Über den kahlen Berg zum Meer.

In einer Umgebung, die nicht unbedingt zu den beliebten Wandergebieten gehört, kann man einen kleinen, aber ungewöhnlichen Berg erkunden. Das Landschaftsschutzgebiet der Montaña Pelada liegt direkt am Meer zwischen El Médano und dem Hafen von Granadilla. Auf einer kleinen Rundwanderung entdeckt man die wüstenhafte Landschaft und fantastische Felsformationen.

Ein guter Ausgangspunkt für diese nicht alltägliche Entdeckungstour ist der Ortsteil Arenas del Mar von El Médano. Bei dem großen Hotel gleichen Namens (buchbar direkt bei Booking.com) gibt es Parkplätze. Geht man direkt am Strand den Verbindungsweg hinauf zur Hauptstraße, findet man auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen ehemals asphaltierten Feldweg, der zu einer Häusergruppe hinauf führt. Dort wird es steinig und staubig.
Geradeaus weiter sieht man in der Ferne schon das erste Ziel der Entdeckungstour, die verrosteten Ruinen eines ehemaligen Projekts zur Nutzung von Sonnenenergie. Hier wollte ein cleverer Ingenieur im Jahr 2007 eine Versuchsanlage bauen, aber daraus wurde leider nichts. Jetzt steht das futuristische Gerippe funktionslos in der brennenden Sonne. Die ganze Geschichte dazu gibt es hier: Schrott in der Wüste.

Oberhalb davon geht man in einem Bogen hinauf zu einer kleinen Anhöhe, davor stehen meist ein paar Camper oder Wohnmobile. Vom Weg aus blickt man dann zurück nach El Médano und zur Montaña Roja, und nach vorne auf den kahlen Berg. Man geht den Weg weiter und auf einen gut sichtbaren kleinen weißen Pfosten zu, eine Landmarkierung auf einem Hügel.





Dahinter liegt ein neues Projekt zur Nutzung de Sonnenenergie, ein großes Feld mit Photovoltaikelementen. An diesem geht man rechts am Zaun entlang und kommt zum offiziellen und ausgeschilderten Weg auf die Montaña Pelada, den „kahlen Berg“.


Über schneeweiße Tuffgesteine steigt man hinauf, bis man einen Blick in den flachen Krater hat. Es ist ein typischer Explosionskrater. Als aufsteigendes Magma hier in Kontakt mit dem Meerwasser kam, wurden durch heftige Explosionen Gesteinsbrocken und Asche in die Luft geschleudert, deren Ablagerungen man heute sehen kann. Der fast kreisrunde Berg ist an der höchsten Stelle 107 Meter über dem Meer, er hat einen Umfang von 2,5 km. Ein breiter Wanderweg führt einmal um dem Krater herum, ein anderer quer hindurch.

An der höchsten Stelle des Kamms ist es jedoch besser, den Weg nach links zu verlassen und immer auf der Kammhöhe entlang zu laufen, so hat man bessere Aussichten in alle Richtungen. Mit etwas Vorsicht beschädigt man auch keine Pflanzen, denn es ist dort überwiegend nackter Fels. Hier wächst die Balsam-Wolfsmilch Tabaiba (Euphorbia balsamifera) in einer Kleinform und krallt sich an den wenigen Vertiefungen im Gestein fest. Der graue und fast blattlose Strauch-Dornlattich (Launaea arborescens) ist gut an seinen zickzackförmigen und ineinander verhakten Zweigen zu erkennen, er hat kleine, gelbe Korbblüten.

Es ist ganz erstaunlich, wie sich die Pflanzen hier in den Felsspalten festklammern und überleben. Wenn es hier vielleicht einmal im Jahr regnet, dann sorgt der Wind sofort wieder für schnelle Verdunstung. Wer hier wachsen will, muss ein Überlebenskünstler sein. Deshalb bitte besonders auf die Pflanzen achten!
Einen größeren Blickfang bilden nun die Windräder, die in mehreren Reihen auf den Hügeln gegenüber stehen. Sie gehören zum Institut für Technologie und erneuerbare Energien (ITER) und stehen nicht umsonst hier. Denn die Küsten von Granadilla gehören zu den windigsten Zonen Teneriffas, was man beim Wandern auch zu spüren bekommt. Der Ausbau der Windenergieanlagen schreitet immer weiter voran, jedes Jahr kommen neue Windparks dazu. Hinter den Windrädern sieht man die Hafenanlagen von Granadilla, der Hafen ging im Jahr 2018 neu in Betrieb.





Man geht dann am besten wieder hinunter auf den Wanderweg. Etwa 200m weiter kann man einen Abstecher zu einem wunderschönen Strand machen. Man sollte den linken Bergrücken nehmen, wo man auch eine Art Pfad entdecken kann. Das Ziel ist die Playa de Cuevas del Trigo. Geht man zu weit rechts hinunter, kommt man zwar auch ans Wasser, aber nur zu einer winzigen Bucht, von der aus es keine Möglichkeit gibt, zum großen Strand zu kommen. Der Strand hat feinen Sand und ist etwa 100m breit. Natürlich wäre hier eine Badepause angesagt. Badekleidung ist nicht unbedingt nötig, und für das Trocknen sorgt der Wind.




Danach lässt sich allerdings der Aufstieg nicht vermeiden. Direkt an der zerklüfteten Küste gibt es leider kein Weiterkommen. Man muss wieder hinaufsteigen bis zum Wanderweg und dort nach links weiter laufen. Allerdings kann man den Weg an mehreren Stellen verlassen, um einen besseren Blick über die fantastische Felsküste zu haben. Immer wieder gibt es dazwischen schmale Schluchten, an deren Ende jeweils kleine, versteckte Sandbuchten liegen. Das Meer hat auf diesem Abschnitt der Kraterrand schon stark angenagt. Die Geologen vermuten auch einen zweiten Explosionskrater, der durch die Erosion des Wassers schon fast verschwunden ist.
Der Wanderweg durchquert einen Geländeeinschnitt und steigt danach an zur höchsten Stelle des Bergs. Eine Abzweigung nach links, auf einem Felspfad entlang des Abhangs, ist nicht zu empfehlen. Der Fels ist zwar hart und nicht rutschig, aber stolpern darf man dort nicht, denn nach unten gibt es keinen Halt. Besser auf dem angelegten Weg bleiben! Kurz unterhalb der höchsten Stelle markieren ein paar Steinmännchen eine Abzweigung nach links in den Hang hinein. Dort ist es weniger gefährlich. Das Ziel ist der schneeweiße Rücken oberhalb des Strands. Hier handelt es sich um eine fossile Düne, deren Sand im Laufe der Jahrtausende zu Stein verfestigt wurde.



Fast an der Spitze des weißen Rückens findet man einen steilen Abstieg nach rechts und kommt unten durch ein Tal hinaus zur Playa la Pelada. Dieser Strand ist bei entsprechendem Wetter oft gut bevölkert, weil er vom Ort aus leicht zu erreichen ist. Der beständige Wind treibt den graublauen Sand landeinwärts, und so entstehen im hinteren Teil des Strands Wanderdünen mit schönen Mustern. An den Felsen am linken Rand des Strands kann man gut sehen, wie Lavabrocken in die verfestigten Ascheschichten eingebettet wurden.






Der wunderschöne Strand ist flach und feinsandig, oft ist man hier ganz alleine.



Der Rückweg ist nun leicht zu finden. Vom Strand aus geht man hinauf zu einem mit Steinen eingefassten Weg, der an der Straße endet. Die danach folgende Promenade ist ziemlich verwahrlost, Unkraut, Hundehäufchen und offene Löcher machen das Spazierengehen etwas kompliziert. Am Ende der Promenade geht man zwischen den Häusern nach hinten, durchquert noch einen kleinen Bachlauf, und hat dann schon wieder das Hotel Arenas del Mar im Blick.
Karte:
Entfernung: 6,5km
Gehzeit: 2h, ohne Abstecher zum Strand
Höchster Punkt: 105m
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Artikel-Nr. 12-6-147
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