blöken, meckern). An solchen Orten haben früher die Hirten ihre Ziegen zusammen getrieben, und wenn viele davon beieinander sind, dann kommt es zwangsläufig zu einem lauten Gemeckere.

Gegenüber der kleinen Bar geht ein Sträßchen bergauf, das mit „La Mesita“ beschildert ist. Dort verläuft auch der Wanderweg PR TF-51 von der Punta de Teno nach San José de los Llanos. Die Straße steigt in mehreren Kurven aufwärts. Hier gibt es zum Glück noch ein bisschen Schatten, der Rest der Wanderung ist dann sehr sonnig. Vorausgesetzt das Wetter macht mit!

Rund 70 Höhenmeter weiter oben, beim letzten Haus, wird der Weg wieder flach. 250 m weiter zweigt links der PR TF-51 ab. Hier könnte man einen Abstecher auf den Höhenrücken der Cumbres de Baracán machen, oder sogar bis auf den Baracán selbst. Diese Route ist weiter unten beschrieben.

Geradeaus auf der Piste kommt man am Wasserbecken von Teno Alto vorbei, das den Ort und die Bauernhöfe der Region versorgt. Wo die Piste ihren höchsten Punkt erreicht, geht man halb rechts weiter. Was zunächst wie ein Fahrweg aussieht, endet gleich wieder, und man findet einen leicht absteigenden Wanderweg, der am Hang entlang verläuft. Direkt im Blick hat man die Nachbarinsel la Gomera. Vorausgesetzt das Wetter macht mit!

Bald danach entdeckt man eine charakteristische Felsgruppe, auf die der Weg direkt zu läuft. Auch der Blick zurück lohnt sich, denn dort sieht man im Osten den Teide und im Süden die grünen Berge von Masca. Hinter den Felsen kommt man an einem verfallenen Gehöft vorbei, geht etwas nach links und umrundet die nächste Felsgruppe auf der rechten Seite. Dort steht noch einmal eine Ruine, mitten in einem regelrechten „Wald“ aus Feigenkakteen. Der Wanderweg geht dazwischen durch. Hier, wie überall auf den einsamen Höhen, lebten früher die Bauern von dem, was sie selbst anbauen konnten, ganz ohne Kontakt zur Außenwelt. Überall auf dem Teno sieht verlassene Ackerterrassen.

Danach geht es etwas steiler bergab, bei feuchtem Boden ist hier eine gewisse Vorsicht angeraten. Unten trifft man auf eine Piste, der man etwa 150m nach links folgt. Dort wo die Piste einen Linksbogen macht, zweigt nach rechts wieder ein Wanderpfad ab. Ziel ist jetzt eine weithin sichtbar Steinsäule. Solche aufgetürmten Steinhaufen sind nicht etwa das Produkt gelangweilter Touristen, sondern waren in früheren Zeiten wichtige Landmarkierungen und Orientierungspunkte. Man findet sie an vielen Stellen auf der Teno-Hochfläche. Hier ist ein perfekter Platz für eine kleine Rast. Man sieht nicht nur La Gomera, sondern auch La Palma. Vorausgesetzt das Wetter macht mit!

Unterhalb der Steinsäule hält man sich zunächst etwas links und geht dann über einige verlassene Ackerterrassen geradeaus auf den Abgrund zu. Achtung! Dort besteht Absturzgefahr. Es gibt kein Geländer und nichts zum Festhalten. Tief unten leuchtet das blaue Meer, rund 600m tiefer. Man befindet sich direkt am oberen Rand der berühmten Los Gigantes.

Direkt am Rand geht der Wanderweg weiter nach rechts. Man entdeckt schon das nächste Highlight: Die Halbinsel Punta de Teno mit dem Leuchtturm, an diesem Punkt aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive. Ein selten fotografiertes Motiv.

Direkt am Rand der Felsen geht man nach rechts oben, zwischen den Ackerterrassen hindurch. Man steigt hinauf zu einer weiteren Steinsäule. In der Schlucht dahinter blickt man immer noch zur Punta de Teno. Man bewundert auch hier die kunstvoll angelegten Terrassen, die sich hangaufwärts ziehen. Welch mühsame Arbeit muss es gewesen sein, diese anzulegen, für einen geringen Ertrag von Kartoffeln oder Getreide.

Auf einer der Terrassen erkennt man den Weg, der danach wieder hinauf zu der Piste führt, wo man fast an derselben Stelle wie beim Abstieg wieder heraus kommt. Nun wird es bequem. Fast eben geht man nach links, trifft nach einem Kilometer auf eine Asphaltstraße und nach 300m auf ein Haus mit Garten. Dort beginnt eine Piste, die in einem weiten Bogen in ein Tal hinunter führt. Gegenüber liegt ein auffallend roter Hügel mit vielen ehemaligen Terrassen.

Unten erkennt man schon den ehemaligen Ziegelofen, wo früher aus der roten Tonerde Ziegelsteine gebrannt wurden. Man kann den Ofen unterhalb des Wegs kurz besichtigen. Hier wurden vor allem Dachziegel hergestellt.

Danach folgt man der Piste und kommt auf der Anhöhe neben einem verfallenen Haus noch an einem schönen Dreschplatz vorbei. Noch einmal geht der Blick in die Ferne hinüber zur Insel La Palma. Vorausgesetzt das Wetter macht mit!

700m weiter auf der Straße erreicht man wieder das Dorf El Bailadero. Vielleicht gibt es dort in der Bar ein kühles Bier oder auf der Panoramaterrasse des Restaurants ein leckeres Mittagessen.

Entfernung: 6,4 km
Gehzeit: 2 Std. 45 min.
Tiefster Punkt: 615 m (am Abgrund), höchster Punkt 870 m (beim Wasserbecken)

Karte

Karte Detail


Abstecher auf die Höhen des Baracán

Dieser zusätzliche Weg bietet noch einmal ein ganz anderes Panorama. An der oben beschriebenen Abzweigung unterhalb des Wasserbeckens wird auf dem Wegweiser eine Entfernung von 2,8km angegeben, es ist jedoch ausreichend, etwa 1,5km zu gehen, also bis zu der Stelle, wo man den Blick auf den Baracán hat (etwas mehr als eine Stunde hin und zurück). Wer zusätzlich noch den Baracán besteigen will, muss mit knapp 4km hin und zurück rechnen.

Der Weg, ein Stück des PR TF-51, steigt zuerst etwas steiler und mit Steintreppen auf, es sind aber nur knapp 50 Höhenmeter. Danach kommt man in einen außergewöhnlich dichten Märchenwald aus Baumheide und Lorbeer, wo der Weg bequem und eben verläuft. Es ist schattig, feucht und grün hier auf der Nordseite des Bergkamms. Den Unterschied bemerkt man, wenn man aus dem Wald herauskommt und auf die Südseite wechselt.

Der Weg steigt langsam an, ist aber einfach zu gehen. Hinter der höchsten Stelle dreht er unterhalb einer Felsgruppe wieder nach links, und dann sieht man den beeindruckenden Gipfel des Baracán. Wie kaum ein anderer Berg der Insel zeigt er aus dieser Perspektive die enormen Unterschiede der Vegetation zwischen der Nord- und der Südseite. Selten, dass das Wetter so mitmacht. Meist fegen hier die Wolken über den Bergkamm und die Feuchtigkeit bleibt auf der Nordseite hängen, wo sich die immer nassen Bäume und Büsche unter dem Wind zu skurrilen Krüppelformen verändert haben. Auf der Südseite dagegen wachsen die Agaven und Kakteen.

Aber wenn das Wetter mitmacht, ist das Panorama unvergleichlich. Man sieht das Tal von El Palmar und Las Portelas, die Straße nach Masca und Los Carrizales und in der Ferne natürlich den Teide.

Wer mag und die nötige Energie hat, kann auch den Baracán besteigen. Der Wanderweg geht aber zunächst wieder ein Stück bergab. Der Aufstieg auf den Gipfel ist recht steil. Mit einer zusätzlichen Stunde muss man rechnen.

Entfernung: 1,5 km einfach (bis auf den Gipfel 2 km einfach)
Gehzeit: 1 Std (bis auf den Gipfel 2 Std.)
Tiefster Punkt: 820 m (beim Wasserbecken), höchster Punkt 1000 m (Gipfel des Baracán)

Karte:

Besonderer Hinweis:

Das Wetter auf den Hochflächen des Teno kann ziemlich ekelhaft sein. Oft peitscht starker Wind die Wolken über die Hügel. Es ist unbedingt ratsam, einen Tag mit stabilem Wetter zu nutzen, sonst wird die Wanderung äußerst ungemütlich. Windig ist es immer!

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Diese Wanderung als pdf und als kml für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE oder schreib eine Mail.

Eine weitere schöne Tour über die Höhen des Teno, zu farbigen Felsen und einer beeindruckenden Mondlandschaft, findest du hier: Die Farben des Teno.


Artikel-Nr. 5-5-232

2 Gedanken zu “Phantastische Aussichten

  1. Pingback: Phantastische Aussichten – Der Weg ist das Ziel

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