Der halbe Berg

Auf halber Höhe.

Blühende Gärten, grünen Kiefernwald und einen perfekten Ausblick über das Tal von Güímar erlebt man auf dieser Rundwanderung oberhalb des „halben Bergs“ von Arafo, einem alten Vulkankegel. Wer nicht in den Wald hinauf steigen will, kann auch nur die Aussicht und die grünen Hügel genießen.

Die Media Montaña ist ein gut erhaltener Vulkankegel, dessen Krater sich nach Süden hin öffnet und aus dem sich ein Strom basaltischer Lava ergossen hatte. Er ist ein geomorphologisches Element von großer Einzigartigkeit, da die erosive Wirkung der Tapia-Schlucht in seinem unteren Bereich zu dem Phänomen geführt hat, das als „Löffelschlag“ bekannt ist, da der vulkanische Apparat zusammengebrochen, verschwunden und zerfallen ist. Deshalb ist es nur noch ein halber Berg. Die Erosion hat die kaum zementierten Aschen und Lapilli abtransportiert. Im Westen des Hauptkegels von Media Montaña gibt es noch eine weitere Anhäufung von pyroklastischem Material ohne Krater, aber mit einer erstaunlichen Farbenvielfalt. Und dort ist auch ein perfekter Aussichtsbalkon über Candelaría und das Tal von Güímar.

Die hier vorgestellte Rundwanderung verläuft nicht auf einem offiziellen Weg und erfordert ein bisschen Kondition, denn die Auf- und Abstiege sind steil. Sie ist besonders im Frühjahr zu empfehlen, wenn die Bergwiesen und Obstbäume blühen, oder im Winter, wenn sich die Blätter gelb färben und es in der Höhe schon zu kalt ist.

Man beginnt die Tour am besten beim wunderschönen Aussichtspunkt Chivisaya, direkt in der Kurve der Hauptstraße TF-523, die von Arafo herauf kommt. Man kann an der Aussichtsplattform parken oder gegenüber im Innern der Kurve. Dort ist am Wochenende oft ein beliebter Treffpunkt von Bikern, für die es ein Vergnügen ist, auf der kurvigen Straße ihre Motorräder so richtig zum Einsatz zu bringen. Leider gibt es auch oft Unfälle. Ein großes Verkehrsschild warnt: „In den letzten 5 Jahren 15 Todesopfer!“

Man geht auf der Straße etwa 90m nach oben, wo hinter einer Kette ein Weg beginnt, der nach links hinauf zum Haus einer Finca führt. Man geht links am Haus vorbei und danach auf einem schmalen Pfad am Hang entlang nach links, direkt oberhalb der Schlucht am Fuße des Vulkankegels.

Dort kommt man zu einem weiteren kleinen Haus, das schön in einem Garten liegt. Dort gibt es viele Obstbäume. Im März und April blühen die Mandel- und Kirschbäume und dazwischen leuchten die Blüten des Goldmohns und die weißen Tajinasten. Geht man am Zaun entlang weiter, erkennt man den Pfad, der zum Vulkan hinauf führt. Wer nur zum Aussichtspunkt gehen möchte, steigt dort hinauf, was aber in der lockeren Asche etwas unbequem ist. Die große Rundwanderung geht dann unten am Zaun entlang weiter.

Dort wo der Zaun endet, kann man noch ein Stück geradeaus weiter gehen und vor einem Tor nach links. In diesem kleinen geschützten Tälchen stehen Walnussbäume, und im Oktober findet man hier viele Nüsse. Wo der Zaun endet, erkennt man nach rechts einen Aufstiegsweg, der zwischen Feigenkakteen und Kastanienbäumen verläuft und bald ziemlich steil wird. Zum Glück kommt man schnell in den schattigen Kiefernwald und auf einen weniger steilen Weg, der geradeaus auf eine Gruppe von verfallenen Häusern zu läuft. Von diesen ist nicht mehr viel übrig, es sind nur noch komplette Ruinen, aber sicher war hier einmal die Wohnstätte von Bauern.

An der zweiten Ruine, ein bisschen weiter rechts, geht man links vorbei und steigt dann immer auf dem bewaldeten Rücken nach oben. Hier ist es noch einmal recht steil, und der Weg ist zunächst kaum erkennbar. Wenn man sich immer in der Mitte des Hangs hält, kann man nicht falsch gehen und findet weiter oben auch wieder einen deutlicheren Weg.

Dieser stößt etwa 300m nach den Ruinen auf eine breite Waldpiste, direkt in einer Kurve. Man geht nach oben und bleibt nun für 1,6km auf diesem sehr bequemen Weg, der in mehreren Kurven ganz langsam an Höhe gewinnt. Später läuft die Piste deutlich in ein Tal hinein und auf der gegenüber liegenden Seite wieder zurück. Dort hat man dann auch einen schönen Ausblick über die Schlucht, besonders an der Stelle, wo die Piste wieder nach rechts dreht.

Nun geht es wieder abwärts und es heißt gleich zweimal aufgepasst! Nach 100m zweigt spitzwinklig nach links eine andere Piste ab, und nach weiteren 100m beginnt in einer Rechtskurve der Abstiegspfad. Dort liegen ein paar große Steine und vielleicht auch kleine Steinmännchen darauf.

Der Pfad ist steil und die dicke Schicht aus Kiefernnadeln macht ihn etwas rutschgefährlich. Er wird leider auch von Motocross- und Mountainbike-Fahrern benützt, die tiefe Rinnen gegraben haben. Besonders weiter unten, wo es aus dem Wald heraus geht, ist es sehr unbequem zu laufen, weil in der Rinne auch viele lockere Steine liegen. Hier bewähren sich gute und sichere Wanderstiefel!

Das Gebüsch wird langsam niedriger und gibt bald den Blick frei auf die malerische Media Montaña. Hier stehen besonders viele weiße Tajinasten, im April eine Augen- und Bienenweide. Jetzt erkennt man auch, warum der Vulkankegel so heißt. Die nach Süden ausgerichtete Flanke ist wie ein Löffel ausgehöhlt. Dort wachsen Kiefern, während der Nordhang nur aus Asche besteht. Seine Spitze ist 1225m hoch. Ihr vorgelagert ist ein anderer flacher Kegel (1194m) aus rotbraunem Gestein, an einigen Stellen gibt es auch gelblich-rotes Material.

Zu dem gut sichtbaren Holzpfosten kann man leicht hinüber gehen. Hier hat man einen herrlichen Ausblick hinunter bis zum Meer, über Candelaria und die Montaña Grande von Güímar. Mit etwas Glück sieht man in der Ferne auch die Nachbarinsel Gran Canaria. Es ist mit Sicherheit einer der besten Aussichtsberge der Gegend, und einer der weniger bekannten.

Der Rückweg ist nun klar. An der Flanke des Vulkans geht es in lockerem Aschegrus bergab, man rutscht mehr als man geht. Auch hier sind gute Stiefel hilfreich. Unten sieht man schon das hübsche Gartenhaus. Auf demselben Weg geht es dann zurück zur Straße.

Entfernung: 4,8km
Tiefster Punkt: 1105m, höchster Punkt: 1390m
Zeitbedarf: 3 Std.

Karte:

Hinweis: Keine Beschilderung, Auf- und Abstieg steil, gute Schuhe erforderlich.

Wer nur eine leichte Kurzwanderung machen möchte, geht nur bis zur Aussicht und durch das hübsche Tälchen zurück.

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Hier findest du einen Artikel über die Blumenwiesen von Arafo, wo im April besonders viel Goldmohn blüht: Goldene Zeiten.


Artikel-Nr. 2-4-246

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