Die Farben des Teno

Ein bunter Spaziergang.

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Rot – braun – gelb – weiß. Wer glaubt, dass Vulkangestein immer schwarz ist, sollte sich mal aufmachen zu den Hochflächen des Teno. Dort ist die Natur so bunt wie nirgends sonst auf der Insel. Überraschend farbig sind die Gesteine, tiefblau das Meer und der Himmel, und ein wenig grün gibt es auch.

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Zunächst einmal vielen Dank an Wolfgang Kieckbusch, der die spannende Route zu den Farben entdeckt hat, die in großen Teilen auf wenig begangenen Pfaden verläuft. Einen Link zu seinen Wandervorschlägen findest du unten.

Das Teno-Gebirge im Westen der Insel gehört wie das Anaga am anderen Ende zu den geologisch ältesten Teilen Teneriffas, die lange vor dem Aufbau des Teide entstanden sind. Dort wurden seit Millionen von Jahren die Gesteine durch Verwitterung stark umgeformt. Im äußeren Teil des Teno gibt es nur wenig Vegetationsbedeckung, so dass an der Erdoberfläche die Gesteine viel besser sichtbar sind als in Gebieten mit viel Wald.

Einen klaren Tag sollte man schon erwischen, wenn man auf Farbensuche gehen will. Leider hängt all zu oft eine dicke Wolkenschicht über den ausgesetzten Höhenzügen des Teno, und starker Wind treibt die Nebelfetzen über kahle Hänge. Die Bäume ducken sich und nehmen bizarre Formen an. Ziegenhirten haben viele kleine Wälle und Mauern aus Steinen errichtet oder Höhlen in den Fels geschlagen, um sich vor Regen und Sturm zu schützen. Hier oben wechselt das Wetter oft innerhalb von Minuten.
Bei klarer Sicht kann man in der Ferne die Nachbarinsel La Palma sehen, die rund 100km entfernt ist.

Das Regenwasser ist dafür verantwortlich, dass wir die Gesteinsfarben überhaupt sehen können. Nur dort, wo die Vegetation fehlt, hat die Erosion das Gestein freigelegt. Die Zerstörung der kargen Pflanzendecke ist wiederum eine Folge der Jahrhunderte langen Beweidung. Ziegen haben die wenigen Büsche und Bäume abgefressen und die dünne Grasnarbe zerstört. Der Regen wäscht die oberste Bodenschicht weg und frisst sich danach in das schon stark vorwerwitterte Gestein.

Für die Farben ist vor allen die Oxidationsverwitterung verantwortlich. Viele Minerale, die Gesteine aufbauen, enthalten Eisen, Mangan oder Schwefel. Diese Elemente werden durch Sauerstoff und Wasser oxidiert. Ionen niedriger Oxidationsstufe werden im Mineralgitter zu höherwertigen oxidiert. Das Gestein „rostet“ und erhält dadurch bräunliche, rötliche oder gelbliche Farben. Die ursprüngliche Mineralstruktur wird zerstört und ehemals harte Vulkanite werden brüchig und an der Oberfläche auch lehmig. Für diejenigen, die sich für die chemischen Prozesse genauer interessieren, hier zwei Beispiele der Eisen- und Schwefeloxidation:

a) zweiwertiges Eisen (Beispiel Mineral Siderit) wird zu dreiwertigem Eisen:
4 FeCO3 + 6 H2O + O2 → 4 FeOOH + 4 HCO3- + 4 H+
b) zweiwertig-negativer Schwefel (Beispiel Mineral Pyrit) wird zu sechswertigem, positivem Schwefel:
4 FeS2 + 14 O2 + 4 H2O → 4 FeSO4 + 4 H2SO4

Hinzu kommen Schichten aus weißen oder sehr hellen vulkanischen Tuffen, wie sie bei einer pyroklastischen Vulkanexplosion entstehen können, die an der Oberfläche oft sehr glatt sind.

Das merkt man beim Wandern. Bei Trockenheit sind die offenen Flächen sehr locker und man kann leicht abrutschen. Nach Regen bildet sich eine Lehm- und Schlammschicht an der Oberfläche und es besteht an steilen Stellen ebenfalls erhöhte Rutschgefahr. Gutes Schuhwerk, und nach Bedarf auch Wanderstöcke, sind bei einer Wanderung in solchen Gebieten also absolute Bedingung.

Auf der im folgenden beschriebenen Wanderrunde geht man im ersten Teil öfters auf wenig begangenen Wegen oder gar querfeldein, und es gibt einige steile Kletterpartien. Vorsicht ist angesagt! Eine direkte Absturzgefahr besteht aber nirgends, wenn man sich von den senkrechten Ausguckfelsen fernhält.

Wanderung:
An der unten bei „Anfahrt“ beschriebenen Parkmöglichkeit geht man links durch niedriges Gebüsch auf einem teilweise undeutlichen Pfad am Hang entlang, der nach etwa 100m beginnt, langsam anzusteigen. Nach rechts hat man schöne Ausblicke in den Barranco, hinunter nach Buenavista und zum Teide.

Man hält sich auf dem teils undeutlichen Pfad im Wesentlichen immer am Hang entlang Richtung Norden. Nach etwa 500m steigt man über ein weißes Gipsfeld abwärts. Danach geht man nach links in einen Taleinschnitt hinein, weiter am Hang entlang, und muss dann etwas abwärts klettern, um zum nächsten weißen Gipsfeld zu kommen. Auch auf diesem geht es weiter abwärts, bis man den Blick zum Sattel frei hat, auf dem ein weithin sichtbarer Dreschplatz liegt (nach insgesamt 1 km). Hier trifft man wieder auf den offiziellen Wanderweg „Camino del Risco“, TF 58.

Der runde, mit Steinen eingefasst Dreschplatz eignet sich gut für eine kleine Rast. Auf dem gegenüberliegenden Hang ist der ansteigende Pfad dann gut zu erkennen. Vorher sollte man aber noch etwa 10m zu einem Aussichtspunkt gehen, wo man nach Buenavista hinunter schauen kann. Hier ist auch der Einstieg in den berühmten „Risco-Steig“, der allerdings für Normalwanderer nicht zu empfehlen ist.

Der Weiterweg steigt nun sanft an. Nach 200m sieht man von einer Anhöhe aus schon das Gebiet der roten Erde. Hier sind Tuffe mit besonders schönen Farbtöne aufgeschlossen

Nach einem weiteren tollen Aussichtspunkt geht man nun in einem Linksbogen in ein weites Tal hinunter. Hier sind uralte Ackerterrassen, teilweise mit Mauern eingefasst. Ziel ist der weithin sichtbare „gelbe Fleck“. Dort überquert man ohne Weg den trockenen Bachlauf und steigt oberhalb des gelben Flecks ebenfalls weglos bis zur Anhöhe hinauf. Gegenüber sind Höhlen in den Fels geschlagen, die von Ziegenhirten als Schutz genutzt werden.

Der nächste Wegpunkt ist ebenfalls gut sichtbar. Ein Pfosten mit einem Netz, das als Nebelfänger dient. In diesem Netz fangen sich die Wassertröpfchen der Wolken. Über einen Schlauch wird das gewonnene Wasser zu einem Behälter geleitet, der unterhalb zwischen einigen Steinen versteckt ist. So haben die Ziegenhirten immer einen Notvorrat an Trinkwasser.

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Oberhalb des Nebelfängers trifft man auf einen Fahrweg, dem man nach links folgt. Er mündet in einen schmalen Pfad, auf dem man wieder hinauf zum Dreschplatz kommen würde. Stattdessen steigt man kurz etwas steiler an zu dem gut sichtbaren Wanderschild des „Camino del Risco“. Dort folgt man dem ausgeschilderten Weg nach rechts, der am Hang entlang ganz bequem wieder zurück zum Auto führt.

Nicht auslassen sollte man noch die bizarren Felsgruppen direkt an der asfaltierten Straße, etwa 200m unterhalb der Kurve. Hier sind besonders schöne gelbbraune Felsen aus Tuffgestein herauspräpariert.


Entfernung: 4km
Gehzeit: 2,5h
höchster Punkt 750m, tiefster Punkt 600m

Karte:Farben Teno

Anfahrt:
Die Straße von El Palmar nach Teno Alto ist schmal und kurvig, aber vor kurzem neu asfaltiert worden. Das kleine Dorf heißt Los Bailaderos, und direkt neben der gleichnamigen Bar fährt man auf dem Asfaltsträßchen etwas aufwärts, dann wieder hinunter. Nach einer Linkskurve kommt eine Rechtskurve, in der nach rechts eine Privatstraße abzweigt. Hier kreuzt auch der Wanderweg TF 58. 20m nach Beginn der Privatstraße gibt es links eine Parkmöglichkeit (800m nach dem Dorf).
Wer das Auto in Los Bailaderos stehen lassen möchte, kann natürlich von dort aus auch auf dem beschilderten Weg bis zu dieser Stelle wandern. Dieser verläuft oberhalb der Straße über den Höhenrücken.

Auch im Dorf entdeckt man eine Menge Farben:

Gehe zu Google Map:

Diese Wanderung als pdf und als kml für Google Earth: Lies nach auf der Seite SERVICE und schreib mir eine Mail.

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Wolfgang Kieckbusch hat auf seiner Internetseite viele Wandervorschläge zusammengestellt. Es lohnt sich, dort mal reinzuschauen: http://www.wandern-auf-teneriffa.de/

Eine andere Tour auf der Teno-Hochfläche führt zu Aussichtspunkten direkt oberhalb der Los Gigantes: Phantastische Aussichten.


Artikel-Nr. 5-3-88

Ein Gedanke zu “Die Farben des Teno

  1. Pingback: Phantastische Aussichten | Mein Teneriffa - Mi Tenerife

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