Schöne Aussicht mit Geschichte

An einem der schönsten Aussichtspunkte in Santa Cruz gibt es einiges zu erzählen. Hier war ein wichtiger Haltepunkt der „Milchfrauen“, die früher Nahrungsmittel in die Stadt brachten. Mit Informationstafeln und Wandgemälden wurde die Panoramaterrasse von der Stadt schön hergerichtet. Allein schon wegen der Aussicht lohnt es sich auch heute noch, einmal hier zu halten.

Der Mirador de Vistabella liegt direkt an der Hauptstraße, die sich in vielen Kurven den Berg hinauf windet, die Carretera Santa Cruz a La Laguna (TF-180). Im gleichnamigen Stadtteil, genau an der Grenze zu La Cuesta, liegt die Aussichtsterrasse Vistabella. Wer hier in der Gegend wohnt, hat den perfekten Blick über die Hauptstadt und bezahlt die höchsten Miet- und Grundstückspreise der Stadt. Hier stehen nicht nur teure Villen und architektonische Schätzchen, sondern auch die alte Festungsanlage San Joaquín. Sie wurde nicht umsonst hier oben gebaut, denn von hier hat man den weiten Blick auf das Meer und kann jede Schiffsbewegung genau beobachten.





Mit viel Glück findet man an der Straße einen Parkplatz. 100 m weiter oben ist auch eine Haltestelle der Linie 014. Zur Aussichtsterrasse geht es ein paar Treppen hinunter, und schon hat man den besten Blick über die Stadt. Früher gab es hier noch eine Pergola mit steinernen Sitzbänken. Heute sitzt man im Schatten unter mehreren kräftig gewachsenen Drachenbäumen. Das Panorama ist beeindruckend und reicht über den Hafen weit nach Norden.
Hier ist ein kurzes Video:

Hier an dieser Stelle war früher ein wichtiger Treffpunkt für die „Milchfrauen“. Es waren Bauersfrauen, die bis in die 1950er Jahre aus den Tälern rund um La Laguna und La Esperanza landwirtschaftliche Produkte, insbesondere Milch, Butter und Käse nach Santa Cruz brachten. Sie trafen sich hier, um die neuesten Nachrichten auszutauschen oder ruhten sich aus, wenn sie den Berg herauf kamen. 800m weiter unten befand sich neben einer der zahlreichen Zollstationen auch der Sitz der Gesundheitsbehörde. Im Jahr 1900 wurde diese Institution geschaffen, um Qualität und Menge der Waren zu kontrollieren, die in die Stadt gelangten. Hier mussten die Milchfrauen Gebühren bezahlen, bevor sie ihre Produkte in der Stadt verkaufen durften. So war es wichtig zu wissen, wie man diese lästige Pflicht und die zusätzlichen Kosten umgehen oder wenigstens reduzieren konnte.

Der Arbeitstag der Milchfrauen war lang und anstrengend. Noch vor Tagesanbruch mussten die Tiere gemolken werden, und dann machten sie sich auf den Weg, mehrere Stunden und viele Kilometer mit schweren Körben auf den Köpfen. Wer Glück hatte, traf unterwegs eine Begleiterin mit einem Esel, aber viele der Wege waren zu steil und schmal für Transporttiere. Wer Glück und etwas Geld übrig hatte, konnte hier auch auf den Bus oder die Straßenbahn umsteigen, und war vielleicht vor Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause. Aber oft ließ man sie nicht einsteigen wegen des Gestanks der Essenreste, die sie als Viehfutter mit nach Hause nahmen.
Eine viel begangene Route führte aus dem Tal von Las Mercedes über Valle Jiménez und Cueva Roja nach Santa Cruz. In diesem Artikel ist die Wanderung beschrieben: Der Milchmädchenweg. Dort erfährst du noch mehr über die Milchfrauen.



Im März 2021 wurde der Aussichtspunkt neu eröffnet. Er war arg heruntergekommen und vernachlässigt, aber jetzt haben die Milchfrauen hier ein Denkmal. Die Stadtteilverwaltung Ofra-Costa Sur beauftragte das Unternehmen Mural Basement, die hässlichen Wände auf der Straßenseite künstlerisch zu gestalten. Das Wandbild basiert auf dem malerischen Werk des Künstlers Pedro de Guezala (1896-1960) aus Teneriffa, der zur Zeit der größten Aktivität der Milchmädchen lebte, die er in mehreren seiner Gemälde darstellte.

Pedro de Guezala hatte viele Milchfrauen porträtiert, seine Werke sind im Museo de Bellas Artes zu sehen. Er erhielt aber auch Kritik, weil ihre Gesichter zu „städtisch“ und zu jugendlich ausfielen. Und so mussten die heutigen Graffiti-Künstler darauf achten, sie etwas älter und „naturgetreuer“ aussehen zu lassen.



Der verantwortliche Künstler Erik Air bemalte die Wände in kräftigen Farben. Sein Bild enthält auch als vorherrschendes Naturelemente die Pitera, eine Agavenart, und die Chumbera, die Opuntie, Pflanzen, die in dieser Gegend früher vorherrschend waren. An der ehemaligen Bushaltestelle gibt es auch ein Bild in schwarz-weiß, das drei Milchfrauen vor einer „Jardinera“ zeigt, einem der offenen Busse, die hier verkehrten.
Drei Informationstafeln an der Wand erzählen ein wenig von der Geschichte. Es ist auch geplant, hier eine Cafeteria zu eröffnen, aber die Vergabe einer Lizenz ist noch nicht in Sicht.
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Hier sind weitere Geschichten zu diesem Thema:
Der Milchmädchenweg beschreibt die Wanderung von La Laguna nach Santa Cruz.
Im Artikel Der letzte Wagen erfährst du etwas über die Straßenbahn und in Guagua kannst du mehr über die Geschichte der Busse lesen.
Artikel-Nr. 26-27-194